America’s Cup: Geheimnisvoller zweiter italienischer Herausforder aus Sardinien macht Ernst

"Der Welt von Sardinien erzählen"

Könnte es beim nächsten America’s Cup doch meh Teams geben, als vier? Hinter einem sardischen Team steckt mehr Substanz als erwartet. 64 Millionen Euro sollen bereit stehen. 170 Menschen werden rekrutiert.

Die Pläne für den nächsten America’s Cup 2021 sind so radikal, dass sie für potenzielle Newcomer-Syndikate abschreckend sein sollten. Denn der foilende Monohull AC75 mag mit seinen Kraken-Armen zwar spektakulär aussehen, aber es bedarf viel Phantasie, Design-Kunst und Geld, um diese Monster zum Fliegen zu bringen.

Adelasia di Torres

Das Adelasia di Torres sailing team beim Maxi Rolex Cup 2017. © Rolex

Besonders die Finanzierung ist wie immer beim America’s Cup ein Problem. Für kleinere Teams scheint es keinen Low-Budget-Zugang zu geben. Schließlich ist kein gebrauchtes Material auf dem Markt. Und entsprechen fehlen Erfahrungswerte. Das Rad muss neu erfunden werden, und das kostet Geld.

So viel, dass die Briten gerade ihren größten Sponsor Deal aller Zeiten in Verbindung mit dem America’s Cup verkündet haben. INEOS will insgesamt umgerechnet 126 Millionen Euro in das Projekt stecken. Und die Budgets von Luna Rossa, dem New York Yacht Club und auch der Neuseeländer dürften sich auf Augenhöhe befinden.

Spezialisten-Markt abgegrast

Solche Zahlen wirken für potenzielle weitere Herausforderer demotivierend. Sie senken die Wahrscheinlichkeit, mit einem geringeren Budget sportlich erfolgreich sein zu können. Und das erschwert es, weiter finanzielle Mittel bei Sponsoren einzuwerben. Schließlich haben die vier Großen jetzt auch schon den Markt der wenigen verfügbaren Spezialisten abgegrast, die sich insbesondere mit den Anforderungen des Foilings auskennen.

Der neue Herausforderer aus Sardinien. © adelasiaditorressailingteam

Dennoch gibt es weitere Initiativen, 2021 in Auckland dabei zu sein. Im Dezember 2017 haben lokale Medien in Sardinien erstmals über die Bemühungen der “Adelasia di Torres” Foundation berichtet. Und es schien sich dabei um eine dieser auf Effekt-Hascherei ausgerichteten Ankündigungen zu sein, die immer mal wieder und besonders gerne aus Italien im Umfeld des Cups auftauchen.

Doch seit dieser Woche ist klar, dass es sich offenbar um ernste Absichten handelt, ein zweites italienisches Team an die Startlinie zu bringen. In Mailand hat die “Adelasia di Torres” Foundation ihre Pläne dem Challenger of Record Luna Rossa präsentiert und hofft nun auf ein Abnicken der Herausforderung.

Budget 64 Millionen Euro

Dabei sind schon einige Eckdaten bekannt geworden. So soll das Budget 64 Millionen Euro betragen. Inititiator ist Renato Azara, Direktor von Sardinia Yacht Service – einem Unternehmen, das sich um die großen Yachten in der Region kümmert – und Gründer der Adelasia di Torres Foundation. Der Stiftung geht es um die Ausarbeitung wissenschaftlicher und technischer Methoden für den Umweltschutz aber auch um die Bewahrung des kulturellen Erbes von Sardinien.

Adelasia di Torres

Renato Azara, Initiator der sardischen America’s Cup Kampagne. © sardiniayachtservices

Das Sponsor-Geld in der Region von Sardinien eingesammelt werden, wo gerade an der Costa Smeralda viele reiche Menschen wohnen. Es gebe schon einige private Finanzierungszusagen, auf die sich die Hoffnungen stützen, heißt es vom Team. Und auch Renato Azara scheint es nicht gerade schlecht zu gehen. Schließlich unterhält er den 21,3 Meter langen Mini Maxi”Adelasia di Torres”, der als “Pendragon VI” lange Zeit in US-Gewässern zu den Schnellsten gehörte. Das Davidson Design belegte allerdings beim Maxi Yacht Rolex Cup chancenlos Rang vier von vier Booten.

Azaras Taktiker Duccio Colombi, der unter anderem international 2015 als ORC-Weltmeister der kleinen Klasse C in Erscheinung trat, soll das Segel-Team führen. Er hat vier WM- und elf nationale Titel gewonnen und ist auch für das Adelasia di Torres Sailing Team verantwortlich, das unter anderem 2017 an der EFG Sailing Arabia Tour teilgenommen hat.

Design Chef soll Valerio Lombardi werden, der in der Adelasia di Torres Stiftung als Technical-Scientific Director auftaucht. Als Yacht Designer hat er sich noch nicht gerade einen Namen gemacht. Es ist eine Kooperation mit der Region Toscana vereinbart, wodurch Zugriff auf große technische Ressourcen sichergestellt wäre.

170 Menschen im Team

Das Team soll gut 170 Angestellte umfassen und eine Basis in La Maddalena beziehen im Nordosten von Sardinien. Das Boot wird in Sardiniens Hauptstadt Olbia gebaut.Offizieller Herausforderer-Club wird der Club Nautico Arzachena.

“Wir haben einen Verein gewählt, der nahe an der Basis ist, und alle Menschen auf Sardinien hinter uns bringen soll”, sagt Renato Azara. “Unser Ziel ist es, der Welt von Sardinien zu erzählen. Von seiner Kultur, seiner wundervollen Landschaft und seinem großen Schwung bei der Entwicklung von Innovationen.”

Beim Wetten darauf, ob dieses Team tatsächlich die Startlinie des America’s Cups erreicht, scheint allerdings Vorsicht geboten. Schon einmal tauchte in jüngster Vergangenheit die Region Sardinien im Zusammenhang mit einem großen Segelprojekt auf.

Hochsee-Champion Andrea Mura wollte als erster Italiener die vergangene Vendée Globe  gewinnen und ließ sich mit dem Geld der Sarden einen nagelneuen VPLP-Verdier-IMOCA mit der neuesten Foil-Generation bauen. Aber schließlich sprangen die Sponsoren ab, und das Schiff musste verkauft werden. Schließlich wurde es von dem damals 65-jährigen Holländer Pieter Heerema mit deutlich angezogener Handbremse um die Welt gesegelt.

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1 Kommentare zu „America’s Cup: Geheimnisvoller zweiter italienischer Herausforder aus Sardinien macht Ernst“

  1. Noemi sagt:

    Hauptstadt von Sardinien ist aber nicht Olbia sondern Cagliari!!

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