boot Düsseldorf: Neue Generation von Kartenplottern vorgestellt

Schneller und Simpler

In Halle 10 der boot Düsseldorf präsentieren gleich alle drei großen Player (Navico/B&G, Garmin und Raymarine) neue Generationen ihrer Kartenplotterserien. Wir haben uns die verschiedenen Geräte genauer gesehen und konnten vorab sogar schon eine Testrunde drehen.

Inhalt

B&G Zeus S – Einfach segeln

Der neue Zeus S besitzt die selben Abmessungen wie die Größen des Vulcan- und Zeus-Kartenplotters. Bild: Navico

Längst hat sich durchgesetzt, dass nicht allein die Hardware für den Einsatz an Bord wichtig ist, sondern auch die Software eine nicht zu unterschätzende Bedeutung besitzt. Neue und verbesserte Funktionen werden meist durch (kostenlose) regelmäßige Softwareupdates eingespielt. Bei Navico hat man sich in den letzten Jahren verstärkt auf die Software konzentriert und ein neues Betriebssystem für die Plotter entwickelt.

Basiert auf Android; Bedient wird es wie ein Tablet: Zeus S. Bild: Navico

Das Ziel war simpel: die Bedienung des Kartenplotters soll möglichst einfach sein, damit man sich auf das Eigentliche konzentrieren kann: Segeln. Wer auch immer den Kartenplotter vor sich hat, soll sich intuitiv zurechtfinden und ihn adhoc bedienen können. Um das zu erreichen, setzten die Entwickler bei Navico auf Vertrautes und bauten das System auf Android auf. Die Android-Plattform wurde ursprünglich für Smartphones entwickelt, wird mittlerweile aber so ziemlich überall eingesetzt – von Fernsehern bis hin zu Autos. Einer der Vorteile: Fast jeder findet sich zurecht, da es im Alltag einen festen Platz eingenommen. Es fängt bereits mit den Icons für das Menü oder die Einstellungen an.

Schon die Ersteinrichtung ähnelt der eines Smartphones oder Tablets. Man wird durch eine kurze Abfrage geführt, trägt ein paar Daten ein und schon kann es losgehen.

Zwei Modi zur Auswahl: Fahrtensegeln und Regatta. Bild: Navico

Auf dem Wasser sollen dann nur noch die relevanten Daten eingeblendet werden, die auch benötigt werden. Hier definiert Navico/B&G zwei Haupt-Profile: Fahrtensegeln und Regattasegeln. Je nach Auswahl werden andere Daten und Anzeigen eingeblendet.

C-Map-Karten mit Extrafunktion: Es wird vor Hindernissen im Kursbereich gewarnt. Bild: Navico

Herzstück sind die hauseigenen C-Map Discover- und Reveal X-Karten. Hier wurde zudem eine neue Funktion eingebettet. Befindet sich ein Objekt mit Kollisionsrisiko in der Kurslinie bzw. voraus, gibt der Plotter einen Warnhinweis und weist auf die Gefahr hin. Je nach Zoomstufe werden nämlich auch bei den C-Map-Karten Objekte ausgeblendet, um den Bildschirm nicht zu überfrachten. Solch ein Bedienungsfehler führte beispielsweise zu dem Vestas-Unglück vor acht Jahren.

Planung auf dem iPad, dann Synchronisation mit dem Plotter. Bild: Kai Köckeritz

Wir konnten den neuen Plotter bereits im letzten Sommer im Mittelmeer ausprobieren und waren recht angetan von der intuitiven Bedienung und den neuen Funktionen. Die B&G-App für Smartphone und Tablet kann als fester Bestandteil des Ökosystems angesehen werden. In der (kostenlosen) App ist eine vollwertige C-Map-Karte hinterlegt. Leider sind Deutschland und Dänemark in der kostenlosen Ansicht nicht enthalten. Auf der Karte lässt sich eine Route planen und anschließend auf den Plotter laden. Natürlich lässt sich auch das Plotter-Display in der App spiegeln und bedienen.

Hardwareseitig kommt die Zeus S-Serie ohne Bedienknöpfe aus, wird also ausschließlich über Touch-Gesten gesteuert. Das Display lässt sich auch in direkter Sonneneinstrahlung und mit polarisierten Sonnenbrillen gut ablesen. Erhältlich in den Größen 7-,9- und 12-Zoll beginnt der Preis bei 999,60 Euro.

Garmin Echomap UHD2 sv – Der Einstiegsplotter

Eigentlich für Angler gedacht, verfügen die neuen Kartenplotter der Echomap-Serie auch über ein komplettes Navigationsmodul – so wie ein richtiger Kartenplotter auch. Erstmals bekommt die beliebte Echomap-Serie einen Touchscreen spendiert, der auch bei Sonneneinstrahlung gut ablesbar sein soll. Ein Tastenfeld auf der rechten Seite ergänzt die Bedienungsmöglichkeiten. Als Kartenmaterial wird das hauseigene Navionics+ sowie das Vision+ verwendet. Vision+ bietet beispielsweise die zusätzliche Funktion Relief Shading, um das Optimum aus dem Kartenmaterial zu kitzeln.

Das Design der Plotter wurde modernisiert – sowohl das Äußere als auch das Innere mit einer angepassten Benutzeroberfläche und verbesserten Grafiken. Über einen Schnellverschluss können die Plotter mit einem Handgriff aus dem Haltebügel entnommen und wieder eingesetzt werden. Wer mag, kann ihn aber auch einlassen und auf den Bügel verzichten. Natürlich kann der Plotter auch in das bordeigene NMEA2000-Netzwerk integriert werden.

Natürlich stehen die Angelfunktionen der Serie im Vordergrund. So lassen sich die Echolotansichten beispielsweise schnell wechseln. In Kombination mit einem GT54UHD-TM oder GT56UHD-TM-Geber sollen die Kartenplotter mit den von Garmin benannten ClearVü und SideVü-Echolotfunktionen kontrastreiche Ansichten liefern, mit denen Fische und Strukturen unterschieden werden können. Die neue sv-Serie bietet dabei die Möglichkeit, nach persönlicher Präferenz und Angelkonditionen zwischen 16 Farbpaletten zu wählen. Mit dem traditionellen Garmin-Echolot werden Fischbögen zusätzlich kristallklar dargestellt.

Die sv-Serie bietet noch mehr: ECHOMAP UHD2-Geräte unterstützen LiveScope Echolotsysteme. So können in Echtzeit Echolotaufnahmen von Fischen und Strukturen unter und um das Boot in bis zu 60 Meter Tiefe empfangen werden.

Die UHD2 sv-Plotter sind in den Größen 6-, 7- und 9-Zoll erhältlich. Preislich starten sie bei 899,99 Euro.

Raymarine Axiom Pro 2 – Mehr Leistung mit Hybrid-Touch

Die Axiom 2 Pro-Modelle sind in 9-, 12-, und 16-Zoll erhältlich. Bild: Raymarine

Raymarine hat pünktlich zur boot Düsseldorf die Kartenplotterserie Axiom aufgebohrt und in vielen Punkten weiter verbessert. Unter anderem bekommt die neue Generation einen 6-Kern-Prozessor spendiert, der für eine flüssige Kartendarstellung und eine noch schnellere Reaktion in der Bedienung sorgen soll. Außerdem können mehrere Apps parallel betrieben werden. Denn die Axiom-Geräte sind noch mehr als nur Kartenplotter. Sie sollen die Schaltzentrale des Bootes sein – und auch Entertainment bieten. So können beispielsweise, wie auf einem Tablet, weitere Apps anderer Firmen installiert werden. So zum Beispiel Apps zur Energieüberwachung oder Wetterberichte, aber auch seit dem letzten Update auch Streaming-Dienste wie Spotify oder Netflix. Bei der Axiom 2 Pro-Serie hat Raymarine hier auch extra den internen Speicher auf 64 GB erweitert, um die Installation möglichst vieler Apps zu erlauben. Auch verfügen die Modelle jetzt über einen Micro HDMI-Ausgang und einen RCA-Audio-Ausgang.

Wie schon bei den vorherigen Serien setzt Raymarine wieder auf eine Hybrid-Touch-Lösung, sodass das Display sowohl per Touch-Gesten als auch mit Tasten bedient werden kann – beispielsweise mit Handschuhen. Die Tasten wurden so angeordnet, dass die intuitiv bedient werden können. Schlau ist die Möglichkeit ein Tastenfeld anders zu belegen. Und zwar digital als auch physisch durch andere Tasten. Beispielsweise lässt sich ein Tastenfeld nur für den Schnellzugriff auf den Autopiloten einsetzen.

Die Beschichtung des Displays wurde ebenfalls verbessert. Raymarine nennt es HydroTough. Es soll wasserabweisend sein, sodass Wasser schnell abperlt und so die Bedienung des Touchdisplays weiterhin funktionieren soll. Außerdem sollen Farben, Kontrast und die Ablesbarkeit in der Sonne verbessert worden sein. Neu ist auch der ambient light sensor, den wir bereits von Smartphones und Tablets kennen. Er sorgt dafür, dass die Helligkeit des Displays automatisch an das Umgebungslicht angepasst werden. Im Endeffekt soll das auch zu einem verbesserten Energiemanagement führen.

Über eine Kamera lässt sich auch die Augmented Reality-Funktion von Raymarine nutzen. Bild: Raymarine

Um die Positionsbestimmung weiter zu verbessern, wurden weitere Satelliten des GNSS-Netzwerkes eingebunden. So sind es aktuell: Galileo, plus GPS, GLONASS, Beidou und SBAS – Raymarine spricht von 20 Prozent mehr Satelliten als in herkömmlichen Kartenplottern.

Alle Axiom 2 Pro-Modelle verfügen über ein leistungsstarkes Chirp-Sonarmodul, das eine detailreiche Wiedergabe des Meeresgrundes ermöglichen soll. Angler können noch einen Schritt weitergehen und die Axiom 2 Pro RVM (Realvision Max)- Modelle erwerben. Bei ihnen ist ein leistungsskarkes Fishfindermodul eingebaut, das mit den entsprechenden Gebern bis zu 1kW Leistung bringen kann.

Erhältlich sind die Plotter in den Größen 9-, 12-, und 16-Zoll. Die einfache Version beginnt bei 2.495 Euro, die RVM-Version bei 2.995 Euro (+Geber).

Neues Kartenmaterial

Das Kartenmaterial wurde ebenfalls erneuert bzw. in neue Regionen zusammengefasst. Bild: Raymarine

Außerdem hat Raymarine die hauseigenen Lighthouse-Karten aktualisiert. In der neuen Version wurden die Gebiete enorm vergrößert und in Europa auf drei Pakete reduziert:  

  • Mittelmeer (Spanien, Italien, Frankreich, Griechenland und Kroatien)
  • Nordeuropa (Norwegen, Schweden, Finnland, Polen, Deutschland und Dänemark)
  • Westeuropa (Irland, Großbritannien, Deutschland, Dänemark, Frankreich, Spanien und Portugal)

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Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

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