America’s Cup: Bewerbung von Valencia – Unterstützung aus dem EU-Corona-Rettungsfonds?

Unmoralisches Angebot

Für das Team New Zealand gibt es wohl nur zwei Möglichkeiten in Bezug auf den nächsten America’s Cup: Verlieren in Auckland oder gewinnen in Übersee.

Alinghi mit seinen beiden Cuppern im Hafen von Valencia vor dem damaligen Neubau der Cup-Zentrale. © America’s Cup

Das unerfreuliche Spiel um die Austragung des nächsten America’s Cups ist in die nächste Runde gegangen. Das Team New Zealand ist nach den vorerst gescheiterten Verhandlungen mit der neuseeländischen Regierung und der Stadt Auckland nun in Übersee auf der Suche nach einem Gastgeber für den 37. Cup. Dabei geht es insbesondere um Geld, das die Verteidiger einstreichen müssen, um ihre nächste Kampagne erfolgreich zu bestreiten.

Der langjährige Hauptsponsor Emirates hat in der Corona-Krise große Verluste hinnehmen müssen und steht wohl nicht mehr als Geldgeber zur Verfügung. Und da die Neuseeländer bisher kaum über solch vermögende Milliardäre wie die Konkurrenz verfügen, versuchen sie die Finanzlücken durch die Versteigerung des Austragungsortes zu stopfen.

Während eine Regatta vor Cowes beim Challenger of Record INEOS Team UK eine logische Option wäre und Teambesitzer Jim Ratcliffe schon früh sein Interesse angemeldet hat, buhlt nun auch eine Initiative in Spanien um die Aufmerksamkeit der Kiwis.

An alte Zeiten anknüpfen

Valencia möchte wieder an alte Zeiten anknüpfen, als Alinghi dort 2007 und 2010 seine Cup-Verteidigungen organisierte. Damals hatte sich die spanische Küstenstadt in einem Bieter-Prozess unter anderem gegen Lissabon durchgesetzt.

Kofetti-Regen nach dem Alinghis AC-Sieg 2007. © America’s Cup

Dabei ist besonders interessant, wie die Gruppe der Initiatoren vom Real Club Náutico de Valencia die Bewerbung finanzieren will. Neben Investitionen aus dem privaten Sektor spekuliert sie auf einen Anteil an dem 750 Milliarden Euro Fonds, mit dem die EU der Wirtschaft ihrer Mitglieder wieder auf die Beine helfen will. Spanien hat einen Anteil von 77 Milliarden Euro.

Von diesem Plan müssen aber erst einmal die Vertreter der Stadt überzeugt werden. Bürgermeister Joan Ribo äußert sich erst einmal wenig begeistert. Er weist darauf hin, dass die Stadt immer noch von der 2007-Veranstaltung rund 17 Millionen Euro abzahle. Immer noch seien jedes Jahr 6 Millionen Euro fällig.

Die Regatta damals sei wichtig für die Stadt gewesen, habe aber auch sehr hohe Kosten mit sich gebracht. Man werde die Pläne der Initiatoren studieren und eine Entscheidung entsprechend der zu erwartenden Kosten treffen.

Große Konkurrenz aus den Golf-Staaten

Dass der America’s Cup aus einem Fonds finanziert wird, der den wirtschaftlichen Verlierern der Pandemie zugutekommen soll, mag sich auf den ersten Blick unmoralisch anhören. Aber die Spanier meinen es offenbar ernst.

Alinghi beim Wintertraining 2006 in Dubai © Martinez/Alinghi

„Unsere Arbeitsgruppe hat sich zum Ziel gesetzt, den America’s Cup zurück nach Valencia zu bringen”, heißt es in einer Mitteilung. Die Gespräche mit Investoren und führenden Technologieunternehmen seien gut vorangekommen. Sie teilen die Vision die Veranstaltung in Valencia zu einem neuen Standard für die Förderung von Nachhaltigkeit zu machen. “Jetzt müssen wir unsere Anstrengungen verdoppeln, um in diesem Bemühen, Spanien und Valencia als Innovationslabor von Weltklasse zu fördern, erfolgreich zu sein.”

Dabei ist schwer zu erkennen, wie groß die Chancen für Valencia tatsächlich sind. Die Konkurrenz scheint zumindest finanziell übermächtig. Neben Cowes soll Cork in Irland seinen Hut in den Ring geworfen haben, aber auch Doha (Katar), Dubai (UAE), Jeddah (Saudi-Arabien), Oman und Singapur sollen im Spiel sein. Insbesondere Dubai war schon einmal als America’s-Cup-Austragungsort im Gespräch. Alinghi pflegte gute Kontakte, trainierte dort 2006 und auch 2009 mit dem Maxi-Katamaran.

Ob es wirklich zum Ausverkauf kommt, ist derweil immer noch fraglich. Grant Dalton hat schon öfter mit einem ähnlichen Szenario gedroht, um Druck auf die potenziellen heimischen Veranstalter auszuüben und Geldtöpfe zu öffnen.

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Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

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