470er: Ferdinand Gerz und Oliver Szymanski erklären Ende der gemeinsamen Karriere

"Stolz auf die gemeinsame Zeit"

Ferdinand Gerz (27) und Oliver Szymanski (25) beenden ihren Weg im 470er. Das Duo, das 2015 überraschend mit dem EM-Titel in die Weltspitze aufstieg und in Rio 11. wurde, erklärt seinen Abgang.

Oliver Szymanski Ferdinand Gerz

Oliver Szymanski Ferdinand Gerz. © Michael Bader Photography

Liebe Freunde, liebe Fans,

nachdem wir die Olympischen Spiele etwas sacken gelassen haben und unsere letzten Jahre Revue passieren ließen, haben wir uns dazu entschieden, unsere gemeinsame Karriere zu beenden.

Für uns beide war es im Herbst 2013 eine Wette auf unsere gemeinsame Zukunft und auf die Fähigkeiten des Anderen. Knapp drei Jahre später können wir mit Stolz auf unsere gemeinsame Zeit zurückblicken!

Zwar konnten wir bei den Olympische Spielen weder über uns hinauswachsen, noch durchgehend eine gute Leistung abliefern, aber dennoch blicken wir zurück auf drei Jahre toller Entwicklung und Erfolge. Wir können eine Menge von den Olympischen Spielen mitnehmen: Es war fantastisch, ein Teil der weltweiten Sportelite zu sein und sich im Wettkampf mit den Weltbesten zu messen. Die Offenheit über alle Nationalitäten hinweg könnte Vorbild sein für den Rest der Welt!

Ferdinand Gerz_Oliver Szymanski

Ferdinand Gerz und Oliver Szymanski fahren nach Rio. © Marek Chocian

Zu Anfangs sind wir als Außenseiter im Kampf um das Olympiaticket angetreten. Nach etwa einem Jahr als Team haben wir aber bereits die nationale Spitze erobert.
Der EM Titel sowie zwei Top 10 Ergebnisse bei den Weltmeisterschaften im Jahr 2015 und 2016 zeigte, dass wir in der Weltspitze angekommen waren. Das Olympiaticket war uns bereits nach zwei von drei Ausscheidungen so gut wie nicht mehr zu nehmen!
Natürlich hätten wir diese drei gemeinsamen Jahre gerne mit dem olympischen Finale gekrönt, leider blieb uns dies – trotz sehr guter Aufholjagd – aber verwehrt.

Wir möchten uns bei all unseren Unterstützern, Fans und Freunden bedanken, ohne euch wären wir niemals so weit gekommen!

Ferdinand Gerz und Oliver Szymanski

Ferdinand Gerz und Oliver Szymanski holen am ersten Tag der EM in Palma einen Tagessieg. © Jesus Renedo

Abschließend noch zwei persönliche Statements von Ferdi und Oli:

Erklärung von Ferdi:

Nach zwei Olympiateilnahmen und acht Jahren im olympischen Segelsport verabschiede ich mich von der Olympischen Bühne. Ich blicke zurück auf eine Zeit voller Höhen und Tiefen und bin stolz auf das Erreichte.

Bei meiner ersten Olympiakampagne (Anfangs noch mit Tobi Bolduan, später mit Paddo Follmann), traten wir als Inbegriff des „Underdogs“ an und konnten uns am Ende wahnsinnig knapp das Olympiaticket sichern. Es war mit Abstand das Größte, was ich gemeinsam mit Paddo bis dahin in meiner sportlichen Laufbahn erreicht habe.

Die Olympischen Spiele in London waren ein fantastisches Erlebnis, an das ich mich mein Leben lang erinnern werde. Auf unsere Leistung von damals können wir rückblickend betrachtet sehr stolz sein. Wir haben trotz der Verletzung von Paddo und der daraus resultierenden chaotischen Vorbereitung eine tolle Leistung zeigen können.

Ferdinand Gerz und Oliver Szymanski

Spektakuläre Kenterung von Ferdinand Gerz und Oliver Szymanski bei über 25 Knoten vor San Remo. © Marek Chocian

Nach der Trennung von Paddo habe ich mit Oli einen fantastischen Vorschoter gefunden, der sein Handwerk von Beginn an super beherrscht hat. Nur dadurch war es auch möglich, so schnell den Anschluss an die Nationale- und später Weltspitze zu finden.

Mit unserem EM Gold im letzten Jahr ging ein Traum in Erfüllung! Eine Medaille bei WM oder EM, dass war eines meiner Ziele für meine zweite Olympiakampagne. Die Nationalhymne auf dem Siegertreppchen zu hören war ein ganz besonderer Moment.

Für mich steht nun meine akademische und berufliche Zukunft im Vordergrund. Neben dem Segelsport und den meist über 200 Reisetagen pro Jahr, war es nicht einfach, mein Studium parallel voran zu treiben und den Grundstein für meine berufliche Zukunft zu legen. Dennoch habe ich es immer versucht und bin froh, nun bereits auf einer soliden Basis aufbauen zu können.

Nach den acht Jahren ständig auf Achse freue ich mich nun auch auf etwas mehr Ruhe und Beständigkeit im Leben. Zwar habe ich jeden Augenblick der vergangenen Jahre unheimlich genossen, allerdings fehlt mir im Moment die Motivation, mich weitere vier Jahre für den Sport an meine körperlichen und mentalen Grenzen zu begeben.

Gleichzeitig habe ich nichts von der Faszination für den Segelsport verloren. Ich werde deshalb sicherlich dem Segelsport weiterhin die Treue halten, nur eben in einer anderen Form. Gerne bin ich auch bereit, mein Wissen mit dem Nachwuchs zu teilen und den jungen Seglern zu helfen!

Abschließend möchte ich mich bei all denen Bedanken, die mich in den vergangenen Jahren unterstützt haben:

Zu allererst bei meinen Trainern, allen voran Marek Chocian, der mich seit 2007 intensiv begleitet hat. Außerdem bei Roman Schütt und George Blaschkiewitz, die im Opti und 420er den Grundstein für alles weitere gelegt haben. An dieser Stelle noch herzlichen Dank an David Howlett, er hat mir in den vergangenen knapp zwei Jahren unheimlich viel gelernt! Vielen Dank an Marc Pickel für den technischen Support in den letzten Monaten.

Danke an die Deutsche Sporthilfe für die jahrelange Unterstützung bei meiner dualen Karriere!

Vielen Dank an den gesamten Bayerischen Seglerverband (bayernsail.de – BSV) und den Olympiastützpunkt Bayern für die Hilfe.

Großen Dank an den Seglerverein Wörthsee und all seinen Mitgliedern. Der Rückhalt aus dem Verein und die Unterstützung waren unbeschreiblich!
Danke auch an den Deutschen Touring Yacht Club für die Unterstützung bei meiner ersten Olympiakampagne!

Vielen Dank an unsere Sponsoren: Zum einen an die Partner der Nationalmannschaft, Audi Deutschland und SAP Sports, sowie den Ausrüstern Marinepool und Liros.
Zum anderen an unsere Individualsponsoren, die uns so sehr den Rücken frei gehalten haben und die Treue auch in schwierigen Zeiten hielten:
Vielen Dank an Locman Italy und das gesamte Team von Juwelier Fridrich und ILP Luxury. Vielen Dank an TQ-Systems GmbH und an die ATOSS Software AG.

Vielen Dank an die Initiatoren vom Sailing Team Germany und den Deutschen Segler Verband (Deutscher Segler-Verband) mit all seinen Helfern!

Danke Oliver für deinen Einsatz und den super Job den du gemacht hast!

Abschließend möchte ich mich noch bei meiner Familie und meiner Freundin bedanken! Ohne deren grenzenloser Hilfe in allen möglichen Bereichen wäre ich nie soweit – geschweige denn zum Segeln überhaupt – gekommen.

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Oliver Szymanski Ferdinand Gerz

Ferdinand Gerz und Oliver Szymanski segeln bei der 470er WM auf Rang sieben. © Pedro Martinez/Sailing Energy

Erklärung von Oliver:

Als mich Ferdi im Oktober 2013 gefragt hat ob ich mit ihm eine Olympiakampagne segeln möchte, schoss mir sofort die Antwort „JA“ durch den Kopf! Ich habe diese Chance ergriffen, da Ferdi ein sehr erfahrener Segler ist und ich voller Motivation und Tatendrang war.

Dank einer Trainingsgruppe mit Jasper Wagner, Dustin Baldewein und Marek Chocian als Coach, konnten wir schnell Fortschritte und Erfolge erzielen. Wir haben es innerhalb von zwei Jahren geschafft zur Weltspitze zu gehören. Nicht nur mitfahren, sondern auch mitmischen!! Das war ein großes Ziel von mir! Aber als der Europameistertitel kam war ich völlig baff!!

Ich konnte es wirklich erst nach einer Woche realisieren! Auch die beiden WM Ergebnisse in Haifa (Platz 9) und in Buenos Aires (Platz 7) waren der Hammer! Die beiden Deutsche Meister Titel und achter Platz in der Weltrangliste, Hammer!!

Und meine erste Olympiateilnahme in Rio. Damit habe ich meine gesteckten Ziele und Träume erreicht. Klar ist ein 11ter Platz nicht schön und ich wäre zu gerne bei den Spielen im Medal Race gesegelt! Aber insgesamt hatten wir eine sehr schöne Zeit. Wir haben viel gelernt und sind gesund geblieben!!

Jetzt möchte ich erstmal die Akkus laden, denn das ganze Reisen und der Leistungsdruck hat sehr an mir gezehrt. Ich möchte zu Hause richtig ankommen und nicht nach einer Woche wieder abreisen. Ob ich mit dem Leistungssport endgültig aufhöre weiß ich noch nicht, aber vorerst schon. Ich möchte in meiner beruflichen Karriere weiterkommen und eine Ausbildung zum Physiotherapeuten beginnen.

Gerz Szymanski

Ferdinand Gerz Oliver Szymanski mit dem Loch im Boot, das sie zur Aufgabe zwang. © GER 10

Zum Schluss möchte ich mich bei allen bedanken, die mich in dieser Zeit tatkräftig unterstützt haben!

Danke an meine Trainer, ohne euch wäre mein Leistungsstand nie so hoch gewachsen.
Danke Marek Chocian
Danke Mike Knobloch
Danke Björn Glawe
Danke Michael Grasse
Danke Roland Hauptmann
Danke Robert Remus
Danke Hendrik Ismar
Danke David Howlett

Danke an die Sponsoren, Verbände und Vereine, ohne euch wäre es finanziell nicht möglich gewesen.
Danke Audi Deutschland, SAP Sports und Sailing Team Germany,
Danke Joersfelder Segel-Club e.V.
Danke SVW
Danke Locman Italy
Danke ATOSS Software AG
Danke TQ-Systems GmbH
Danke Deutscher Segler-Verband
Danke Berliner Segler-Verband e.V.
Danke Deutsche Sporthilfe
Danke Olympiastützpunkt Berlin

Danke an meine Familie, ohne euch wäre ich nicht dazu gekommen.
Danke Mama
Danke Max

Danke an meine Freunde und Freundin für den Rückhalt
Danke Luca
Danke Felicia

Danke Ferdi Gerz für die respektvolle und sagenhafte Arbeit, die du geleistet hast. Deine Motivation bei Allem war grenzenlos!!

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Bis bald,

Ferdi & Oli

Quelle: Gerz/Szymanski – Facebook

Ein Kommentar „470er: Ferdinand Gerz und Oliver Szymanski erklären Ende der gemeinsamen Karriere“

  1. avatar Marina sagt:

    Super Statements, Ihr beiden!
    Ich wünsche Euch alles Gute für Eure Zukunft wo-auch-immer sie Euch hinführen wird!

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