DIGGER: Seltsames beim Wetter

Sommer. Ein Märchen.

Was ist nur mit Rasmus los? Kann  es sein, dass ihm Windfinder gehört?

Als ich vor ca. 15 Jahren mit dem Segeln begann und danach gleich mal 4 Jahre den ganzen Sommer unterwegs war, war das Wetter so, wie man es sich vorstellt. Vor allem der Wind. In der Regel hatte man so immer zwischen 2-4 Windstärken. Das einzige, was wechselte, war die Richtung. Hin und wieder ein Flautentag, dann ein Starkwindtag und dann zurück zum normalen Sommerwind.

In den letzten Jahren ist das rein subjektiv anders geworden. Fast alle Ostseesegler, die ich kenne, bestätigen das. Es ist unberechenbar geworden, der Wind ein ewiges Auf und Ab. Dieser Sommer wird auch wieder zum Märchen. Er kommt nämlich nicht. Hier der offizielle Film: Sommer: Ein Märchen.

Windfinder sollte davon profitieren. Denn vor allem in solch kapriziösen Wetterzeiten wie in diesem Sommer reloaded der Segler häufiger den Windbericht als an konstanten Tagen. Wenn ich allerdings die Seite aufrufe, fällt mir immer häufiger etwas sehr seltsames auf: Der Unterschied zwischen dem Forecast und dem “Superforecast”. Eigentlich sollte man meinen, es seien die gleichen Windberichte. Sind sie aber nicht. Denn vor allem in der Windstärke unterscheiden sie sich. Manchmal auch in der Richtung.

Einem Windbericht sollte der unterschied zwischen 4-5 und 5-6 Bft oder 6-7  irgendwie klar sein.

Die einzige Erklärung, die ich habe: Rasmus ist Windfinder! Denn das würde zusammen passen.

Bildschirmfoto 2015-07-27 um 17.04.34 ©windfinder.comBildschirmfoto 2015-07-27 um 17.04.22 ©windfinder.com

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Digger Hamburg

Kleiner segeln - größer leben. Filmemacher und Autor Stephan Boden verbringt jeden Sommer auf dem Wasser. Früher auf seiner VA18 "Digger" jetzt auf der Bente24, die er selbst initiiert hat. "Auf See habe ich Zeit, das schärft den Blick für Details." Zu seinem Blog geht es hier

29 Kommentare zu „DIGGER: Seltsames beim Wetter“

  1. avatar Alexander sagt:

    Man muss ja auch an die Landwirtschaft denken.

  2. avatar Steffen sagt:

    Hallo bin seit gut zwei Wochen zwischen Kiel und Anholt unterwegs und muss eine Lanze für die Wtterfrösche brechen. Wind und Wetter wurden in der Zeit meist super getroffen, dass bei einem Vorlauf von mehr als zwei Tagen die Trefferquote signifikant abnimmt ist wohl nicht ungewöhnlich.
    Planbar ist der Wind auch West, West West.
    Allen noch viel Spaß. Übrigens heute 80 Schiffe zwischen Bagö und Middelfart in Sicht gehabt. Offensichtlich will niemand auch nur einen Meter West hergeben.

    • avatar big BEN64 sagt:

      Vielleicht haben die unterschiedlichen Ansichten zum Wetter auch etwas mit dem eigenen Verhalten (sprich: Standort) zu tun. Bleibe ich an Land, mischen sich meist Thermik und lokale Effekte mit dem großräumigen Wind. Landabdeckung kommt hinzu. Und auch ein veränderte Wahrnehmung. An Land ist nach meiner Beobachtung auch die Regenneigung deutlich höher als auf See. Das beeinflusst auch das eigene Urteil über das aktuelle Wetter: Es wird gleich viel schlechter beurteilt.

      Ich war im Juni im Kattegat parallel mit einer anderen Yacht unterwegs. Eines morgens trennten wir uns, weil ich schon die nächste Etappe angehen wollte – die andere Crew bleib wegen erwartetem Schlechtwetter lieber im Hafen und wollte am übernächsten Tag die Flaute nutzen für einen langen Schlag, um uns dann wieder einzuholen. Im Zielhafen am übernächsten Tag saßen wir beisammen und fühlten uns beide bezüglich des Wetters am Vortag bestätigt. Die andere Crew sprach uns ihr Mitleid zu unserer Fehlentscheidung aus und wir waren begeistert von einem fantastischen Segeltag (der Wind war wie vorhergesagt eingetreten). Nebenbei mussten wir am dritten Tag nicht vor 0600 aus den Kojen und nicht so lange motoren. Will sagen: Ein Wetter, zwei konträre Meinungen.

  3. avatar Arwed sagt:

    …achja: Gabi von der HJS in Glücksburg kann´s auch super erklären. Danke, Gabi!

  4. avatar Arwed sagt:

    Windfinder ist auch maximal das, was der Name sagt.
    Wenn man sich die Mühe macht, aus dem Netz Isobarenkarten für die nächste 48h anzuschauen (und diese natürlich auch interpretieren kann), wird einen viel besseren Überblick über das derzeitige und kommende Wetter erhalten, als es Zahlenkolonnen, Temperaturangaben und Windpfeile jemals können. Wer weiß, wo er sich im Tief befindet, weiß auch mit ziemlicher Sicherheit, was kommt. Das macht das Wetter nicht besser, zugegeben, aber man steht weniger im Regen. Im Sinne des Wortes.

    • Wohl dem, der in Wetterkunde aufgepasst hat. Wobei man sagen muss, dass bei dem derzeitigen Hoch-Tief-Karussell selbst für versierte Wetterprofis nur schwer mittelfristig vorauszusagen ist.

      • avatar Arwed sagt:

        Da gebe ich Dir uneingeschränkt Recht. Das kleine Tief mit großer Wirkung letztes Wochenende über dem Ijsselmeer (ich war mittendrin) war zwar 48h vorhersagbar, aber Keiner konnte die Ursache so richtig begründen. War interessant, wir haben im Hafen lange darüber diskutiert, währen das Boot kräftig schaukelte.
        Wer in Wetterkunde nicht aufgepasst hat, kann das Versäumte einfach nachholen: Meeno Schrader schreibt Bücher, die sogar ich verstehe und, was noch viel wichtiger ist: umsetzen kann.

  5. avatar reivozim sagt:

    wir im Süden können nicht klagen, höchstens über Hitze; wir hatten im Juli den heißesten und trockensten Juli an den ich mich erinnern kann. Wir hatten sogar Wind, beim blauen Band am Alpsee 5 Bft West “abflauend” auf 4 !

    • Man hört im Norden davon. Dieser Unterschied nord zu Süd sollte allerdings eher die Normalität sein. In den letzten Jahren war es ja gern auch mal umgekehrt.

      Vielleicht ist man auch einfach nur durcheinander, weil es so viele Dienste, Apps und Vorhersagen wie nie gibt. Abends schaut man sich evtl mal das Wetter im Ersten an, dann geht man auf yr.no, danach auf Windfinder, dann liest man, was Meno Schrader so meint. Neben einem steht einer mit Wetter Online und Regenradar während aus dem Boot daneben DP07 zu hören ist.

      Was am besten ist? Keine Ahnung. Selbst gucken und zusammenreimen hilft sicher, ist allerdings bei der Wetterlage im Moment ziemlich schwierig.

      Sven Plöger hat vor kurzem mal ein Statement dazu gemacht und gesagt: Bei solchen Konstellationen wie im Moment kann man einen tag vorher recht gut voraussagen. Zwei wird schon schwieriger und alles andere wird dann eine vage Prognose. Die liegen bei der kurzfristigen Vorhersage auch wirklich gut.

  6. avatar steehl sagt:

    Hier im Süden wären wir froh, wenn es nachts mal so kühl werden würde wie es bei Euch Mittags ist 😉

    Meine Küstenerfahrung reicht etwas weiter zurück, von 82-97. Und als Windsurfer mit einer harten Windwahrnehmungsgrenze ausgestattet ( 8 = zuviel, dazwischen alles gut bis super) kann ich berichten: Es gab schon immer solche und solche Sommer. Die Mehrzahl hatte im Hochsommer nur eine Handvoll Tagen mit Wind (gemäß obiger Definition), aber es gab immer wieder auch Hammer-Sommer, bei denen es fast jedes Wochenende ordentlich geblasen hat. Der Beste war glaub ich 85, da hatte es gefühlt jedes Wochende 6Bft und mehr. Allen windigen Sommern gemeinsam war, dass das Wasser recht kühl blieb. Daher ist meine Theorie: Wenn das Wasser im Juni nicht Badetemperatur erreicht hat, bleibt der Sommer windig und kühl.

  7. avatar Ulrich Jäger sagt:

    Ich habe es diesen Urlaub einfach so gehalten, dass so lange keine Sturmwarnung dabei war, mich die Windstärke nicht interessiert hat. Die Windrichtung war ja meist richtig. Zwischen 2- und 7 Bft interessiert doch nur die Segelfläche. mehr als 3 mal täglich Vorsegel wechseln und Reff einbinden oder ausschütteln war nicht nötig.
    Sportliches Segeln eben !
    Stephan hat auf jeden Fall recht, der Wetterbericht passt nur wenn alle das gleiche sagen. Das kann ich dann aber auch selber 🙂 Barometer auf Hochdruck, alles hübsch 🙂

  8. avatar dubblebubble sagt:

    Superforecast zeigt imho immer deutlich zuviel Wind an. Kann man vergessen. Der normale Forecast ist ganz brauchbar.

    My2knots

  9. avatar Hans C. sagt:

    Hi,
    Wenn ihr den Superforecast benutzt, dann lasst euch auch die Nachtstunden mitanzeigen. Wenn es Nachts kachelt will man das doch wissen, oder? Da beim normalen Forecast auch gemittelt wird aus 3 Stunden, finde ich die Abweichungen nicht sehr stark. Außerdem sollte man für einen genauen Vergleich die Angaben auf Knoten oder m/s umstellen, da die Beaufortskala ja doch recht grob ist. Dann aktualisieren beide Vorhersagen auch noch in unterschiedlichen Intervallen. Das eine nur alle 3 Stunden und das andere jede Stunde.
    Beim vergleichen unterschiedlicher Vorhersagen muss man auch seinen eigenen Standort beobachten. Nimmt man zB Rostock-Warnemünde da macht 1 sm schon einen riesigen Wetterunterschied aus mit teilweise 3-4 Windstärken.

  10. Ja stimmt das Wetter spielt dieses Jahr wieder nicht mit. Hab mal einen Bericht gesehen weshalb sich das Wetter verschlechtert… Grund ist jedoch nicht nur die globale Erwärmung. Nach Analyse vieler Jahrzehnte ist bestätigt worden, dass schon immer ein Wechsel von kalt und warm Perioden stattgefunden hat. Dazu kommt natürlich auch der Mensch. Der den Planeten äußerst schlecht behandelt und die Natur versucht alles im Gleichgewicht zu halten.

    Zum windfinder: berichtige mich sollte es falsch sein… Aber nach sovielen törn berichten und Bücher die ich zum Thema “Segeln” gelesen habe (auch von dir) könnte man meinen die Vorhersage stimmt fast nie. Selten bis nie wurde berichtet das die Vorhersage zutraf. Eher wurde von absoluten Differenzen berichtet. West statt Ost. 7 statt 3.

    Ist das nicht genau das was ein Segler will? Weg von jeglicher Planung und sich Tag für Tag neu Orientieren?

  11. avatar paul sagt:

    Die Ursache für die unterschiedlichen Vorhersagen sind unterschiedliche Modelle.
    Wenn beide zu ähnlichen Vorhersagen kommen ist die Wahrscheinlichkeit, dass es so eintritt auch meistens höher.

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