America’s Cup/SuperFoiler: Warum die Top-Profis die Bühne nutzen – Spektakuläre Segel-Action

"Wie die nächsten Cupper"

Die dritte Runde des neuen SuperFoiler Grand Prix hat den Teams ihre Grenzen aufgezeigt. Selbst das Dreamteam Outteridge/Ashby/Jensen zeigte einen spektakulären Abwurf.

Profisegler können es sich kaum erlauben, nur so zum Spaß durch die Gegend zu segeln. Ihre Leistung auf welchem Rennkurs auch immer bestimmt den Marktwert. Und die Aktivität sollte helfen, das nächste sportliche Ziel vorzubereiten.

Bei den besten Seglern der Welt ist das der America’s Cup. Deshalb war es kein Zufall, dass vor dem Cup in Bermuda die Spitzensegler wie Peter Burling und Nathan Outteridge auf dem Spielfeld der kleinen Foiler-Motten aber auch den A-Cats gegeneinander antraten und auch der GC32 Tragflächen-Kat Aufwind bekam.

SuperFoiler

Volvo Racer Luke Parkinson nimmt bei Scallywag eine Auszeit, um mit dem SuperFoiler zu spielen. ©ThMartinez/Sea&Co

Früher schärften die Cup-Profis ihre Sinne und Fähigkeiten im internationalen Match Zirkus, und diese Rolle wollten auch die neuen Besitzer der World Match Race Tour mit dem Umstieg auf die M32-Katamarane übernehmen.

Das hätte vielleicht etwas werden können, aber nun ist wieder alles anders, seit die Neuseeländer den America’s Cup gewonnen haben. Über die genauen Anforderungen in 2012 ist noch sehr wenig bekannt, bis Ende März die Regeln für den nächsten Cupper feststehen sollen.

Wie bereitet man sich auf die neuen Cupper vor?

Als es sich abzeichnete, dass die Kiwis und Italiener mit der Entscheidung für einen Mono- statt Multihull möglicherweise die Zeit zurückdrehen wollten, frohlockten schon die Traditionalisten. Aber bei der Ansicht der futuristischen Pläne wurden sie wieder sehr leise. Denn Monohull hin oder her – es wird ein radikaler Foiler sein. Und wenn der fliegt, ist es ihm egal, wie viele Rümpfe seine Plattform hat. 

SuperFoiler

iDintranet bremst in einer Wasserwolke. © Andrea Francolini

Wie bereitet man sich also nun vor auf eine solche Herausforderung? Die TP52 SuperSeries schien Aufwind zu bekommen. Denn das Team des New York Yacht Clubs hat dort mit Quantum Racing seine Basis, und dann kündigte auch noch der Challenger of Record Luna Rossa seinen Einstieg an. Ebenso will Ben Ainslie die Serie in einer Kooperation mit dem Gladiator Team zur Vorbereitung nutzen.

Das erstaunt, weil die traditionellen 52 Fuß-Einrumpfer, die überwiegend von den Eignern gesteuert werden, äußerst wenig mit der zukünftigen Cup-Klasse zu tun haben. Aber neben der Bühne, die in der Zeit des Vakuums bis zu den ersten Cup-Aktivitäten für potenzielle Sponsoren bespielt werden muss, ist der Aspekt des Teambuildings sehr hilfreich für die spätere sportliche Leistung.

Das nutzt insbesondere das Luna Rossa Team aus. Es hat angekündigt, auf der neu gebauten TP52 eine Crew-Sichtung für italienische Talente zu starten, die später auch im Cup eingesetzt werden können.

SuperFoiler für die Cup-Vorbereitung

Wo es sportlich mit dem Cup hingeht, ist dagegen eher in Australien zu besichtigen. Dort fand am Wochenende die dritte Auflage des SuperFoiler Grand Prix statt, und dort übten sich die Stars im spektakulären Segeln.

Match Race Weltmeister Phil Robertson hat noch so seine Probleme. ©ThMartinez/Sea&Co

Warum das mehr als nur Spaß ist, erklärt Team New Zealand America’s Cup-Gewinner Glenn Ashby, der sich gerade mit seinem Team auf einen neuen Vertrag zur Titelverteidigung geeinigt hat: “Der SuperFoiler ist wahrscheinlich am nächsten dran an der neuen  America’s Cup Klasse.”

Der Australier steht mit seinen Landsleuten Nathan Outteridge und Ian Jensen zusammen im Trapez, die 2017 für das schwedische America’s Cup Team an den Start gegangen sind, und nun die nächsten Entwicklungen an der Cup-Front abwarten. Artemis ist immer noch ein möglicher Teilnehmer für 2021.

SuperFoiler

Kenterung von Steve Thomas, der auch auf der Katamaran Match Race Tour segelte. ©ThMartinez/Sea&Co

Ashby weiter: “Nachdem ich mit unserem Team New Zealand Designern gesprochen habe, bin ich davon überzeugt, dass es viele Ähnlichkeiten mit dem zukünftigen Cupper geben wird in Bezug darauf, was man trainieren muss, um das Boot über den Kurs zu bringen.  Das ist für mich eine große Herausforderung. Die Fähigkeiten, mit diesen Booten foilen zu können erfordern alles, was ich in den vergangenen 30 Jahren gelernt habe. Es vereint die verschiedenen Eigenarten von Skiffs, Jollen und Multihulls und macht daraus etwas ganz Spezielles. Wir lernen unglaublich viel.”

Dreamteam immer noch überlegen

Das Dreamteam gewann mit dem SuperFoiler 21 Rennen in Folge bis es von einem anderen Cup-Segler besiegt wurde. Der Brite Paul Campbell James, einer der wichtigsten Mitsegler von Ben Ainslie, mit dem BAR-Kollegen Ed Powys und dem ex 49er-Segler Fang Warren aus Perth konnte einmal dagegen halten, als Outteridge mit einem spektakulären Spinout in den Wind schoss und Jensen über Bord stürzte.

Auch an anderer Stelle hatte der 49er-Olympiasieger Probleme:

 

Aber auf der anderen Seite ist es eine unglaubliche Demonstration von Stärke, wie gut die drei Schnellsegler im Vergleich mit der Konkurrenz sind. Schließlich stellen die Sportgeräte eine Einheitsklasse dar. Da mag sich Paul Campbell-James noch so sehr darüber freuen, auf dem Vorwindkurs 35 Knoten erreicht zu haben. Am Ende lagen die Australier wieder überlegen vorne und es ist nicht davon auszugehen, dass sich das bei den verbleibenden zwei Regatten noch ändern sollte. 

Event Website SuperFoiler

 

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Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

11 Kommentare zu „America’s Cup/SuperFoiler: Warum die Top-Profis die Bühne nutzen – Spektakuläre Segel-Action“

  1. avatar Müller sagt:

    Neuseeland definiert von AC zu AC die Grenzen modernen Segelns neu, Australien zeigt seit Jahrzehten wie viel Spaß Segeln am Limit macht, Franzosen stellen Winter für Winter neue Rekorde um die Welt auf. Alles auf Booten, die permanent an der Grenze des machbaren entlangschrammen.
    Und der Segler hierzulande? Erlebt seinen sportlichen Höhepunkt bei beschaulicher Geschwindigkeit auf gut erprobten Booten in der Segelbundesliga. Gaaanz sicher, generationenübergreifend und darum besser mit Kiel, dann kann zum Glück nichts umfallen.
    Kommt dann mal so ein monströses Gerät mit Foils (Zähneklapper) in Sicht, zuckt der Seemannschaftsnerv und diktiert Bedenken in die Tastatur.

    Mir fällt beim besten Willen keine andere Sprotart ein, die ein so geringes Risiko bei diesen Geschwindigkeiten bietet. Inklusive der Superfoiler. Es ist frustrierend , dass unter jedem Beitrag zu modernem Segeln das Thema Sicherheit so ermüdend breit getreten wird. Vor lauter Angst wird auch diese Entwicklung hundertprozentig an hiesigen Revieren vorbei gehen. Zum Glück, dann kann wenigstens nichts passieren 😉

    • avatar Christian sagt:

      Müller, lies mal die internationale (englischsprachige) Fachpresse, und du wirst schnell sehen, dass darin weder die AC-Monofoiler noch die Superfoiler abgefeiert werden. Das Gegenteil ist der Fall, und das gilt gerade auch für Australien. Was du schreibst, ist schlichtweg nicht richtig.

      Hochgejubelt werden extreme Bootstypen hauptsächlich von PR-Leuten und ihrer Klientel.

      In der Tat war das Risiko beim Segelsport bisher relativ gering. Es geht darum, dass dies so bleiben soll. Die echte Challenge ist, sichere und zugleich schnelle spektakuläre Boote zu bauen. Das geht durchaus, aber es gibt auf dem Weg dahin auch Fehlentwicklungen. Frag mal die Angehörigen von Bart Simpson danach.

      • avatar Müller sagt:

        Hallo Christian,
        es ist eine Sache darüber zu diskutieren, welches Potential einzelne Entwicklungen haben und dabei ist auch die Sicherheit ein Aspekt.
        Wenn man aber die Superfoiler (bisher haarigste Szene: Trapezverstellung geht auf, Segler schafft den Absprung) mit den gerenderten Skizzen für die neuen AC (Werbebildchen) und den Unfall von Andrew Simpson (ertrunken unter einem zusammengebrochenen Boot) in einen Topf wirft (um was eigentlich genau zu beweisen?) klingt das sehr nach Berührungsängsten gegenüber einer neuen Entwicklung.

        Die Australier mögen kontrovers über die neuesten Boote diskutieren, der große Unterschied ist: sie probieren es aus, sie haben die Veranstaltungen im Land und das nicht das erste mal.
        Von hier kenne ich nichts dergleichen, ausser ein paar mehr oder weniger vollmundig angekündigte Designstudien.

        Übrigens, Olivia Price hat sich zweimal den Wirbel gebrochen, einmal beim Mountainbiken, einmal beim Skifahren… das beschreibt die Verhältnisse beim Gefährdungspotential ganz gut.

        • avatar Christian sagt:

          Sorry, Müller, du willst es einfach nicht verstehen. Der Topf, um den es hier geht, sind unausgereifte, auf bloßes Spektakel ausgelegte und daher für die Segler gefährliche AC-Entwicklungen.

          Warum willst du eigentlich, dass Segeln nun auch das Gefährdungspotential von wirklich gefährlichen Sportarten bekommt? Willst du, dass sich Olivia Price sich nun auch auf dem Superfoiler einen Wirbel bricht, weil Segeln nun endlich auch hohes Risiko birgt? Wohl kaum,

          Dieses German Angst-Gejammere kommt allein von dir, das hab ich nicht angefangen. Ich höre mir nur an, was unabhängige Fachleute und Segler sagen – insbesondere diejenigen aus AUS, NZL oder GBR, die in der Tat einen Plan haben. Viele von denen sind skeptisch gegenüber dem AC-Monofoiler. Hurra schreien nur die Söldner, dies es müssen, wenn sie weiter Jobs wollen.

          Glaub du aber gerne weiter den Werbesprech der PR-Abteilungen, Nur lamentiere dann nicht, wenn es nicht so toll läuft, wie die es versprechen.

  2. avatar Christian sagt:

    “…es wird ein radikaler Foiler sein. Und wenn der fliegt, ist es ihm egal, wie viele Rümpfe seine Plattform hat.” Ja, aber nur, wenn er fliegt. Die Superfoiler flogen höchstens die Hälfte der Zeit. Und in der anderen Hälfte waren sie recht froh um ihre Stützräder.

    Die Monohulls, so wie bisher von Team NZL geplant, werden entweder gemeingefährlich für die Segler oder lahme Enten sein, da ständig gekentert. Die Superfoiler demonstrieren doch ganz gut, wo die Grenzen liegen. Und bei denen wirkt erst ein Bruchteil der Kräfte.

    Aber keine Sorge, der foilende Monohull à la NLZ ist ein netter Marketing-Gag und verlässt so wie gerendert niemals den PC-Bildschirm. Outteridge, Spithill, Ashby & Co werden das Designteam schon noch einnorden. Denn die Segler sind es, die auf solchen Kisten verheizt werden sollen, und das werden sie nicht mitmachen.

    Jeder Segler, sofern er nicht nach Blut lechzt, sollte die Profis dabei unterstützen, wenn sie für Risikominimierung statt -maximierung eintreten.

    • avatar Christof sagt:

      Also ich habe mir die kompletten Rennen angeschaut und komme auf weit über 50 % Flugzeit.
      Goldküste war durch Strömung, Böen und engen Kurs kaum segelbar.
      Unter vernünftigen Bedingungen sind die Kisten auf gerader Strecke komplett in der Luft.
      Größte Kritik von mir: die traditionellen Fähigkeiten eines Regattaseglers spielen auf diesen high-speed Kisten kaum eine Rolle. Bootshandling machen 95% aus. Wer Fehler macht und die Manöver verpatzt, verliert die Regatta.

    • avatar Backe sagt:

      Christian, wieso gemeingefährlich bzw. lahme Ente?
      Ich stelle mir die nächste Generation AC eher wie eine größere Variante der Quandt 23 vor … an der ich absolut nichts Gemeingefährliches erkennen kann.

      • avatar Christian sagt:

        Gemeingefährlich sind die geplanten Monofoiler, weil: Foils, die wie Säbel in Kopfhöhe das gegnerische Boot mit Annäherungsgeschwindigkeiten von bis zu 100 km/h passieren; Ballast-Foils, die unbeherrschbare Kräfte verursachen und (Ausweich-)Manöver langsam machen; Hohe Kenterneigung, da kaum Formstabilität vorhanden und Ballast nicht unter dem Boot ist.

        Die Quant ist so erheblich kleiner und langsamer, dass sie nicht direkt vergleichbar ist.

        Damit kein Missverständnis entsteht: Es ist gewiss möglich, einen vernünftigen Monofolier zu konstruieren. Team NZL ist aber mit den ersten Plänen übers Ziel hinausgeschossen, und sie werden bei der Radikalität Abstriche machen (müssen), wenn sich das Ding als unsegelbar und daher langweilig erweist.

        Die Superfoiler-Rennen waren bislang auch nur mäßig spannend. Respekt aber vor den Seglern, die diese Biester wenigstens so weit in den Griff bekommen, dass sie den Parcours schaffen. Doch selbst die Topteams schrammen an Katastrophen nur knapp vorbei. Gooby wäre an der Gold Coast beinahe bei rund 30 Knoten Bootspeed vom Ruderfoil getroffen worden. Sowas hat schon mehr als einmal zu schweren Verletzungen geführt, zuletzt im Nacra 17. Foilen, Trapezen und Geschwindigkeiten jenseits der 25 Knoten sind keine gute Mischung.

        • avatar Andreas Borrink sagt:

          7 dislikes, bemerkenswert bei so einem sachlichen und fundierten Kommentar. Offenbar macht sich auch beim Segeln so langsam ein gewisser Voyeurismus breit, der in erster Linie auf spektakuläre Überschläge und Abflüge aus ist. Das könnte auch durchaus was werden, so, wie das ganze sich augenblicklich entwickelt. Aus sportlicher Sicht ist das doch total langweilig…….

    • avatar Bernd sagt:

      Die Segler brauchen auch nur einen Job und die Jobs sind bei nur 4 Teams sehr begrenzt ….die werden da keinen grossen Einfluss haben. Es geht eher darum wie sich Defender und Challenger of record einig werden.

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