America’s Cup World Series Plymouth: Drei Kenterungen bei 30 Knoten

"Stürze versteht jeder Idiot"

[media id=334 width=640 height=360]Die America’s Cup World Series hat am ersten Wochenende der zweiten Etappe im britischen Plymouth gehalten, was sich viele Segelfans von ihr versprochen haben. Bei Starkwind von bis zu 30 Knoten zeigten die acht Hochgeschwindigkeits-Katamarane mit ihren starren Segel-Tragflächen spektakuläre Manöver vor tausenden Zuschauern vor Ort und bei der Live Übertragung im Internet. [media id=335 width=640 height=360]

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Carsten Kemmling

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30 Kommentare zu „America’s Cup World Series Plymouth: Drei Kenterungen bei 30 Knoten“

  1. avatar Christian sagt:

    Im Einzelnen mag vieles noch nicht stimmig sein beim neuen AC-Format. Aber eins steht für mich fest: a) Die AC45 sind richtig geile Boote. b) Ich schaue die Videos gerne an, sie vermitteln eine actiongeladene Spannung, die Segelvideos sonst oft fehlt.

    Ein bisschen erinnert die ganze Diskussion um die Neuerungen beim AC an frühere Zeiten. Die Einführung von Dreiecksregatten, des up and down-Kurses, des Trapez, des Spinnakers, des Alumasten und von Kohlefaser wurde seinerzeit auch von einem konservativen Seglermilieu beklagt. Heute sind wir alle froh um diese Neuerungen.

    Die Kritik an der totalen Kommerzialiserung des AC ist ebenfalls nicht ganz stichhaltig, denn auch das ist alles andere als neu. Da wäre eher das Sailing Team Germany zu kritisieren, das das Jugendsegeln aufs Engste mit Konzernwerbung verquickt.

  2. avatar Holger sagt:

    ok, ich versuch mich mal anders zu artikulieren.

    Dieser AC wurde als die neue Krone des Segelsports präsentiert. Viele “Schwächen” des Segelsports wurden korrigiert und die mediale Präsenz erhöht. Richtig? Soweit zumindest Coutts.

    Was wir aber sehen, ist ein Event, das ich keineswegs zum besten seiner Art zähle. OR Spithill und NZL dominieren, der Rest versucht mit wenigen Ausnahmen zu überleben. Die Bilder sind nicht neu und für das Regattaformat laß ich auch keinen Kaffee kalt werden.

    Der sportliche Aspekt ist bei einem MedCup meiner Meinung nach höher, die Rennen sind spannender und es gibt mehr Wettbewerb. Die mediale Aufbereitung ist auf einem ähnlichen Niveau. Eine richtige Regatta halt, ohne das ganze Suplerativ-Gedönse.

    Ich gestehe es und es ist auch nicht zu übersehen: mich ärgert es einfach, wenn so borniert und arrogant an einem traditionellen Werk wie dem AC rumgeschraubt wird. Kein Mensch würde zulassen, das Katar für seine Fußball WM plötzlich das Feld verkleinert, den Tormann verbietet und allen Spieler Helmkameras verschreibt.

    (Jetzt nicht wieder über mich herfallen, ich kenne das Reglement und die Freiheiten des Defenders. Was ihn aber m. E. nicht von einer besonderen Verantwortung enthebt.)

    • avatar Lyr sagt:

      “Ich gestehe es und es ist auch nicht zu übersehen: mich ärgert es einfach, wenn so borniert und arrogant an einem traditionellen Werk wie dem AC rumgeschraubt wird. Kein Mensch würde zulassen, das Katar für seine Fußball WM plötzlich das Feld verkleinert, den Tormann verbietet und allen Spieler Helmkameras verschreibt.”

      Finde ich ein gutes Argument… genau dieses Gefühl habe ich auch!
      Statt ein geniales, funktionierendes Event zu zerstören, können Ellison&co mit ihren Ideen gerne ein neues Event gründen, es Ellison Cup (EC) oder Coutts Cup (CC) nennen und den AC bitte so lassen wie er war, nämlich absolut genial und ansehnlich und modern!!!!

      beste grüße

      • avatar stefan sagt:

        …im Unterschied zu Herrn B und dem ACM haben Ellison & Co. beim AC grundsätzlich alles beim Alten gelassen.

        …alle die sich hier weit aus dem Fenster hängen, wie böse doch Ellison & Co. sind, übersehen oder verdrängen, das die Genfer und das ACM den AC aus seinen Grunfesten heben wollten und den AC von einem Herausvorderer Cup zu einer Regatta-Serie umbauen wollten. Der AC sollte in Valencia festgeschrieben werden, egal, wer den Cup inne hat. Und alle Macht sollte beim ACM liegen, der Cup-Inhaber wäre faktisch entmachtet worden.

        …wenn hier schon über “traditionelle Werke” geschrieben wird, dann bitte nicht die Realitäten verdrehen und verfälschen.

        • avatar Lyr sagt:

          Ich will dir gar nicht widersprechen. Sicherlich gibt es an Bertarelli auch viel auszusetzen… mich wundert nur, dass du ihn hier so plakativ heraus stellst. Niemand hat gesagt, dass er den idealen Vorstellungen, wie ich und viele andere sich den Cup vorstellen mögen, 100% entspräche. Zumindest kommt er meiner Vorstellung aber um einiges näher als Ellison.
          Und er hat die für mich wesentlichen Punkte nun mal unangetastet gelassen…
          Sicherlich ist es ein Kampf der unterschiedlichen Geschmäcker, wie Segelsport auszusehen hat.
          Wenn jemand aber von “Realitäten verdrehen und verfälschen” spricht, muss ich folgendes Zitat entgegen: “Wer meint etwas über die Wahrheit erzählen zu müssen, redet meist nur von sich selbst”

          grüße

      • avatar lennart sagt:

        Ich hoffe es ist unbestritten, dass der Segelsport in all seiner Komplexität für Nichtsegler schwer zu verstehen ist. Vor allem der wichtige erste Zugang zu einem Sport ist durch das Kreuzen schwer zu verstehen. Autorennen ist einfach; alle starten und fahren den gleichen Kurs ab. Fußball ist einfach; 11 Fußballer müssen den Ball in einem Tor in der gegnierischen Hälfte versenken. Leichtathletik ist einfach; wer kann schneller Rennen, weiter werfen oder höher springen.

        Ich denke am liebsten wäre uns allen doch, dass wir den traditionellen Segelsport, wie wir in kennen, erfolgreich einem größeren Publikum anbieten könnten. Das funtioniert aber nicht! Wer an der Kommerzialisierung nicht teilnehmen möchte, sei es als Segler oder Zuschauer, kann doch weiterhin in Zukunft in Vereinen traditionelle Formate segeln oder diese als Zuschauer angucken. Eine aufwendige Medialisierung dieses Segelns kann ich mir nicht vorstellen, weil der Markt dafür zu klein ist, um die Kosten zu tragen.

        Zum Fußball: Die korrupten Herren von der FIFA würden sofort das Format, Regeln oder Präsentation ändern, wenn der Fußball dramatisch an Popularität einbüßen würde und Profitte in Gefahr wären. Aber warum sollten sie den kommerziell erfolgreichsten Sport verändern??? Never change a ruling system!

        Vom Americas Cup kann wohl niemand behaupten, dass dies in der Vergangenheit ein beliebter erfolgreicher Zuschauersport war. Dies versuchen die amerikanischen Herren gerade zu ändern. Die Motivation dahinter ist die Kommerzialisierung des Sports.

        Wir fahren alle nicht mehr mit der Kutsche zur Arbeit und den Kaiser gibt es auch schon länger nicht mehr.

        • avatar Lyr sagt:

          Eigentlich heißt es ja: “Never change a running system!”. (vielleicht aber auch nur Wortspiel von dir??)
          Und das ist meiner Meinung nach der AC alle mal gewesen. Ein sehr gut laufendes Event mit hoher Zuschauerbeteiligung und ich gehe sogar soweit, das 80% derer die es gesehen haben, es auch geliebt haben. Also verstehe ich nicht das Argument, dass der AC früher angeblich kein “beliebter erfolgreicher Zuschauersport ” war…?
          Sicherlich die Zuschauerzahl (so hoch wie sie schon war) könnte noch um ein vielfaches gesteigert werden… allerdings frage ich mich, warum das jeder so umbedingt unter Verzicht auf so viele Prinzipien des Segelns will. Warum wollt ihr umbedingt alles auf den Haufen werfen nur um Massentauglich zu sein?
          Will wirklich jeder das Segeln ein Sport für die Masse wird?
          Was gibt es für Vorteile/Anreize ausser den kommerziellen?

          grüße

  3. avatar Pete sagt:

    Ich stelle ja immer wieder fest, dass Nichtsegler nicht verstehen wie das mit dem Start funktioniert, in allen anderen Sportarten hat man feste Startplätze. Also vielleicht nach einschränken der Taktik durch Kursbegrenzung, immer mehr Tonnen im Zick-Zack Kurs um die Boote vorm Wind nicht auseinander segeln zu lassen jetzt noch die Boote vor dem Start an einem Ponton fest machen und zum Start die Haken lösen (ähnlich wie bei Hunde-, oder Pferderennen). Wer bei den Speedtrials am schnellsten ist darf sich seine Startposition zuerst aussuchen.
    – Wenn schon alles für die TV Zuschauer ohne Segelerfahrung, dann richtig…

  4. avatar Holger sagt:

    Stefan:
    das ist doch genau meine Rede. Es ist einfach nicht professionell, wenn man für eine Serie nicht vorbereitet ist. Ich kann mich an keine Sportart erinnern, bei der die Teilnehmer bei der Weltmeisterschaft erst mal während dem Wettkampf üben müssen. Das Gefälle zwischen den beiden Oracels und NZL ist einfach zu groß um das als einen ernstzunehmenden Wettkampf zu betrachten. Sie Serie und die meisten Teilnehmer erfüllen einfach nicht die großen (selbst !!!! als Superlativ definierten) Ansprüche. Und das ist für mich Kirmes.

    • avatar stefan sagt:

      ….dann hast du dir die Rennen bislang nicht wirklich angeschaut. Ich hatte bislang eher den Eindruck, das die Neuseeländer den Spithill sehr gut im Griff haben. Courts dagegen spielt eher im Mittelfeld, zudem sieht man, das der körperlich deutlich an seine Grenzen kommt.

      …aber erzeigt sich deutlich, wer am meisten Trainingszeit auf den Booten hat, segelt vorne. Diese Defizit der hinteren Teams sollte sich über den Winter ausgleichen.

    • avatar John sagt:

      Beispiele für die Erinnerungslücke von Holger:
      – Der Gegner von Klitschko hätte auch mehr üben müssen, war immerhin ein WM-Kampf…
      – Bei der Formel 1 sind derzeit auch nur 2-3 Teams konkurrenzfähig
      – Bei der letzten WM waren von den 32 teilnehmenden Mannschaften etwa 4-5 ernsthafte Titelkandidaten

      Die Wettkämpfe der ACWS sind übrigens keine Weltmeisterschaft, sondern nur Vorwettkämpfe für eine spätere Privatveranstaltung. Wenn man sich anguckt, wie die Medienresonanz so eines faktisch irrelevanten Vorwettkampfes ist, dann könnte sich die ganzen Freundschaftsspiele der Fußballvereine noch ne Scheibe abschneiden.

  5. avatar Ketzer sagt:

    Wow, da ist dieser Artikel inzwischen auch bei Spiegel Online gelandet. Glückwunsch!

  6. avatar Holger sagt:

    Ich finde immer mehr Parallelen zwischen dem AC und Kirmesboxen.

    Wenn der Sinn darin bestehen soll möglichst viel Bruch zu sehen, würde ich die NASCAR vorziehen. Ich finde es hat gar nichts mit dem Segelsport zu tun, überschlagende Kats und überforderte Crews zu sehen.

    Und wenn schon die kleinen Kats die Crews überfordern, will ich micht wissen wie die 72er im AC verschrottet werden. Vielleicht gibts dann ein neues Reglement: wer zuletzt Segeln oben treibt, hat gewonnen.

    Dieser AC hat mit Segeln soviel zu tun, wie das Bahnrennen bei “Ben Hur” mit Pferderennen. Ich bin eigentlich ganz froh, dass Segeln bisher wenig Freaks angezogen hat.

    • avatar stefan sagt:

      …wo waren denn Crews, die entsprechend mit ihren AC45 trainiert hatten überfordert? Konnte ich nicht sehen. Überfordert waren die Crews, die erst vor ein paar Wochen ihren Boote bekommen hatten und das erste mal bei so viel Wind unterwegs waren. Dafür ist echt wenig passiert.

      …alle die ausgiebig mit ihren Boote trainiert hatten, haben bei diesen Trainings alle ihre Boote schon einmal bei viel Wind umgeschmissen. Und alle diese Crews hatten am Sonntag ihr Boot perfekt im Griff.

      • avatar hanseatic sagt:

        Sehe ich genauso. Sofern ausreichend Trainingszeit vorhanden war hatten die Teams ihr Boot auch in kniffligen Situationen durchaus im Griff. Genau hier liegt aber auch in Zukunft der Hase im Pfeffer. Einen AC 45 im Griff zu haben heißt ja noch lange nicht auch den AC 72 zu beherrschen. Ich bin sehr gespannt wie die ersten Schläge auf diesen Monstern für die Crews enden werden. Hat sich eigentlich schon mal jemand darüber Gedanken gemacht wie man die Crew bei Überschlägen und Kenterungen mit einem AC 72 besser schützen kann? Stellt euch mal vor ein 8-stöckiges Haus und stellt euch vor ihr fallt da vom Dach – bei einer Kenterung wäre es immer noch das Fenster in der 5. Etage aus dem man da fällt – und leider nicht weich. Halleluja! Bei aller Medienwirksamkeit, die ja unbestritten dem gesamten Regattasport Auftrieb geben wird – wollen wir wirklich hautnah dabei sein wenn das erste Crewmitglied tot aus dem Wasser gefischt wird? In der Formel-1 wird permanent an der Sicherheit der Fahrer gearbeitet – beim AC habe ich noch nicht ein Wort darüber gelesen.

  7. avatar Wilfried sagt:

    ich fand das Spektakel schon allein deswegen gut, weil man sich mal Rennen im Zusammenhang anschauen kann und nicht nur drei aneinandergereihte Bilder über denen ein Kommentar zu hören ist der mit dem Bild nichts zu tun hat. Das sich das Feld auseinaderzieht wenn die Mannschaften unterschiedlich gut sind und das nicht plötzlich wechselt ist auch klar.
    Wenn früher durch starke Winddrehungen das Feld durcheinandergewürfelt wurde haben wir von Windschweinereien geredet und an dem fairen Ergebnis gezweifelt. Match-race sollte nicht Winddrehern sondern von Taktik leben. Der Vorteil der AC 45 ist, dass sie nachdem die Positionen bezogen sind wenigstens spektakuläre Bilder liefern.
    Was aber in Plymouth auch sichtbar wird, ist dass Vorstartduelle kaum möglich (nötig) sind weil man mit dem Flügelrigg die Kiste auf den Punkt stellen kann und dann mit dem Profil viel kontrollierter seine Postition hält und das durch die Kursstabilität von zwei Rümpfen fast beliebig lange.

    Und der letzte Nachteil bleibt- wenn erst AC ist haben wir leider keine Einheitsklasse mehr. Deshalb mein Votum immer noch. Ne coole Formel 1 mit den Extreme 40 oder AC 45 und für die Matchracer der Americas Cup mit Monohulls.

  8. avatar lennart sagt:

    Zunächst möchte ich zustimmen, dass es im Cup nach wie vor an “competitive balance” fehlt . Das ist in der Geschichte der Veranstaltung immer so gewesen, weil die traditionellen Regeln dies herbeileiten. Allerdings hoffe ich, dass sich das in der Zukunft ändert, weil ein attraktiver Zuschauersport wechselnde Gewinner braucht, um auf lange Sicht erfolgreich zu sein.

    Bevor ich konkret auf das neue Format des Cups eingehen möchte, sollte die Segel Gemeinschaft die größere Perspektive nicht vergessen. Das IOC hat 2004 damit angefangen alle 4 Jahre alle Sportarten bei den Olympischen Spielen nach 33 Kriterien systematisch auszuwerten. Das Budget der ISAF besteht zu 65% aus IOC Zuschüssen, während Segeln als Sport bei den Olympischen Spielen seit 2004 mit Abstand auf den letzten Plätzen der kommerziell Interessanten Kriterien wie TV Zuschauer oder Kartenverkauf landet (Quelle: ISAF Commission Report). Dieser Zustand ist auf mittlere Sicht nicht haltbar. Segeln droht nach einigen pessimistischen Einschätzungen schon 2020 das aus als Sportart bei den Spielen.

    Um dies zu verhindern müsste ISAF massiv in die technische und organisatorische Innovation des Sports investieren. Dafür ist aber bei weitem kein Geld vorhanden. Nun sollten zumindest die Olympiabefürworter der Segel Gemeinschaft dankbar sein, dass zunächst die Extreme Sailing Series und nun der Cup diese Innovation vorantreibt, wovon nachher hoffentlich der Olympische Teil des Sports profitieren kann. Ich sehe darin im Moment die einzige Chance.

    Natürlich ist es wichtig zu erwähnen, dass es einige Segler gibt, die nicht daran interessiert sind, dass der Segelsport olympisch bleibt oder sich kommerziell entwickelt und lieben die Komplexität und die (Wind)Strategie. Ich kann dies als Segler nur all zu gut nachvollziehen und verstehen. Nach meiner Einschätzung ist es aber nicht möglich diesen Teil des Sports zu erhalten, wenn sich Segeln kommerziell entwickeln soll. Das ist einfach eine Frage der Wahl. Beides geht nicht!

    Ich denke das gesamte Konzept des AC ist ein Schritt nach vorne. Der physiche Anspruch der Boote wird dafür sorgen, dass der Sport von jungen, athletischen Sportlern betrieben wird und die lächerliche “Afterguard” der Monohulls ablöst. Endlich kann der Sport ein athletisches Image transportieren. Entscheidungen müssen schnell und konsequent getroffen werden, um bei höheren Windgeschwindigkeiten Kenterungen zu verhindern. Möglichkeiten von SCHNELLEN Wechseln an der Spitze sind im neuen Format deutlich wahrscheinlicher als im alten Format. Ich halte die Audio- und Videoübertragung für gut gelungen und essentiel, um die Abläufe an Bord zu transportieren. Dies ist nach wie vor die größte Herausforderung, um ein Publikum daran zu beteiligen.
    Die Begrenzung der Bahn ist wohl einer der radikalsten Eingriffe in das Segelformat. Dies sorgt dafür, dass der Fokus von Strategie (Wind, Strom, ) zu Boat Handling und Taktik (Positionierung Boot zu Boot) gelenkt wird. Hier wird den Seglern die Komplexität genommen und den Zuschauern das Simple gegeben.

    Zudem ist das Konzept gerade in der Entwicklung, die der Zuschauer verfolgen kann. Niemand kann erwarten, dass die Organisation einen ausgereiften Service bereitstellt. Genau das Gleiche gilt für die Segelteams, die Zeit brauchen, um die radikalen Designs zu beherrschen.

    Leider habe ich den Eindruck, dass bei aller vernünftigen notwenigen Kritik in der Diskussion oft der postive Zugang zu Veränderung fehlt. Das ist im traditionell geprägten Segelsport schön zu erkennen und wird eventuell die Zukunft anderen Sportarten überlassen.

    Junge Segelgeneration

    • avatar Carsten sagt:

      ich denke auch, dass es so geht. sonntag war wirklich spektakulär. bei diesen bedingungen wären viele traditionellen rennen ausgefallen. und in san francisco ist starkwind vorprogrammiert.
      sportlich problematisch sind allerdings die fehlenden überholmanöver an der spitze. eigentlich waren sie der hauptgrund für die neuen kurse.
      bei den vier rennen hat immer das Schiff gewonnen, das an der ersten tonne vorne war. nur im vierten rennen schob sich artemis einmal von drei auf eins, weil sie im gegensatz zu den gegnern den gennaker ausrollten.
      die platzverschiebungen fanden im mittelfeld statt, wenn boote im verkehr stecken blieben. aber das führende schiff fährt ohne probleme sein rennen nach hause, wenn es keinen bedienungsfehler macht.
      das droht immer mehr zu einem problem zu werden. manöver dauern bei multihulls einfach sehr lange.
      der längere kurs am sonntag brachte etwas besserung und einen kurzzeitigen zweikampf zwischen spithill und barker. vielleicht bekommen die organisatoren das problem noch in den griff. sonst ist sportlich, dramaturgisch sekunden nach dem start schon alles gelaufen.

      • avatar Backe sagt:

        Und was soll man sagen? Auch das ist genau so in der Formel 1 … Da fährt z.Z. auch nur einer vorneweg!

      • avatar dreas sagt:

        den fehlenden positionswechsel sehe ich nicht so als problem. durch vermehrte kenterungen und eventuell schlechte manöver wird es trotzdem möglichkeiten von positionswechseln geben. die klasse ist noch jung und die manövergeschwindigkeiten werden noch steigen. bei den kursen muss aber wirklich noch die ein oder andere verbesserung her. taktik wird trotzdem immer notwendig bleiben und die muskelmänner bringen noch zusätzlich eventuell neue weibliche zuschauer. alles in allem ein lichtblick für die zukunftsfähigkeit des sports. die 45er sind ja auch nicht die alleinig vorhandene klasse sondern nur ein baustein in der vielfalt dieses sports.

        generell scheint mir die serie gut als einstiegsdroge für den segelsport geeignet.

        mfg dreas

      • avatar stefan sagt:

        …sorry Carsten, aber da muss ich dir widersprechen, denn gerade Rennen 4 (das mit den 30 kn wind) hat gezeigt, wieviele Führungswechsel es geben kann. nachdem lange Zeit die Schweden geführt hatten, übernahmen erst die Neuseeländer und dann gleich darauf Spithill die Führung. Auch dahinter hat es spannende Führungswechsel gegeben.

        …das es bei dem Wind so viele Kenterrungen gegeben hat, ist dem Umstand geschuldet, dass da Crews unterwegs waren, die z.T. noch nie bei so viel Wind einen AC45 bewegt haben. Die Teams, die ausgiebig in Auckland und San Francisco bei viel Wind trainiert hatten, hatten das ohne Probleme im Griff.

    • avatar rodeo sagt:

      ich stimme dir in den allermeisten punkten zu – hab ich hier auch an anderer stelle schonmal deutlich gemacht.

      die mediale aufbereitung spielt eine zentrale rolle, die existenten probleme hierbei sind, denke ich, hinlänglich bekannt.
      zur zeit gibt es einige, wenige formate im segeln, die auf dem stand der technik sind – dazu gehören fraglos die acws und auch der audi medcup.
      beeindruckt war ich auch von der qualität der übertragung bei der diesjährigen kieler woche, die meiner meinung nach technisch auf dem gleichen stand war.
      daher bin ich auch sehr gespannt auf die idm olympia dieses jahr – ich meine in den letzten tagen irgendwo gelesen zu haben, dass eine übertragung mit der technik von der kieler woche geplant ist.

      ich finde aber, dass der medcup trotz weniger onboard-inhalten bei der übertragung, bzw der medialen aufbereitung, bisher einen besseren job macht als die acws. wenn man dies noch ein wenig mit basiswissen anreichern könnte, dann hätten wir einen guten schritt in richtung hochklassigen sport gepaart mit emotionalität und guter “verfolgbarkeit” oder “nachvollziehbarkeit” getan.

      wir sind uns, glaube ich, alle einig, dass an einer medialen aufbereitung in dieser grössenordnung, mit allem aufwand, der dahinter steckt, kein weg vorbeiführt.

      ich denke allerdings, dass das herkömmliche fernsehen zugunsten internetbasierter angebote in zukunft erheblich an relevanz einbüssen wird.
      gerade im bereich sport sind streams bereits heute wesentlich flexibler und interaktiver.
      als beispiel sei hier nur auf den chat hingewiesen, den man parallel zum stream nutzen kann, oder auf das virtual eye, was man gleichzeitig verfolgen kann.
      mit der annäherung der tv-technik an pc und internet wird hier vermutlich noch einiges passieren.

      leider habe ich trotzdem die befürchtung, dass das format der acws nicht funktionieren wird.
      keine frage, die boote sind schnell und spektakulär.
      allerdings kenne ich keinen sport, der mit einer “übermässigen anbiederung” an vermeintliche wünsche einer zielgruppe erfolgreich geworden wäre.
      das red bull air race ist auch spektakulär und nachvollziehbar, man fliegt “mitten in der stadt” usw – nur anschauen tut sichs trotzdem keiner..

      segeln ist halt kein drag racing, sondern es gehört mehr dazu.
      ich denke es gibt bessere formate, die gleichzeitig zuschauerfreundlich (und potentiell auch “laienfreundlich”) sind.
      beispielsweise der medcup oder ein medalrace-ähnliches format – sogar der bmw sailing cup machts vor.

      hightech-renner à la acws sind spektakulär, aber keine zwingende notwendigkeit für publikumswirksamkeit.

      damit will ich mich nicht gegen junge, neue formate stellen – im gegenteil: bitte alles ausprobieren, jedes experiment liefert irgendwo neue impulse.
      ob das derzeitige event noch etwas mit dem america’s cup zu tun hat, oder ob das nicht besser eine neue “formel 1”-rennserie sein sollte, lass ich jetzt mal dahingestellt.
      im derzeitigen format würde ich jedenfalls keine grosse zukunft sehen.

  9. avatar rodeo sagt:

    naja, ganz ehrlich?
    üblicherweise, sofern irgendwo segeln übertragen wird und ich zeit habe, schau ich mir das, zumindest nebenbei, auch an.
    da lief also gestern ne live-übertragung, noch dazu von DEM event, was DIE zukunft DES segelwettbewerbs schlechthin, des america’s cup, darstellt.
    mal abgesehen von den laufenden kopfrechenübungen, damit man mit den merkwürdigen messwerten da überhaupt was anfangen konnte, fand ichs trotz der deutlich bemühten kommentatoren doch so spannend, dass ich dann umgeschaltet hab auf formel 1.
    muss man sich auch mal überlegen.. 😉

    ps: ich hab nachher nochmal zurückgeschaltet und mir die “ac500 speed trials” angeschaut – sorry, aber ich kann nicht behaupten, dass ich darin die zukunft des segelsports sehe. beim besten willen nicht.

  10. avatar Hurghamann sagt:

    Richtig der vergleich zur Formel 1, da gucken doch auch nur die meisten Leute weil sie fliegende Reifen ,Spoiler und Trümmer sehen wollen. Dieses Publikum soll ja auch hier angesprochen werden. Geleitet wird die Veranstaltung von einem Impressario der die Regeln macht und ca. 2 Leute haben die Möglichkeit zu gewinnen.
    Da aber noch mehr Leute am Kurbeln und Ausreiten sind statt auf 6 Zylinder zu setzten ist mir ACWS doch lieber als Formel 1.

    • avatar John sagt:

      Die Formel 1 lebt sicherlich zu einem großen Teil davon, dass Leute Unfälle sehen wollen. Radsport ist vor allem bei spektakulären Stürzen in den Medien. Das kann man ganz schlimm finden oder nicht, es ist halt so.

      Es wird durch die Existenz der Formel 1 oder der Tour de France aber niemand daran gehindert, mit dem Auto durch schöne Landschaften zu fahren oder mit dem Fahrrad zur Eisdiele. Ebensowenig halten die AC45 irgendjemanden davon ab, sich die World Match Race Tour oder den Med Cup anzugucken – oder als Livezuschauer irgendwo zu stehen und am Horizont die Masten zu erahnen.

  11. avatar Lyr sagt:

    Guter Artikel Carsten!
    Langsam habe ich mich an diesen Kenterungen aber auch satt gesehen.
    Mir fällt auf, dass jedes Video, wenn möglich, eine diese Kenterungen als Höhepunkt, zumeist am Ende, besitzt.
    Ich mach mir Sorgen, dass die neue Popularität des Segelns nur aus der Beobachtung bestehen wird: “Ist das der Sport, wo die alle immer umkippen.”
    Das hat der Segelsport wirklich nicht verdient…
    Aber was hilfts, uns bleibt da wohl nur noch jammern oder gute Miene vortäuschen :).

    grüße

    • avatar John sagt:

      Es ist doch eine zweischneidige Sache. Wasserschach ist selbst für den informierten und interessierten Beobachter teilweise so spannend wie “die schönsten Bahnstrecken Deutschlands”. Jeder funktionierende Fernseh-Sport lebt einfach davon, dass die Protagonisten ein Risiko eingehen, dass alles, was sie erreicht haben in einem Augenblick Makulatur sein kann. Sei es in einen Konter zu laufen, sei es bei der Rundenhatz im Kiesbett zu enden, den Lucky Punch des Außenseiter zu erwischen oder halt eben mal etwas nass zu werden. Beim Biathlon kann am letzten Schießstand die sichere Führung verloren gehen – daher funktioniert Biathlon im Fernsehen und der von viel mehr Menschen ausgeführte Ski-Langlauf nicht. Während Schießsport allein auch niemanden hinterm Ofen vorlockt.

      Ich verstehe dieses ganze Genöhle um den America’s Cup nicht. Es stellt sich ja keiner hin und sagt: Nur noch so und nicht anders. Segeln ist so facettenreich wie kaum ein anderer Sport. Und nun ist eine weitere Facette entstanden, die eine durchaus gute Alternative zur gestrigen Formel 1 aus Monza dargestellt hätte – wenn sie denn im Free TV gezeigt worden wäre. Ich jedenfalls habe gebannt vor dem PC gesessen und mir das Spektakel angesehen, selbst meine Frau – die sonst überhaupt keinen Sport jeglicher Art ansieht, war begeistert. Ja, es ist ein Spektakel – aber das ist jeder Fernsehsport, zumindest jeder gute Fernsehsport.

      Was stört also diese ganzen “Bedenkenträger” so sehr, dass man die Zuschauer eines Formates pauschal als “Idioten” tituliert? Ist es, dass man nicht mitspielen darf? Ist es, dass einem die Idee nicht selbst gekommen ist? Oder ist es einfach nur die Angst um die eigenen Pfründe?

      Und wer Angst hat um die “Reinheit” des Sports, der darf nicht den Med Cup als Gegenbeispiel heranziehen.
      Wer Sport sehen möchte, bei dem es nicht in erster Linie um Geld geht, der darf auch nicht ins Bundesliga-Stadion gehen, sondern muss sich im Regen auf den Bolzplatz stellen und Hintertupfingen 3 gegen JWD Vordertupfingen in der Kreisklasse C angucken.

      Die AC45 gehen ein vielfältiges Risiko ein, zum einen konzeptionell zum anderen auf dem Wasser – mit dem Ziel Segeln für das Fernsehen (nicht nur Youtube) tauglich zu machen. Wenn man dieses Ziel hat, dann musste diese Facette des Segelsports neue Wege beschreiten. Denn dass die bisherigen Konzepte nicht funktionieren, ist ja hinlänglich bewiesen.

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