Jules Verne Trophy: Boris Herrmann holt auf Risiko-Route weiter auf – nur noch 138 Meilen

Augen zu und durch

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Wird es noch mal spannend? IDEC rot) hat
auf dem extrem südlichen Kurs viel Bodengut gemacht. © Stefan Zeyse

Für IDEC geht das Vabanque Spiel mit seinem extrem südlichen Kurs entlang des 54. Breitengrades entlang der Eisgrenze aufzugehen.  So weit südlich war noch kein Multihull im Speed-Modus.

Eigentlich schien das Rennen gegen die Uhr für Boris Herrmann schon gelaufen zu sein. 800 Meilen hatte IDEC auf den Rekord verloren und noch mehr auf den direkten Gegner “Spindrift”. Aber nun hat der kleinere Trimaran, im direkten Vergleich in zweieinhalb Tagen 450 Meilen aufgeholt. Dabei ist er immer noch in der Einhand Version mit kürzerem Mast so geriggt, wie Loick Peyron 2014 damit die Route du Rhum gewonnen hat. IDEC soll das Schiff für rund vier Millionen Euro übernommen haben.

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IDEC gibt Vollgas. © Astrid VdH

Dabei hilft ein strategisches Vabanque-Spiel. Denn der extrerne Router Marcel van Triest hat IDEC so weit nach Süden segeln lassen wie es bisher noch kein Multihull im Speed-Modus gewagt hat.

Bei den großen Um-die-Welt-Regatten wie Volvo Ocean Race und Vendée Globe sind solche Routen verboten. Wegen der ständigen Eisgefahr bekommen die Teams von der Wettfahrtleitung virtuelle Punkte oder Linien vorgegeben, an denen sie nicht südlich vorbei segeln dürfen. Aber bei einem freien Rekordversuch gibt es diese Vorgaben nicht.

150 Meter Eisberg gesichtet

Die kürzeste Route entlang des Großkreises liegt im Bereich des 54Breitengrades, und genau in diesem Bereich rast IDEC entlang. “Das Risiko auf Eis zu treffen ist nun nicht mehr so groß wie in den vergangenen 48 Stunden”, sagt van Triest. Offenbar hat sich Joyon gesagt: Augen zu und durch. Ein 150 Meter großer Eisberg sei sogar auf dem Radar gesichtet worden.

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Ein Satellitenbild zeigt die Position der großen Eisberge. Spindrift ist nördlich vorbei gesegelt, IDEC scheinbar mittendurch.

Aber das Rennen gegen ein Tiefdruckgebiet ist gewonnen. Es sei langsamer geworden und nun bestehe eine gute Chance, auf die andere Seite des tropischen Tiefausläufers zu kommen. Bei Temperaturen, die auch im Schiff nicht über sieben Grad liegen, ist die Stimmung angesichts der gewonnen Meilen sehr gut.

Aber auch bei Spindrift läuft es gut. Mit einer konservativeren nördlicheren Routenführung vertrauen Yann Guichard und Dona Bertarelli ganz auf die Power ihres Schiffes und haben den virtuellen Gegner Peyron trotz eines Zickzack-Kurses schon fast wieder eingeholt.

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Yann Guichard puscht Spindrift ans Limit. ©Yann Riou | Spindrift racing

Dabei ließen sie sich auch von einer kleineren Kollision nicht abhalten, bei dem ein Stückchen vom Schwert abbrach und der Schwertkasten leicht beschädigt wurde. Aber der Vorfall erinnerte sie daran, wachsam zu bleiben. Ein heftigerer Vollkontakt würde das sofortige Aus des Rekordversuchs bedeuten.

Heute wird die Passage des Cape Leeuwin erwartet, der Südspitze von Australien. Danach glaubt die Crew, die Geschwindigkeit wieder deutlich erhöhen zu können, nachdem sie zuletzt in einem Wettersystem gefangen, das sich eher langsam vorwärts bewegt hat.

Jules Verne Tracker IDEC

Jules Verne Tracker Spindrift

 

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Spindrift liegt nur noch 86 Meilen zurück und segelt einen direkteren Kurs als der virtuelle Gegner.

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So tief südlich wie IDEC auf den kürzesten Weg am 54 Breitengrad ist noch kein Multihull bei einer schnellen Weltumsegelung gekommen.

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Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

7 Kommentare zu „Jules Verne Trophy: Boris Herrmann holt auf Risiko-Route weiter auf – nur noch 138 Meilen“

  1. avatar Jollenfutzi sagt:

    und Boris kann sogar auch noch richtig gut Jolle segeln !

  2. Was Boris an Bord macht – frag ihn doch selber … Steuern, Manöver, Strategie vor Ort entscheiden und mit v.Triest besprechen, Steuern, Manöver – ach ich vergaß : ab und zu schlafen und wieder steuern und … ach ja essen ist auch nicht schlecht …. Die segeln da mit Minimalbesatzung auf der Kiste

    • avatar Anwalt sagt:

      Meine Frage zielte in eine etwas andere Richtung:

      Der sich auf seiner Homepage http://www.borisherrmannracing.com/news/jules-verne-trophy/

      selbst als “Weltklasse-Navigator”

      bezeichnende Boris Herrmann scheint an Bord der IVEC als Navigator nur die dritte Geige zu spielen, denn eigentlich wäre es ja seine Aufgabe, den Kurs festzulegen.

      • avatar alikatze sagt:

        … um die Frage zu beantworten, müssten wir die tatsächliche Aufgabenverteilung kennen. Ich denke mal, auch van Triest wird mal schlafen und vor Ort wirst Du Dinge (Wolken etc.) anders beurteilen. Bei der Besatzung wird (bis auf den Skipper) eher jeder Mädchen für alles sein.

  3. avatar Anwalt sagt:

    “.der extrerne Router Marcel van Triest hat IDEC so weit nach Süden segeln lassen.”

    “but Francis Joyon – Trimaran IDEC aims to go even further down to around 51 or 52 degrees to get around an area of low pressure developing around Madagascar.. lesen wir auf BorisHerrmannRacing.

    Daraus resultiert die Frage: Was macht eigentlich Boris Herrman an Bord der IDEC ?

  4. avatar Carsten Kemmling sagt:

    Jepp thx, edit…

  5. avatar Harald sagt:

    Hallo, kleine Anmerkung: Nicht Francis Joyon ist mit der Idec (ex Banque Populair, Groupama, Lending Club) einhand die Route du Rhum gesegelt, sondern Loick Peyron … und in der Ausgabe davor Franck Cammes.

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