Kieler Woche: Fürstensohn Casiraghi steuert MOD70 Kat beim Welcome Race

Blaues Blut an Bord

Die Kieler Woche 2015 wird adlig: Pierre Casiraghi aus dem Fürstentum Monaco, geht beim Welcome Race der größten Segelregatta der Welt an Bord des MOD70-Trimarans „Musandam-Oman Sail“. Der Sohn von Prinzessin Caroline ist ein erfahrener Melges 32 Steuermann.

Oman Sail

Der MOD 70 von Oman Sail am Kieler Leuchtturm. © Oman Sail

Skipper Sidney Gavignet hat den exzellenten Steuermann neben Weltumsegler Boris Herrmann aus Hamburg als Navigator und Omans bestem Hochseesegler Mohsin Al Busaidi in die Crew geholt. Zusammen wollen sie den eigenen Streckenrekord unterbieten, den das Flaggschiff aus dem Sultanat erst voriges Jahr aufgestellt hat.

Die Trauben hängen hoch: Nur 107 Minuten und 22 Sekunden brauchte der 21 Meter lange und fast 17 Meter breite Hightech-Racer voriges Jahr für die 27,5 Seemeilen lange Strecke aus der Kieler Innenförde nach Eckernförde. Dabei erreichte er Spitzengeschwindigkeiten von 35 Knoten, knapp 70 km/h. „Das ist schon eine fabelhafte Zeit, die nur unter idealen Windbedingungen zu verbessern sein dürfte“, meint Sidney Gavignet, der 2014 selbst nicht an Bord war, sondern vom damaligen Co-Skipper Damian Foxall aus Irland vertreten wurde. „Unsere Crew ist damals auch sehr smart gesegelt“, weiß der Franzose, „aber wir lieben die Herausforderungen und wollen zunächst vor allem wieder Erster im Ziel sein.“

Boris Herrmann ist auch ein Rekordhalter beim Welcome Race, denn er navigierte die 30,5 Meter lange „Esimit Europa 2“ mit Skipper Jochen Schümann vor zwei Jahren zur schnellsten Zeit, die jemals ein Einrumpfboot von Kiel nach Eckernförde erzielt hat. Auf der „Esimit“, die für den Yacht-Club von Monaco startet, knüpfte der geborene Oldenburger auch Kontakt zu Pierre Casiraghi. Zusammen gewannen sie den Giraglia Rolex Cup 2014. Gemeinsam planen sie internationale Zweihand-Starts. „Pierre ist natürlich ein Stück weit prominent, aber für mich in erster Linie ein wirklich guter Segler und Freund“, so Herrmann.

Drei Streckenrekorde als Empfehlung

Er selbst wird mit der Empfehlung von drei frischen Streckenrekorden zurück nach Kiel kommen, wo er eine ganze Zeit lang wohnte. Am 31. Mai wird er mit der getunten VO70 „Maserati“ von Giovanni Soldini 26 Tage nach dem Start von San Francisco aus nach 7.315 Seemeilen in Shanghai erwartet. Mit dem 103 Fuß langen Maxi-Trimaran „Landing Club“ unter US-Skipper Ryan Breymaier, mit dem er das Barcelona World Race 2010/11 als Fünfter beendet hatte, schaffte Herrmann zuvor neue Bestzeiten von Newport/USA nach Bermuda sowie beim Sprint von Cowes über den Englischen Kanal nach Dinard/Frankreich.

Das vergleichbar lange Welcome Race der Kieler Woche fordert jedoch durch die starke Kursänderung in die Eckernförder Bucht hinein besonders. „Bei kaum einer Windrichtung verläuft das Rennen ohne mehrere Wenden oder Halsen“, so der geborene Oldenburger, der am heutigen Donnerstag (28. Mai) seinen 34. Geburtstag auf dem Pazifik feiert, „da kommt es nicht nur auf die Geschwindigkeit, sondern vor allem auch auf die richtige Richtung an.“

Gute Kieler Woche-Erinnerungen

Sidney Gavignet sieht mit großer Vorfreude seinem ersten Welcome Race entgegen, ist aber gleichwohl kein Kieler Woche-Novize. Schon Anfang der 90er-Jahre war er als junger Tornado-Segler dreimal vor Schilksee am Start. Und mit der Maxi-Yacht „La Poste“ im Rahmen der European Tour in Kiel. „Damals hatte ich eine Berliner 470er-Seglerin als Freundin“, erinnert sich der heute 46-Jährige gerne an seinen starken Bezug zur deutschen Segelszene zurück. Ende der Neunziger war er mit der ILC40-Yacht „Speedy Koyote“ nochmal auf der Kieler Woche, doch seitdem erst 2012 mit der „Musandam-Oman Sail“ beim Auftakt der MOD70 European Tour wieder auf der Förde aktiv.

Für sein Team hat die Saison ebenfalls bereits verheißungsvoll begonnen. Jüngst stellte Sidney Gavignet mit der „Musandam-Oman Sail“ einen neuen Streckenrekord rund Irland auf. Die 700 Seemeilen absolvierte der Tri in 40 Stunden, 51 Minuten und 57 Sekunden. Die Hälfte der sechsköpfigen Mannschaft kam dabei aus dem Oman – ein Riesenerfolg für die Kampagne Oman Sail, die sich unter anderen zur Aufgabe gemacht hat, Spitzenseglerinnen und -segler in verschiedenen Disziplinen und Bootsklassen auszubilden. „Diese Saison stehen vor allem eine Verbesserung von Kraft und Ausdauer der Omanis im Mittelpunkt, um auf den Langstrecken rund um die Uhr Vollgas geben zu können“, erklärt Gavignet. Geplant sind Starts beim Rolex Fastnet Race im August in England und Rolex Middle Sea Race im Herbst in Malta, zwei 600-Seemeilen-Klassiker.

Für das Welcome Race am Sonnabendmorgen (20. Juni) und die Rückregatta am Tag darauf sowie verschiedene Gästesegeltörns während der weiteren Kieler Woche danach hat Gavignet außerdem zwei Landleute und einen Spanier berufen. Neben Guillaume Le Brec und Loik Gallon stößt Alex Pella dazu. Der Route de Rhum-Sieger feiert gleichzeitig ein Wiedersehen mit Boris Herrmann, gegen den er vor vier Jahren von Barcelona nach Barcelona um die Welt gesegelt war. Das Gleiche schaffte Mohsin Al Busaidi 2009 als erster Araber überhaupt. „An Kiel habe ich nur gute Erinnerungen dank unseres Rekords und der Tour 2012“, sagt der Omaner, „und alle guten Dinge sind drei.“

Oberbürgermeister Kämpfer wieder an Bord

Die erneute Teilnahme der „Musandam-Oman Sail“ auf der Kieler Woche knüpft an die erfolgreiche Premiere im 132. Jahr der Traditionsveranstaltung an, in deren Verlauf auch der seinerzeit frischgebackene Kieler Oberbürgermeister Ulf Kämpfer an Bord des Trimarans ging und quasi seine seglerische Feuertaufe bestand. Auch dieses Jahr hat sich der Verwaltungschef der Olympiabewerberstadt für die Segelwettbewerbe 2024/28 wieder zum Highspeedsegeln angesagt. Er wird am Dienstagnachmittag (23. Juni) auf dem MOD70 dabei sein.

Begleitet wird das Gastspiel des Dreirumpfrennboots von einen neuen Pavillon auf der Kiellinie, in dem sich das Sultanat Oman den rund drei Millionen Besuchern des größten Sommerfestivals in Nordeuropa als Premiumurlaubsziel vorstellt. Sechs Regionen präsentieren sich in einem landestypischen Burgdesign mit Bildern und Kunstwerken. Aktive Töpferei und Weberei sowie eine Henna-Künstlerin demonstrieren interaktiv die Traditionen des Sultanats, das von Oman Air aus München und Frankfurt nach Maskat direkt angeflogen wird.

Quelle: Andreas Kling/Oman Sail

P.S.

5 Kommentare zu „Kieler Woche: Fürstensohn Casiraghi steuert MOD70 Kat beim Welcome Race“

  1. Bente’s Chancen sinken. 😉

  2. avatar Roland sagt:

    letztes Jahr Timmy an Bord, nun der Prinz …

  3. avatar Friedrich sagt:

    Hammer! Was für eine Herausforderung! 27,5 sm mit einem Hochseekat ;-)) MOD 70 gegen Dehler 29 ….

    Im Ernst, Kiel könnte es mal packen, davon oder ähnlichen Raketen ein paar mehr an die Linie zu bekommen. So ist das doch nix als Marketing und Ablenkung der Presse vom eigentlichen “sportlichen” Geschehen. Ich seh schon die Schlagzeile: Oman Sieger beim Welcome Race nach gesegelter Zeit. Spannendes Rennen um Rekord… (was soll das eigentlich, die legen doch jedes Jahr eine andere Bahn aus???).

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