Vendée-Globe-Sieger Bestaven nach einem Jahr: Erst Underdog, nun Präsidenten-Liebling

Vom Hähnchen zum Albatross

Ehrungen en masse, ein Buch, ein Film und jetzt ein neuer IMOCA – Yannick Bestaven kann sich nicht über Langeweile beklagen. Doch das sei gut so, meint der Hyperaktive. Denn Langeweile und Muße nerven nur.

Vor einem Jahr, am 28.1.2021, segelte Yannick Bestaven bei der Vendée Globe 2020/21 als Fünftplatzierter über die Ziellinie. Doch schon Stunden zuvor war bereits allen Beteiligten klar, dass dieser Segler das Unmögliche wahr machen wird: Den Sieg bei der mit Abstand härtesten Einhand-Regatta der Welt als Underdog auf einem Boot der drittletzten Generation.

Yannick auf Stippvisite beim Präsidenten © presidence de la republique francaise

Der Grund für den Sprung nach ganz vorne war eine Zeitgutschrift von 10:15 Stunden die Yannick Bestaven für die Suche nach dem havarierten Kevin Escoffier erhalten hatte. Doch nicht nur seine Fans, sondern auch seine direkten (unterlegenen) Gegner wie Charlie Dalin (erster in Les Sables d’Olonne , aber „nur“ Zweiter im Gesamtclassement) bestätigten Bestaven, dass er ein außerordentliches Rennen abgeliefert hatte.

Immer wenn ordentlich Druck in der Luft war, hangelte er sich nach ganz vorne und zwischen Kap Leuwin (Australien), vorbei an Kap Hoorn bis auf Höhe Brasilien dominierte er sogar die gesamte Flotte. Unkenrufen wie „unverdienter Sieg“ oder „nur wegen Zeitgutschrift triumphiert“ wurden der Wind aus den Segeln genommen.

Nicht umsonst gilt der Sieger der letzten Vendée Globe auch gleich als Mitfavorit für die kommende Auflage im Herbst 2024. Obwohl (oder gerade weil?) dies bisher nur einer geschafft hat: Michel Desjoyeaux (2000 und 2008).

Hyperaktiv und dennoch cool

So unbändig die Freude damals auch über seinen Sieg gewesen sein mag, so wild ihm diese letzte Vendée Globe auch vorgekommen war, so realistisch, mit beiden Beinen auf dem Boden respektive Deck sieht Bestaven seinen Sieg heute. Alles sei in erster Linie Teamwork gewesen, meint der Solo-Skipper, man habe sich eben vor der Vendée Globe auf das Wesentliche konzentriert.

Bestaven sagt, seine Techniker und Berater seien überdurchschnittlich viel auf dem Wasser gewesen, das erprobte Boot habe nur wenig Zeit für Reparaturen in den Werfthallen verbracht und segeln, segeln, segeln sei nun mal die beste Vorbereitung auf eine Regatta. Dazu war natürlich noch eine große Portion Glück gekommen – ohne das man bekanntlich kaum eine Regatta gewinnen kann – und die Erfahrung eines Yannick Bestaven als Hochseeskipper war dann eben die Kirsche auf der Torte.

Großer Bahnhof in der Luft bei der Ankunft © ven´dee Globe

So oder ähnlich äußerte sich der Vendée Globe Sieger bei den zahlreichen Events, Ehrungen, TV-Shows und Vorträgen, die in Frankreich traditionsgemäß für alle Sieger der Vendée Globe Pflichtprogramm sind. Wobei der Begriff Pflicht nicht allzu bierernst genommen werden

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Michael Kunst

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