America’s Cup: Immer wieder aufstehen – Wie Ben Ainslie mit Niederlagen umgeht

Der Mann mit dem Sieger-Gen

Das Land Rover BAR Team ist um den Superstar Ben Ainslie aufgebaut. Wie der erfolgreichste Olympia-Segler aller Zeiten es schafft, kleine und große Niederlagen zu bewältigen.

America's Cup, World Series, Sir Ainslie

Sir “Big Ben” Ainslie. © Jens Hoyer

Ben Ainslie schüttelt leicht mit dem Kopf als er die Ziellinie quert. Letzter. Zum zweiten Mal hintereinander. Das ist richtig hart für einen wie ihn. Er kennt es nicht, am Ende des Feldes zu liegen. Und er mag es nicht. Niemand mag das, aber bei Ainslie hat man schon mal Angst, dass er etwas Irres tut.

Unvergessen ist sein Ausraster bei der Finn WM 2011, als ihm ein Medienboot zu nahe kam und der Brite nach dem Ziel wutentbrannt herüber sprang. Er hatte den WM-Titel eigentlich schon so gut wie sicher, wollte aber eben auch dieses Rennen noch gewinnen. Wenn Ainslie im Race-Tunnel ist, sollte ihm niemand zu nahe kommen.

Auch diesmal in Toulon brodelt es in ihm. Aber der Mann hat gelernt, sich zu beherrschen. Er sitzt nicht mehr alleine auf dem Finn. Er ist Teil eines Teams. Dieses Malheur aus Perth, das ihm eine Sperre einbrachte, fast den finalen Olympia-Triumph in London kostete und in der Folge wohl auch die Basis für die jetzige America’s Cup Karriere genommen hätte, war einschneidend.

Ben Ainslie 2011 in Perth nach der Disqualifikation durch die Jury. © Richard Langdon Ocean Images

Ben Ainslie 2011 in Perth nach der Disqualifikation durch die Jury. © Richard Langdon Ocean Images

Es mag ein Wecksignal gewesen sein. Die Aufregung nach dem Fauxpas, der ihn für viele vom Big Ben zum Bad Boy werden ließ und urplötzlich als irren Einhand-Spezialisten abstempelte, mag ihn geläutert haben. Plötzlich stand alles auf dem Spiel. Ainslie sollte fast für Olympia gesperrt werden. Dann war da auch noch dieser junge Giles Scott, viel stärker, schwerer, größer und eigentlich schon besser im Finn Dinghy als er, der in London wohl noch deutlicher Gold gewonnen hätte.

Aber der Skandal machte Ainslie noch stärker. Er rappelte sich wieder auf, gewann das interne Duell gegen Scott und schließlich auch das unglaublich spannende Gold-Finale in London gegen den Dänen Christensen. Seitdem ist er mit viermal Gold und einmal Silber der erfolgreichste Olympia-Segler aller Zeiten und hat sich selbst und allen anderen noch einmal bestätigt, dass er tatsächlich dieses viel zitierte Sieger-Gen in sich hat.

War schon 3 x Weltsegler des Jahres: ben Ainslie © Ainslie

War schon 3 x Weltsegler des Jahres: ben Ainslie © Ainslie

Was er anfasst, wird zu Gold. So lief es dann auch 2013, als er als Angestellter beim Oracle Team USA mitten in der Rennserie gegen das Team New Zealand als Taktiker eingewechselt wurde und half, das Ruder im letzten Moment herumzureißen.

Ainslie ist lernfähig. Er strahlt mehr denn je die Ruhe eines Siegers aus. Er hat das innerliche Brodeln im Griff. Und das ist die Voraussetzung dafür, dass er schon jetzt etwas geschafft hat, was die Briten in 165 Jahren nicht auf den Weg gebracht haben. Die stolze Seemacht von der Insel hat nun die erste America’s Cup Kampagne, die wohl wirklich in der Lage ist, den Cup zu gewinnen.

Schließlich ist Ainslie nun auch schon 39 Jahre alt, Chef eines Teams mit gut 100 Mitarbeitern, weiß die Königsfamilie hinter sich und steht auf der Insel im Rampenlicht. Der zum Ritter geschlagene Sir verkauft seinen Namen. BAR steht für Ben Ainslie Racing. Er will aber nicht nur Chef sein, sondern auch erfolgreich steuern. An dieser Überbelastung sind schon ein Chris Dickson bei BMW Oracle 2007 grandios gescheitert und ebenso Jesper Bank für das deutsche Team.

Ben Ainslie, Kate

Prinzessin Kate übernimmt die Pinne des Foilers neben Ben Ainslie. © Lloyd Images

Wenn Ainslie das schaffen will, kann er nicht mehr bei jedem verlorenen Rennen aus der Haut fahren, auch wenn es das Zweite in Folge ist. Aber er ist ein Stheaufmännchen. Die Gründe für die frühen Niederlagen in Toulon sind schnell erfasst. Er erkennt Speed- und Taktik- Probleme und sieht sofort Tuning-Bedarf bei der Feinabstimmung mit seinem Gold-Taktiker Giles Scott, der nach der intensiven Zeit im Finn Dinghy zurück an Bord ist.

“Wir sind nun seit langer Zeit einmal wieder zusammen gesegelt”, sagt Ainslie im Interview. “Es hat einige Rennen benötigt, um wieder in Schwung zu kommen mit unserer Kommunikation. Aber wir haben uns nach dem zweiten Rennen zusammen gesetzt, und dann lief es deutlich besser.”

Schlüsselmoment war eine Entscheidung am Leetor beim letzten Rennen. Die beiden führenden Boote nahmen die rechte Tonne und segelten nach links, Ainslie und Scott entschieden sich für rechts und übernahmen mit dem folgenden Rechtsdreher die Führung.

Danach gab es ein weiteres Rennen, das für den Fall gezählt wird, wenn am Sonntag kein weiterer Lauf ins Ziel gebracht wird. Auch bei diesem Lauf wurde das Land Rover BAR Team Zweiter. Ainslie hat keinen Grund mehr, den Kopf zu schütteln.

 

 

 

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Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

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