Volvo65 in der Karibik: Traumregatta vor Sint Maarten im Video-Protokoll

Zeichen der Verbundenheit

Die Heineken Regatta vor Sint Maarten gilt als Traum-Destination unter Seglern. Diesmal hängt ein Schatten über der Veranstaltung. Wie das polnische Team damit umgeht. Video-Action bei gut 30 Knoten Wind und warmem Wasser.

Hoffnungsschimmer? Regenbogen hinter der ukrainischen Flagge auf dem polnischen Boot.

Eigentlich wollte auch Karol Jablonski an Bord sein. Gerade erst hat der 59-jährige Deutsch-Pole und America’s Cup Skipper eine ernüchternde Eissegel-WM hinter sich gebracht und den 13. WM-Titel verpasst. Nach nur einem Rennen in Schweden war nach starkem Schneefall die Eisfläche nicht mehr befahrbar. Die Regatta zog weiter nach Norwegen. Jablonski fuhr nachhause. Im Osten braute sich der Krieg zusammen. Seine Familie wohnt nur unweit der Grenze.

Außerdem stand der Flug in die Karibik an. Kumpel Przemek Tarnacki hatte ihn zur Heineken Regatta eingeladen. Der Match Racer ist selbst einer der besten Segler in Polen und führt mit seiner Frau Marta den Ocean Challenge Yacht Club, der für seine Mitglieder Segelsport-Highlights organisiert. Amateure kaufen sich ein, um etwa das Fastnet Race oder das Middle Sea Race auf einem schnellen Racer unter der Anleitung von Profis zu bestreiten.

Diesmal steht die Heineken Regatta in Sint Maarten an. Tarnacki ist mit dem Club schon zum achten Mal am Start. Im Rahmen der Karibik-Regatta hat er auch seine Frau kennengelernt. Die Mischung aus Segelsport, Happening und Party passt perfekt zur Erwartungshaltung seiner Mitsegler. Diesmal kann er auch noch ein besonderes Boot chartern, der Volvo65 des Austrian Ocean Race Project. “Sisi” ist als Vestas 11th Hour Racing beim vergangenen Volvo Ocean Race um die Welt gesegelt. Die Österreicher versuchen noch, die finanziellen Mittel zusammenzubekommen, um beim nächsten The Ocean Race dabei zu sein.

Krieg kann nicht ausgeblendet werden

Jablonski hatte sich auf die Regatta mit den polnischen Freunden gefreut. Dann kam die Nachricht vom Einmarsch der Russen in die Ukraine. In Polen ist die Angst vor einer Ausweitung des Krieges noch größer als anderswo. 1939 überschritten schon einmal die Russen ihre Grenzen. Jablonski entschied sich, bei seiner Frau zu bleiben.

Auf dem polnischen Schiff ist der Krieg ein großes Thema. Traumhafte Segelbedingungen schützen nicht vor schlechten Nachrichten aus der Heimat. Die Situation ist präsent. Nachdem einige Crews gerade aus Polen mit einer Regatta-Absage gedroht hatten, falls die Teilnahme einer russischen Crew erlaubt worden wäre, hatte der Veranstalter deren Ausschluss verkündet und ein Statement platziert.

Die Litauer setzen ein Zeichen mit der ukrainischen Flagge im Rigg.

Tarnacki und seine Crew wurden noch auf dem Flughafen von der neuen Entwicklung überrascht. Einige haben Familie in der Ukraine. Sie beschlossen als Zeichen der Verbundenheit, wenigstens die ukrainische Flagge am Heck neben der eigenen zu setzen. Die Litauer auf dem VO65 nebenan starteten die Initiative, indem sie eine große Fahne unter der eigenen als Battle-Flag im Rigg setzten.

Letztes Rennen bei 29 Knoten Wind

Die Lage zuhause drückt auf die Stimmung. Aber die Polen haben Segelspaß auf einem der schnellsten Ocean Racer der Welt gebucht und den lassen sie sich nicht nehmen. Jeden Tag weht das Passatwind-Gebläse verlässlich über die Insel. Er wühlt das türkise Wasser auf und lässt Schaumkämme im Sonnenlicht glitzern. Am letzten Renntag fegen bis zu 29 Knoten die Küsten entlang. Eine echte Aufgabe für das zusammengestückelte 20-köpfige Team, das aus zwei Dritteln zahlenden Amateuren besteht.

Schlüsselrollen im Team übernehmen vor Sint Maarten der Holländer Gerwin Jansen (Skipper beim Austrian Ocean Race Project) als Navigator, Tarnacki als Skipper und Steuermann und ganz besonders Chris Nicholson. Der Australier gilt als 49er-Pionier, gewann die ersten drei Weltmeisterschaften der Olympia-Klasse in Folge und war auch schon 505er Weltmeister. Danach wandte er sich dem Hochsee-Racing zu und bringt es inzwischen auf sechs Volvo Ocean Race Teilnahmen.

Traurige Berühmtheit erlangte er 2014 als Skipper von Team Vestas Wind, indem er das Schiff bei Mauritius nach einem Fehler des Navigators auf ein Riff setzte. Aber er schaffte es, durch besonnenes Handling des Unglücks sogar an Format zu gewinnen. Nun gilt er für das nächste Ocean Race mit einem von AkzoNobel finanzierten Projekt als großer Favorit. Nicholson geht aber erst einmal seinem Job als Segelprofi nach und hilft den Polen bei der Heineken Regatta den VO65 über den Parcours zu bringen.

Alarmstimmung

Der Tag geht nicht gut los. Alarmstimmung schon beim Auslaufen. Den Landsleuten auf dem benachbarten Volvo70 “Ocean Breeze” (ex Telefonica Blue) misslingt das Ablegen bei starkem Seitenwind. Sie treiben quer und rammen ihren Bugspriet einer Motoryacht in die Seite. Der Crash könnte auch dem österreichischen VO65 den Bugspriet kosten. Aber alle bleiben ruhig und meistern die kritische Situation erstaunlich besonnen.

Die von Zuschauern bejubelte Ausfahrt durch das Nadelör

Unterstütze SegelReporter

Liebe Seglerinnen und Segler,

der SegelReporter Club wurde aufgesetzt, um neue Projekte zu finanzieren. Wir haben noch viele Ideen und großen sportlichen Ehrgeiz.

Ab 1,25 € pro Woche bist Du bei einer
12-monatigen SR Club-Mitgliedschaft dabei.

  • Täglich die Highlights  aus der Welt des Segelns mit Hintergrundinformationen und tiefer Analyse
  • Ohne Beschränkungen alle SegelReporter Artikel lesen
  • Lesefreundlicheres, einspaltiges Artikel-Layout mit weniger Werbung

Die SegelReporter

» Fragen und Antworten zum SegelReporter Club

Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

1 Kommentare zu „Volvo65 in der Karibik: Traumregatta vor Sint Maarten im Video-Protokoll“

  1. Volvo sagt:

    pay peanuts get monkeys

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert