420er: Heil und Kleen – Jugendboot, 49er Bronze, Star-Gold und nun der GC32-Foiler

"Ich bin segelverrückt!

49er Olympia-Held Erik Heil und Frithjof Kleen, Coach und Star-Weltmeister, sprechen über die Bedeutung des 420ers für ihre Karriere und ihr neues spannendes Projekt 2017.

Kleen Heil

Frithjof Kleen und Erik Heil (r.) am Gardasee.

Markus Steinlein von der 420er Klassenvereinigung Uniqua, traf die beiden Spitzenseglern am Gardasee.

Hi Jungs, coole Sache Euch hier zu treffen, was macht ihr mitten im Winter hier?

Erik: Wir bereiten uns auf die neue Saison vor, zusammen mit Friedel segeln wir in diesem Jahr beim Armin-Strom-Sailing-Team im GC 32-Circuit.

Kleen Heil

Eric Heil und Frithjof Kleen beim GC32 Training auf dem Gardasee. © Steinlein

Und was ist mit dem 49er?

Erik: Das passt von den Terminen ganz gut zusammen, ich kann an den 49er Weltcups teilnehmen und parallel das neue Projekt starten.

Wie sieht eure Vorbereitung aus?

Frithjof: Fitness, Kraft, Ausdauer, Radfahren, Kraftraum, das Übliche … Für die Koordination gehen wir Kite-Foilen, das ist der Hammer. Danke an dieser Stelle an OZONE.

Frithjof Kleen

Frithjof Kleen auf dem Kite Foiler am Gardasee. © Steinlein

Wie schnell wird man auf dem Kite-Foiler?

Frithjof: So an die 30 Knoten. Wenn es einen aufstellt, gibt es richtig blaue Flecken. Der Speed ist auch für das Gefühl auf den GC 32-Booten ein richtig gutes Training.

Erik, Du bist mit dem 49er ca. 200 Tage auf dem Wasser, jetzt kommen nochmal 80 Tage auf dem GC 32 dazu, ist das nicht langsam zu viel?

Erik: Nein, überhaupt nicht, ich freue mich über jeden Tag auf dem Wasser. Ich bin segelverrückt, das ist Leidenschaft pur. Auf dem GC 32 will ich für den 49er zusätzliche Erfahrung und Segel-Know-How sammeln.

Das ist aber nicht unbedingt der typisch deutsche Weg? Die meisten deutschen Olympioniken waren in den letzten Jahren sehr auf ihre Bootsklasse fokussiert.

Frithjof: Das ist ja genau der Unterschied, zu den anderen Nationen. Outteridge segelte seit London (Anm: Gold im 49er) als Skipper bei Artemis im Americas-Cup, gewann in Rio Silber im 49er und zwischendurch zwei WMs mit der Foiling Moth. Burling gewann in Rio Gold im 49er und steuert bei Team New Zealand im Cup. Giles Scott, Finn-Gold in Rio, segelt bei Ainslie im Cup.

Mehrere Olympiateilnahmen, Leidenschaft und vor allem immer eine Perspektive für weitere Projekte im Segelsport, das ist das Erfolgsrezept dieser Leute. Das Schönste wäre eine deutsche Americas-Cup-Kampagne!

Der GC 32 ist für Eric der erste Step auf diesem Weg und seine Chance im Cup Fuß zu fassen. Derzeit ist da gerade die Kombination aus Olympischer Erfahrung und Foilen besonders gefragt.

Wie wichtig ist für eine solche Karriere die Ausbildung im Jüngsten- und Jugendbereich?

Erik: Das willst Du als Optivater jetzt nicht hören, aber ich bin nie Opti gesegelt. Wir waren in Berlin erst mit der Teeny unterwegs, aber dann auch eher regional. Parallel habe ich noch Tennis gespielt und war Berliner Meister bei den Bambinis.

Frithjof: Ich habe im Opti nur ein wenig im Club mit den Kumpels gesegelt. Die Kids  heute dagegen sind doch schon im Opti auf der ganzen Welt unterwegs. Sie werden unendlich gepuscht. Was will man denen, später noch bieten? Viele haben alles erlebt! Aber unsere ganzen Optistars der letzten Jahre haben entweder aufgehört oder konnten sich olympisch nicht durchsetzen. Der eine oder andere segelt Bundesliga, aber das hat mit der Optisegelei gar nichts mehr zu tun.

Erik: Richtig cool war die 420er-Zeit, nicht nur seglerisch …, das erste Mal mit den Mädels unterwegs …, eine coole Community auf den Regatten. Da hab ich wirklich Segeln gelernt, vor allem das taktische Segeln, wie man ein Boot einstellt. Wir hatten immer richtig gute Trainer. 2005 war ich deutscher Jugendmeister im 420er, zusammen mit Thomas Plößel. Danach folgten noch zwei Jahre im 470er, und jetzt über zehn Jahre später haben wir unsere Olympiamedaille.

Frithjof: Ich hatte auch im 420er eine super Zeit, da ging für mich die Segelei erst richtig los. Irgendwann war ich aber dann zu groß und schwer.

Und jetzt die Philosophie-Frage: Einige im deutschen Segelsport behaupten, die Jugend muss 29er segeln, wenn sie in den 49er will. Stimmt das?

Erik: Das ist totaler Quatsch, es ist vom Segler und von der Region abhängig. Was soll ein 29er auf einem bayerischen See bei Euren Winden? Im 420er liegt der Fokus auf der Taktik, Nachstartphasen, Großraumtaktik, Bootstrimm, das ist eher die seglerische Grundausbildung, die von der alten Trainergarde vermittelt wird.

Im 29er geht es eher um Manövertechnik. Aber wenn jemand mach dem 420er in den 49er umsteigt, kann man alles nachholen. Bei der Manövertechnik ist es vielleicht sogar noch etwas einfacher.

Frithjof: Im 420er ist auf jeden Fall die Leistungsdichte höher und die Klasse ist weiter verbreitet. Natürlich gibt es aber 29er-Hotspots wie Kiel oder den nördlichen Gardasee. Da macht das Skiff vielleicht mehr Sinn. Auf jeden Fall sollte in den einzelnen Clubs, vielleicht sogar in den Landesverbänden immer nur eine der beiden Klassen gefördert werden. Ein Gemischtwarenladen macht keinen Sinn, die Clubs brauchen vernünftig große Trainingsgruppen.

Dass der Umstieg von anderen Klassen auf das Skiff klappen kann, haben viele Spitzensegler bewiesen. Robert Scheidt steigt jetzt gerade mit über 40 Jahren nach 5 olympischen Medaillen im Star und Laser jetzt auf den 49er, wie cool.

Was wünscht Ihr Euch vom DSV für das Olympische Segeln?

Frithjof: Die Fördersysteme und Initiativen sollten besser miteinander vernetzt werden und alle Förderer an einem Strang ziehen. Es müsste gelingen, die Mittel zu bündeln und auf die Besten zu verteilen. Wir haben bei den erfolgreichen Nationen gesehen, dass wir Top-Trainer von internationalem Format brauchen, die junge Athleten mit ihrer Erfahrung beflügeln können.

Erik: auch wir haben uns 2015 mit Frithjof für einen Internationalen Top Trainer entschieden. Er hat uns gemeinsam mit unserem eigentlichen Bundestrainer unterstützt und auch das Team Jurczok/Lorenz zum Erfolg geführt. Wir haben beide die Quali geschafft und am Ende stand  WM-Bronze und Olympia-Bronze auf dem Papier.

Frithjof: Auch die Möglichkeit einer dualen Ausbildung ist wichtig. Es gibt zum Beispiel den Studiengang BWL für Spitzensportler als Fernstudium an der Uni Oldenburg. Das haben viele von uns gemacht (Anm. der Red.: Kleen, Heil, Polgar, Kadelbach) und erfolgreich abgeschlossen. Die EWE hat diesen Studiengang gesponsert, da konnte man auch mal zwei Jahre aussetzen. Es gab das EWE-Sailing-Team, die haben uns und andere Topmannschaften auf dem Weg zu den Spielen bestens unterstützt.

Friedel, Du lebst hier am Gardasee. Wenn Robert Scheidt in Torbole seinen Laser durch die deutschen Optis schiebt, erkennt ihn kaum einer. Wenn Jochen Schümann durch den Club läuft, ist das heute nicht viel anders. Wieso gibt es im Segeln für die Deutschen keine Heroes? Damals als Schümannn den Cup in Valencia holte, war es besser.

Frithjof: Das ist schwierig. Wir bräuchten im deutschen Segelsport echte Charaktere. Vielleicht fehlen auch die Stories. Meine Kollegen Cayard und Torben Grael, die mit 60 noch im Starboot sitzen, ein Ainslie der nach seinen Erfolgen zum Sir wird und jetzt die America’s Cup Kampagne „Bring the Cup home“ gestartet hat, das ist Emotion. Wie schon gesagt, das Beste für uns wäre eine Deutsche Kampagne im Cup. Oder Erik holt noch ein paar Medaillen.

Viel Erfolg auf Eurem Weg. Vielen Dank für das Interview, brecht Euch beim Kite-Foilen nicht die Knochen!

420er Klassenvereinigung Uniqua

 

Die Segelkarriere von Erik Heil

Heil/Plößel

Das 49er Erfolgsduo Erik Heil und Thomas Plößel. © STG

Erik Heil (27) und sein Vorschoter Thomas Plößel vom Norddeutschen Regatta Verein waren 2005 deutscher Jugendmeister in der 420er-Klasse und 2006 U19-Meister im 470er. Seit 2011 sind sie bei internationalen Regatten in der 49er-Klasse am Start. In ihrem ersten internationalen Jahr belegten sie den 7. Platz bei der Europameisterschaft und den 11. Platz bei der Weltmeisterschaft. 2012 erreichten sie den siebten Platz bei der Weltmeisterschaft. 2013 gewannen sie vor Palma de Mallorca ihre erste World-Cup-Regatta, bei der Europameisterschaft 2013 erhielten Heil und Plößel die Silbermedaille. Im Jahr darauf siegten sie beim Champions Sailing Cup in Kiel und gewannen den Europameistertitel. 2015 folgte auf den sechsten Platz bei der Europameisterschaft der fünfte Platz bei der Weltmeisterschaft. Bei der vorolympischen Regatta erreichten sie den dritten Platz. 2016 segelten Heil und Plößel bei der Weltmeisterschaft auf den achten Rang.
Erik Heil und Thomas Plößel gehörten der deutschen Mannschaft für die Olympischen Spiele 2016 an; in Rio de Janeiro gewannen sie die Bronzemedaille. Dafür wurden sie von Bundespräsident Joachim Gauck am 1. November 2016 mit dem Silbernen Lorbeerblatt ausgezeichnet.[1] Erik Heil ist Sportsoldat in Kiel. 2017 segelt er neben seiner Olympiakampagne für 2020, für das Armin Strom Sailing Team in der GC 32 Klasse.

 

Die Karriere von Frithjof Kleen

Star Sailors League

Die amtierenden Weltmeister Robert Stanjek und Frithjof Kleen segeln auf Platz zwei. © Studio Borlenghi – Andrea Pisapia

Frithjof Kleen (33) startet für den Norddeutschen Regatta Verein und den Verein Seglerhaus am Wannsee. 1996 begann er in der Bootsklasse Optimist mit dem Segelsport, ein Jahr später wechselte er in die 420er Jolle. 2002 begann er in der Star-Klasse zu segeln, ab 2004, dem Jahr seines Abiturs, war er Mitglied der deutschen Nationalmannschaft. 2007 begann er ein Studium für Spitzensportler an der Universität Oldenburg, dass er 2014 erfolgreich abgeschlossen hat.

Seine Erfolge:

Bacardi Cup Champion 2016
Eastern Hemisphere champion Star 2015
Silber Star Sailors League 2015
Weltmeister Star 2014
Europameister Drachen 2014
Europameister Star 2013
Rolex Fastnet Race 2013
Eastern Hemisphere Champion Star 2013
Weltmeister 5.5m 2013
6. Platz Olympische Spiele 2012
Segler des Jahres 2011
Silber Weltmeisterschaft Star 2011
Drachen Gold Cup Sieger ( Coach) 2011
Silber Drachen Europameisterschaft ( Coach) 2011
4. Platz Gesamtweltcup Star 2011
Silber Weltcup Palma Star 2011
1. Platz Weltrangliste Star 2010
Silber Eastern Hemisphere Star 2010
North American Champion Star 2010
Gold Worldcup Weymouth Star 2010
Bronze Worldcup Palma Star 2010
Bronze Weltmeisterschaft Swan 45 2009
5. Platz Gesamtweltcup Star 2009
1. Platz Deutsche Rangliste Star 2009
4. Platz Weltmeisterschaft Star 2009
Bronze Worldcup Medemblik Star 2009
Weltmeister Swan 45 2008
Deutscher Meister Star 2008
Bronze World Cup Kiel Star 2008
Gold Europa Cup Star 2008

Coach für die Teams Erik Heil/ Thomas Plössel sowie Victoria Jurczork/ Annika Lorenz 2015/2016
Seit 2014 segelt er für das Armin Strom Sailing Team in der GC 32 Klasse.

 

2 Kommentare zu „420er: Heil und Kleen – Jugendboot, 49er Bronze, Star-Gold und nun der GC32-Foiler“

  1. avatar Willi sagt:

    Wenn das Holger liest….

    • avatar Überdentellerrandgucker sagt:

      der belächelt das milde …
      und macht sich Gedanken über die Entwicklung des GER Segelsportes und das wir immer mehr Jugend verlieren und immer weniger Ernsthaftigkeit vorhanden ist und leider anscheinend nur noch der Weg das Ziel ist und dabei sein / Teamjacke tragen heute am wichtigsten ist.
      Aber Hut ab vor der hart arbeitenden FX und 49er Juniorengruppe um die Trainer Groy und Böhmer !

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