Meinung Sedlaceks Ant Arctic Lab: Fünfter Abbruch – Das Problem mit der Glaubwürdigkeit

Geschäft mit dem Abenteuer

Es ist schon wieder passiert. Zum fünften Mal hat der Österreicher Norbert Sedlacek (61) seinen Ant Arctic Lab Rekordversuch abgebrochen. Rund 200 Seetage kündigte er an, nie war er länger als 11 Tage auf dem Wasser.

Sedlacek auf seinem Open60. © Innovation Yachts

Dieser Mann ist ein Rätsel. Soll man Norbert Sedlacek für seine Hartnäckigkeit bewundern, für sein Pech bedauern, an seinen Absichten zweifeln, die Vorbereitungen kritisieren? Wie kann ein Segelprojekt so oft scheitern? Diese Frage stellt sich an so manchem Segler-Stammtisch.

Abschied in Les Sables d’Olonne. © Innovation Yachts

Sechs Tage hat es diesmal gedauert, bis der Österreicher seine Langfahrt beendete, die ihn  als ersten Einhandsegler unter Einbeziehung der Arktischen und antarktischen Gewässer um die Welt führen sollte. Diesmal gibt es nach dem ersten Sturm vor Irland ein Problem mit dem Neigekiel seines Open60.  “Er kann technisch gesehen, mit Ausnahme des Hydrauliksystems, mit Bordmitteln nicht repariert werden”, heißt es in der Begründung für den Abbruch. “Bedenkt man die Länge und den geplanten Routenverlauf dieses Rekordversuches nonstop und ohne Hilfe von außen, durch sowohl Arktische als auch Antarktische Gewässer, erscheint die von Skipper Norbert getroffene Entscheidung unumgänglich.” Sedlacek werde jetzt „im Schongang“ in den Heimathafen Les Sables d‘Olonne zurückkehren.

Sedlacek im Sturm bei Irland.

Dazu wird noch der Dalei Lama zitiert: “Denke daran, dass nicht zu bekommen, was du willst, manchmal ein großer Glücksfall sein kann.” Hmm… Soll es heißen, besser so? Wer weiß, was in dem geplanten halben Jahr auf See auf den 32.000 Seemeilen noch passiert wäre?

Hoher Speed im Sturm bei Irland, aber der Kiel mach Zicken. © Innovation Yachts

Tracker Ant Arctic Lab

Am 15. Januar 2014 hab ich mich schon einmal mit dem Phänomen Sedlacek beschäftigt. Damals war bei dem Versuch gescheitert, mit seinem 16 Fuß Mini “Fipofix”über den Atlantik zu segeln. Danach übernahm Sohn Harald (damals 32) die Pinne. Auch er drehte nach einem Tag um, erledigte aber schließlich das Vorhaben, mit dem Vulkanfasern für den Bootsbau promotet werden sollte. Neun Jahre später scheint der Text immer noch zu passen:

Vom Straßenbahner zum Weltumsegler

sedlacek, open 16

Der 51 jährige österreichische Offshore-Segler © sedlacek

Norbert Sedlacek ist ja ein wirklich spannender Typ. Die ungewöhnliche Geschichte des Österreichers vom beamteten Straßenbahnfahrer und Tae Kwon Do Nationalmannschaftsmitglied zum Segel-Abenteuer hat einen sympathischen Erkennungswert.

Der Wiener umsegelte 1996-98 auf einer 8.40 Meter Yacht einhand die Welt, 2000-01 mit einem größeren Schiff die Antarktis und cruiste zweimal 04/05 und 08/09 mit einem 13 Jahre alten Open 60 dem Vendée Globe Feld hinterher. Beim zweiten Versuch gelang ihm das Finish. Ein schönes Abenteuer, auch wenn er als Letzter im Feld der verbliebenen Teilnehmer ankam.

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Carsten Kemmling

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35 Kommentare zu „Sedlaceks Ant Arctic Lab: Fünfter Abbruch – Das Problem mit der Glaubwürdigkeit“

  1. avatar drumbeat sagt:

    ich versteh auch nich warum man diesem Trostpreis überhaupt immer diese Plattform bietet und weiter über ihn berichtet.

  2. avatar Christian1968 sagt:

    Stimmen die Datumsangaben bei den Kommentaren….alle aus 2014 ?

    Aber davon abgesehen: es ist einfach nur absurd. JEDES Mal nach wenigen Tagen wegen technischer Probleme abbrechen zu müssen…sorry, viele von uns segeln, viele segeln auch mal längere Strecken, auch mal über den Atlantik o.ä., aber die meisten von uns bereiten ihr Boot ordentlich vor, dann geht mal was kaputt, aber zum Glück meist nichts schlimmes.
    Aber das hier jedes mal schon am Anfang wichtige Systeme ausfallen kommt zu oft vor, um es einfach erklären zu können.

    Ich habe von kurzem das Portrait in der Yacht von Herrn Selacek gelesen und fand ihn echt sympathisch. Aber dieses Projekt ist einfach irgendwie nur noch schwer ernst zu nehmen.

  3. avatar Sr-Leser sagt:

    Die Fipofix ist jetzt 12,5 Tage unterwegs und hat rund 510 sm auf direktem Weg gut gemacht. Das sind 41sm pro Tag. Angekündigt war das Projekt mit 105sm pro Tag. Wenn das Boot auf Basis der 105sm verproviantiert wurde, wird der Skipper sicher deutlich schlanker – wenn überhaupt – in den USA ankommen. 🙂

  4. avatar Rainer Zufall sagt:

    YOU GOT THE POINT!!!
    Politiker sind auch nur Menschen (angeblich) Éund absolut homogen zu diesem schriftlichen Schauspiel welches sich mit nach oben und unten zeigenden DŠumchen regelrecht auszeichnet 😉
    Da hier ja nur (mit ganz wenig Ausnahmen) Contra diskutiert wird stellt sich die Frage ob die meisten hier eigentlich mitbekommen das Sie fŸr Norbert & Harald Werbung machen.
    Wie bereits jedes Kind wei§ gibt es ja keine gute oder schlechte Werbung.
    Die Tatsache das hier derma§en hei§ diskutiert wird und DŠumchen-Buttons penetriert werden ist doch auch schon Werbung!
    (Vor allem eine sehr sehr billige) 🙂

    Ein Beispiel?
    Ich kaufte heute einen Vanille-Topfentascherl welches laut der TV-Werbung eine neue Rezeptur und besseren Geschmack versprach.
    Es schmeckte mir aber nicht besser…Ich ging also ins Internet und postete meinen Unmut und mein Missfallen!
    NatŸrlich auf einer anerkannten Vanille-Topfen-Site.
    Viele Menschen teilten meine Meinung nicht und es entstand eine regelrechte Diskussion Ÿber andere Tascherl, zu matschigen Topfen uswÉ.
    Ja sogar die Entdeckung der Vanille wurde in Frage gestellt da es lt. “Userfreggel_79” schon seit Jahrtausenden von Chinesen zur FaltenglŠttung der Haut verwendet wŸrde.

    Das Resultat?
    Sehr viele Leute dachten bei Ihrem nŠchsten Einkauf nach ob Sie dem Vanille-Topfentascherl mit der neuen Rezeptur nicht doch Chance geben sollten.
    Manche fragten sogar Freunde und Bekannte wie Ihnen dieses Tascherl schmeckt. Die Šltere Generation fragte sich ob in der guten alten Zeit die Tascherl auch mit Hammer und Sichel verspeist wurden.
    Finanziell unabhŠngige haben sogar ein 3+1 Packerl gekauft um anderen eine Aufmerksamkeit anbieten zu kšnnen wenn Sie sich beim Wirt Ihres Vertrauens das nŠchste Bier hinter die Binde kippten und der Sitznachbar die ganzen ErdnŸsse weg futterte.
    Einige wiederum googelten mal danach da Sie dieses Tascherl Ÿberhaupt nicht kannten und zum ersten Mal davon gehšrt hatten.
    Links verwiesen manch Suchende zu Vanillipedia und erfuhren hier von Tascherl-Informationen welche Sie gar nicht erwartet hŠtten….und wahrsch. auch nicht mal sonderlich interessieren. Es folgten Posts auf Vaniliwitter und Tascherlbook. Eine Gruppe bildete sich: “forza vanilla”Ékurz darauf eine andere: “puta vanilla”!!!
    Auf VannillaTube.com gewannen die Tascherl immer mehr Klicks und Kommentare! Hier wurde dann die alles-Ÿbergreifende Frage seit der Existens des Menschen gestellt.
    Welches Tascherl hat den lŠngsten? É(bin mir sicher das wir es hier in diesen Posts ausschlie§lich mit mŠnnlichen Gedanken-Gut zu tun haben)

    DAS IST WERBUNG!!!!ÉWerbung die ohne finanzielle Mittel auskommt, einfach weil Menschen darŸber reden! Das es sich hier natŸrlich meistens um Neider, Hater und vor allem Trolle handelt ist die Natur des Menschen!
    Stichwort: DONT FEED THE TROLLS …Ein Domino Effekt! (Haha, ich freue mich schon wie viele in den nŠchsten Posts ins FettnŠpfchen treten)

    ach ja: †brigens finde ich Vanille-Tascherl extremst Contra, bin aber PRO SEDY 😉 keep moving!

  5. avatar Hannes sagt:

    Nun meine Lieben, ich kann zwar euren Ärgern über die Sedlaceks nicht nachvollziehen, aber glaube die Lösung gefunden zu haben. Wie im Beitrag ja erwähnt ist Norbert Sedlacek ja auf der Düsseldorf um unter anderem das Projekt täglich 1-2-mal der Öffentlichkeit zu präsentieren. Fahrt doch einfach hin und stellt ihn zur Rede. Wie ich Norbert kenne wird er die Diskussion mit euch gerne wahrnehmen und vielleicht gelingt es ihm ja auch die eine oder andere Fehleinschätzung oder das eine oder andere Vorurteil auszuräumen! Nur zu kritisieren, das ganze natürlich anonym ist der einfachste Weg seinen Frust loszuwerden, das kennen wir ja aus der Politik zur Genüge!

    • avatar silingemo sagt:

      Wie komm ich dazu, nach Düsseldorf zu fahren? Der Herr Sedlacek ist ja sehr medienerfahren und er wendet sich ja auch über die Medien an mich. Warum sollte ich meinen Kommentar dann nicht auch über die Medien abgeben?

  6. avatar Pete sagt:

    Gutes Lebensgefühl und Träume kosten in diesen Fall Sponsoren Geld.
    Und die Gefahr ist das Mann oder Frau sich immer mehr von seinen Träumen entfernt, und in echte Abhängigkeit begibt .
    Ich denke Geschichte sollen erzählt werden, wenn Sie zu erzählen sind damit Leute zu hause träumen können.
    Aber wenn ich Messetermine eher wahrnehme als die Sache selbst die ich angeblich träume, wo bleibt da der Traum ?
    Norbert Sedlacek ist sicher ein sehr guter Segler, und er hat absolut berichtbare Törns gemacht, aber jetzt scheint er sich zu verlieren.

    Fair Winds

  7. avatar Nino sagt:

    Ich kenne Harald schon sehr sehr lange und auch sehr sehr gut!
    Fachspezifisch kann ich mit Sicherheit nicht mit den meisten Kommentaren mithalten da ich sie als Laie teilweise überhaupt nicht verstehe.
    Ich stelle jedoch mit grösstem Bedauern fest das es zu 90% Kommentare sind die ins negative verlaufen.
    Es werden Vergleiche von bereits gefahrenen Törns zum Besten gegeben obwohl er noch nicht mal wirklich den Hafen verlassen hat……
    Leider ist das in heutigen Zeiten wo jeder seine Hirnwindungen öffentlich im Internet publizieren kann gang und gebe! ….und selbst bei einem perfekten Gelingen dieses Vorhabens werden die selben Menschen die hier den Experten spielen noch immer was zu meckern haben.
    So wie ich Harry kenne wäre es ihm wohl am liebsten wenn sein Name und sein Vorhaben in keiner Gazzetta stünde. Vermutlich ist dies aber aus APA-oder Sponsortechnischen Gründen nicht realisierbar. Er mach dies sicher nicht des Ruhmes wegen sondern einzig und allein für eine Verwirklichung eines Vorhabens welches mal mit einem Traum….einem Lebensgefühl…einer Einstellung begonnen hat.
    Wenn hier oder in anderen Foren Fach-heini´s (sry für den Ausdruck…ist nicht bös gemeint) Medien-Geilheit prognostizieren und Kommentare wie “und wer zahlt´s wenns den Typen rausfischen” und dergleichen zum besten geben so muss ich diesen Menschen doch sagen:
    Lasst ihn doch tun! Es gibt Träume die verwirklich werden wollen. Zu Hause auf der Couch mit seinem Book oder Tablet sitzen und fach-zu-simpeln was nicht jemand schon irgendwann mal getan hat oder sich darüber den Kopf zerbrechen warum er dies überhaupt tut zeigt nicht gerade von einem geistig weitläufigen Horizont!
    Für sein Gelingen wünsche ich Ihm nur alles erdenklich gute und beste! Sollte es scheitern so weiß man(n) wenigstens die Eier zu besitzen die es für so ein Vorhaben braucht!
    Ich bin mir nämlich sicher das die meisten von euch furchtbare Bremsstreifen in Ihrer Calvin Klein Boxer Short hätten wenn man Sie in so einer Nuss-Schale ein paar Seemeilen hinaus schleppt und die ersten Brecher reindonnern!
    Stellt nicht Träume anderer als debil hin solange Ihr selbst keine Ahnung habt wie diese Träume aussehen!
    AHOY

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    • avatar Martin sagt:

      Lieber Nino,
      ich glaube du verkennst hier leider etwas die Lage. Ich kenne den Harald nicht sehr gut (habe nur mal paar Sätze mit ihm gewechselt), seinen Vater jedoch etwas besser…. aber darum geht es jetzt gar nicht.
      Es stellt ja niemand in Frage, dass es ein tolles Projekt ist mit so einem Boot über den Atlantik zu fahren. Es ist sicherlich eine Grenzerfahrung von der viele träumen, aber nur wenige den Mut dazu haben. DARUM GEHT ES HIER ABER NICHT. Wenn es sein Traum ist, soll er das machen – und kann dann auch gerne darüber berichten. Das Problem ist doch, dass das ganze Projekt schon im Vorfeld zu etwas aufgebauscht wird, das es gar nicht ist. Ich könnte dir eine recht lange Liste von Halbwahrheiten und Ungereimtheiten schicken, die dazu führen, dass Leute die sich nicht auskennen ein völlig falsches Bild bekommen. Dabei drängt sich mir stark das Gefühl auf, dass diese Dinge nicht ganz unabsichtlich passieren, sondern gezielt damit gespielt wird – und genau darüber ärgere ich mich sehr! Mit Rekorden, Eis, Haien und sonstigen Fantasien um sich zu werfen ist in meinen Augen nicht sehr klug. Zu behaupten, dass man eine Vorbereitung und Tests nicht nötig habe (so wurde Norbert in der Yachtrevue zitiert) ist schon sehr dumm.
      Nach eine Projektabbruch nach zwei Tagen auf See anzukündigen, dass es nicht so schlimm sei, weil jetzt könne man endlich auf “Roadshow” klingt wie ein Witz. Der Austausch des Skippers und die damit verbundene Erklärung sehr ungeschickt. Und jetzt, wo Harald erst wenige Seemeilen hinter sich hat, stellt sich Norbert auf die Messe in Düsseldorf und berichtet an 11 Terminen!!! über ein Projekt, dass noch nicht einmal richtig begonnen hat!
      Also wenn man das nicht kritisch hinterfragen sollte dann weiß ich auch nicht weiter.
      Das es nur um das Projekt geht und nicht um die mediale Präsenz stimmt einfach nicht. Wie Harald persönlich dazu steht kann ich nicht beurteilen, aber das Norbert, Marion und Co. ein großen Interesse daran haben steht außer Frage. Um die Firma auf gesunde Beine zu stellen, sollten meiner Meinung nach jedoch mehr Augenmerk auf ein fachlich fundierte Information über das Produkt gelegt werden, anstatt Geschichten zu erzählen.
      Auf jeden Fall wünsche auch ich Harald viel Glück und das alles gut geht!

    • avatar Olaf sagt:

      Wer für die Umsetzung seiner Träume glaubt (was ja nicht zwingend ist) fremdes Kapital zu benötigen und dafür bewusst und vorab die Öffentlichkeit sucht, macht sich selbst zu einem Produkt und darf sich nicht mehr nur auf seine eigenen Ziele und seine eigene Person zurückziehen.

      Die Käufer dieses Produkts (in Form von Büchern, Vorträgen, Zeitungsartikeln und beworbenen Produkten) haben uneingeschränkt das Recht, dass gemachte Werbeversprechen eingehalten werden – eben auch zuhause auf der Couch mit dem fraglichen Buch in der Hand. Der eventuell fehlende eigene Antrieb und Mut des Konsumenten spielt dabei gar überhaupt keine Rolle – der Abenteurer lebt schließlich von der Finanzierung durch die Couchpotatoes.

      U.u. stiehlt der laut schaumschlagende dem sich mehr auf Vorbereitung und Planung konzentrierendem Abenteurer mögliche Aufmerksamkeit und Sponsorenmittel.

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