America’s Cup Entwicklung: Wie die AC75 zu Leichtwind-Rennern werden sollen

1000 Kilogramm Gewicht sparen

Giles Scott, Doppel-Olympiasieger und Taktiker bei INEOS Britannia, erklärt die wichtigsten Änderungen des Protokolls für den 37. America’s Cup. Die AC75 werden noch schneller sein.

Das neue Protokoll, das die Grundlagen und Regeln für die Teilnahme aller Teams am 37. America’s Cup festlegt, wurde zusammen mit der neuesten Version der Klassenregeln im Oktober 2021 veröffentlicht. Diese beiden Dokumente wurden vom Cup Verteidiger Team New Zealand und dem Challenger of Record INEOS Britannia entwickelt und stellen seitdem den Rahmen dar, der die tägliche Arbeit aller America’s Cup Teams bestimmt.

Es gilt, die 150-seitige Dokumentation zu interpretieren, die Grenzen auszuloten, und die wichtigsten Leistungsfaktoren zu bestimmen, die zum Sieg führen können.

Der AC75 vom INEOS TEAM UK vor einem Jahr. Nun kommt die zweite Generation. © INEOS Britannia

Längst ist die Arbeit bei den fünf gemeldeten Teams – Team New Zealand, INEOS Britannia, Red Bull Alinghi, Luna Rossa, American Magic – in vollem Gange.

Der britische Taktiker Giles Scott erklärt die Änderungen im Vergleich zur ersten Generation der AC75, die die größten Auswirkungen haben werden. Für ihn ist es ungewohnt, diesmal mit den Eckdaten einer bestehenden Klasse zu arbeiten. Bei seinen beiden Cup-Teilnahmen in Bermuda und Auckland wurde jeweils mit dem AC50 und danach dem AC75 völlig neue revolutionäre Sportgeräte geschaffen.

Nun gehe es bei den AC75 der zweiten Generation mehr um die Evolution. “Als die Klasse vor etwa fünf Jahren eingeführt wurde, gab es viele Leute, die daran zweifelten, ob ein solches Boot überhaupt funktionieren würde. Am Ende war es ein erstaunliches Boot. Es ist sicher die Art, wie ich jemals gesegelt bin. Und ich kann es kaum erwarten, zu sehen, was die Zukunft für diese Klasse bereithält.”

Anzahl der Grinder halbiert

Man habe insbesondere daran gearbeitet, die Leistung der Boote bei leichtem Wind zu verbessern. Dafür wird Crewgewicht gespart und die Zahl der Segler von 11 auf acht reduziert. Die Anzahl der Grinder auf vier begrenzt.

“Ich denke, das ist ein guter Weg, um die Anzahl der Besatzungen zu reduzieren”, sagt Scott. “Beim letzten Mal waren die meisten Teams mit sieben oder acht Grindern unterwegs, und jetzt werden wir wahrscheinlich alle Radfahrer einsetzen. Ich denke, es ist allgemein bekannt, dass man mit den Beinen mehr Kraft erzeugen kann.”

Die britischen Grinder arbeiteten anders als die Konkurrenz quer zur Fahrtrichtung. © INEOS Britannia

Die verkleinerte Crew wird einen erheblichen Einfluss auf die jeweiligen Manöver-Abläufe haben. Der 36. America’s Cup hat bereits gezeigt, wie unterschiedlich die Herangehensweise der einzelnen Teams sein kann. Luna Rossa überraschte mit der Strategie, zwei Steuerleute einzusetzen, damit sie beim Bugwechsel nicht über das Schiff rennen müssen. Diesmal wird erwartet, dass es alle Teams so machen werden.

Für Scott macht das die Rennen nur noch spannender. “Das wird auf jeden Fall zu erheblichen Änderungen führen. Jedes Team wird seine eigene Strategie entwickeln. Wir haben sicherlich Ideen, wie wir im Moment an den Start gehen werden, aber wir sind auch noch sehr früh in unserer Kampagne und daher kann sich das noch ändern.”

Von der Rückkehr der Radsportler an Bord erhofft sich das INEOS Britannia-Team einen Wettbewerbsvorteil, da sich die Partnerschaft mit dem INEOS Grenadiers-Radsportteam als sehr hilfreich erweisen könnte.

Keine Winschen für die Fock

Eine weitere bemerkenswerte Änderung des Protokolls ist die Entfernung des Code Zero und damit des Bugspriets. Der Code Zero war das größte Segel und für den Einsatz bei leichten Winden konzipiert, aber kein Team setzte ihn während des 36. America’s Cup ein. Es war klar wurde, dass das Zeitfenster für seinen Einsatz zu klein war.

Mit dem Wegfall des Code Zero wird auch der Bugspriet nicht mehr benötigt, und wenn man beides aus der Gleichung herausnimmt, “kann man sehr viel Gewicht aus dem Boot nehmen. Das hilft der Yacht dabei, früher abzuheben”, erklärt Scott.

Auch die Winschensysteme für die Fock fallen weg. Stattdessen kommen leichtere hydraulische Systeme zum Einsatz. Die Backstage wurden ebenfalls entfernt und damit das Gesamtgewicht weiter reduziert. Insgesamt, einschließlich der reduzierten Anzahl der Besatzungsmitglieder, und leichterer Tragflächen können rund 1000 kg Gewicht eingespart werden.

“Neben dem Gewicht hat sich auch die Spannweite der Foils vergrößert”, fügte Scott hinzu, “Auch dadurch sollten sich diese Boote früher aus dem Wasser heben und auch bei weniger Wind zu foilen.”

Quelle: INEOS Britannia

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