Neue Orca-Angriffe: Behörde warnt Segelyachten – Deutsche Crew zeichnet Attacke auf

Der Schwarm?

Nachdem am Wochenende weitere Orca-Attacken auf Segelyachten gemeldet worden sind, warnen spanische Behörden nun offiziell davor, das Küstengebiet nordöstlich von A Coruña zu befahren.

“Angriff der Killerwale” klingt wie eine aufgebauschte Sommerloch-Geschichte. Oder ist bei den Berichten über Zusammenstöße zwischen Orcas und Segelyachten  jemandem die Phantasie durchgegangen nach der Lektüre von Frank Schätzings Bestseller-Roman “Der Schwarm”? Die Parallelen sind auffällig, wenn auch extremer. Wale verhalten sich plötzlich aggressiv, Schiffe werden versenkt, zahlreiche Menschen kommen ums Leben. Die Erklärung im Buch: Eine intelligente maritime Lebensform steuert die Tiere und bedroht die Menschheit.

So weit gehen die aktuellen Stories um die verhaltensauffällige Orca-Gruppe vor Galizien dann doch nicht. Aber sie sind alles andere als eine Fiktion: Immer mehr aktuelles Bildmaterial bestätigt die Berichte von verschiedenen Seglern. Zuletzt hielt auch die junge deutsche Crew der Stahlyacht “Blue Horizon” (Website) eine angsteinflößende Begegnung mit der Wal-Gruppe bei der Biskaya-Überquerung fest:

Am Wochenende ist es nun zu weiteren Attacken auf Segelyachten gekommen. Drei Meilen nördlich von A Coruña wurden drei Boote von einer Gruppe von Killerwalen angegriffen und schwer beschädigt.

Schwere Schläge gegen Rumpf und Ruder

Die französische “Tamali” musste bis zu zehn Schläge gegen den hinteren Teil des Bootsrumpfes aushalten. Das Ruder wurde lädiert. Die Crew warnte weitere Yachten im Seegebiet über Funk. Auf einem englischen Katamaran, der sich auf dem Weg von Frankreich nach Malta befand, hörte man die Alarmierung, drehte um und versuchte unter Motor etwa acht Knoten schnell das das Gebiet auf östlichem Kurs zu verlassen.

Aber die spanische Seenotrettung vermeldete schließlich, dass das 16,5 Meter lange Schiff von mehrere Schwertwalen gerammt wurde. Sie verursachten Schäden an den Rudern und Hydraulik-Systemen. Der Skipper berichtet, dass sie von den Orcas regelrecht gejagt wurden.

Beide Schiffe konnten manövrierbehindert ohne Hilfe einen Hafen erreichen. Die 16,5 Meter lange “Swiss Lady” mit einem Deutschen und zwei Schweizern an Bord traf es  schlimmer. Es war den Tieren etwa 30 Stunden lang ausgeliefert. Der Skipper Christian Bach sagt gegenüber spanischen Medien: “Es war ein sehr langer Tag, den wir in großer Angst verbracht haben.”

Von bis zu 15 Orcas umzingelt

Sein 12,60 Meter langer Katamaran segelte hinter den beiden zuerst angegriffenen Schiffen. Er war in Ribadeo gestartet, und auf dem Weg ins Mittelmeer, wo das Schiff winterfest gemacht werden sollte. “Die Segelbedingungen waren sehr gut, ruhige See und guter und günstiger Wind.” Aber um etwa vier Uhr am Sonntagmorgen bemerkte der Rudergänger ungewöhnlichen Wellengang. Wenige Minuten erfolgte “einen gewaltiger Schlag Backbord am Heck.” Es folgten weitere. Die Kommunikationsgeräte fielen aus, die Ruder reagierten nicht mehr.

Laut Bach sollen 10 bis 15 Orcas an den Angriffen beteiligt gewesen sein. Nach der Reparatur der Funkanlange nahm die Crew Kontakt mit der Seenotrettung auf. Die Angriffe gingen weiter. “Sie brachten uns vom Kurs ab. Einige rammten uns am Heck und andere auf der Steuerbordseite. Sie umzingelten das Schiff, trieben uns in die Enge.”

Der Skipper habe danach von einem Meeresbiologen erfahren, dass die Oras ein ähnliches Verhalten bei der Jagd auf Roten Thunfisch zeigen. Sie versuchen die Opfer zu umzingeln, treiben sie in die Enge und greifen dann an. Warum nun Yachten auf diese Weise attackiert werden, ist aber nach wie vor ein Rätsel.

Ministerium schickt Flugzeug

Das zuständige spanische Ministerium hat inzwischen die Freigabe für ein Aufklärungsflugzeug erteilt, das normalerweise für die Feuerbekämpfung eingesetzt wird. Es soll die Orca-Gruppe aufspüren, weitere Informationen zu dem seltsamen Verhalten der Tiere sammeln und Warnungen über den Aufenthaltsort aussprechen.

Seit Dienstag gilt nun eine offizielle Warnung des Verkehrsministeriums für das Seegebiet zwischen zwischen Kap Prioriño Grande und Punta de Estaca de Bares nordöstlich von A Corunha. Eine Woche sollen sich Segelyachten bis zu 15 Metern Länge dort nicht mehr aufhalten oder es auf schnellstem Weg zur Küste durchqueren.

Die Behörde erklärt, dass vor allem mittelgroße Segelyachten von den Zusammenstößen mit der Walgruppe betroffen sind. Sie segelten zwischen 2 und 8 Seemeilen von der Küste und ihre Geschwindigkeit betrug 5 bis 9 Knoten. Dabei soll es keine Rolle gespielt haben, ob sie sich unter Segel oder unter Segel oder Motor fortbewegten.

Es sei nicht auszuschließen, dass die Maßnahme auf andere Gebiete entlang der Wanderroute der Orcas ausgedehnt werde. Sie bewegen sich regelmäßig von der Straße von Gibraltar über die Atlantikküste am Golf von Cádiz und Galizien bis in die Biskaya.

Über die Gründe des Angriffe herrscht unter den Wissenschaftlern noch Rätselraten. Es fehlen zu viele Daten. Sie weisen jedoch darauf hin, dass Menschen bisher nicht angegriffen wurden, auch wenn sie ihre Yachten verloren hatten und Rettungsinseln besteigen mussten.

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Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

3 Kommentare zu „Neue Orca-Angriffe: Behörde warnt Segelyachten – Deutsche Crew zeichnet Attacke auf“

  1. avatar Rietsch Ingo sagt:

    Hallo Zusammen!
    Ich hatte 500sm nach den Zoren im frühen Morgen gegen 4.00Uhr eine Pottwalkollision. Die Alubat hatte dann Ruder Probleme. Mit seglerischen Manöver, konnte ich schließlich die französische Küstenlinie erreichen und den Hafen von Le Sable erreichen. Glück im Unglück… West / Nord West Wind mit Stärke 20 – 30 im Schnitt. Azoren bis zum Ziel 11 Tage.

  2. avatar Kugelfisch sagt:

    Super Video von der “Blue Horizon”.
    Es passiert mit dramatischer Musikuntermalung: exakt gar nichts.
    Mein Lieblingskommentar: “Die essen ja eigentlich Blauwale…”

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