Women’s Champions League: Däninnen dominieren – Helga-Vizes auf dem Podium

Werbewirkung erhofft

Die Women’s Sailing Champions League konnte mit nur zehn Teams noch nicht an den Helga-Cup-Erfolg anknüpfen. Wollte man zu schnell und früh auf den Zug aufspringen? Spannendes Finalrennen.

Enge Positionskämpfe an der Startlinie der Frauen-Liga. © Sven Jürgensen

Nicht alles, was in Deutschland funktioniert, macht auch international Eindruck. Der Helga Cup war ein großer Erfolg, aber das Pendant auf eutopäischer Ebene konnte noch nicht so viel Eindruck machen. Zehn Teams aus sechs Ländern stellten noch nicht das Meldeergebnis dar, was die Organisatoren für die Premiere erhoffen durften. Besonders die starken Süd-Europäerinnen konnten nicht zu einer Teilnahme bewogen werden.

Die Sieger in Kiel. © Sven Jürgensen

Aber welche Länder verfügen auch über funktionierende fünf-Frauen-Teams? Mangels eines entsprechenden Spielfeldes existieren sie kaum. Nur die Match Racerinnen versuchen eine Serie aufrecht zu erhalten. Der Kalender der Women’s International Match Racing Association ist 2018 aber auch auf nur noch vier Events in Finnland, Schweden, Russland und den Virgin Islands zusammen geschrumpft.

Vielleicht kann die Women’s Sailing Champions League das Frauensegeln beleben, und deshalb war es wohl wichtig, die Veranstaltung in Kiel zu starten, um die Resonanz zu testen. Nun muss sich zeigen, ob die Werbewirkung auch international funktioniert.

Kieler Woche 2018

Women’s SAILING Champions League, das Boot vom Kongelig Dansk Yachtclub (Mitte) siegt überlegen. © Sascha Klahn / Kieler Woche

Ein wenig abschreckend könnte die Dominanz der Däninnen des Königlichen Yacht Clubs aus Kopenhagen KDY wirken. Sie siegten in 14 von 20 Rennen und sahen sich nur von den Kolleginnen aus Hellerup gefährdet, die die Hälfte ihrer Läufe gewinnen konnten.

Aber beim KDY führte mit Henriette Koch eine 470er Olympionikin das Steuer, die seit fünf Jahren die Großschot für eine der dominierenden Duell-Spezialistinnen der vergangenen Jahre bedient: Lotte Meldegaard Pedersen. Die Dänin gewann 2015 die ISAF Women’s Match Racing World Championship, war 10. 2012 in London und hatte zuletzt eine Baby-Pause gemacht. In Kiel agierte sie auf Kochs Vorschiff als Taktikerin.

Aus deutscher Sicht konnte insbesondere Johanna Meier dagegen halten. Die ursprünglich für den Segelklub Bayer Uerdingen eingesetzte Liga-Steuerfrau, die den Job nach dem Studium-Start in Rostock für den Akademischen Segler-Verein Warnemünde ausfüllt, war schon beim Helga Cup auf Rang zwei gesegelt und hatte ihr Team für Kiel erweitert.

Die Helga-Cup-Zweite Johanna Meier steuert für den ASVW auf Rang drei. © Sven Jürgensen

Knapp auf Rang vier verwiesen: Der Deutsche Touring Yacht Club in Aktion. © Sven Jürgensen

Im letzten Rennen, das über das Podium entschied, rangen sie die Däninnen nieder und schoben sich mit dem Sieg noch am ebenfalls stark aufsegelnden Deutschen Touring Yacht Club vorbei. Dieser Lauf war eine echte Werbung für den Frauen-Segelsport, und es bleibt zu hoffen, dass mehr Seglerinnen diese neue Möglichkeit für Segelsport auf hohem Niveau für sich entdecken.

Das spannendste Rennen der Serie: Der ASV Warnemünde besiegt die dominierenden Däninnen im Zweikampf und schafft noch Rang drei:

Die Pressemitteilung

Eine Serie an Siegen legten die Frauen des Royal Danish Yachtclub (KDY) am letzten Tag der Women’s Sailing Champions League im Rahmen der Kieler Woche hin, bis sie sich im letzten Rennen mit einem vierten Platz begnügen mussten. Das konnte ihnen aber nicht mehr den Gesamtsieg nehmen.

Ein bisschen anders hatten sie es sich trotzdem vorgestellt. „Uns sind kleine technische Fehler passiert“, erklärten Henriette Koch und Lotte Meldgaard Pedersen. „Wir wollen nicht nur die Regatta gewinnen, sondern auch die Rennen. Wenn wir antreten, wollen wir auch gewinnen.“

Der kleine Schönheitsfehler in der Ergebnisliste trübte aber nicht den Blick auf ihre Dominanz. Sie bestimmten nicht nur die einzelnen Rennen von der Startlinie weg, sondern auch das Gesamtklassement. „Wir sind fokussiert geblieben und hatten eine Menge Spaß“, berichtete Henriette Koch. Zu ihrem Erfolgsrezept zähle auch ihre Segelstrategie, es möglichst simpel zu halten. Zum reibungslosen Ablauf trug auch bei, dass die Frauen bereits seit vielen Jahren zusammensegeln.

„Es kommt nicht nur auf die Technik an, sondern auch auf die Kommunikation.“ Und dadurch, dass Lotte aufgrund der Geburt ihres Kindes die Pinne an Henriette übergeben hatte und auf die Vorschiffs-Position gewechselt war, mussten die Positionen sich zwar noch einspielen. Doch das hatte auch Vorteile. So profitierte die Steuerfrau von ihrer Vorgängerin auf dem Vorschiff. „Ich hatte vorne meinen Coach.“

Ganz so reibungslos verlief es bei ihren Landsfrauen vom WOW-Team (Women on Water) nicht. Bereits am ersten Wettfahrttag hatten sie mit den Segeln zu kämpfen. An der Luvtonne hakte es, sie konnten nicht rechtzeitig abfallen, das Schlauchboot der Fotografen aber auch nicht mehr ausweichen. Das Resultat war ein zwei Meter langer Schlitz im Schlauchboot. Die aufgeschreckten Fotografen konnten ausweichen, sodass niemand verletzt wurde und trotz Schlitz im Schlauch schafften sie es auch wieder an Land. Am Abschlusstag kam die Wow-Crew dann wieder einem schwimmenden Gegenstand sehr nahe. In diesem Fall verhedderten sie sich an der Tonne, verloren so ihren bis dahin ersegelten dritten Rang und kamen mit Abstand als letzte durchs Ziel.

Viele Winddreher und Böen machten die Bedingungen schwierig, wie Tine Abrahamsen vom Hellerup Sejlklub erklärte. Trotzdem legten sie ein starkes Finale hin. „Wir sind zum ersten Mal zusammen gesegelt und haben immer mehr dazugelernt. Am Schluss waren wir stark.“ Doch der Körper spüre die Anstrengungen vor allem des zweiten langen Tages, an dem die Crews bis nach 19 Uhr auf dem Wasser waren. Während also die dritte dänische Crew vom Hellerup Sejlklub vor dem finalen Flight nicht mehr vom zweiten Platz zu verdrängen war, entfachte noch einmal der Kampf um Platz drei.

Sowohl der Deutsche Touring Yacht-Club als auch der Akademische Segelverein Warnemünde und der International Yacht Club Amsterdam lagen dicht auf. Die Spannung vor dem letzten Rennen stieg, denn in diesem segelten sie auch direkt gegeneinander. „Es war mega spannend. Wir wussten, dass wir das Rennen gewinnen müssen“, erzählte Johanna Meier vom Akademischen Segelverein Warnemünde glücklich. Sie hatten dem Druck Stand gehalten und es in Schnelligkeit umgesetzt. Als erste überquerten sie die Ziellinie und sicherten sich den dritten Platz. Ihr Resümee zur Women’s Sailing Champions League: „Gut anstrengend, Spaß und Spannung.“

„Es ist ein cooles Rennformat“, freute sich auch Henriette Koch. Der Respekt im Feld müsse sich nicht erst erarbeitet werden, so wie es bei der gemischten Champions League der Fall sei. Und je mehr der Wind auffrische, desto mehr sei es auch irgendwann eine Frage der Muskeln und in einem reinen Frauenfeld daher kein Nachteil.

Quelle: Kieler Woche

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Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

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