Mini 6.50: Simon Kosters neuer Plattbug-Proto – in Lorient besichtigt

Frosch auf dem Sprung

Koster

Nicht nur die Farbe erinnert an einen Frosch © Koster

Äußerst eigenwillige Formen, Innovatives im Detail und die Zeit, die reichlich drängt: Der Proto Mini 888 muss spätestens im Juni Salzwasser schmecken.

Letzte Woche stand er für ein paar Tage ganz profan aufgebockt im Hänger an der Rampe des Sellors Port, ehemals AOS, in der „Cité de la Voile“ von Lorient/Bretagne: Simon Kosters nagelneuer, noch nicht ganz fertig gestellter Mini Proto mit der Schnapszahl „888“. Rumpf fast fertig, aber schon aufwändig, sponsorenreif lackiert, jedoch noch ohne Kiel, Ruder, ohne Schwertkästen…

Neben den gerade vor Ort weilenden „Ministen“ schauten auch Segel-Enthusiasten, Bootsmänner und Designer aus den benachbarten Werkstätten und Werfthallen vorbei, gaben Kommentare ab und verzogen sich wieder an ihre höchstpersönlichen Projekte im Stile von fliegenden IMOCA oder rasende Trimaranen der MOD70-Klasse oder noch größer, wie etwa im „Gitana“-Stall.

Bei der letzten Mini-Transat wurde Koster Dritter unter den Serien-Minis. Die Vorher-Hinterher-Bildfolge spricht Bände © Koster

Bei der letzten Mini-Transat wurde Koster Dritter unter den Serien-Minis. Die Vorher-Hinterher-Bildfolge spricht Bände © Koster

Es gab Lob, es gab Kritik, es gab Schulterzucken… vielmehr polarisierte der neue „Look“ des brandneuen Plattbug-Minis ein wenig. Dabei waren es weniger die Scow-Form des Bugs – daran hat man sich in Lorient, in der Mini-Szene und nicht nur dort mittlerweile gewöhnt – sondern der seitlich relativ hoch gezogene Gischtschutz mit Wellenbrecher-Funktion und überhaupt die eckigen Aufbauten, die Aufmerksamkeit erregen.

Die runde Form im Bugbereich wird durch hart wirkende Linien ohne Übergang direkt „abgelöst“ – rein optisch ein „no-go“. Seglerisch dagegen, und da scheinen sich alle einig, eine vernünftige Angelegenheit. Denn wer wie der Schweizer Simon Koster mit Podiumambitionen in die kommende Mini Transat (Start September 2015) geht, denkt vor allem an das Eine: Seglerische Performance.

Und genau die bescheinigen all’ die echten und vermeintlichen Spezialisten in Lorient unisono dem neuen Koster-Proto. Obwohl ihn noch niemand unter Segeln in seinem Element erlebt hat.

Koster

Alles richtig erkannt, oder? © francois denis

Auf seiner Website verspricht Koster jedenfalls: „ Merfort mit dem Designer Olivier Mousselon haben viel Zeit aufgewendet, das Schwert-, Ruder- und Schwenkkielsystem zu optimieren, welche auch die eine oder andere Innovation enthalten“. Die Szene ist weiterhin gespannt.

„Eight3“ wird der Mini (fast schon logischerweise) heißen, wenn sich auch der eine oder andere aufmerksame Beobachter eine eher animalische Bezeichnung gewünscht hätte (siehe Zeichnung von Francois Denis, der die wahre Form dieses Proto mit sicherem Blick erkannte).

Montage von Kiel, Ruder, Schoten und Strecker, Mast stellen … es bleibt noch reichlich zu tun für den Züricher Mini-Champ und seine (zahlreichen) Helfer vor Ort in der südlichen Bretagne. Ab Juni müssen sich „Eight3“ und Simon Koster für die Mini-Transat qualifizieren. Unter anderem mit einem 1.000-Seemeilen-Solo-Törn. Damit der „Frosch“ den Sprung über den großen Teich überhaupt in Angriff nehmen darf…

Große Ambitionen mit Scow-Bug und einigen Neuerungen im Bereich des Schwenkkiels und mehr © koster

Große Ambitionen mit Scow-Bug und einigen Neuerungen im Bereich des Schwenkkiels und mehr © koster

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Michael Kunst

Näheres zu miku findest Du hier

17 Kommentare zu „Mini 6.50: Simon Kosters neuer Plattbug-Proto – in Lorient besichtigt“

  1. avatar holger sagt:

    Sieht etwas aus wie die aktuellen Klotüren im Windsurfen mit Aufbau!

  2. Also ich hab mir den neuen von Simon schon mal ganz auß der Nähe angeschaut, sowohl von Außen, als auch von Innen. Geiles Teil. Simon hat mir übrigens auch erklärt, dass das eigenwillige Deckshauslayout tatsächlich nur wegen des aufrichtenden Moments so konstruiert wurde. Da hat Alex also recht. Ich gehe fest davon aus, das die Höhle läuft wie schmitz Katze. Schließlich ist das ja nicht alles, da stecken viele gute Ideen drin.

    Allerdings: Der Bau hat länger gebraucht als erwartet und um die Quali für das Transat zu packen darf jetzt nichts mehr schief gehen, sonst war es das mit Mini Transat 2015. Den 1000 SM Solo Törn muss er allerdings als Transat Veteran nicht mehr machen, nur die 1000 SM Mini Regatten die das Boot halten muss. Also Fastnet und Transgascogne muss beendet werden, komme was will.

    Ich drücke Simon die Daumen und so wie ich ihn kenne wird er das eiskalt durchziehen und erfolgreich beenden. Go4it 🙂

  3. avatar breizh sagt:

    Danke für die Info. Bin gespannt mehr zu erfahren und wie sich der “Frosch” unter Segeln verhält.
    Segelsportinnovationen (zu mindestens für den Offshore Bereich) finden derzeit in Frankreich statt oder besser gesagt in der Bretagne! Sehr interessante Segelszene.
    Es ist jedem deutschen Segler nur zu empfehlen bspw. in Lorient einmal vorbei zu schauen und zu sehen was dort so in der Cité de la Voile rumliegt oder teilweise an Land steht/passiert. Idealerweise gleich mit einem Törn vor Ort verknüpfen. Das Revier gehört in Europa zu den spannensten und wird in Deutschland leider zu wenig beachtet.

  4. avatar Friedrich sagt:

    Tja, und wann kommt das erste große Boot mit so einem Bug?

    • So etwas traut sich niemand und wenn, dann findet es sicher nicht den Weg in den Norden – Du hast ja sicher noch die Antwort der Bente-Macher im Ohr – so etwas kreuzt nicht (auf der Ostsee) …

      Einzig in einer Konstruktionsklasse wie der CM kann so etwas entstehen – wobei, wenn die Pläne der foilenden (Proto-)Minis aktuell werden dann … ist damit vlt. auch bald wieder Schluß …

  5. avatar Jörg Gosche sagt:

    Sieht aus wie´n Bio-Schuh!

  6. avatar Alex sagt:

    Gischtschutz mit Wellenbrecher-Funktion ist nicht der Grund für die Form vom Aufbau.
    So werden die vorgeschriebenen 45Kg aufrichtenden Moment, bei 90° Lage, an der Mastspitze erreicht.

  7. hat was. Irgendwie gefällt mir das Ding.

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