Die offene Yardstickregatta des Potsdamer Yachtclubs beweist seit Jahren, dass jeder gegen jeden in allen möglichen Bootstypen richtig gut funktionieren kann. Tolle Fotos von Marina Könitzer und Sören Hese.
Die Regatta startet auf dem Wannsee und führt zunächst zur „Scharfen Lanke“, vorbei an der Insel Imchen bis zu Glienicker Brücke, je nach Wind auch noch weiter zur Sacrower Lanke. Ca. 12 Seemeilen ist so eine Runde lang – fünf Runden sind also angesagt, bis die 60 Seemeilen „auf der Uhr stehen“. Zugelassen sind offene und geschlossene Kielboote, gewertet wird nach Yardstick.

Spätabends und nachts dann wieder das fast schon gewohnte Bild: Dümpeln im Abendrot © marina könitzer
Für die Berliner Segler sind die „60 Seemeilen“ mittlerweile ein „Muss“ mit Kultcharakter. Gestartet wurde dieses Jahr um 17 Uhr, die schnellsten Boote waren kurz nach 22 Uhr im Ziel. Sieger nach berechneter Zeit wurde Leif Bähr und Crew Karsten Klenke, Olli Decker, Martin Waldeck-Böhmert auf ihrem 20-qm-Jollenkreuzer „Natrix“ (Tourenversion, Yardstick 105).
Die Sieger segelten die Strecke in 6:15 h und kamen gegen halb Zwölf nachts ins Ziel. Nach berechneter Zeit waren sie 5:57 Std. unterwegs. Auf Rang 2 dann ein echter Renner, die „Sweet Sixteen“, eine Nissen 11,50 (Yardstick 84) mit Lutz Lehmann am Ruder (gesegelte Zeit 5:07 h, berechnete Zeit 6:06 h).
Orientierungs- und Zuverlässigkeitsprüfung
Die 60 Seemeilen von Berlin wurden bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg als „Langstreckenfahrt für Binnengewässer mit nächtlichen Orientierungs- und Zuverlässigkeitsprüfungen“ ins Leben gerufen. Erste Anfänge dieser Art von Nachtregatten sind in Berlin bis in die 30iger-Jahre zurückzuführen, die erste, dokumentierte Nacht-Zuverlässigkeitsfahrt fand am 15/16.Juni 1940 in Schwanenwerder statt.
Die bis heute durchgeführten 60 Seemeilen von Berlin organisiert der Potsdamer Yachtclub seit dem 24. Juli 1948. Die Regatta musste mit einem „fliegenden Start“ auf den Weg geschickt werden. Und zwar ohne Startschuss – der Gebrauch von Pistolen jeglicher Art war nach dem Krieg streng verboten. Damals gingen 45 Boote an den Start – am vergangenen Wochenende kamen 43 Boote ins Ziel.
„Nächtliche Zuverlässigkeitsprüfungen“ werde heute bei der Regatta nicht mehr abgelegt. Den Teilnehmern reicht das „Abenteuer“, in die Nacht hinein zu segeln, und das möglichst schnell, also mit möglichst viel Wind. Der wehte leider auch in diesem Jahr für das „Middle of the Pack“ in den Nachtstunden nicht sehr zuverlässig. Die meisten Segler brauchten neun bis zehn Stunden für ihre Runden. Die beiden Letztplatzierten waren sogar mehr als 13 Stunden unterwegs und kamen erst gegen halb sieben Uhr morgens ins Ziel.
Trotzdem, Spaß hat’s offensichtlich allen gemacht. Wie unschwer auf den Bildern von Marina Könitzer und Sören Hese zu erkennen ist.
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