Extreme Sailing Series: Die GC32 rasen vor der Elbphilharmonie – zu gefährlich?

Foiler Spektakel auf engstem Raum

Was man in Hamburg erwarten kann. Die Zusammenfassung vom Stopp in Cardiff:

https://www.youtube.com/watch?v=mwVQZbZJvYk

Die Organisatoren der Land Rover Extreme Sailing Series haben lange gezögert, bis sie von den lieb gewonnenen 40 Fuß Katameranen abließen. Es schien nicht vorstellbar, dass die Urgesteine des Schnellsegelns plötzlich zum alten Eisen gehören sollten. Schließlich hatten sie häufig großartige Spektakel abgeliefert.

Einer der Höhepunkte war die Regatta 2015 im engen Hamburger Hafen. Sehr viel Wind sorgte auf dem engen Stadt-Kurs vor der Elbphilharmonie für haarige High-Speed-Manöver vor begeisterten Zuschauern. Das dänische SAP-Team um Skipper Jes Gram Hansen musste sogar eine Kenterung in einer 30 Knoten-Böe hinnehmen.

Extreme Sailing Series 2016

Highspeed Szene von der Tour 2016. © Lloyd Images

Und das sollte nun nicht mehr ausreichen, um mit dem Konzept der Stadion-Regatten die Segelfans direkt vor Ort zu begeistern? Das Problem: Die besten Segler drohten abzuwandern. Denn immer mehr kommt es für den Profi-Segler von heute darauf an, dass er sich im Foiling weiterbildet.

Seit der America’s Cup auf Tragflächen-Katamaranen ausgetragen wird, sehen daneben normale Mehrrümpfer aus wie aus einer längst vergangenen Zeit. Der Extreme Sailing Series blieb nichts anderes übrig, als zu den spektakulären Foilern zu wechseln. Erstmalig heißt das Sportgerät der Wahl für die Saison 2016 GC32.

GC32 Unfall

Lange Zeit wiesen die Organisatoren die Forderung nach dem Kufensegeln mit der Aussage zurück, dass die engen Stadtkurse dafür zu gefährlich seien. Und der GC32-Unfall von Franck Cammas, der sich schwer am Fuß verletzte, als er über Bord ging und mit dem Ruder kollidierte, zeigt die reale Gefahr wie auch der Crash mit einem Fotografen-Boot.

Extreme Sailing Series 2016

Der führende GC32 vom Oman Team hebt ab. © Lloyd Images

Aber die Segler bekommen die Foiler immer besser in den Griff. Und nun muss sich zeigen, dass es auch auf dem engsten Kurs der Rennserie in Hamburg mit den rasenden Gefährten funktioniert.

In der Hafen City treffen die sieben Extreme-Sailing-Series-Crews zum vierten Mal in der Saison 2016 aufeinander. Topfavorit der viertägigen Regatta ist die Mannschaft des Tourspitzenreiters „Oman Air“ um Skipper Morgan Larson.

Hamburg markiert die Halbzeit der achtteiligen Rennserie, die aus Cardiff/Wales in die Hansestadt kommt. Die Organisatoren haben den anspruchsvollen Hafenkurs erweitert, um den hohen Geschwindigkeiten der GC 32 von teils mehr als 60 km/h gerecht zu werden.

Die Gegner holen auf

„Das wird eine große Herausforderung, schnell zu reagieren und den besten Weg zwischen den Wendemarken zu finden“, sagt der Amerikaner Morgan Larson. Er weiß, dass die Teams, die zu Saisonbeginn noch ihre Schwierigkeiten mit dem Tragflächensegeln hatten, und ihm einige leichte Rennsiege bescherten, beim Beherrschen der neuartigen Flug-Technik deutlich aufgeholt haben.

Extreme Sailing Series 2016

Taylor Canfield liegt mit China One vorne. © Lloyd Images

Die österreichischen Doppelolympiasieger Roman Hagara und Hans-Peter Steinacher sitzen den Omanis mit ihrem Red Bull Sailing Team besonders im Nacken. Nur drei Punkte liegen sie hinter den Top Favoriten und rechnen sich auf dem wechselhaften Revier im Hamburger Hafen gute Chancen aus, Boden gutmachen zu können.

Das gilt besonders für den Match Race Weltmeister Taylor Canfield, der von den Kielyachten früh auf die schnellen Katamarane umgestiegen ist und im World Tour Match Race Finale von Marstrand nur knapp das Millionen-Dollar-Preisgeld verpasst hat.

Er hat einen Skipper-Job für das China One Team bekommen und wartet darauf, dass bei ihm der Knoten platzt und er die Kunst des Tragflächensegelns beherrscht. Nur zu gerne würde er Morgan Larson angreifen, denn dieser vertraut auf die Fähigkeiten von James Wierzbowski, der an der Vorschot von des Neuseeländers Phil Robertson in Schweden die Million holte.

Chance zur Revanche

Es ist die Chance zur Revanche. Und dafür vertraut Canfield auf die Dienste des Neuseeländers Chris Steele als Taktiker, der ebenfalls bei der Match Race Tour mit den  nicht fliegenden M32 Katamarenen als die große Entdeckung der finalen Regatta galt. Das große Interesse der Top-Profis von Morgen zeigt, wie sehr das Niveau der Segler bei der Extreme Sailing Series steigt, seit der Umstig auf den GC32-Foiler vollzogen wurde.

Extreme Sailing Series 2016

Der Rennkurs 2015 in Hamburg. © Jesus Renedo

Nur America’s Cup Teams dürfen nicht teilnehmen. Das ist von den Organisatoren der in der Welt führenden Segelveranstaltung verboten worden. So verbirgt sich auch hinter dem Land Rover BAR Academy Team nicht der große Meister Ben Ainslie höchstpersönlich, sondern eine junge Truppe, die aber im Rahmen des Cup-Teams aus England aufgebaut wird.

In Hamburg darf erstmalig der Lasersegler Elliot Hansen (22) nach einem harten Auswahlverfahren mitsegeln. An der Pinne sitzt nach wie vor Neil Hunter, mit 21 Jahren der jüngste Skipper in der Flotte. Die Youngster konnten schon zum Auftakt der Serie im Oman einen Podiumsplatz verbuchen.

Spektakel vor Ort

Das Regatta-Spektakel beginnt am Donnerstag mit einem Warm-up, bei dem sich die Crews  auf die trickreichen Verhältnisse des Elbhafens einspielen können. Die Wettfahrten finden an allen Tagen zwischen 14 und 17 Uhr statt und können von Land aus beim Cruise-Terminal gut beobachtet werden.

Auf dem Eventgelände wird zudem weitere spannende Unterhaltung geboten. Am Wochenende werden die Rennen hier online live übertragen. Die Zeiten: Sonnabend 16 – 17.30 Uhr und Sonntag 15.30 – 17 Uhr. So bleibt nur zu hoffen, dass der Wind mitspielt. Zumindest Freitag und Samstag werden zurzeit gute Foiling-Bedingungen erwartet.

Event Website Extreme Sailing Series Hamburg

Das dänische SAP Team kenterte 2015 im Hamburger Hafen. © Jesus Renedo

Das dänische SAP Team kenterte 2015 im Hamburger Hafen. © Jesus Renedo

Extreme Sailing Series 2016

Begeisterte Zuschauer im vergangenen Jahr© Jesus Renedo

Extreme Sailing Series 2016

“Oman Air” im Flugmodus. © Lloyd Images

 

Extreme Sailing Series 2016 Saison-Gesamtwertung nach drei Veranstaltungen

1 Oman Air (OMA) 35 Punkte
2 Red Bull Sailing Team (AUT) 32 Punkte
3 Alinghi (SUI) 30 Punkte
4 SAP Extreme Sailing Team (DEN) 25 Punkte
5 Land Rover BAR Academy (GBR) 25 Punkte
6 CHINA One (CHN) 21 Punkte
7 Sail Portugal-Visit Madeira (POR) 20 Punkte
8 Team Turx (TUR) 11 Punkte

Die Mannschaftsaufstellungen der Teams für Act 4 in Hamburg

Alinghi (SUI)
Skipper/Steuermann: Arnaud Psarofaghis (SUI)
Taktiker: Nicolas Charbonnier (FRA)
Vorsegeltrimmer: Nils Frei (SUI)
Bugmann: Yves Detrey (SUI)
Floater: Timothé Lapauw (FRA)

CHINA One (CHN)
Skipper/ Steuermann: Taylor Canfield (ISV)
Taktiker /Bowman: Chris Steele (NZL)
Großsegeltrimmer: Hayden Goodrick (NZL)
Vorsegeltrimmer: Garth Ellingham (NZL)
Floater: Shane Diviney (IRL)

Land Rover BAR Academy (GBR )
Skipper/Bowman: Neil Hunter (GBR)
Steuermann: Owen Bowerman (GBR)/Elliot Hansen (GBR)
Großsegeltrimmer: Will Alloway (GBR)
Vorsegeltrimmer: Oliver Greber (GBR)/ Adam Kay (GBR)
Floater: Rob Bunce (GBR)

Oman Air (OMA)
Skipper/ Steuermann: Morgan Larson (USA)
Großsegeltrimmer: Pete Greenhalgh (GBR)
Vorsegeltrimmer: Ed Smyth (NZL/AUS)
Bugmänner: Nasser Al Mashari (OMA) & James Wierzbowski (AUS)

Red Bull Sailing Team (AUT)
Skipper/ Steuermann: Roman Hagara (AUT)
Taktiker: Hans-Peter Steinacher (AUT)
Großsegeltrimmer: Stewart Dodson (NZL)
Vorsegeltrimmer: Adam Piggott (GBR)
Bugmann: Brad Farrand (NZL)

Sail Portugal – Visit Madeira (POR)
Skipper/ Steuermann: Diogo Cayolla (POR)
Großsegeltrimmer: Javier de la Plaza (ESP)
Vorsegeltrimmer: Nuno Barreto
Bugmann: Luís Brito (POR)
Floater: João Matos Rosa (POR)

SAP Extreme Sailing Team (DEN)
Co-Skipper/ Steuermann: Jes Gram-Hansen (DEN)
Co-Skipper/ Taktiker: Rasmus Køstner (DEN)
Großsegeltrimmer: Mads Emil Stephensen (DEN)
Vorsegeltrimmer: Pierluigi De Felice (ITA)
Bugmann: Renato Conde (POR)

Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

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