Kieler Woche Bilanz: Helfer an Grenze der Belastbarkeit – Buhls’ Kritik aufarbeiten

Woche der Rekorde

Kieler Woche Wettfahrtleiter Dirk Ramhorst. © Thorsten Höge

Mit dem Start in das Nord Stream Race von Kiel nach Kopenhagen ist am Sonntag eine Kieler Woche der Rekordzahlen zu Ende gegangen. 1870 Boote starteten mit rund 4000 Seglern. An neun Tagen gab es 36 Entscheidungen.

Nachwuchssegler und erfahrene Hochsee-Akteure, Menschen mit und ohne Behinderung, America’s Cup-Teilnehmer und Olympiasieger, Welt-, Europa- und Deutsche Meister waren am Start. Das Wetter reichte von warm und sonnig bis hin zu stürmisch und herbstlich, die Tage auf dem Wasser waren lang für Athleten und Organisatoren. 495 Rennen wurden insgesamt gestartet, und an Land rund um den Olympiahafen von Schilksee herrschte eine friedliche, multikulturelle Stimmung unter den Teilnehmern aus 60 Nationen.

„Die Kieler Woche hat sehr schöne Bilder geliefert – direkt auf dem Wasser, an Land, aber auch im Internet durch die TV-Übertragungen“, zog Regatta-Organisationsleiter Dirk Ramhorst Bilanz. Durch die Großbildschirme in der Stadt konnte einem Großteil der rund drei Millionen Besucher zur Kieler Woche ein Eindruck vom Segelsport vermittelt werden. Mehrere Hunderttausend kamen direkt nach Schilksee ins Olympiazentrum.

Die Rekordzahlen an Athleten, die nur in einem Schichtsystem auf den Regattabahnen bewältigt werden konnten, führten die ehrenamtlichen Helfer aber auch an die Grenze der Belastbarkeit. Denn die Tage waren nicht nur für die Sportler, sondern insbesondere für die Helfer auf den Schiffen der Wettfahrtleitungen, im Regattabüro, der Jury und der gesamten Landorganisation sehr lang. „Wir müssen sehen, wie wir damit in Zukunft umgehen, was wir möglicherweise mit mehr Personal leisten können“, so Ramhorst.

Sportlich hatte die Kieler Woche mit den gelungenen Medal Races der olympischen Klassen ein entspanntes Ende gefunden, da nach stürmischen Tagen in der zweiten Hälfte der Wind zu den Medaillenentscheidungen bestens mitspielte. Die zwischenzeitliche Kritik von Philipp Buhl, dem Aktivensprecher der deutschen Nationalmannschaft, dass man wegen schlechter Wetterprognosen einige gute Segelbedingungen nicht genutzt habe, werde man in einem direkten Gespräch mit Buhl aufarbeiten, so Ramhorst.

Die Konzeptänderungen im Event-Layout in Schilksee haben sich laut Sven Christensen, Geschäftsführer der Vermarktungsagentur Point of Sailing, bewährt. Mit dem wechselvollen Angebot in den Event-Zelten mit Kleinkunst, aber auch DJ-Auftritten und Live-Acts seien für alle Besucher und Segler Möglichkeiten der Abendgestaltung geboten worden. Und die Segler haben im Zelt für die Klassenvereinigungen und dem Angebot für Grillabende ihren Bereich im Herzen des Olympiazentrums gefunden, der intensiv genutzt wurde.

„Unsere neuen Partner und Sponsoren haben sich sehr gut in das Event und sein Layout eingebracht. Wir haben darauf sehr viel positives Feedback bekommen“, sagte Christensen, gestand aber auch ein paar traurige Stimmen ein, dass etwa die Party-Band „United 4“ nach 20 Jahren nun nicht mehr in Schilksee aufgetreten sei. Dennoch stehe fest, dass es für die nächsten Jahre keine großen Konzeptveränderungen geben werde. „Wir werden sicherlich ein bisschen nachsteuern, aber grundsätzlich bleibt es dabei. Neue Ideen brauchen auch Zeit zum Atmen“, so Christensen. Bis zum kommenden Jahr gibt es indes genug Arbeit, denn die Verträge mit den Premium-Partnern Audi und HSH Nordbank kommen an das Ende ihrer Laufzeit und müssen nun verhandelt werden.

3 Kommentare zu „Kieler Woche Bilanz: Helfer an Grenze der Belastbarkeit – Buhls’ Kritik aufarbeiten“

  1. avatar Kiwo Teilnehmer sagt:

    Der Check in soll gut geworden sein? Zumindest im ersten Teil eine Absolute Katastrophe.

    Es gab keine location, wo die Segler feiern konnten. Dadurch wurde es aufm Zeltplatz gemacht, wodurch es da recht laut war.

  2. avatar Ballbreaker sagt:

    Tja, das ist dann wohl die dem heutigen Zeitgeist unterworfene „neue“ Kielerwoche.

    Mit Eventlayout, Premiumpartnern, wechselvollen Angeboten mit Kleinkunst und ein paar schönen Bildern auf Großbildleinwand für die Millionen an der Kiellinie damit zumindest überhaupt noch ein wenig maritimes Flair auf dem Volksfest in der Stadt aufkommt…..

    Vor Jahren gab es mal einen schönen Artikel in der Yacht. Die Kielerwoche aus den unterschiedlichen Blickwinkeln von Teilnehmern. Kadersegler, Piratensegler, Offshore Crew usw.. Hier wurde sehr schön eingefangen, was die Kielerwoche einst besonders gemacht hat. Das friedliche und tolle Nebeneinander von Hochleistungssegeln und Breitensport, von der Sorge um die eigene Olympiaquali und einem staunenden 13-jährigen der das erste Mal von einem Clubkameraden mit Führerschein mit nach Schilksee genommen wurde und dachte, wow, hier will ich auch irgendwann auch mal selber steuern. Von durchgefeierten Nächten in der Vaasahalle und morgendlichen Joggingrunden mit den so sympathischen dänischen Kaderdamen. Von zufälligen Treffen mit längst vergessen geglaubten Freunden aus der Optizeit von denen der eine Laser, der andere Kielzugvogel und der dritte J-24 Vorschot gefahren ist usw. usw.

    Die Änderungen die kamen waren weiß Gott nicht alle schlecht! Positiv aus meiner Sicht seien hier erwähnt der Trailerservice, die Online-Medlung, das Kranen, der verbesserte Check-in usw..
    Die Klassenpolitik der Kielerwoche, die ausschließliche Ausrichtung auf den Leistungssegelsektor, das krampfhafte Konstruieren von medialen „Pseudo-Highlights“ (in diesem Jahr negativ herausragend die Womens Sailing Champions League, 2 Tage live von der Medienbahn übertragen, leider waren die „Champions League Mannschaften“ ab Platz 4 damit überfordert ihren Gennacker ohne Eieruhr zu setzen – besseren Sport hätte es auf jeder der anderen Bahnen zu sehen gegeben…..) sind leider die negativen Aspekte, die leider immer stärker in den Fokus gerückt wurden und werden.

    „Mehrere Hunderttausend kamen direkt nach Schilksee ins Olympiazentrum.“ – Uiuiui, mehrere Hunderttausend gleich und alle in Schilksee! Wer‘s glaubt……

    Für die United Four ist da leider genausowenig Platz wie für die hunderten anderen Segler und die Klassen die über die Jahre mehr oder weniger unsanft rausgedrückt wurden.
    (z.B. Pirat, Drachen, Starboot, Kielzugvogel, H-Boot usw.)

    Die Entwicklung ist so gewollt. Die Kielerwoche ist anders geworden. Ob besser oder schlechter soll jeder für sich selber entscheiden.

    Für mich hat die Kielerwoche das ganz besondere Flair, das sie gerade im Vergleich zu all den anderen Segelwochen einst ausgemacht hat, durch diese Entwicklung verloren. Schade.

    „Neue Ideen brauchen auch Zeit zum Atmen“ – Na dann, fahr ich halt nach Warnemünde. Ist eh die bessere Welle 😉

    Just my two cents

  3. avatar #dieweltdrehtsichummich sagt:

    Hat der Typ zuviel Red Bull gesoffen?
    Sich in eine PK zu setzen und einen Kommentar über die eigene Leistung zu verweigern, weil man damit die zuvor selbst geäußerte Kritik an der (ehrenamtlichen) Wettfahrtleitung verwässere.
    O-Ton: “Das war das Schlechteste, was ich im Regattasport je erlebt habe.” (vgl. Yacht Artikel)
    Als Atlethensprecher hat er damit dem Ruf des German Sailing Team einen Bärendienst erwiesen.

    Um mir ein Urteil zu erlauben: 30 Sozialstunden für etwas mehr Bodenhaftung

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