Nachhaltigkeit: Klimaneutraler Segel-Frachter für die Marshall Islands

80 Prozent weniger Energiekosten

Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) hat den Neubau eines 48-Meter-Inselversorgers mit Segelantrieb für einen weitestgehend klimaneutralen Schiffsbetrieb in Auftrag gegeben. Stapellauf soll im Herbst 2023 sein.

Ein Ausschnitt aus dem Generalplan für den Inselversorger mit Segelantrieb für die Marshall Islands. Quelle: SDC Ship Design & Consult GmbH

Der insgesamt rund 48 Meter lange Neubau wird eine Tragfähigkeit von etwax 290 tdw (tons dead weight) bei einer Vermessung von etwa 460 GT (Gross Tonnage) aufweisen. Neben der Transportaufgabe soll das Schiff auch zur seemännischen Ausbildung dienen. Dafür sind Unterkünfte für sechs Auszubildende vorgesehen, die insbesondere für einen umweltfreundlichen und klimaschonenden Schiffsbetrieb geschult werden sollen. Das Schiff wird nach den Vorschriften des Korean Register (KR) und des internationalen Flaggenregisters der Marshall Islands (IRI) gebaut.

Der Schiffsentwurf soll neben dem Ziel eines weitestgehend emissionsfreien Schiffsbetriebs laut Prof. Kapitän Michael Vahs von der Hochschule Emden/Leer, die als Projektpartner die technologische Entwicklung koordiniert, auch den lokalen Schifffahrtsbedingungen gerecht werden, die sich insbesondere durch die abgelegene Lage im Pazifik und den damit verbundenen Anforderungen an Betrieb und Instandhaltung ergeben.  Aufgrund der guten örtlichen Windbedingungen wird das Schiff mit einem leistungsfähigen und zugleich robusten Segelsystem mit einfacher Bedienung und Automationsfähigkeit ausgerüstet.

Die Segelfläche des Dreimasters wird rund 500 Quadratmeter betragen. Die Stromversorgung für den Hilfsbetrieb soll ebenfalls durch regenerative Energie über Photovoltaik, kleine Windturbinen und einen Wellengenerator erfolgen. Zum Manövrieren und für die Fahrt bei ungünstigen Windbedingungen wird ein kleiner Dieselmotor dienen. Perspektivisch soll eine Umstellung auf Kokosnuss basierten Biodiesel möglich sein.

Die Marshallinseln erstrecken sich über eine Fläche von rund 181 Quadratkilomteren und setzen sich aus über 1225 einzelnen Inseln zusammen. Karte: Shutterstock

Neben den technischen Entwicklungszielen soll der Entwurf auch eine hohe Kosteneffizienz und Wirtschaftlichkeit erreichen, um einen Anreiz für weitere Investitionen in Folgebauten zu schaffen und somit die schnelle Transformation in klimaneutrale Schifffahrt in diesem Segment zu unterstützen. Die hohe Kosteneffizienz ergibt sich sowohl aus den niedrigen Bau- als auch Betriebskosten. „Es wird eine Reduktion der Energiekosten von rund 80 Prozent erwartet“, erklärte Vahs.

Der Bauvertrag wurde mit dem Schiffskonstruktionsbüro Kostec Co. Ltd. und der Werft Asia Shipbuilding Co. Ltd. in Korea abgeschlossen. „Der Bauvertrag stellt einen wichtigen Meilenstein im Förderprojekt ,Transitioning to Low Carbon Sea Transport‘ der Internationalen Klimainitiative (IKI) dar und soll die Regierung der Republik der Marshall Islands bei der Erreichung ihrer ambitionierten Klimaziele unterstützen“, erklärte Vahs. Mit der Erstellung des Tender Designs wurde SDC Ship Design & Consult aus Hamburg beauftragt.

Der weitere Projektplan sieht die Kiellegung im März 2023 und die Ablieferung einschließlich eines intensiven Erprobungs- und Ausbildungsprogramms für Herbst 2023 vor. Für die weitere Unterstützung im Bau- und Ablieferungsprozess ist die Abteilung Forschungsschifffahrt der Reederei Briese in Leer beauftragt worden. Die Hochschule Emden/Leer wird den Bauprozess weiterhin wissenschaftlich begleiten, die technische Zusammenarbeit der Projektpartner koordinieren und die abschließende Erprobung und den Wissenstransfer übernehmen. Das Gesamtprojektmanagement liegt beim Projektbüro der GIZ auf den Marshall Islands.

Immer mehr Projekte und Reedereien widmen sich aktuell der Entwicklung und dem Bau von Frachtschiffen unter Segeln. 

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