Larry Ellison lächelt
Auch wenn die letzte hektische Wende funktioniert hätte, wäre das Team New Zealand vermutlich in Rückstand geraten. „Wir hatten schon zum Hook angesetzt“, sagt Spithill. Das heißt, er wollte abfallen und mit seinen Bugspitzen neben den durch die Wende stark abgebremsten Gegner kommen. Er hätte luven und den Gegner zu einer Wende ohne Speed zwingen können. Ein spektakuläres Manöver. Wer weiß, ob es wirklich funktioniert hätte.
Aber an diesem Tag läuft alles zugunsten des Teams von Larry Ellison, der sich auch erstmals lächelnd auf einem Gummiboot nach dem Rennparcours blicken lässt. Denn auch beim zweiten Rennen dieses Tages verliert Spithill den Start und liegt von Anfang an hinten.
Allerdings sind die Amerikaner wieder in Schlagdistanz. Bei einem atemberaubenden Vorwind-Duell auf Tragflächen entstehen die vielleicht besten Bilder dieser Regatta, die bisher wahrlich nicht arm an Höhepunkten ist.
Aber dann weht der Wind zu stark. Das Windlimit ist überschritten, das nach dem Andrew-Simpson-Unglück eingeführt worden ist. Die Wettfahrtleitung muss das Rennen abbrechen. Wäre Oracle noch einmal ein Überholmanöver geglückt?
Spithill angriffslustig
Schwer zu sagen. Spithill gibt sich jedenfalls wieder angriffslustig: „Wir haben immer gesagt, dass wir Rennen gewinnen können. Uns interessiert der aktuelle Punktestand nicht. Die Serie wird an einem Punktkippen. Heute war das ein großer Moment für uns. Wir haben einen deutlichen Schritt bei der Leistungsfähigkeit unseres Bootes gemacht. Es ist ein Schlüsselmoment für diese Regatta.“
Das wird er allerdings noch beweisen müssen. Das Rennen acht wurde erstmals bei stärkerem Wind am oberen Ende des Windlimits gesegelt. Es ist noch nicht klar, ob die Veränderungen an den Unterwassertragflächen auch bei weniger Wind wirken. Andererseits könnte es auch einen Unterschied machen, wenn er mal wieder einen Start gewinnt.
Den Zuschauern gefällt es jedenfalls. Eine solche Dramatik hat man bei diesem America’s Cup nicht für möglich gehalten. Die Einwohner von San Francisco verspüren zwar längst keine Liebe zu ihrem Larry Ellison. Aber Amerikaner lieben Gewinner. Und so laut wie an diesem Tag hörte man die „USA“ Rufe bisher überhaupt noch nicht (SR Video).
Das zweite Rennen bis zum Abbruch. Die Kiwis lagen vorne:
34th America’s Cup Standings (first to 9 points wins)
Emirates Team New Zealand – 6
ORACLE TEAM USA – 0Race 8 Performance Data
Course: 5 Legs/10.16 nautical miles
Elapsed Time: OTUSA – 23:09, ETNZ – 24:01
Delta: OTUSA +:52
Total distance sailed: OTUSA – 11.4 NM, ETNZ – 11.7 NM
Average Speed: OTUSA – 29.90 knots (34 mph), ETNZ – 29.32 knots (34 mph)
Top Speed: OTUSA – 44.58 knots (51 mph), ETNZ – 47.02 knots (54 mph)
Windspeed: Average – 16.6 knots, Peak – 19.6 knots
Number of Tacks/Jibes: OTUSA – 8/8, ETNZ – 9/7Planung der nächsten America’s Cup Rennen
Sunday, Sept. 15: Race 9 (1:15 pm PT), Race 10 (2:15 pm PT)
Monday, Sept. 16: No racing scheduled
Tuesday, Sept. 17: Race 11 (1:15 pm PT), Race 12* (2:15 pm PT)
Wednesday, Sept. 18: Race 13* (1:15 pm PT), Race 14* (2:15 pm PT) (*wenn nötig)
Thursday, Sept. 19: Race 15* (1:15 pm PT), Race 16* (2:15 pm PT)
( * if necessary)
Bisher wurde meines Erachtens noch nicht diskutiert, ob die im 8 Rennen andere Tide Auswirkungen auf das Ergebnis hatte. Bei ablaufend Wasser ist das Spielfeld ein ganz anderes und OTUSA kann seine Schwächen besser kaschieren als bei auflaufendem Wasser.
Auf langen Schenkeln ist OTUSA noch nie langsam gewesen… Das 4. Rennen haben die auch bei wechselnder Tide und viel Wind gewonnen!
Ich fand die gestiegene Agressivität bemerkenswert: Langsam werden die Crews vertrauter mit den Booten und operieren auch in MatchRace Situationen immer enger. Während die ersten Starts noch mehr aus einem Line Up und bloßem Lossprinten nach Distance on Time bestanden gabs gestern trotz des starken Windes bei beiden Start einen wirklichen Kampf um die Leepostion mit mehreren dial downs- Umso bemerkenswerter und abgeklärter, dass die Kiwis nach der Beinahekenterung im ersten Rennen den Start zum zweiten wieder ohne Skrupel oder Hemmungen verteidigen- Das ist Kiwi-Mentalität, abschütteln und weitersegeln, anstatt irgendeine Karte zu ziehen 🙂
Die Frage ist, obs irgendwann nochmal Kracht, wenn MatchRace Move und Handlingfehler zusammenkommen..
…. das ist glaube ich nur eine Frage der Zeit, dass es kracht. Bei der Geschwindigkeit, ein kurzer Moment, wo ein Crewmitglied nicht 100% aufpasst …..
Wie die beiden gestern in Race 2 so unmittelbar hintereinander hergeschrotet sind, kamen mir so Auffahr-Szenarien in den Sinn: Wenn der Vorausfahrende steckt oder crasht, fährt der hintere drauf, das ist wohl so. Hier gibt es halt eine weitere Analogität zur Formel 1 – die können auch nicht mehr bremsen, wenn sie bei 280 km/h nur Zentimeter hinterm Vordermann kleben.
Aber das sind alles Profis, die kennen das Risiko. Ihre Kollegen fahren ja auch mit 30kn nachts in den 60ern zwischen unsichtbaren Eisbrocken rum. Und da sind keine Chaseboats in der Nähe; das finde ich noch heftiger.
Wird schon gut gehen!
Ich hoffe einfach nicht, dass die Spannung der letzten Rennen von Oracle insziniert wurde, die noch grosse Leistungsreserven abrufen und den Cup jederzeit kontrollieren können.
Ein spannender AC macht eben auch aus Coutts und Elison wieder good-guys (siehe Kommentare oben)
Aber das, würde Bobby Schenk sagen, ist wohl in den Wind gesprochen
playing possum oder sandbagging kann sich bei diesem Spiel keiner erlauben.
Bobby wer?
Bezeichnend ist, das die Kommentatoren nach dem ersten (achten) Rennen spekuliert haben ob jetzt die Kiwis ihre „Time-out-Karte“ ziehen, sind dann aber zum Schluß gekommen, das es nicht der neuseeländischen Mentalität entsprechen würde…….. Das ist vielleicht auch ein Grund warum hier die meisten für die Kiwis die Daumen drücken.
Wie viele US Boys sind nochmal auf dem TEAM USA Boot?………Zwei?……
Na, mal die Kirche im Dorf lassen!
Oracle hat ETNZ nicht in das Manöver gezwungen, die Kiwis wollten die Wende. Spithill hat ja selber gesagt, daß er eigentlich auf einen Dialdown vorbereitet war.
Und es war zwar wegen der Größe des Bootes höchst dramatisch, aber dennoch „nur“ eine Zeitlupen-Kenterung auf die Seite, bei der die die Struktur des Bootes nicht gefährdet war, sondern wenn, nur der Wing.
Oracle lag nach ihrem Pitchpole nicht auf der Seite, sondern auf dem Bugspitzen. Der Wing wurde durch den starken Wellengang auf der freien See vor der Golden Gate Bridge beschädigt und der mißglückte Versuch, das Boot auf die Seite zu drehen, um es überhaupt aufrichten zu können, hat ihm den Rest gegeben.
Hier Vergleiche zum Tod von „Bart“ Simpson zu ziehen ist weit, weit übertrieben.
Wenn jemals eine Situation hätte lebensgefährlich werden können, dann der Stecker beim Rennen gegen LR, wenn die Bootsstruktur wie bei Artemis versagt hätte.
Das will ich meinen!
Noch steht die Kirche im Dorf, es steht noch immer 6:0.
In Worten Sechs zu Null und die halbe Welt tut so als ob die Amis den Cup schon so gut wie verteidigt hätten
nur weil sie durch einen massiven Fehler der Kiwis mal wieder ein Rennen gewonnen haben.
Dabei war der Vorsprung im Ziel noch nicht einmal so gross wie die Vorsprünge die die Neuseeländer schon hatten, ohne dass die Amerikaner echte Fehler gemacht hätten.
Ein Rennen nach so einem „Highsider“ zu Ende zu segeln, beim darauffolgenden Start anzutreten, ihn zu gewinnen und das Rennen bis zum Abpfiff anzuführen zeigt wie stark das TNZ-Team mental insgesamt ist.
Andere hätten (und haben) in solchen Situationen schon das Handtuch geworfen.
Tatsächlich sieht es so aus als ob OR zusätzlichen Speed „gefunden“ hätte. Gut so; es hätte mich sehr
enttäuscht wenn das was sie bisher gezeigt hatten, bei all dem Aufwand und dem Scheißhaufen Geld, schon
alles gewesen wäre.
Ob das reicht wird sich zeigen.
Wenn OTUSA nicht ihren Bugspriet (mit dem Blei drin ;-P) abgeschraubt hätten, um wieder schneller zu werden, hätten wir uns den Rest des Cups am End‘ noch gelangweilt.
Ich bin ein großer Fan des aktuellen AC, aber gefährlich bleibt er natürlich.
Man braucht nicht viel Fantasie um sich auszumalen was bei einer Kenterung gestern alles hätte passieren können. Wenn ein Mensch aus 14 Meter Höhe unglücklich auf dem Wasser aufschlägt, auf einem anderen Schwimmer landet, ein Rumpf mit vorstehenden Winschen/Steuerrädern auf einen Schwimmer kracht, usw. usw.
Auch wenn ich absolut begeister von den AC72ern bin, der nächste AC sollte auf 45ern ausgetragen werden! Wenn man dann irgendwann das Gefühl hat, die Flüge-Foil-Kats besser zu beherrschen und vor allem über ausreichend Erfahrung verfügt, dann kann man ja wieder größer werden.
Einige, die hier dieser Stelle über Larry Ellison herziehen, sollten sich mal überlegen, dass wir ohne dessen Engagement oder wie auch immer man es nennen mag, nicht abends gebannt am PC sitzen und uns eine der spektakulärsten Regatten ansehen, an die ich mich erinnern kann. Dieser AC sorgt vielleicht dafür, dass unser Sport eine breite Öffentlichkeit erreicht und es vielleicht auch mal in Deutschland mal einen „Larry Ellison“ gibt.
Außerdem frage ich mich auch des öfteren, wer von den hier versammelten „Kommentatoren“ mal selber auch einem Kat gesessen hat und eine Regatta gesegelt ist.
Und abschließend, was ist fair und was nicht ? Wer bei einer Regatta mal ein gerissenes Segel hatte, an Land gefahren ist, sein Ersatzsegel hochgezogen hat, hat der unfair gehandelt oder war er nur vorausschauend ?
Und allen zusammen viel Spaß heute Abend und go Kiwi gooooooooo !
Michael
Unbestritten, der AC ist hammerspannend.
Möglicherweise ist das der Grund, das einige den Weg von LA zu dieser Spannung schnell vergessen haben.
Wer solch einen Weg mit Klagen und Betrug (die Disqualifizierung einzelner sehe ich als Bauernopfer) geht, der muss mit spitzen Bemerkungen bei jeder Möglichkeit leben.
@Michael, ich bin Regatten auf Ventilo M2 gesegelt. Darf ich dann?
Und Du?
@Alex: meinst du, ich würde so einen Kommentar schreiben, wenn ich nicht über 100 Regatten auf einem Kat hinter mir hätte?
@ michael
ich bin stolzer besitzer eines F18 HC Tiger – darf ich jetzt auch mitreden ??
Dieser Cup ist sicher sehr spektakulär, aber
der LVC war das lahmste, was ich seit langem gesehen habe.
Artemis war kein „Challenger of Record“, sondern eine von Oracle zum Testen auserkorene
Schiessbudenfigur. Das Ergebnis ist, das Bart Simpson in diesem Team gestorben ist.
Ich liebe diese Rennen auch, aber muss man das Spiel auf die Spitze treiben, nur wegen
der Einschaltquoten ?!
Ich denke nicht.
In der F1 wird Jahr für Jahr abgerüstet, um Desaster wie diese zu vermeiden.
Jeder der Segeln liebt, weiss dass auch ein Matchrace auf 2,4m oder im Kielzugvogel
spannend sind.
Die Spannung gabs doch erst seit Gestern.
Vorher hat TNZL alles in Grund und Boden gefahren, dass sie sogar auf die Starts verzichten konnten.
Ich sehe den „near Capsize“ auch nicht als grossen Fehler unter Druck an.
M.E. wäre NZL locker vorne durchgekommen, man wollte nur „last minute“ TOUSA unbedingt einen reindrücken und das ist eben schief gegangen.
Man muss mal ganz klar sagen, dass es 6:0 steht !!
Oracle kann sich überhaupt keine Fehler mehr erlauben und TNZL hat noch die „Auszeit“, die Oracle schon gezogen hat, als sie chancenlos waren.
Man könnte ja auch die 12m-Formel aufbohren und daraus eine 18m Formel machen, aber was Oracle hier abgezogen hat spottet aller Beschreibung.
Regelbeugung, wie es nur geht. Beschiss in der AC-Series. 1 Toter. Regeländerung.
Es wird Zeit dass wieder Segler Verteidiger des Cups werden und nicht ein omnipotenter Software Vollpfosten, der sein Ego nicht im Griff hat.
Alles nur Show. Die müssen doch sicherlich X Rennen abliefern, damit die Werbeeinnahmen stimmen…
Aber im Ernst: Irgendwie habe ich das Gefühl, daß ETNZ unter Druck deutliche Fehler machen und nur so gut funktionieren, wenn sie deutlich überlegen sind.
Sehe ich nicht so. Solche Fehler passieren eben mal, bislang hatten sie kaum welche gemacht. Es war stark nach so einem Schock selbstverständlich wieder anzutreten und dann souverän den Start zu gewinnen.
Finde ich auch, die gelungenen Starts unter Druck stehen deutlich gegen die Fehlerfrei-wenn-Überlegen-These.
Schau dir die früheren Rennen nochmal an. Dann siehst du einiges was gegen deine These spricht.
Ich glaube mittlerweile sogar das es gut/glücklich war, dass der Wing ab einem gewissen Zeitpunkt „back“ stand. Weil so erzeugte er wieder einen Lift, wie bei einem Flugzeug. Wäre er kurz vorher rübergeflippt, hätte er auch noch Druck in die Kenterrichtung erzeugt. So drückte er quasi wieder entgegen.
natürlich sollte man sich da nicht drauf verlassen und den Flügel bitte von nun an wieder sauber fahren. GO Kiwis Go!
Und ich drücke feste die Daumen das ihr die Kanne holt. Für 3 Rennen die ORUSA gewinnt, müsst ihr ja nur eins gewinnen. Das sollte doch möglich sein. Die ganze Segelwelt steht hinter euch. Wir sollten schnell das Geld für die Vorbereitung des 2. Kats spenden.
Finde ich nämlich ein bischen unfair, ORUSA hat Ersatz im Hangar, war doch klar das die ihre Karte taktisch spielen können. ETNZ kann bei einem Crash nur hoffen mit der Karte einen ganzen Tag an Zeit zu gewinnen. Aber was rede ich, Larry Elision und das Wort fair passen einfach nicht zusammen 😉
Fair ist es sicher auch nicht in jedem Kommentar einen blöden Spruch gegen Ellison zu hinterlassen.
das ist das ergebnis, wenn man das maskottchen GD an land lässt …
Toller, dramatischer Bericht – danke! Und keineswegs übertrieben. Das war so ein Moment, denn man als direkt Betroffener irgendwie in slow motion erlebt.
Als Zuschauer hatte ich mit TNZ auch schon irgendwie abgeschlossen. Wenn der Wing da keine „Unterluft“ gekriegt hätte, wäre es wohl nicht ohne Material (Total?) Schaden ausgegangen.
Mann, das wird spannend heute Abend……
Ob das wirklich „Unterluft“ war? Wo soll die denn ohne Fahrt im Boot herkommen? Ich denke mir, sie hatten einfach Glück, dass TOUSA im richtigen, bzw. letzten Moment beim Übersegeln einen Windschatten generierten.
VG
Guter Punkt. Müsste mal jemand mit dem Video vergleichen, ob das die Erklärung ist.
Bei 30:17 sieht man, wie der Mann am Ruder hoch oben auf dem Luv-Rumpf nach rechts kurbelt, um wieder in den Wind zu drehen. Und das Boot hat gerade eben noch genug Fahrt und dreht auch. wieder nach Steuerbord Daher wird der Druck aus dem Wing genommen glaube ich. Ob es Dean war oder Ray – keine Ahnung. Aber ich glaube, dieses Gegenruder wars, was sie gerettet hat. IMHO
1:10 im ersten Film …
Jetzt hab ich gesehen, dass Dean unten auf dem Leeschwimmer auch kräftig Gegenruder gibt, um den Kahn in den Wind zu drehen. Das war im allerletzten Moment!
O hauerhauerha! Ray Davies‘ Kommentar erinnert an den alten Regattawitz auf der Kreuz: „Passt. … passt. … passt … – PASST NICHT!!!“ 😉