50-Knoten-Foiler als Begleitboot: Wasserstoff-Antrieb für America’s-Cup-Verfolger

Nichts für schwache Nerven

Emirates Team NZ stellt seinen neuen wasserstoffbetriebenen Chase Boot Foiler vor. Es soll nicht nur den America’s Cup revolutionieren, sondern gleich die gesamte Schifffahrtsindustrie.

Das Team New Zealand steht kurz vor dem Stapellauf eines ersten wasserstoffbetriebenen Motorbootes, das für die Verfolgung der Rennyacht von allen Syndikaten verpflichtend beim nächsten America’s Cup eingesetzt werden muss. Im neuen Protokoll ist festgeschrieben, dass jedes Team ein solches Chase-Boot einsetzt, wenn es die Telemetrie-Daten des AC75 aufzeichnet. Die America’s Cup-Organisatoren wollen ein Zeichen setzen und ihr Engagement für die Umwelt verstärken. Auf Dauer sind die zuletzt 1600 PS starken Foiler-Verfolger nur noch schwer vermittelbar, wenn man sich als grüner Sport vermarkten will.

Das Boot der Neuseeländer wird seit August 2021 in der eigenen Werft gebaut und befindet sich nun in der Endphase der Fertigstellung. Anfang März soll es auf See getestet werden. Das Team New Zealand sieht in der Wasserstoff-Technologie einen Schlüssel für die Zukunft der Schifffahrtsindustrie und prognostiziert große Auswirkungen auf die allgemeine Freizeitschifffahrt.

Die Arbeiten am Rumpf sind weit vorangeschritten. © ETNZ

Dabei sind diese Boote nichts für schwache Nerven. Denn sie müssen mit den radikalen AC75 Foiling Monohulls mithalten, die nach ihrer Premiere in Auckland 2021 in der zweiten Generation am Cup teilnehmen und immer öfter mehr als 50 Knoten Speed erreichen werden.

Vier Wasserstofftanks an Bord

Der Prototyp des Chase Boats ist zehn Meter lang und etwa 5200 Kilogramm schwer. Seine Normalgeschwindigkeit beträgt 30-35 Knoten und der maximale Speed 50 Knoten. Es bietet Platz für sechs Besatzungsmitglieder. Die Reichweite soll zwischen 150-180 Kilometer betragen. Die Spitzenleistung von 440 kW wird von einem 400-V-Gleichstromsystem geliefert und von den Wasserstoff-Brennstoffzellen gespeist.

Der Motor wird eingebaut. © ETNZ

Die vier Tanks von Hexagon Purus speichern an Bord 33 kg Wasserstoffgas bei einem Druck von 350 bar. Der Antrieb erfolgt über zwei Mercury Bottom-End-Propeller, die an den Enden der Haupttragfläche angebracht sind.

Einen großen Anteil an dem Projekt hat der langjährige Team-New-Zealand-Sponsor Toyota, der zwei 80-kW-Brennstoffzellen aus einer Vorserie lieferte. Die Japaner gelten als Vorreiter der Wasserstoff-Technologie und haben mit dem Toyota Mirai schon die zweite Generation eines Brennstoffzellenfahrzeugs auf die Straße gebracht. Zuletzt vermeldeten sie auch Fortschritte bei der Technologie für die Hochdruck-Betankung von Booten.

Das bisherige Chase Boat vom Team New Zealand mit 1600 PS. © ETNZ

Stephen Tindall, der als langjähriger Vorstandsvorsitzender und Direktor beim Emirates Team New Zealand inzwischen zurückgetreten ist, engagiert sich für den Nachhaltigkeitsaspekt beim Cup und sagt zu der Entwicklung: “Grüner Wasserstoff wird aus erneuerbaren Energien wie Wind, Sonne und Wasser gewonnen. Und sobald der Wasserstoff im Boot verwendet wird, ist das einzige Nebenprodukt Wasser. Ich glaube, dass das Team New Zealand mit dem ehrgeizigen Schritt in Richtung Wasserstoffboote den Weg für motorgetriebene Boote so ebnen wird, wie wir es mit der Revolution des Foilings auf dem Wasser getan haben. Ich freue mich darauf, in den nächsten 20 Jahren Millionen von wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen und Booten zu sehen.”

AC-Technologie für die Steuerung

Das Design der Tragflächen unter dem Rumpf des Motorbootes basiert weitgehend auf der AC75-Technologie vom Team New Zealand. Auch der Autopilot, der zur Steuerung der Flughöhe verwendet wird, ist eine bei TNZ entwickelte Technologie.

Der neue, “grünen” Chase Boat Look beim Team New Zealand. © ETNZ

Dieses System wird bei den neuen kleineren AC40-Booten verbaut, die sich derzeit in der Produktion befinden und wegen der geringeren Crewstärke auf einen größeren Automatisierungsanteil angewiesen sind. Sie sollen im aktuellen America’s-Cup-Zyklus eine wichtige Rolle spielen. Erst kommen sie als Trainingsboote für die Cup Teams zum Einsatz, danach wird der Youth- und Frauen-America’s Cup mit ihnen ausgetragen.

Designchef Dan Bernasconi betont, dass das Wasserstoffprojekt für die Konstrukteure und Ingenieure vom Team New Zealand eine völlig neue Herausforderung sei. Er hält sie dabei nicht für eine Ablenkung vom Wesentlichen, sondern glaubt, dass “diese Art von Projekten äußerst nützlich sind, um die Jungs dazu zu bringen, die Grenzen zu verschieben”. Sie würden kontinuierlich dazulernen und Probleme aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Das solle auch dazu beitragen, “die Messlatte in unserer parallellaufenden Design-Entwicklung für den 37. America’s Cup immer höher zu legen”.

ETNZ Mechatronik-Ingenieur Michael Rasmussen sagt: “Wir hoffen, mit dieser Technologie von Neuseeland aus, einen sauberen Wandel in der globalen Schifffahrtsindustrie voranzutreiben. Es wird eine aufregende, aber auch anstrengende Zeit, wenn wir das Boot erst einmal auf dem Wasser haben und es testen können.”

2 Kommentare zu „50-Knoten-Foiler als Begleitboot: Wasserstoff-Antrieb für America’s-Cup-Verfolger“

  1. avatar A Sailor sagt:

    Schöner Fall von neumodischem Greenwashing…
    Hat mal jemand nacjgerechnet wieviel Emissionen beim Bau der Carbon Foils und Chase Booten anfällt? Würde mich wundern wenn das zusammen mit den Pufferbatterien und den Solarzellen für den grünen blauen oder lila Wasserstoff weniger wäre als der verbranntec Spitt denn mann ja auf durch E85 ersetzen könnte….

    Oder wollen die Kiwis ev auch nur durch die Zwangverkäufe eines Landeseigenen Monopplisten ein wenig zusätzliche Einnahmen generieren?

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