Nordost-Passage: Trimaran „Qingdao China” mit Skipper Guo Chan und Navigator Boris Herrmann unterwegs

Start trotz Sturmböen

Boris Herrmann, Nordost-Passage, Guo Chan

Die Segelcrew vor dem Ablegen. © Jiang JongTao

„Wenn der Wind auf Nord dreht, kommt von der Arktis her Nebel auf und setzt zudem die Eisdrift nach Süden in Gang,“ erläutert Herrmann. Noch sei die Eissituation in der Nordost-Passage günstig.

An einem geschichtsträchtigen Tag startete Hochseesegler Boris Herrmann seinen neusten Weltrekordversuch: 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs aus russischer und chinesischer Sicht mit deren Sieg über Japan, dem 3. September 1945, segelt der 34jährige Hamburger vom Kieler Yacht-Club durch die Nordostpassage, den zumeist vereisten Seeweg nördlich Russlands von Murmansk bis zur Beringstraße – erstmals nonstop und ganz ohne Motorantrieb. Um 15.41 Uhr deutscher Zeit (16.41 Uhr Ortszeit) überquerte gestern der Navigator mit dem 30 Meter langen Trimaran „Qingdao China“ unter Skipper Guo Chuan die imaginäre Startlinie. Vor der sechsköpfigen Crew liegen je nach Wind- und Eislage mindestens 2.800 Seemeilen, das sind mehr als 5.000 Kilometer. In knapp zwei Wochen so die Hochrechnung könnte das Abenteuer geschafft sein.

Boris Herrmann, Nordost-Passage, Guo Chan

Am Jahrestag zum Ende des zweiten Weltkrieges losgesegelt – unter dem Motto “Peace and Sport” © liot

Bleibende Eindrücke

„Die Gedenkfeier zum 70. Jahrestag des Ende des Faschismus waren für mich als Deutschen besonders bewegend“, berichtete Boris Herrmann aus Murmansk, wo eine russische Militärkapelle Blasmusik spielte und der stellvertretende Gouverneur der Region, Gregory Strativ, neben ranghohen Offizieren und Vertreter der Stadt Qingdao den Opfern des Zweiten Weltkriegs gedachte. Neben dem Hightech-Dreirumpfboot lag der legendäre Eisbrecher „Lenin“ und bot eine geradezu ehrfürchtige Kulisse. Der nördlichste, orthodoxe Priester Russlands segnete das Boot und die Mannschaft. „Das waren tief beeindruckende, bleibende Eindrücke“, so Herrmann weiter, „aber jetzt müssen wir uns voll und ganz auf die Route konzentrieren.“

Denn schon in der ersten Nacht auf See und für Freitag (4. September) wurden starke bis stürmische Wind mit Sturmböen vorhergesagt. Allein die südwestliche Richtung begünstigt den Rekordversuch. Herrmann: „Deshalb haben wir den Start auch nicht verschoben, denn wenn der Wind auf Nord dreht, kommt von der Arktis her Nebel auf und setzt zudem die Eisdrift nach Süden in Gang.“ Derzeit scheine die Eislage auf der Nordostpassage jedoch nach wir vor günstig zu sein. Wegen der Starkwindlage werde die langgezogene Inselgruppe Nowaja Semlja allerdings vermutlich anders als zunächst geplant südlich statt im Norden passiert.

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Boris Herrmann, Nordost-Passage, Guo Chan

Guo Chuan+Boris Herrmann – Skipper und Navigator © Jiang JongTao

7 Kommentare zu „Nordost-Passage: Trimaran „Qingdao China” mit Skipper Guo Chan und Navigator Boris Herrmann unterwegs“

  1. avatar black sagt:

    die segeln im Moment in einem geomagnetischen Sturm. Wie kann man hier Bilder reinmachen ?

  2. avatar dubblebubble sagt:

    Freue mich für Boris, der es zum gefragten Mann in der schnellen Hochseeszene gebracht hat. Respekt und Gratulation.

  3. avatar Peter sagt:

    Was ist denn das für eine schwarz-orange Schleife an Boris’ Brust? Erinnert mich irgendwie an die Separatisten in der Ukraine….hat damit aber wahrscheinlich nichts zu tun oder? Kann mal jemand aufklären? 🙂

  4. avatar black sagt:

    2800 sm in 14 tagen. Ist der Tri wirklich so langsam ?

    • avatar Sven 14Footer sagt:

      In dem Interview mit Boris meine ich mich zu errinnern erwartet er vielfach leichten Wind. Damit kann man sich sein Etmal schön verhageln.

  5. avatar Fastnetwinner sagt:

    Viel Glück der ganzen Crew! Hoffentlich geht das gut! Möge Euch kein Growler ein Bein stellen! Wir freuen uns auf alle Fälle schon auf Euren winterlichen Auftritt im Rahmen der Blankeneser-Hochsee-Segler-Vorträge. Es gibt dann auch heissen Tee. Versprochen!

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