Kieler Woche: Polgar/Werner auf den ersten Meilen des “Marathons” – Quali für Aarhus-WM

Aus dem Anzug auf den Kat

Polgar Werner

Polgar/Werner mit neuem Branding beim Nacra17 Gardasee-Training. © gel

Marketing-Mann und Spitzensportler: Johannes Polgar in Doppelfunktion bei der Kieler Woche. Nationalmannschaft muss sich in Kiel für WM qualifizieren.

Johannes Polgar kann sich in diesem Jahr bei der Kieler Woche nur bis einschließlich Dienstag um die Audi-Gäste kümmern. Danach muss er den Business-Suit gegen den Neoprenanzug tauschen, wenn  der 40-Jährige mit Carolina Werner auf den Nacra 17 steigt. Das Ziel des Duos Polgar/Werner sind die Olympischen Spiele 2020. Und vor Japan ist das Ziel eine olympische Medaille. „Keine Frage, das ist für mich immer noch unfinished business“, so Polgar.

Es ist seine dritte Olympia-Kampagne in der dritten Bootsklasse. Nach dem 8. Platz im Jahr 2000 im Tornado und der gescheiterten Starboot-Kampagne folgte im Vorjahr der Wechsel in den fliegenden Nacra 17 – vom Handling her sicherlich eine der schwierigsten Klassen. „Wir gehen die komplexe Herausforderung, die diese neue Foiling-Klasse mit sich bringt, sehr systematisch an. Dabei werden wir uns bis zur WM in Aarhus komplett auf einzelne Fortschritte innerhalb des Prozesses konzentrieren und erst dann einen Blick auf die Ergebnislisten wagen. Alles andere wäre unrealistisch. Das Ganze ist bis 2020 kein Sprint, sondern ein Marathon, und da befinden wir uns erst auf den ersten Meilen“, beschreibt Polgar die Olympia-Kampagne.

„Das wichtigste dabei ist, dass wir bislang weitestgehend verletzungsfrei durchgekommen sind und die Lernkurve weiterhin steil nach oben zeigt. Wir stehen mittlerweile recht sicher auf den Foils und können den Kopf immer weiter aus dem Boot stecken, um uns auch den strategisch/taktischen Herausforderungen zu stellen. Die Mischung aus Erfahrung und frischer Dynamik an Bord schätze ich als große Stärke unseres Teams ein“, erklärt Polgar, der für das NRV Olympic Team startet.

Gemeinsam mit Paul Kohlhoff/Alica Stuhlemmer (Kieler Yacht-Club) und Bundestrainer Marcus Lynch, der viel Foiling-Erfahrung vom GC 32 mitbringt, läuft das Training national auf Hochtouren. Kohlhoff hat erst vor kurzem eine Gehirn-Operation überstanden und trainiert seit wenigen Wochen auf dem Katamaran.

Dazu kommt die Partnerschaft mit Iker Martinez (Spanien). Der Volvo Ocean Race Skipper hat bereits olympisches Gold und Silber im 49er errungen. Nun peilt er mit der ehemaligen Surferin Olga Maslivets 2020 eine Nacra 17-Medaille an. Bronze beim Weltcup vor Hyères (Frankreich) unterstreicht, dass die Spanier auf dem richtigen Kurs sind.

Solche Erfolge können Polgar/Werner noch nicht aufweisen, doch der Marathon beginnt ja erst. Und Ausdauer hat das Team, das menschlich zusammen passt. Werner, die ebenfalls schon olympische Erfahrungen gesammelt hat – an der Vorschot von Paul Kohlhoff – , beschreibt Johannes Polgar so: „ Jojo ist ein sehr ehrgeiziger Segler und ein Sportler durch und durch. Er hat genau die richtige Einstellung zum Leistungssport und einen tollen Charakter.  Außerdem ist er ein sehr guter Teamplayer, ich kann mich 100 Prozent auf ihn verlassen.“

Nach ihrem 5. Rang bei der WM 2015 gemeinsam mit Paul Kohlhoff als „Wonderkids“ bezeichnet, ist nun deutlich mehr Routine an Bord. Nach der Kieler Woche und der EM in Gdynia (Polen) ist die WM in Aarhus (Dänemark) in diesem Jahr das Hauptziel, eine Etappe beim olympischen Marathon. Dabei hofft Carolina Werner, dass Johannes Polgar möglichst viel Zeit für sie und den Nacra 17 hat. Auf die Frage, ob sie bei diesem Ziel Johannes Polgar überhaupt noch für Audi „abstellen“ könne, lautet die klare Antwort: „So wenig wie möglich.“

WM-Qualifikation der Nationalmannschaft

Aber nicht nur im Nacra 17 geht es vor Kiel um WM-Tickets. Ihren Erfolg wiederholen möchten Frederike Loewe und Anna Markfort im 470er. Die beiden 24-Jährigen holten im Vorjahr Kieler Gold in der olympischen Zweipersonen-Klasse. Mit einem Sieg in Kiel wäre das Ticket für die Sailing Worlds in Aarhus gesichert. Insgesamt kämpfen im 470er drei Frauencrews darum, die deutschen Farben in Dänemark vertreten zu dürfen. Im Vorjahr hatten die Pharmaziestudentin und ihre Vorschoterin, die nach dem Studium nun Sportsoldatin ist, den Bug vorn.

Bei den Männer zählen Simon Diesch/Philipp Autenrieth (Württembergischer YC/Bayerischer YC) sowie Malte Winkel/Matti Cipra (Schweriner Yacht-Club/Plauer Wassersport Verein) aus dem DSV-Perspektivkader zu den Favoriten im Kampf um die WM-Plätze.  

„Wir sind froh, dass der Deutsche Segler-Verband die Qualifikation in der Kieler Woche aussegelt. Es zeigt den engen Schulterschluss zwischen Kiel und dem DSV“, freut sich der Organisationsleiter der Kieler-Woche-Regatten, Dirk Ramhorst, der hofft, dass zahlreiche Spitzensegler aus aller Welt die Kieler Woche als Pre Worlds nutzen.

Auf jeden Fall ist gewährleistet, dass die deutsche Segelspitze auch 2018 in Kiel Schilksee am Start sein wird. Bei Punktgleichheit in der Qualifikationsrangliste entscheidet die bessere Platzierung in Kiel.

Neben den deutschen Olympiahoffnungen um Jurczok/Lorenz (Berlin/49erFX), Lutz/Beucke (Kiel/49erFX), Buhl (Sonthofen/Laser), Schmidt/Boehme (Kiel/49er) und Heil/Ploessel (Kiel/49er) in den olympischen Klassen werden sich in der zweiten Kieler-Woche-Hälfte auch die besten Laser Radial Segler in Kiel Schilksee messen.

Quelle: Herrman Hell, SVG Verlag

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