Frühstart-Gerechtigkeit: Hat die Startlinientechnik eine Chance?

Zu früh oder nicht zu früh?...

Frühstarter werden seit jeher mit dem bloßen Auge identifiziert – oder auch nicht. Bei der Weltmeisterschaft aller Olympischen Klassen in Spanien wurde das Problem neu diskutiert. Könnte Tracking oder Funktechnik nicht längst faireres Segeln garantieren?

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8 Kommentare zu „Frühstart-Gerechtigkeit: Hat die Startlinientechnik eine Chance?“

  1. avatar Drachenfan sagt:

    “könnten Tracking oder Funktechnik nicht längst faireres segeln garantieren?” – Ich glaube nicht das Tracker das segeln fairer machen. Das sind nun mal die Steuerleute (im Wesentlichen) die fair segeln oder nicht. Sich eine gute Position am Start zu erarbeiten ist grundsätzlich fair. Dabei auch mal eine wenig drüber zu sein gehört zum Sport dazu. 2cm Toleranz bei einer Startlinie von > 200m Länge und mit 2m Wellengang erscheint mir weniger eine Frage der technischen Möglichkeiten sondern einfach unsinnig in unserem Sport. Lasst uns doch einfach mal segeln und die Tracker zur Berichterstattung nutzen.
    Trackerauzeichnungen in Protestverhandlungen sind alleine auch kein Allheilmittel, da sie die Situation Bord and Bord und Segelstellungen, etc. überhaupt nicht darstellen – geschweige denn ausladende Hecks oder tanzende Mastspitzen. Wenn man da wirklich etwas ereichen will muß man Videokameras mit Drohnen an den Tonnen positionieren…ich glaube aber nicht, dass wir das wollen als Segler. Wenn die Profis das wollen bei Olympia und ISAF WM´s ist ja gut, aber ansonst lass uns lieber segeln und nicht die ganzen Abende protestieren wegen 2 cm..

  2. avatar Lyr sagt:

    Moin,

    ich fände es allerdings auch wichtig, dass man an den Segler in der Mitte denkt, der sicher mehr Probleme hat die Linie abzuschätzen, als die Segler am Rande der Linie… (sind ja auch nur ein Menschen;) Ich hatte jedenfalls immer Probleme damit.
    Vielleicht sollte man da auch mal über technische Lösungen nachdenken, dass die Segler besser die Linie visualisiert oder akustisch dargestellt bekommen.
    Ansonsten sicher ein sehr interessantes Thema, was in Zukunft sicher noch mehr Beachtung finden wird/sollte.

    gr jan

  3. avatar GOL sagt:

    Die Technik handelsüblich und auf TP52 und Mini Maxi Yachten bereits Standard.
    Gute GPS Antenne (z.B. Novatel (AC 34),… ) und mit einer Referenzstation an Land sind dann 2cm kein Problem.
    So machen es auch die Landwirte bei der Bestellung ihrer Felder, oder woher meint ihr kommen die parallelen Fahrspuren 😉

  4. avatar philip sagt:

    Das mit dem Material ist eine Sache der Erfahrung im jeweiligen Revier. Die ISAF-WM war ja nun nicht die erste Regatta in Santander. Deswegen fällt es mir schwer, zu glauben, dass es vor Ort nicht ausreichend passendes Material geben soll.
    Allerdings fällt es mir genauso schwer, zu glauben, das vorher keiner im ISAF-Personal auf die Idee gekommen ist, danach zu fragen bzw. eine Checkliste zu schicken und abarbeiten zu lassen. Es würde aber zu der deutlichen Kritik passen, die es bei der International Regatta in Rio de Janeiro an den Handlungen der ITOs der ISAF gegeben hat.

    Was Startlinientechnik usw. angeht: Tracking ist abhängig von GPS. Ziviles GPS hat aber eine Fehlweisung von mindestens 3 bis 5m, also bis zu einer Bootslänge. Damit kann man nicht mal zuverlässig erkennen, ob ein Boot eine Bahnmarke korrekt rundet oder innen vorbeigeschossen ist. Für den Start ist es meiner Meinung nach überhaupt nicht geeignet.
    Die Startlinientechnik mit “Chip an der Bugspitze” deckt auch nicht alle Probleme ab, eben weil die Bugspitze bei weitem nicht immer dafür sorgt, dass ein Boot als Frühstarter identifiziert wird.
    Denn die Bugspitze kann hinter der Linie sein, das Boot aber mit annähernd einer halben Breite (je nach Bootsklasse inkl. Ausleger) drüber, wenn es entlang der Linie fährt.
    Mit einem Chip an der Bugspitze ist ein Boot auch dann auf der Vorstartseite, wenn es von Luv kommend gerade so in die Linie eintaucht. Dass es dann aber mit fast einer Länge in Luv der Linie ist, erkennt das System nach obiger Darstellung nicht.
    Solche Situationen sind keinesfalls ungewöhnlich. Da ist der Mensch in der Peilung um Welten zuverlässiger. Deswegen muss man sich auch nicht wundern oder darüber beklagen, wenn die ISAF hier abwinkt.

    • avatar Sven 14Footer sagt:

      Bei der elektronischen Auswertung habe ich nicht nur eine Momentaufnahme sondern kann auch die Sekunden davor (wie SAP Analytics) mir zeigen lassen, dann würde ich den von Luv eintauchenden und auch den parallel zu Linie Fahrenden schnell herausfinden.
      Interessanter finde ich Thematik Genauigkeit: 2 cm finde ich extrem. Das kann nicht mit handelsüblichen zivilem GPS gehen.

    • avatar Peter der Zwote sagt:

      Die oben dargestellten Probleme sind lösbar, wenn nicht nur die absolute position des Chips berücksichtigt wird, sondern auch der “Geschwindigkeitsvektor”. Dann gibt man die Boxgröße des Schiffes ein und fertig.
      Technisch ist das kein Problem.

      • avatar Jörg sagt:

        Zudem gibt es Differential GPS, wenn nicht mit eigens installierten Sendern und darauf abgestimmten Empfangseinrichtungen ein ‘eigenes’ Bezugssystem aufgebaut wird.
        Mit genügend Kohle und hochwertigen Empfängern geht das alles.
        Aber wie teuer sowas genau ist für ne größere Flotte… Keinen Schimmer:-)

  5. avatar Hans C. sagt:

    Das Problem mit dem Anker haben wir vor Warnemünde auch alljährlich. Das Problem ist, dass die teils ehrenamtlich bereit gestellten Startboote, keine ausreichend großen Anker haben, um kurz vor der Brandung in somit steilen Wellen sicher zu ankern. Wer ankert schon mit insgesamt 5 m² Flaggen bei mehr als 4 Windstärken? eben deshalb muss man sich für jedes Start- und Zielschiff einen übergroßen und für die Grundverhältnisse geeigneten Anker zulegen, wenn man international bedeutende Regatten veranstaltet. Wir geben pauschal schon immer vor Warnemünde 10m Kette und 100m Leine an den Anker, bei ca. 8 Meter Wassertiefe. Vielleicht etwas übertrieben, aber nichts ist schlimmer, als ein treibendes Startschiff und 30min Startverschiebung jedesmal.
    Auch bei den Tonnen nutzen wir von 30 bis zu 50 kg Armierungsstahl als Grundgewicht und nochmal etwa 15kg als Aufrichtgewicht. Ist immer nen richtiger Kraftakt eine Tonne zu verschieben. Aber um Welten besser als treibende Marken. Wir haben auch schon unter anderen von 14-Footern Lob bekommen, dass bei 6 Nummern keine einzige Tonne gerutscht ist, was andere Großereignisse nicht schaffen.
    Alles ehrenamtlich organisiert und ausgerichtet schafft man das. Da sollten die ISAF, ihr hauptamtliches Team und um vielfaches höhere Startgelder das ebenso schaffen, wenn sie wollen.

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