ORC-Klassen: Weltmeisterschaft 2023 nach Kiel vergeben – Hoffnung auf neuen Höhepunkt

Zurück am Ort des Rekords

Es war die größte ORC-Weltmeisterschaft aller Zeiten. 151 Offshore-Yachten aus 15 Nationen gingen 2014 bei der WM vor Kiel an den Start. Diese Marke ist unerreicht, und die Offshore-Segelwelt schwärmt noch heute davon. Nun kommt die ORC-WM im Jahr 2023 zum zweiten Mal in die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt. Vom 4. bis 12. August möchte der Kieler Yacht-Club als Veranstalter möglichst dicht an den eigenen Rekord herankommen.

Das Feld der Gruppe C unter Spinnaker. Die 151 Yachten starteten bei der WM 2014 in drei Gruppen. © www.segel-bilder.de

Mit der Expertise von zwei Olympischen Segelwettkämpfern, über 130 Jahren Kieler Woche und zahlreichen Welt- und Europameisterschaften lief Kiel beim Offshore Racing Congress offene Türen ein. „Natürlich ist es eine große Herausforderung, und wir haben 2014 auch wirklich Maßstäbe setzen können. Daran möchten wir anschließen“, so Eckart Reinke, Offshore-Chef der Kieler Woche und 2014 neben Stefan Kunstmann und Fabian Bach einer von drei Wettfahrtleitern bei der WM vor Kiel.

Nach Abschluss der Veranstaltung schwärmten Teilnehmer und Offizielle damals in den höchsten Tönen. „Das war wirklich eine der stimmungsvollsten Siegerehrungen, die ich je erlebt habe. Dass die Segler die Helfer derart gefeiert haben, zeigt, wie glücklich sie mit dieser WM waren“, resümierte der damalige ORC-Vize-Präsident Wolfgang Schäfer (Lüneburg).

Mit langanhaltenden stehenden Ovationen hatten die Teilnehmer den 120 Mitarbeitern und Helfern applaudiert. „Wir können nicht stolzer sein. Die nächsten Austragungsorte werden sich der Herausforderung stellen müssen, die Standards, die hier gesetzt wurden einzuhalten“, ergänzte Paolo Massarini (Italien), damals Vorsitzender des ORC-Event-Komitees.

Enge Starts und enge Rennen in der ORC-Gruppe A vor Kiel. Am Ende hatte die „Enfant Terrible“ (Italien) den Bug vorn. © www.segel-bilder.de

Und Kiel will sich dieser Herausforderung 2023 nun selbst stellen. Eine treibende Kraft dabei ist Eckart Reinke, der seit August Vorsitzender des Seesegelausschusses des Deutschen Segler-Verbandes ist und als absoluter Offshore-Fachmann gilt. Der international renommierte Race Officer war bereits bei vier Weltmeisterschaften (2005, 2009, 2014 und 2021) dabei. Einsätze bei fünf Europameisterschaften, beim America’s Cup, dem Nord Stream Race im Farr40-Circuit sowie Race-Management-Einsätze in ganz Europa stehen zu Buche.

Nun ist eine hochkarätige zweite ORC-WM vor der eigenen Haustür das großes Ziel des 56-Jährigen „Kiel hat durch die Kieler Woche einen guten Ruf, und die WM 2014 hat gezeigt, was in Kiel möglich ist. Noch heute schwärmt die ORC-Gemeinde von der Kieler WM, der WM der  Spitzenklasse“, so Reinke.

Zum Offshore Racing Congress pflegen die Kieler übrigens beste Kontakte: Reinkes Mentor Eckhard von der Mosel ist hier Vizepräsident. Der 66-jährige Kieler war 2014 selbst Organisationschef der Kieler WM, und er wird diese Aufgabe auch 2023 übernehmen. Reinke möchte sich derweil auf die Wettfahrtleitung konzentrieren.

Nach der ausgefallenen WM 2020 in den USA wandert die WM jährlich zwischen Ostsee und Mittelmeer. Der Weltmeistershaft in Tallinn (Estland) in diesem Jahr folgt 2022 die WM beim italienischen Club Costa Smeralda (Sardinien). Für 2023 ist die WM nun also nach Kiel vergeben worden. Die Zusage liege bereits seit 14 Tagen in der Schublade, jetzt galt es nur, den Termin festzuklopfen, so Reinke, der die Bewerbungsunterlagen zusammen mit dem KYC-Vorsitzenden Dr. Carsten Krage eingereicht hatte. Die mündliche Zusage von ORC-Präsident Bruno Finzi (Italien) kam nach dem Beschluss des Offshore Racing Congress umgehend.

ORC-Familientreffen am Steg in Schilksee. © www.segel-bilder.de

ORC-Vizepräsident von der Mosel hofft nun, dass die WM im eigenen Lande auch Impulse für die deutsche ORC-Flotte liefert. „Ich gehe davon aus, dass die ORC-Flaute in Deutschland dann überwunden und die Offshore-Szene wiederbelebt wird“, so der Jurist. Mit der EM im kommenden Jahr in Norwegen und der WM ein Jahr später in Kiel werden der Bigboat-Szene im Norden zwei echte Highlights geboten. Und vielleicht könnte auch die Kieler Woche 2023 davon profitieren, wenn die WM-Teilnehmer schon auf dem WM-Revier trainieren möchten.

Die Infrastruktur im Olympiahafen Kiel-Schilksee mit Kränen, gemeinsamen Liegeplätzen und Stellplätzen für die Trailer, das Regattahaus mit Räumen für Jury, Wettfahrtleitungen und Organisation, das Segeln vor den Augen der Zuschauer, ein modernes Media-Center und Flächen für große Festzelte sind schlagkräftige Argumente für die Landeshauptstadt.

ORC-WM 2014: Steuermannsbesprechung im Festzelt. © www.segel-bilder.de

Und auch umfassende Medienarbeit ist garantiert: Das Angebot reicht von der Pressemitteilung über Social Media wie Facebook und Instagram, der Darstellung der WM auf der offiziellen ORC-WM-Webseite bis hin zum Foto- und TV-Feed.

Umrahmt von einer Eröffnungs-Zeremonie und der Siegerehrung sind zwei Tage Registrierung und Vermessung sowie sieben Regattatage geplant. Realistisches Ziel sei es, die Teilnehmerzahl aus diesem Jahr in Estland anzupeilen, heißt es in Kiel. Vor Tallinn gingen 104 Yachten aus 13 Nationen an den Start. Darunter waren nur neun Starter aus Deutschland, die allerdings mit drei Medaillen (Gold, für „Halbtrocken 4.5“, Silber für „Outsider“ und Bronze für „Sportsfreund“) zurückkehrten. 2014 waren 70 deutsche Yachten am Start. Das Gastgeberland Estland stellte dieses Jahr 35 Teilnehmer. (hel)

 

Vorläufiger Terminplan ORC WM 2023

WM (4.-12. August 2023)

Freitag, 4. August, und Samstag, 5.August: Registrierung und Vermessung

Samstag, 5. August: Eröffnungsfeier

Sonntag, 6. August, bis Freitag, 11. August: Wettfahrten

Samstag, 12. August: Finale Rennen und Siegerehrung

 

Quelle: KYC/Herrmann Hell

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert