„Rambler“-Unglück beim Rolex Fastnet Race: Fünf Segler trieben im Meer
Dramatischer als vermutet
von
Carsten Kemmling
Ungeachtet neuer Rekordleistungen bestimmt das Unglück der „Rambler“ die Schlagzeilen des legendären Hochseeklassikers. Jetzt sind Einzelheiten der Rettung bekannt.
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16 Antworten zu „„Rambler“-Unglück beim Rolex Fastnet Race: Fünf Segler trieben im Meer“
hanseatic
sagt:
Für alle die es interessiert, hier nochmal ein Nachschlag zum Thema canting keel mit einigen interessanten Studien. Größtes Problem sind offenbar die unterschiedlichen Trägheitsmomente von Rumpf und Kielbombe bei der Beschleunigung sowohl nach vorn (gelegentlich auch nach hinten 🙂 ) als auch, durch Welle und Strömung, nach oben und zur Seite. Um die dadurch an der Kielaufhängung entstehenden Torsionskräfte „längerfristig“ (in Bezug auf Meilen und Lebensdauer) auffangen zu können müßten beim Bau Materialien und -stärken gewählt werden die diese Belastung „sicher“ vertragen. Die Designer bestehen darauf diese auch immer entsprechend berechnet zu haben. Aus Gewichtsgründen würden die Berechnungen beim Bau der Boote von den jeweiligen Projektingenieuren dann jedoch regelmäßig verändert (Materilastärken minimiert-andere Materialien gewählt) werden und hielten dann in der Praxis den auftretenden Kräften irgendwann nicht mehr wie berechnet stand. Da schieben es also die einen auf die anderen. Mag sich jeder sein eigenes Bild davon machen….. überprüfen könnte man so etwas sowieso nur am jeweiligen Objekt mit den Konstruktionsplänen und -daten in der Hand. Vielleicht sollte man die Dinger schlicht mit einem Stahlseil à la Formel-1-Radaufhängung sichern. Schont die Unterwasserwelt und verhindert vielleicht, dass sich die Wanne immer gleich auf den Rücken dreht 😉
Nur mal so: Nur weil weniger Boote mit CK rumfahren und man deren Havarien öfters hört, glaube ich nicht, dass man gleich zu einer statistischen Aussage wie von Friedrich kommen kann.
Aber man kann es einfach testen. Ein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen läge dann vor, wenn die mittlere Wahrscheinlichkeit eines Mastbruches weniger die mittlere Wahrscheinlichkeit eines CK-Kielabfalls dividiert durch die Wurzel aus der Summe von der jeweiligen Varianz in der Gruppe dividiert durch die jeweilige Gruppengröße größer als 2 ist.
Aber auch diese Aussage bleibt zweifelhaft, weil noch nicht unterschieden wird, welche Ausfälle durch Materialermüdung oder Konstruktionsfehler bedingt sind und welche Ausfälle durch stumpfe Nutzerdummheit ausgelöst wurden. Und da würde ich einfach mal drauf tippen, dass letztere in der Gruppe der Mastbrüche deutlich höher wäre.
Vielleicht hat ja irgendein Yachtversicherer dazu Daten?
Wilfried
sagt:
Ich glaube die Mastbrüche gegen die Kielabrisse zu rechnen ist gefährlich. Von der Gefährdung ist es ein Riesenunterschied ob der Mast von oben kommt oder das Boot kentert. Wir reden hier nicht vom Jollensegeln auf der Kieler Förde. Das hier ist Hochsee. Wenn das Ganze in der irischen See auf halbem Weg zu den Scillys passiert wäre hätten die Segler im Wasser sowieso und auch die auf dem Rumpf wesentlich geringere Überlebenschancen gehabt.
Wilfried
sagt:
Zunächst mal gut das nichts passiert ist. Ob man jemals rausbekommt was den Bruch auslöste bleibt abzuwarten. sicherlich ist in den kurzen Steilen Welle der Irischen See die Belastung viel höher als in langen Ozeanwellen. Es kann natürlich auch Materialermüdung oder eine Vorschädigung durch eine Grundberührung gewesen sein.
Ich habe schon immer für ein besegeltes Wave-piercer U-Boot plädiert. Das macht keine ruckartigen Bewegungen gegen den Kiel. Gibt natürlich ne Menge andere ungelöste Probleme aber nur radikal denken bringt einen weiter. Alternative wären die Foiler, wenn man den Rumpf hoch genug aus dem Wasser bekommt. Aller dings brechen auch Foils die am Limit dimensioniert werden ab und zu ab.
Thomas
sagt:
Um die Technikspekulation voran zu treiben:
Vermutlich ist es wie mit dem Streben nach steifen Masten, reckarmen Wanten, usw.
Natürlich könnte man die Kräfte und Drehmomente zwischen Rumpf und Kiel nach belieben dämpfen. Aber dann würde die Kiste sich eben erstmal auf die Seite legen und den Druck nicht in Fahrt verwandeln. Ich vergleiche das mal mit der Federgabel beim Fahrrad. Entweder super Komfort (und wenig Lasten) oder beinharte Federung und gute Kraftübertragung.
Anscheinend ist das der schmal Grat auf dem die Designer wandern: Wie viel Dämpfung lässt man zu, um schädliche Lasten abzufedern – und wie viel Steifigkeit mag man sich gönnen.
Manfred
sagt:
Hmm, bei den Fischen landen ist doof, da hat Friedrich unbedingt Recht.
Zunächst also mal Glückwunsch den Geretteten und natürlich den Rettern. Ganz große Leistung an der sicherlich auch Fortuna, sowie gute Seemannschaft einen großen Anteil haben. (Halteleine wurde zwischen Ruder und Canard geriggt, die im Wasser abtreibenden Crewmitglieder haben sich zusammengebunden). Nicht auszudenken, was hätte passieren können bei so einer großen Mannschaft an Bord von „Speedboat Rambler“.
Ich habe im Zusammenhang mit dieser Havarie etwas über die dynamischen Lasten gelesen, was darin gipfelte, dass sich nicht der Kiel vom Boot abgetrennt hat, sondern das Boot vom Kiel. Das Ergebnis ist natürlich das gleiche, aber wie es zu dieser Annahme kommt, ist interessant: Der Kiel bewegt sich in einem sogenannten dämpfenden Medium (Wasser), was logisch ist. Dieses läßt die ruckartigen Bewegungen, die zu den Ermüdungsbrüchen führen nicht zu. Das Boot, mitsamt seinem Rigg, bewegt sich in der nicht dämpfenden Luft und manch einer hat schon diese ruckartigen Bewegungen erlebt, die sich wohl nicht unmittelbar auf den Kiel übertragen lassen, sondern an der Kielwurzel (?) dramatische Lasten entstehen lassen. Aber genug der Spekulationen. Hätte ich auch nicht geschrieben, wenn nicht alle gerettet worden wären.
hanseatic
sagt:
Sehr interessant Deine Ausführungen Manfred. Ich gebe allerdings zu bedenken, dass sich hier ja weder der Kiel vom Boot noch das Boot vom Kiel getrennt hat sondern die Kielbombe vom Kiel. Der ist ja noch deutlich sichtbar mit dem Boot verbunden. Die Schwachstelle lag also in der Verbindung zwischen Kiel und Kielbombe und genau das macht mich wundern. Denn offenbar muß es zwischen Kielbombe und Kiel auch dauerhaft erhebliche Verwindungen gegeben haben sonst hätte diese Verbindung ja nicht aufgegeben. Vielleicht haben wir hier einen Strömungstechniker unter uns der uns die unterschiedlichen Anströmreaktionen von Kiel und Bombe und damit die Verwindung beider Teile mal etwas näher bringen kann?
Carsten
sagt:
Es ist die komplette Kielfinne samt Bombe direkt an der Kielwurzel abgebrochen. Das Stück Flosse, das man sieht, ist das Steckschwert. Damit werden Neigekieler auf Kurs gehalten, wenn der Kiel nach Luv angestellt ist und nicht mehr gegen die Abdrift wirkt.
hanseatic
sagt:
Ooops – das bringt mir jetzt aber locker eine Woche Rotkäppchen tragen in der Stadt ein 🙁
Ist schon übel wenn man eigentlich ne Brille braucht aber nicht will…..
Na wenigstens schön, dass ich so zur allgemeinen Belustigung beitragen konnte 🙂
Danke für den dezenten Hinweis!
Egon
sagt:
Die auf der Rambler haben wirklich Glück gehabt. Das hätte auch anders ausgehen können. Es muss erst wieder einer ertrinken, bevor die Sicherheitsmarge per Reglement erhöht wird.
Aber solange wird das absolute Limit ausgereizt. Kann man das den Rennställen verübeln, angesichts der zig Millionen Etats und dem damit verbundenen Leistungsdruck?
Oder ist der Konstrukteur schuld? Übertreibt er es wider besseres Wissens? Oder macht er nur zähneknirschend, was der Auftraggeber ihm befiehlt?
Neulich gab es ein Interview mit Juan Kouyoumdjian, neben der Rambler auch als Konstrukteur für mehrere Volvo70 verantwortlich, in dem er noch die inzwischen viel höhere Sicherheit der Kiele angepriesen hat. Sehr spassig, wenn eine Woche später ein Boot seiner Feder den Kiel abwirft.
Friedrich
sagt:
Sorry Stefan, das ist statistisch und tatsächlich Unfug: Es sind verdammt wenige Cantig Keeler auf der Welt unterwegs. Und davon gibt es sehr viele prominente Beispiele, dass Yachten verloren gegangen sind oder rennen aufgeben mussten, weil die Kielkonstruktion versagte (Volvo Ocean Race, Imoca 60 etc.). Kaum ein anspruchsvolles Rennen mit diesen Booten, ohne dass nicht der ein oder andere Kiel abfällt oder zumindest nicht mehr funktioniert. Auch Boris Herrmann hat im letzten Winter beim Barcelona Race nur weidwund mit beschädigter Kielhydraulik das Ziel erreicht. Bei den letzten 2 Vendee haben jeweils mehrere Schiffe ihren Kiel verloren oder mussten aufgegeben werden, weil die Dinger unkontrollierbar wurden. Dagegen gibt es Abermillionen Masten weltweit, da kommen statistisch deutlich weniger von Oben. I. übrigen ist es in den meisten Fällen nicht lebensbedrohend, wenn der Mast bricht. Bei Kielverlust besteht aber unmittelbar Lebensgefahr.
Man muss schon sagen, dass die Herren Ingenieure diese Systeme wohl immer noch nicht im Griff haben. Die dynamischen Lasten haben’s offensichtlich so in sich, dass keiner weiß, wann was wie lange hält….
Nein, ich will die Kiele nicht verbieten. Aber diese Geschichten sind nicht schön. Was tun also? Man schreibt uns Regattaseglern ja auch an vielen anderen Stellen vor, was wir zu tun haben, damit wir nicht bei den Fischen landen.
Carsten
sagt:
Hmm, ich hätte auch eher gedacht dass die Canting Keel Problematik im Griff sei. Das vergangene Volvo Ocean Race hat doch gezeigt, dass man damit am Limit um die Welt rasen kann. Und auch die Open 60s halte ich in jüngster Zeit für sehr vertrauenswürdig. Besonders die Volvo 70s haben aber auch bei den Regeln so nachgerüstet, dass die Ausführung der Kielmechanik nicht mehr den Teams überlassen ist. Sie dürfen dort also kein Gewicht sparen.
Das ist bei der „Rambler“ anders. Ein Rekord-Design spart, wo es nur geht. Die Erfahrungswerte sind bei einem 100 Fuß Design auch nicht so groß wie bei der Volvo- und Vendee-Flotte. Trotzdem wundert mich so ein Desaster, weil die doch wirklich schon einige Meilen auf dem Buckel haben. Vielleicht war es wirklich diese kurze, besondere Welle am Rock, wie in einem Betrag gemutmaßt wird.
Ketzer
sagt:
Ich denke, dass das Argument „hat schon einiges überstanden“ nicht zählt, außer die gesamte Kielaufhängung würde alle x Meilen intensiv untersucht, geröntgt usw. Wenn bei jeder 1000. Welle die Kräfte zu groß werden und kleine Risse entstehen ist halt irgendwann das Maximum erreicht und der Kiel verabschiedet sich. Muss dann nicht mal bei der bisher stärksten Last passieren.
Schlaufux
sagt:
Ich bin wirklich überrascht, dass die Rambler nach nach 3 Jahren im Einsatz, plötzlich den Kiel verliert.
Man kann davon ausgehen, dass bei so einem Projekt, die Kielaufhängung tatsächlich regelmässig unetrsucht und geröngt wird.
Letztlich muss man wohl sagen, dass diese Speedboote einfach nicht für Am-Wind-Bedingungen gebaut sind, sondern doch eher für die US-Rennen mit achterlichem Passat.
Allerdings sollte so etwas in den entsprechenden Vermessungsregeln entsprechend geregelt werden.
Wären die Bedingungen etwas schlechter gewesen, hätten wir mehr als 5 tote Segler u beklagen.
stefan
sagt:
…ich sehe nicht, dass Kiele sich nicht weiterentwickelt haben. Das was diese Yachten heute fahren hat nicht mehr viel gemein mit dem was in den 90ern Stand der Technik war. Auch sind Kiele nicht die Schwachstelle. Es kommen mehr Masten runter, als das Kiele brechen.
….aber die irische See ist berüchtigt dafür das große Yachten ihren Kiel verlieren. Das ging doch schon dem Maxi DRUM vom Duran Duran Frontman Simon LeBon im Fastnet 1985 so.
hanseatic
sagt:
Da fragt man sich doch unwillkürlich warum die Konstrukteure diese seit Jahren bekannte Schwachstelle einfach nicht in den Griff bekommen. Jedes Jahr neue, verbesserte Riggs und Rümpfe aber die Kiel- und Ruderkonstruktion hinkt hinterher. Schon seltsam….
16 Antworten zu „„Rambler“-Unglück beim Rolex Fastnet Race: Fünf Segler trieben im Meer“
sagt:
Für alle die es interessiert, hier nochmal ein Nachschlag zum Thema canting keel mit einigen interessanten Studien. Größtes Problem sind offenbar die unterschiedlichen Trägheitsmomente von Rumpf und Kielbombe bei der Beschleunigung sowohl nach vorn (gelegentlich auch nach hinten 🙂 ) als auch, durch Welle und Strömung, nach oben und zur Seite. Um die dadurch an der Kielaufhängung entstehenden Torsionskräfte „längerfristig“ (in Bezug auf Meilen und Lebensdauer) auffangen zu können müßten beim Bau Materialien und -stärken gewählt werden die diese Belastung „sicher“ vertragen. Die Designer bestehen darauf diese auch immer entsprechend berechnet zu haben. Aus Gewichtsgründen würden die Berechnungen beim Bau der Boote von den jeweiligen Projektingenieuren dann jedoch regelmäßig verändert (Materilastärken minimiert-andere Materialien gewählt) werden und hielten dann in der Praxis den auftretenden Kräften irgendwann nicht mehr wie berechnet stand. Da schieben es also die einen auf die anderen. Mag sich jeder sein eigenes Bild davon machen….. überprüfen könnte man so etwas sowieso nur am jeweiligen Objekt mit den Konstruktionsplänen und -daten in der Hand. Vielleicht sollte man die Dinger schlicht mit einem Stahlseil à la Formel-1-Radaufhängung sichern. Schont die Unterwasserwelt und verhindert vielleicht, dass sich die Wanne immer gleich auf den Rücken dreht 😉
http://www.wumtia.soton.ac.uk/papers.html
http://www.gurit.com/files/documents/Measurement_of_accelerations_and_keel_loads_on_canting_keel_race_yachts_V3.pdf
http://www.finot.com…erche/csys4.pdf
sagt:
Nur mal so: Nur weil weniger Boote mit CK rumfahren und man deren Havarien öfters hört, glaube ich nicht, dass man gleich zu einer statistischen Aussage wie von Friedrich kommen kann.
Aber man kann es einfach testen. Ein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen läge dann vor, wenn die mittlere Wahrscheinlichkeit eines Mastbruches weniger die mittlere Wahrscheinlichkeit eines CK-Kielabfalls dividiert durch die Wurzel aus der Summe von der jeweiligen Varianz in der Gruppe dividiert durch die jeweilige Gruppengröße größer als 2 ist.
Aber auch diese Aussage bleibt zweifelhaft, weil noch nicht unterschieden wird, welche Ausfälle durch Materialermüdung oder Konstruktionsfehler bedingt sind und welche Ausfälle durch stumpfe Nutzerdummheit ausgelöst wurden. Und da würde ich einfach mal drauf tippen, dass letztere in der Gruppe der Mastbrüche deutlich höher wäre.
Vielleicht hat ja irgendein Yachtversicherer dazu Daten?
sagt:
Ich glaube die Mastbrüche gegen die Kielabrisse zu rechnen ist gefährlich. Von der Gefährdung ist es ein Riesenunterschied ob der Mast von oben kommt oder das Boot kentert. Wir reden hier nicht vom Jollensegeln auf der Kieler Förde. Das hier ist Hochsee. Wenn das Ganze in der irischen See auf halbem Weg zu den Scillys passiert wäre hätten die Segler im Wasser sowieso und auch die auf dem Rumpf wesentlich geringere Überlebenschancen gehabt.
sagt:
Zunächst mal gut das nichts passiert ist. Ob man jemals rausbekommt was den Bruch auslöste bleibt abzuwarten. sicherlich ist in den kurzen Steilen Welle der Irischen See die Belastung viel höher als in langen Ozeanwellen. Es kann natürlich auch Materialermüdung oder eine Vorschädigung durch eine Grundberührung gewesen sein.
Ich habe schon immer für ein besegeltes Wave-piercer U-Boot plädiert. Das macht keine ruckartigen Bewegungen gegen den Kiel. Gibt natürlich ne Menge andere ungelöste Probleme aber nur radikal denken bringt einen weiter. Alternative wären die Foiler, wenn man den Rumpf hoch genug aus dem Wasser bekommt. Aller dings brechen auch Foils die am Limit dimensioniert werden ab und zu ab.
sagt:
Um die Technikspekulation voran zu treiben:
Vermutlich ist es wie mit dem Streben nach steifen Masten, reckarmen Wanten, usw.
Natürlich könnte man die Kräfte und Drehmomente zwischen Rumpf und Kiel nach belieben dämpfen. Aber dann würde die Kiste sich eben erstmal auf die Seite legen und den Druck nicht in Fahrt verwandeln. Ich vergleiche das mal mit der Federgabel beim Fahrrad. Entweder super Komfort (und wenig Lasten) oder beinharte Federung und gute Kraftübertragung.
Anscheinend ist das der schmal Grat auf dem die Designer wandern: Wie viel Dämpfung lässt man zu, um schädliche Lasten abzufedern – und wie viel Steifigkeit mag man sich gönnen.
sagt:
Hmm, bei den Fischen landen ist doof, da hat Friedrich unbedingt Recht.
Zunächst also mal Glückwunsch den Geretteten und natürlich den Rettern. Ganz große Leistung an der sicherlich auch Fortuna, sowie gute Seemannschaft einen großen Anteil haben. (Halteleine wurde zwischen Ruder und Canard geriggt, die im Wasser abtreibenden Crewmitglieder haben sich zusammengebunden). Nicht auszudenken, was hätte passieren können bei so einer großen Mannschaft an Bord von „Speedboat Rambler“.
Ich habe im Zusammenhang mit dieser Havarie etwas über die dynamischen Lasten gelesen, was darin gipfelte, dass sich nicht der Kiel vom Boot abgetrennt hat, sondern das Boot vom Kiel. Das Ergebnis ist natürlich das gleiche, aber wie es zu dieser Annahme kommt, ist interessant: Der Kiel bewegt sich in einem sogenannten dämpfenden Medium (Wasser), was logisch ist. Dieses läßt die ruckartigen Bewegungen, die zu den Ermüdungsbrüchen führen nicht zu. Das Boot, mitsamt seinem Rigg, bewegt sich in der nicht dämpfenden Luft und manch einer hat schon diese ruckartigen Bewegungen erlebt, die sich wohl nicht unmittelbar auf den Kiel übertragen lassen, sondern an der Kielwurzel (?) dramatische Lasten entstehen lassen. Aber genug der Spekulationen. Hätte ich auch nicht geschrieben, wenn nicht alle gerettet worden wären.
sagt:
Sehr interessant Deine Ausführungen Manfred. Ich gebe allerdings zu bedenken, dass sich hier ja weder der Kiel vom Boot noch das Boot vom Kiel getrennt hat sondern die Kielbombe vom Kiel. Der ist ja noch deutlich sichtbar mit dem Boot verbunden. Die Schwachstelle lag also in der Verbindung zwischen Kiel und Kielbombe und genau das macht mich wundern. Denn offenbar muß es zwischen Kielbombe und Kiel auch dauerhaft erhebliche Verwindungen gegeben haben sonst hätte diese Verbindung ja nicht aufgegeben. Vielleicht haben wir hier einen Strömungstechniker unter uns der uns die unterschiedlichen Anströmreaktionen von Kiel und Bombe und damit die Verwindung beider Teile mal etwas näher bringen kann?
sagt:
Es ist die komplette Kielfinne samt Bombe direkt an der Kielwurzel abgebrochen. Das Stück Flosse, das man sieht, ist das Steckschwert. Damit werden Neigekieler auf Kurs gehalten, wenn der Kiel nach Luv angestellt ist und nicht mehr gegen die Abdrift wirkt.
sagt:
Ooops – das bringt mir jetzt aber locker eine Woche Rotkäppchen tragen in der Stadt ein 🙁
Ist schon übel wenn man eigentlich ne Brille braucht aber nicht will…..
Na wenigstens schön, dass ich so zur allgemeinen Belustigung beitragen konnte 🙂
Danke für den dezenten Hinweis!
sagt:
Die auf der Rambler haben wirklich Glück gehabt. Das hätte auch anders ausgehen können. Es muss erst wieder einer ertrinken, bevor die Sicherheitsmarge per Reglement erhöht wird.
Aber solange wird das absolute Limit ausgereizt. Kann man das den Rennställen verübeln, angesichts der zig Millionen Etats und dem damit verbundenen Leistungsdruck?
Oder ist der Konstrukteur schuld? Übertreibt er es wider besseres Wissens? Oder macht er nur zähneknirschend, was der Auftraggeber ihm befiehlt?
Neulich gab es ein Interview mit Juan Kouyoumdjian, neben der Rambler auch als Konstrukteur für mehrere Volvo70 verantwortlich, in dem er noch die inzwischen viel höhere Sicherheit der Kiele angepriesen hat. Sehr spassig, wenn eine Woche später ein Boot seiner Feder den Kiel abwirft.
sagt:
Sorry Stefan, das ist statistisch und tatsächlich Unfug: Es sind verdammt wenige Cantig Keeler auf der Welt unterwegs. Und davon gibt es sehr viele prominente Beispiele, dass Yachten verloren gegangen sind oder rennen aufgeben mussten, weil die Kielkonstruktion versagte (Volvo Ocean Race, Imoca 60 etc.). Kaum ein anspruchsvolles Rennen mit diesen Booten, ohne dass nicht der ein oder andere Kiel abfällt oder zumindest nicht mehr funktioniert. Auch Boris Herrmann hat im letzten Winter beim Barcelona Race nur weidwund mit beschädigter Kielhydraulik das Ziel erreicht. Bei den letzten 2 Vendee haben jeweils mehrere Schiffe ihren Kiel verloren oder mussten aufgegeben werden, weil die Dinger unkontrollierbar wurden. Dagegen gibt es Abermillionen Masten weltweit, da kommen statistisch deutlich weniger von Oben. I. übrigen ist es in den meisten Fällen nicht lebensbedrohend, wenn der Mast bricht. Bei Kielverlust besteht aber unmittelbar Lebensgefahr.
Man muss schon sagen, dass die Herren Ingenieure diese Systeme wohl immer noch nicht im Griff haben. Die dynamischen Lasten haben’s offensichtlich so in sich, dass keiner weiß, wann was wie lange hält….
Nein, ich will die Kiele nicht verbieten. Aber diese Geschichten sind nicht schön. Was tun also? Man schreibt uns Regattaseglern ja auch an vielen anderen Stellen vor, was wir zu tun haben, damit wir nicht bei den Fischen landen.
sagt:
Hmm, ich hätte auch eher gedacht dass die Canting Keel Problematik im Griff sei. Das vergangene Volvo Ocean Race hat doch gezeigt, dass man damit am Limit um die Welt rasen kann. Und auch die Open 60s halte ich in jüngster Zeit für sehr vertrauenswürdig. Besonders die Volvo 70s haben aber auch bei den Regeln so nachgerüstet, dass die Ausführung der Kielmechanik nicht mehr den Teams überlassen ist. Sie dürfen dort also kein Gewicht sparen.
Das ist bei der „Rambler“ anders. Ein Rekord-Design spart, wo es nur geht. Die Erfahrungswerte sind bei einem 100 Fuß Design auch nicht so groß wie bei der Volvo- und Vendee-Flotte. Trotzdem wundert mich so ein Desaster, weil die doch wirklich schon einige Meilen auf dem Buckel haben. Vielleicht war es wirklich diese kurze, besondere Welle am Rock, wie in einem Betrag gemutmaßt wird.
sagt:
Ich denke, dass das Argument „hat schon einiges überstanden“ nicht zählt, außer die gesamte Kielaufhängung würde alle x Meilen intensiv untersucht, geröntgt usw. Wenn bei jeder 1000. Welle die Kräfte zu groß werden und kleine Risse entstehen ist halt irgendwann das Maximum erreicht und der Kiel verabschiedet sich. Muss dann nicht mal bei der bisher stärksten Last passieren.
sagt:
Ich bin wirklich überrascht, dass die Rambler nach nach 3 Jahren im Einsatz, plötzlich den Kiel verliert.
Man kann davon ausgehen, dass bei so einem Projekt, die Kielaufhängung tatsächlich regelmässig unetrsucht und geröngt wird.
Letztlich muss man wohl sagen, dass diese Speedboote einfach nicht für Am-Wind-Bedingungen gebaut sind, sondern doch eher für die US-Rennen mit achterlichem Passat.
Allerdings sollte so etwas in den entsprechenden Vermessungsregeln entsprechend geregelt werden.
Wären die Bedingungen etwas schlechter gewesen, hätten wir mehr als 5 tote Segler u beklagen.
sagt:
…ich sehe nicht, dass Kiele sich nicht weiterentwickelt haben. Das was diese Yachten heute fahren hat nicht mehr viel gemein mit dem was in den 90ern Stand der Technik war. Auch sind Kiele nicht die Schwachstelle. Es kommen mehr Masten runter, als das Kiele brechen.
….aber die irische See ist berüchtigt dafür das große Yachten ihren Kiel verlieren. Das ging doch schon dem Maxi DRUM vom Duran Duran Frontman Simon LeBon im Fastnet 1985 so.
sagt:
Da fragt man sich doch unwillkürlich warum die Konstrukteure diese seit Jahren bekannte Schwachstelle einfach nicht in den Griff bekommen. Jedes Jahr neue, verbesserte Riggs und Rümpfe aber die Kiel- und Ruderkonstruktion hinkt hinterher. Schon seltsam….