Abenteuer: Überleben auf dem Eisberg – allein bis zur endgültigen Schmelze

Der Eisbergmann

Alex Bellini will die Menschen für die Klimaerwärmung sensibilisieren: In einer Überlebenskapsel, auf einem treibenden Eisberg. Monatelange Einsamkeit mit 150 Gefahren.

“Adrift” heißt sein neues Projekt – eine Mission, wie er es nennt. Der 37jährige Alex Bellini sagt über sich selbst, dass er ein Entdecker der menschlichen Natur sei und über das Abenteuer verborgene Orte seines Ichs besucht. Adrift hingegen kann unter anderem „treibend – einsam – ziellos“ bedeuten, ganz so wie ein Eisberg.

Und genau das beinhaltet sein aktuelles Projekt und seine nächste Mission:

Der Italiener will auf einem Eisberg, der im Nordwesten Grönlands von einem Gletscher kalbte, in wärmere Klimazonen treiben.

Maximal zwölf Monate auf dem Eisberg

Die Dauer seines Aufenthaltes auf dem Eisberg wird maximal zwölf Monate dauern, bevor der Eisberg wieder zu Wasser wird. Dieser unausweichliche Prozess, in dem der Eisberg immer weiter abschmilzt und somit auch instabiler wird, zwingt Alex Bellini dazu, sich immer wieder den neuen Situationen anzupassen.

eisberg, allein, Überlebenskapsel

alleine auf einem Eisberg – bis er vollständig geschmolzen sein wird © bellini

Um auf den Eisberg zu überleben, steht dem Abenteurer eine speziell für ihn konstruierte „Überlebenskapsel“ zur Verfügung, in der er 90% seiner Zeit verbringen dürfte. Die verbleibende Zeit „draußen“ ist der Wasserversorgung, Wartungsarbeiten und wissenschaftlichen Untersuchungen gewidmet.

Diese Tätigkeiten zwingen ihn, die „Sicherheitszone“ zu verlassen und setzen ihn einer erheblichen Gefahr aus, da der Eisberg jederzeit auseinanderbrechen oder kentern kann.

Inspiriert wurde Bellini durch das Abenteuer von Umberto Nobile, der 1928 versuchte mit einem Luftschiff über den Nordpol zu fliegen. Er erreichte den Pol am 24. Mai. Einen Tag später stürzte die Italia auf dem Rückflug vom Nordpol in der Nähe Spitzbergens ab. Nobile überlebte vierzig Tage auf dem Packeis .

Kalkulierte Risiken – kein Suizidversuch

Das erklärte Ziel dieser Mission ist in erster Linie, die Folgen des Klimawandels zu dokumentieren. “Ich bin kein Wissenschaftler oder Umweltschützer, aber ich wünsche mir, dass über dieses Thema mehr gesprochen wird. Die Mission auf dem Eisberg ist das ehrgeizigste Projekt, das ich mir Vorstellen kann und es hat mich bereits die besten Jahre meines Lebens gekostet. Seit vier Jahren bereite ich mich darauf vor. Adrift ist völlig anders als meine vorherigen Projekte, da das Hauptanliegen in diesem Projekt ist, die Bedingungen so sicher zu gestalten, um das Unternehmen erfolgreich zu Ende zu bringen” erklärte Alex,  im Rahmen der Preisverleihung zum Best Adventurer bei den Adventure Awards Days  2015.

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Bellini macht sich so seine ganz speziellen Gedanken über die Klimaerwärmung © bellini

 “Die Risiken sind kalkuliert, sonst wäre es kein Abenteuer, sondern ein Selbstmordversuch”, sagt Alex, der etwa 150 Variablen berechnet hat, die während des Abenteuers zum Tod führen könnten.

Und er arbeitet an einer Lösung für jede dieser Möglichkeiten, bevor das Projekt „ADRIFT“ im nächsten Frühjahr an der Westküste Grönlands beginnen soll. Dort wird er mit einem Hubschrauber auf die Suche nach einem Eisberg gehen, der ähnlich flach und breit wie ein Fußballfeld sein muss und der dann seine Heimat für schätzungsweise mindestens ein bis drei Monate bis maximal einem Jahr sein wird. Eben so lange, bis jener Eisberg sich auflösen wird…

Das Abenteuer wird von einem wissenschaftlichen Team verfolgt, das ein virtuelles Forum zum Thema Klimawandel einrichtet, in dem Alex sich über das Web beteiligen wird.

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So ungefähr dürfte die Aussicht während seines Eisbergabenteuers über Monate hinweg sein © bellini

Mann der Extreme

Seine letzte Herausforderung war 2011 der Lauf über eine Strecke von 5.300 Kilometer in 70 Tagen von Los Angeles nach New York. Im Jahr 2001 lief er den Marathon des Sables, ein anspruchsvoller Etappen-Ultramarathon über 230 Kilometer durch die marokkanische Sahara. In den Jahren 2002 und 2003 zog er einen Schlitten über insgesamt 2.000 Kilometer durch Alaska . Im Jahr 2005 ruderte Bellini 11.000 Kilometer in 227 Tagen allein über das Mittelmeer und den Atlantik. Und im Jahr 2008 ruderte er, wieder allein, 18.000 Seemeilen in 294 Tagen über den Pazifik von Peru nach Australien. Nur 120 Kilometer vor dem Ziel musste er aufgeben, weil er „keinen weiteren Meter mehr rudern konnte!“

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5 Kommentare zu „Abenteuer: Überleben auf dem Eisberg – allein bis zur endgültigen Schmelze“

  1. avatar Andreas sagt:

    Das komplette Interview mit Alex Bellini ist auf meinem Blog http://www.bordreporter.com zu lesen (in deutsch, englisch und italienisch)

  2. avatar Sonnenblume sagt:

    P.S.: Anstatt mit nem Hubschrauber in Grönland rumzufliegen, um eine geeignete Eisscholle zu fliegen, sollte er vielleicht lieber mit Plakaten in der Fußgängerzone auf den Klimawandel aufmerksam machen, FALLS es ihm tatsächlich ums Klima gehen sollte.

  3. avatar Sonnenblume sagt:

    Es ist ja schön, wenn der Junge mal ein richtiges Abenteuer erleben will, aber er sollte nicht den persönlichen Urlaubs- und Abenteuerdrang mit höheren gesellschaftlichen Zwecken zu verschleiern versuchen, von wegen auf den Klimawandel aufmerksam machen.

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