Internationales Yacht Forum in Hamburg 24./25.03.2012

Geballte Profi-Informationen auf 1,5 Forumstage

Auch in diesem Jahr repräsentierten die anwesenden Konstrukteure und Ingenieure die Creme de la Creme im Regattayachtdesign – perfekt, um über die Trends in der Yachtentwicklung zu referieren.

ORC optimierter Racer Elena Nova, 800 kg leichter bei 1,3 m längerer Wasserlinie als die Vorgängerin © Hans Genthe

Generell gibt es – international – einen Trend zu Booten, die vor allem viel Segelspaß produzieren, und die nicht in erster Linie gut in eine Formel passen. Mehr Spaß kommt mit weniger Gewicht, mehr Ballast und größerer Segelfläche. Alles Punkte, die von den Vermessungsformeln bestraft werden. Ein 12 m Schiff lässt sich heute problemlos unter 4 t Gesamtgewicht bauen – ohne dass die Seegängigkeit darunter leidet. Doch in Nordeuropa populäre Boote wiegen 6 t – 8 t oder mehr, selbst eine brandneue XP 38 aus der Performance Serie von X-Yachts wiegt bei 11,58 m noch 6,4 t.

Torsten Conradi vom Konstruktionsbüro Judel/Vrolijk demonstrierte an dem Beispiel des Racers “Elena Nova”, dass das Gewicht von 5,6 t mehr den Vermessungsformeln diktiert wird, weniger von den fehlenden Möglichkeiten, noch leichter zu bauen. Trotz Vermessungs-Optimierung ist die “Elena” schon fast 800 kg leichter als die Rodman “Beluga” – bei 1,30 m mehr Länge in der Wasserlinie. Conradi kündigte weitere spannende Boote für die Regattabahn an: z.B. den Neubau des 37 Fuß ORC-Racers “Schooting Star” bei Speedwave. Oder zwei aufregend aussehende Mini Maxis in 72 Fuß Länge – einer davon wird bei Baltic Yacht in Finnland gebaut.

Torsten Conradi, John Corby (rechts) © stockmaritime

Yachtdesigner Jason Ker zeigte in einem Diagramm, wohin der Yacht-Gewichts-Trend gehen wird, falls sich eine neue Formel für High Performance Yachten etablieren könnte: 3,5 t bis 4 t für eine 12m Yacht, unter 6 t für eine 15m Yacht. Das würde beindruckende Segeleigenschaften versprechen – das ist der Grund, warum sich einige Segler, Konstrukteure und Vermesser in den USA zusammengefunden haben, eine Formel für konsequente Rennyachten zu entwickeln, ohne Rücksicht auf die Cruiser-Racer.

Alle Redner waren sich in einem Punkt einig: die neuen, leichten Yachten stellen neue und höhere Anforderungen an die Fähigkeiten der Crew. So sollte sich jeder im klaren sein, dass ein High-Performance-Racer einiges an Übung abverlangt, um nach berechneter Zeit einen Sieg einzufahren.

John Corby beispielsweise führte am Beispiel “Rockall” aus, dass auch recht konservative Linien und verhältnismäßig viel Gewicht zu Regattaerfolgen führen können. Auch, weil so ein Schiff unter allen Konditionen gut beherrschbar ist, und damit das Potenzial schnell voll ausgeschöpft werden kann. So wurde die Mannschaft der “Rockall” mit dem “German Offshore Award” gekürt – zu Recht für die konstant guten Leistungen im Jahr 2011.

One Design (hier mit Farr 400): Spaß und faires Regattieren zu überschaubaren Kosten – Farr 400 © PCT

Segler, die ohne Formel gegeneinander antreten möchten, bietet der Markt einige neue und spannende Yachten. Vor allem die Farr 400 verspricht viel Segelspaß, bei geringen Kosten für Anschaffung und Transporten zu Regatten, denn die 4 t leichte Carbonyacht passt in einen 40 Fuß Container oder lässt sich sogar trailern. Wobei – wie Dobbs Davis in seiner Übersicht kommentierte – die „alte“ Farr 40 zumindest bei Up-und Down Regatten noch kaum weniger schnell ist.

Die Technik zur Herstellung von Yachten wird immer komplexer und anspruchsvoller: Strömungs-Simulation am Computer ermöglicht es, für verschiedene Designs sehr realistische Geschwindigkeitsprognosen zu erstellen. Damit wird es zunehmend einfacher, Yachten für bestimmte Kurse zu optimieren – ein Schiff, das Up- und Down-Regatten gewinnen soll, sieht heute anders aus als ein Schiff für Langstreckenregatten, wie Kai Graf von der Uni Kiel betont. Ein Beispiel: Der für Liebhaber eleganter Schiffe fürchterlich hässliche aber siegreiche Scow-Bug von David Raisons Mini-Transat-Yacht hat bei Windstärken über 15 Knoten und vor allem raumschots so große Vorteile, dass die Class 40 Klassenvereinigung Ihre Regel ändern will.

Qualitäts-Prüfverfahren aus der Luftfahrt werden für den Yachtbau verwendet – mit Erfolg, wie Stefano Beltrando von QI durch seine Statistiken belegte. Vorbeugung durch Messen ist überhaupt ein neuer Trend: In der „Elena Nova“ werden Kräfte im Rumpf und Mast durch einlaminierte Glasfaserkabel ermittelt. Judel/Vroijk will die tatsächlichen Werte mit den prognostizierten Werten vergleichen. Vorstellbar werden so sogar Warnsysteme, die den Rumpf oder das Rigg vor Überlastung schützen.

Auch das Mittagessen stand voll im Zeichen des Performance-Regattasegelns: Farmers Outdoor bewies eindrucksvoll, das gefriergetrocknete und leichte Nahrung schmackhaft ist und sogar gut aussieht.

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