Lektüre: Pikkofinte Sturmholz lernt fliegen – dank Zauber-Takling „doppelter Möwenstek“

Die magische Flaschenpost

Jan von der Bank, Kinderbuch,

Contender-Segler und Buchautor Jan von der Bank (achtern) und Pikkofinte Sturmholz (vorne) © Winkel/Bank

Pikkofintes zweite Reise führt den Klabautermann gemeinsam mit seinem neuen Freund Otto von Plüsterich der VII in eine spannende und actionreiche Handlung. Vom Allerfeinsten!

Wer sich immer schon mal gefragt hat, woher Autoren die bisweilen recht abgedrehten Ideen für ihre Geschichten nehmen, der findet in Jan von der Banks zweitem maritimen Kinderbuch „Die Magische Flaschenpost“ eine mögliche Antwort: Beim Segeln natürlich!

Jan von der Bank, Klabautermann

Aufstieg in der Tampenschlaufe © lena winkel

Gleich im ersten Kapitel lernt der Held der Geschichte, der freche grüngesichtige Klabautermann Pikkofinte Sturmholz, wie man fliegt. Das funktioniert mithilfe eines magischen Knotens – die ja bekanntermaßen von Klabautermännern zu allen möglichen Zwecken wie zum Unsichtbar-Machen, zum Spuken usw. verwendet werden. Der zum Fliegen benötigte Zauber-Takling heißt „doppelter Möwenstek“ und wird um die beiden Füße einer vorzugsweise schlafenden Möwe geknüpft. Dann setzt sich der Klabautermann rasch in die zwischen den Möwenbeinen hängende Tampenschlaufe, wartet bis das Viech aufwacht, und schon geht es steil nach oben. Dass die Möwe das nicht unbedingt komisch findet, liegt auf der Hand, aber praktischer Weise sorgt die Magie des Knotens dafür, dass der gefiederte Kamerad den Steuerbefehlen des Klabautermannes gehorchen muss.

Nun erinnert sich der geneigte SR-Leser vielleicht noch an die beiden Spaß-Videos, die „Backe“ von der Bank und seine Mitsegler beim Spi-Fliegen auf seiner Dufour 40 im Mittelmeer zeigen. Und siehe da, auch hier schweben die segelaffinen und salzwasserfesten Protagonisten in einer Tampenschlinge sitzend durch die Luft und steuern durch Ziehen an den beiden Enden ihr vom Wind aufgeplüstertes, ebenfalls recht launisches Luftgefährt von rechts nach links.

Jan von der Bank, Klabautermann

Weiß sich (fast) immer zu helfen: Pikkofinte Sturmholz © lena winkel

Grüngesichtiger Klabautermann

A propos aufgeplüstert. Die Möwe, die sich Pikkofinte Sturmholz zum Klabauterfliegen einfängt, hört dann passenderweise auch auf den klangvollen Namen Otto von Plüsterich der VII. und begleitet den kleinen Klabautermann zunächst widerwillig und lamentierend, später als treuer Freund durch eine spannende, actionreiche Handlung. Denn per magischer Flaschenpost erfährt Pikkofinte, dass seine ältere Schwester Fippeline entführt wurde und befreit werden muss! Und zwar aus den Klauen des oberfiesen Dampfschiffreeders und Stahlbarons Wilhelm Miesepriem Bollerwasser, dessen finsterer Plan auf nichts Geringeres abzielt, als die endgültige Vernichtung aller segelnden Holzschiffe, die er mittels einer Biologischen Superwaffe erreichen will: Schiffsbohrwürmer!

„Wie kommt der nur auf so was?“, mag man nun wieder fragen. Aber denkt man an von der Banks Passion für Holzbootregatten, liegt auch hier die Antwort greifbar nahe. Vielleicht kam die Idee ja während der Winterarbeiten am 30er-Jollenkreuzer „Kleine Brise“ zustande, als ein bedrohlich wurmzerfressenes Stück Totholz ausgetauscht werden musste?

Überhaupt strotzt die ganze Handlung nur so vor vergnüglichen Anspielungen auf die reale Segelwelt, und interessant wäre es auf jeden Fall zu klären, ob die Sache mit der Geschwindigkeit von Klabauterbooten ebenfalls einen realen Hintergrund hat. Denn das erstaunliche Speedpotential der winzigen besegelten Schaluppe wird, als die Handlung mit viel Tempo auf ihren turbulenten Showdown zusteuert, mit der Anzahl der in einen Tampen geknüpften Knoten erklärt. Je mehr Knoten, ist ja klar, desto schneller.

Jan von der Bank, Buch, Klabautermann

© von der bank

Geheimnisvolle Knoten in der Großschot

Vielleicht liegt hier ja das Geheimnis, warum der Autor auch nach zweijähriger Pause immer noch zu den schnellsten deutschen Contenderseglern zählt? Wenn er im September bei der Europameisterschaft der Trapez-Spezialisten vor dem englischen Christchurch am Westausgang des Solents an den Start geht, wird man ganz genau hinsehen müssen, ob er an der Kreuz ein paar geheimnisvolle Knoten mehr in seine Großschot knüpft. Und natürlich auch, ob ein kleines grünes Männchen auf dem Vorschiff herumturnt, das ihm die entscheidenden Winddreher ansagt. Denn auch das können Klabauterleute mit ein bisschen Knotenmagie.“

„Die magische Flaschenpost – Pikkofintes zweite Reise“, ist erschienen im April 2016 im KJM-Verlag, mehr Infos hierzu unter: http://hamburgparadies.de/fippeline.html

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