Der tödliche Unfall in der San Francisco Bay von Starboot-Olympiasieger Andrew Simpson hat die Segelwelt im Mai 2013 geschockt. Ihm zu Ehren soll am 21. September das größte Segelrennen aller Zeiten stattfinden.
Der tödliche Unfall in der San Francisco Bay von Starboot-Olympiasieger Andrew Simpson hat die Segelwelt im Mai 2013 geschockt. Ihm zu Ehren soll am 21. September das größte Segelrennen aller Zeiten stattfinden.
Kommentare
9 Antworten zu „Größte Regatta der Welt: Weltrekordversuch für Andrew „Bart“ Simpson“
sagt:
Ben, Ben, Ben
wie konntest du mir das antun? 🙂
Ich hab dich echt immer auch als Typ geschätzt, als besten Segler der Welt sowieso. Ich mein, niemand hat ein Spektrum wie du, hat es im Match-, wie im Fleetrace gezeigt, hat so eine Olympiabilanz, hat es bei den leichten wie den schweren Jungs gezeigt, hat es in der Jolle wie im Kielboot gezeigt und sogar am Mehrrümpfer als Taktiker beim AC. Das ist wahrlich einmalig und wird es so nie wieder geben und nun machst du hier so ein Ding. Ei jei jei, daß kratzt jetzt aber am Lack. Ne, wirklich, du.
Schau mal Ben, ihr Briten wart die Ersten, die im Segelsport die alten DDR Strukturen wieder so richtig haben aufleben lassen. Hochgezüchteter Profisport allererster Güte. Die Welt hat auf euch geblickt und euch beneidet. Euretwegen haben wir jetzt hier auch so einen Zuchtverein, obwohl fast ganz Segeldeutschland Abgaben an die Landesverbände und den Bundesverband zahlt, damit bei uns die Jugend und der Leistungssport gefördert wird. Aber weil ihr Briten zu Hochleistungssegelmaschinen ausgebildet wurdet und Mittel bei euch keine Rolle mehr spielten, mußten wir uns auch weiterentwickeln nach eurem Vorbild. Wobei ich mir beim STG aufgrund der Vermarktungsstruktur jetzt nicht sicher bin, ob da der Segelsport oder der wirtschaftliche Erfolg von Schwall und Co im Vordergrund stehen.
Weißte Ben, ich finde Segeln toll. Wenn ich so an meine Anfänge zurückdenke. Ich war im Alter zwischen acht und dreizehn oft bei uns im Segelclub. Segeln hat mich damals aber nie vom Hocker gerissen. Es war mir einfach zu langweilig und ich hab mich davon verabschiedet. Andere Dinge wurden wichtiger. Anlässlich meines fünfundzwanzigsten Geburtages hab ich widerwillig, meiner Mutter zu Liebe, an der heimischen Clubregatta teilgenommen. Das war „gesellschaftlich“ dann so ein nettes Erlebnis, daß ich mir eine Woche später ein Boot kaufte. So ein altes Teil mit Holzdeck. Kostete 10.000,- DM und wurde drei Jahre abbezahlt. Wenns auf Regatta ging, hab ich bergab oft den Gang rausgenommen, um Benzin zu sparen. Ich konnt mir Segeln damals eigentlich gar nicht leisten, um ehrlich zu sein, aber ich fands einfach klasse. Seitdem segel ich jedes Jahr 10-15 Regatten.
Und das fehlt mir bei uns mittlerweile einfach. Strukturen, wo man über das Gesellschaftliche die Faszination dieses Sportes entdecken kann.
Was ist Segeln heute, Ben? Das Stürmen von einem behämmerten Superlativ in den Nächsten? AC, Preisgeldsegeln, Profitouren, Oman, etc.? Und jetzt kommst du und machst hier noch diese Riesennummer und das Geld soll auch noch in die von dir gegründete Foundation fließen. Willst du wirklich das, was du gelernt hast, weitergeben und nutzt den Tod eines Freundes um die Kasse zu füllen? In den letzten 10 Jahren deiner olympischen Karriere hast du ca. 150 Segel verschlissen, neben Schalen, Masten, Ausrüstung, etc., bist mit Zugfahrzeugen und Trailern rund um die Welt gegondelt oder hast gondeln lassen oder die Boote in Containern auf Frachtern um den Globus transportiert und bist mit Trainern, Masseuren, Physiologen, Psychologen, Filmteam, Arzt, Krankenschwester, Pfarrer, etc., also was ein einzelner Sportler heut halt so als Grundausstattung zum täglichen Training braucht, in Flugzeugen um die Welt gedüst. Manchmal sind sogar die Boote im Flieger transportiert worden. Erster Klasse natürlich, versteht sich. In Trainings und auf Regatten habt ihr zig Motorboottanks leergemacht und die Trainermobos auch noch oft mitgeschleppt zu Regatten etc., etc.. Olympisches Segeln Ben, und Segeln als Profisport ist wahrscheinlich einer der umweltschädlichsten und aufwendigsten Sportarten überhaupt geworden. Ist das nicht alles ein klein wenig ausgeufert und grenzt schon so ein bischen an Wahnsinn und ist vor allem bald nicht mehr zeitgemäß? Wir kommen ins Energiesparzeitalter, Ben. Ich mein, müssen wir die Schlagzahl wirklich immer weiter erhöhen, die Budgets von jugendlichen Olympiaseglern immer noch fetter werden lassen, wie im AC. Wo solls enden, Ben? Wahrscheinlich damit, daß wir versuchen die Latte höher zu legen als die Stangen mit den Auflagern lang sind, oder? Sport ist ne tolle Sache, keine Frage, aber hochgezüchteter Systemsport mit programmiertem Erfolg, der in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Einsatz an Mitteln und Stukturen steht. Ich weiß nicht Ben. Ich sags dir ehrlich, ich bin wirklich mehr ein Fan vom „Myracle on ICE“!
Laß uns wieder Bodenhaftung gewinnen. Als Segler weißt du, daß man nicht nur von Zwölf bis Mittag denken kann. Man muß weiter schauen, die kommenden Dreher sehen. Man muß merken, wenn sich Windspektren ändern und darf nicht darauf bauen, daß der Wind immer wieder aus derselben Richtung kommt. Glaubst du nicht auch, wir sollten langsam eine Wende machen oder sind wir schon längst auf einem Extremschlag von dem es kein Zurück mehr gibt?
Keine Sorge, Ben. Ich weiß, daß das nur mein Wunschdenken ist und daß der Segelsport kurz vorm Durchbruch steht, die Technik für die Medien nun bald perfekt ist, überall Ex-Profis und Vermarkter in den Startlöchern sitzen oder schon am Werk sind und es gar nicht mehr abwarten können, bis die Welt den Segelsport endlich entdecken und verfolgen wird und sie bald am Ziel ihrer langersehnten Träume sein werden. Die Drohnen werden schwirren und die Kasse oben so laut klingeln, daß man garantiert keine Stimmen des seglerischen Breitensports mehr wahrnehmen wird. Sie haben lang und hart dafür gearbeitet. Immer wieder Klassen und Formate geändert, haben alles veraten und verkauft, was ihnen selber einmal was bedeutet hat, weil es ihnen langweilig wurde und werden die Früchte ihrer Arbeit einfahren. Aber ich werd die Zeit immer vermissen, wo es ein ganz toller Sport war, fernab der Medien. Kein Showsport, wo Segelturngeräte zwischen Frachtern als Tanzbären in Kurzwettfahrten bei 40 Grad Drehern vor Segeltribünen ihre Kunststücke vorführten. Herrlich normal und anders, von Idealisten für Idealisten, etwas Gemeinschaftliches und kein elitäres System. Ja, ich werds echt vermissen.
Machs gut, Ben.
_______________________________________
Sorry, mir war grad so.
Allen eine schöne Saison. 🙂
sagt:
Amen
sagt:
Ich empfinde in vielem was du scheibst wie du – (Profis schaden dem Sport mehr, als sie ihm nutzen), aber warum ist/war Ben Ainslie dein „Idol“? Hätte er nur eine Goldmedaille gewonnen, wäre er wohl nur einer von vielen. Zu etwas außergewöhnlichem wird er doch erst durch seine vielen Erfolge. Und die vielen Erfolge erreicht man nun mal nicht allein weil man talentierter ist, sondern weil man härter/mehr für seinen Erfolg arbeitet. Dafür ist ein entsprechendes Umfeld sicherlich förderlich!
Unfair finde ich ihm zu unterstellen er würde den Tod seines Freundes nutzen, um eine Kasse zu füllen – und schon gar nicht seine! Er hat einen sehr guten Freund verloren und will ehren für was dieser stand. Man kann sicherlich geteilter Meinung sein, ob es eine gute, oder schlechte Idee war dies mit einem Guinness Weltrekord zu verbinden, aber er tut es um seinen tödlich verunglückten Freund zu ehren, daran kann ich nix verwerfliches finden!
Und er will das für das Andrew Simpson stand im Segelsport nicht vergessen wird.
Sieh es doch mal so: Das in dem von dir beschriebenen Leistungssystem der Briten eine so tiefe Freundschaft zwischen Ainslie, Percy und Simpson entstehen konnte macht doch auch Mut! Segeln verbindet eben, auch wenn im Finn/Laser eher jeder gegen jeden segelt.
Für die, die nicht verstehen was ich meine 🙂 empfehle ich (aber bitte ganz lesen): http://www.stern.de/sport/sportwelt/americas-cup-abschied-unter-wasser-2060776.html
PS Es ist der Umwelt übrigens egal, ob du erster, oder zweiter Klasse fliegst! Ich weiss, wenn alle erste Klasse fliegen wäre es nicht egal, machen aber nicht alle…
sagt:
Das mit dem erster Klasse bezog sich auf das Boot und sollte eher eine kleine Auflockerung im kritischen Text sein! 😉
Ich geb dir in allen Punkten recht. Ich denke auch, daß Ainslies Absichten ehrenwert sind, keine Frage. Ich schätze ihn von daher auch menschlich, mit allen seinen Emotionen, die ich oft nachvollziehen kann, ihn manchmal allerdings auch in ein Licht werfen, wo er aus meiner Sicht nicht hingehört, wenn auf der Bahn mal was passiert. Ich glaube aber auch und hoffte, daß aus meinen Zeilen hervorging, daß man solche Anlässe einfach besser nutzen sollte. Ich glaube einfach, es gäbe edlere Zwecke, als mit so einer öffentlichkeitswirksamen Show den Segelsport zu fördern. Das hat ein Geschmäckle. Da könnte man das Augenmerk doch auch auf wichtigere Dinge des Lebens lenken, wenn man schon etwas so Großes aufzieht. Das stände dem Segeln besser zu Gesichte.
Ich finde es schade, vor allem, wo man es von Seglern ohnehin gewöhnt ist, Geld durch irgendwas zu erbetteln, da segeln ja nicht wirklich werbewirksam ist. Segler bringen zwar Sponsoren wenig, wollen aber oft wie Fussballmillionäre verdienen. Das beißt sich irgendwo.
Segeln ist kein armer Sport und Leistungssport nicht alles. Da leisten viele kleine Räder oft genauso Denkwürdiges. Die Leistungskomponente ist in unserer Gesellschaft wirklich überbewertet. Leise Töne und stille Trauer gefielen mir einfach wesentlich besser, vor allem von Seglern, die es schon oft von der Herkunft her nicht nötig haben, Wohlfahrtsevents zu Gunsten ihres eigenen Sports zu inszenieren.
Finn ist im Übrigen noch eine Klasse, wo ich die Dinge vorfinde, dir mir persönlich im Segeln wichtig sind. Gute Pyramidenstruktur, Schnittstelle Hobby- und Leistungssport noch voll vorhanden, viele Hobbyevents, wo schon sehr gut gesegelt wird und auch Gesellschaftliches noch nicht zu kurz kommt und von jung bis alt alles dabei ist.
Ok, mehr alt. Und zu wenig Mädels. Vielleicht sollten wir ein Damenrigg entwickeln! *g
Ich segel selber hobbymäßig Finn und schätze Ainslie, weil ich weiß, was für eine Akribie da dahintersteckt, vor allem im Finn, so eine zehnjährige Serie hinuzulegen ist irre. Im Gegensatz zum Laser ist hier noch die viel höhere Trimmkomponente und Kraft einzusetzen. Wen Buhl kein Deutscher wäre, würde er wohl eher im Finn weitermachen. In anderen Ländern und international genießt er das höhere Renommee. Nur bei uns wird er seit Jahrzehnten bekämpft und der DSV stimmt regelmäßig gegen ihn, obwohl unsere deutschen Segelgrößen Kuhweide und Schümann aus dem Finn kommen.
Gäbler hat ihn mal als Unboot bezeichnet, nur weil er unserer Elite nicht telegen genug war. Und, wo ist Gäbler nun mit seinem Tornado? Genau, weg. Und im Finn gibt es eine Rangliste mit 150 Booten oder eine Masters Weltmeisterschaft mit 300 Booten. Eine Veranstaltung, wo die Segler freiwillig hingehen und die Clubs den Finn wollen, weil sich das schon von selber tragen würde, ganz ohne Sponsoren, nur durch Startgeld. Wohltuend, sowas noch zu haben, zwischen den ganzen Preisgeldgeschichten. Bei uns wurde der Finn oben immer abgelehnt, obwohl er in der Breite sehr gut angenommen wird. Sorry, aber wenn ich darüber nachdenk krieg ich immer nen Hals.
Ich weiß aber auch was für ein Materialaufwand mittlerweile dahintersteckt. Ich hab mir das genau angesehen. Ainslie trainiert sicher beinhart, aber letztendlich führt der Sieg beim Segeln doch übers Material, wenn alle gleich gut sind. Wer das nicht komplett verinnerlicht, wird im Segeln sicher nichts reißen. Ich hab schon mal bei Olympioniken angeklopft, die ihr Olympiamaterial veräußern wollten und wurde dann gefragt, welches Boot es denn sein sollte und hatte plötzlich die Auswahl zwischen vier Schalen, alle in den letzten vier Monaten vor Olympia gebaut. Der Erfolg von Ainslie beruht neben dem harten Training und sicher einer ordentlichen Portion Talent, auch auf den unbegrenzten Möglichkeiten des Materials. Sein Boot baute sein Freund Tim Tavenor. Er sagt ja selber, seine Rita wäre nicht von der Stange – Da wurde sicher Einiges versucht bis die gute Rita in letzter Ausführung fertig war und zusammen mit North vor der Tür entwickelt er die Segel. Das M1 wurde vorab speziell für Bejeing entwickelt. Nur er hatte es in Peking. Aus meiner Sicht eins der besten Segel, die jemals gebaut wurden. Es gibt sicherlich Boote, die recht breit einsetzbar sind. Beim Finn ist es so, daß das Boot unfaßbar von verschiedenen Wellenbedingungen beeinflußt wird und es adäquat darauf ausgerichtet sein muß. In Deutschland sind wir trimmmäßig im Finn eher rückständig. Hier glauben Einige, die Oberschenkel würdens schon richten. Das ist natürlich Käse. Kernpunkt meiner Ausführungen oben bezüglich der Kosten sollten eigenltich die 150 Segel sein, also ca. 15 im Jahr, die er auch problemlos selber eingesteht. Da wir ja die schnell verschlissenen Folien haben, braucht die Elite hier sehr viel Material. Für perfekten Speed bräuchte man für alle unterschiedlichen Bedingungen das perfekte Rigg, im Training wie auch im Wettkampf. Ich hatte in den 8 Jahren, wo ich Finn segel ca. 15 Schalen, noch mehr Masten und Segel. Einfach nur, weil ich es spannend fand und mir die Dinge gerne genau anschaue und ich nix glaube, was ich nicht selber probiert habe . Kostete auch nicht viel, weil alles überwiegend gebraucht war, ging runter bis zu einem 82er Vanguard, und Kauf und Verkauf sich nicht viel nahmen. Wir haben ja ein tolles Materialkarussel, wo du dir keine Sorgen machen mußt, daß man etwas nicht mehr losbekommt, von daher kann man munter durch probieren.
Ich hab im Kielzugvogel zu segeln begonnen und mein erstes Boot war so, daß alle sagten, das is nix. Es war unten leicht hohl, alle sagten, es müßte leicht rund sein. Der Kiel wackelte ziemlich, alle sagten der müßte fester sein. Ich hatte als Einziger einen Madermast, jeder sagte, die fuhren noch nie. Ich hatte ein Antifouling drauf, das geht schon mal gar nicht. Das Ding hatte ein Holzdeck, alle sagten viel zu hart für Welle. Dann war ich im 2. Jahr bei der Kieler Woche damit, mit uralten, von meinem Vater ausgemusterten Segeln, und das Ding fuhr wie verrückt. Am Start neben mir ein Boot mit Sony drauf, Gerd Eiermann. Ich wußte nicht mal wer das ist und fuhr mit der alten Krücke da lässig in Luv mit. Bei 6 BFT, andere blieben an Land, fast 60 Boote damals am Start, ging ich als Sechster ums Luvfass. Wir hingen weder ordentlich, noch konnte ich wirklich taktisch segeln, danach verabschiedete sich der Großbaum. In vorigen Wettfahrten kenterten wir. Gute Serie wurds von daher keine. Es war ne harte Woche und das alte Boot leidete imense Qualen. Wir kamen noch einmal zum Einsatz am letzten Tag und fuhren dann nochmal Platz Sieben. Alle sagten, ich wär ein Talent. Ich verkaufte den Hobel noch im gleichen Jahr und kaufte dafür ein angeblich recht gutes Boot, daß günstig herging und wir fuhren zum Gardasee. Ich fuhr nur Letzte und einen Vorletzten, den allerdings mit Frühstart. Das Teil fuhr 5 Grad weniger Höhe als das ganze Feld. Seitdem sind mir zwei Dinge klar geworden. Erstens, Segeln muß was mit dem Material zu tun haben und zweitens, glaube niemanden was.
Finnmaterial ist toll, bunte Schalen, Carbonmasten mit geheimnisumwitterten Biegekurven, formstabile Folien. Ich gebs zu, ich bin süchtig danach. Aber als Olympiasport empfinde ich das mittlerweile schon als sehr aufwendig. Klar, beim Finn kommt die Vorwindkomponente mit stehendem Pumpen mit dazu. Das ist sicherlich knallharter Sport und kann man als Hobbysegler eher nicht so nebenbei erlernen, wenn überhaupt, und trennt die Spreu vom Weizen, aber Zünglein an der Waage (im Hochleistungsbereich, also gleich guter und fitter Segler gegen gleich guten und fitten Segler) bleibt auch hier die Schale, so meine bescheidenen Ergebnisse. 🙂
Die Kielzugvogelzeit hat mich wohl für ewig als Verfechter des Hobbysegelns versaut. Es hieß immer, Segeln sei teuer und aufwendig. Die Clubs, die Kielerregatten ausrichteten, oft die Segler dieser Klasse, schauten von daher, daß sie Regatten sehr günstig gestalteten und allen ein erschwingliches Event boten. Billige Brotzeiten und Getränke fast zum Selbstkostenpreis.Tolle Einstellung damals. Ist heute im Binnenland mancherorts auch noch so, aber für eine Europameisterschaft braucht man mittlerweile angeblich schon um die 50.000,- Euro damit es ein Erfolg wird. Früher ging das locker für ein Fünftel und so lange ist das noch nicht her. Haben wir auch dem zunehmenden Professionalismus zu verdanken. Unser Highlight damals war der König Ludwig Pokal am Starnberger See. Eine drei Tages Veranstaltung. Die Clubmitglieder studierten über jeden Winter oft ein kleines Schauspiel ein und führten es selber auf, die waren der Brüller, danach dann Discotime, am nächsten Tag dann heimatlicher Trachtenabend für die Norddeutschen. Jedes Jahr frische Renken und knusprige Hendl an den beiden Abenden und zum Abschluß eine Preisverteilung, die schon allein ein Event gewesen wäre. Die Letzten des Feldes bekamen immer die schönsten Preise. Von Jung bis Alt war alles dabei. Am Wasser hatten wir einen Gerd Eiermann, einen der besten Segler Deutschlands. Für mich persönlich der Beste, der seine Schwerpunkte aber halt schon recht früh nicht mehr komplett auf dem Leistungssport hatte. Ich wollte ihn immer schlagen. Nicht in Kiel, wo man als Hobbysegler auch nicht so oft ist, sondern beim König Ludwig am Starnberger See, der größten Veranstaltung. In der Spitze waren da 136 Kielboote, Guinessbuchrekord für Kielboote damals, wobei der Kieler ja eher wie eine Jolle zu segeln ist. Nach wie vor ein ganz tolles Boot, dessen breitensportliche Qualität leider ins Hintertreffen geriet. Wir haben davon 4000 Stück in Deutschland. In den meisten Clubs steht eins. Christoph Schümann hat den Kielzugvogel bei einer Preisverteilung in Kiel mal lächerlich gemacht, als er Eiermann mehr oder weniger fragte, ob er nicht mal was Vernünftiges segeln möchte. Tja komisch, oder. Boote, die ich als toll für den Segelsport empfinde, vor allem für die Breite, werden von selbsternannten Meinungsbildnern wie Gäbler oder Schümann aufs Schafott geführt. Aber 49er, der sich nicht verbreitet oder Matchrace, das nie als Breitensport ankommen wird und nur ganz Wenige betreiben, ist was ganz Tolles. Da kriegt man doch die Motten, oder?!
Ich hab den King-Lui, wie wir ihn nannten, zwar irgendwann gewonnen, aber leider ohne Eiermann. Im Jahr davor war er da. Ich hatte mit einem Laufsieg begonnen, dann einen zweiten mit Frühstart gesegelt und dann war der Wind weg und auch Eiermann. Schade. Es war nicht mehr dasselbe. Als ambitionierter Hobbysegler weiß ich von daher, eine florierende Klasse braucht Beides, sportlichen Anreiz und eine gesellschaftliche Seite. Das ist Segeln vom Feinsten. Die österreichische Meisterschaft 2006 im Finn am Traunsee bot mir dann noch einmal dieses besondere Flair. Was mir am Kieler noch gefiel. Man konnte mit null Training und wenn die Schale gut war, fast ohne laufende Kosten für Segel, absolut gegen Weltklassesegler bestehen. Da war alles mal dabei. Viele ehemalige Kadersegler, Vizeweltmeister 470er, Deutscher Meister Finn, Europameister aus O-Jolle, Korsar, Laser, Pirat, Deutscher Meister Sprintersport, H-Boot, Weltmeister aus Tempest, Star, Weltrangllistenerster FD. Ich empfand in diesem einfachen Boot und am Binnenrevier, wo Wahrnehmung und Taktik das Entscheidende sind, da war keiner unschlagbar, von daher war Segeln für mich als Sport immer eher überbewertet. Ich mein, wenn man mit 25 anfängt und nie trainiert, aber trotzdem oft weltbesten Seglern das Leben schwer macht, kann das kein Hochleistungssport sein. So meine damalige Meinung. Klar, naiv. Bei Wind und Welle sieht das in manchen Klassen natürlich dann anders aus. Trotzdem, der Abstand beim Segeln zwischen ambitionierten Hobbysportler und Profi ist im Verhältnis zu anderen Sportarten eher gering. Weswegen ich auch oft dagegen wettere, daß der Profisport den Segelsport so zerissen hat und alle am Segeln was Verdienen wollen. Ich hab es als was Gemeinschaftliches und Idealistisches kennengelernt, wo aufgrund der wenigen Akteure der Hobby- und Leistungssport nicht zu weit auseinander gerissen werden darf. Für mich war das toll früher, solchen Großveranstaltungen beizuwohnen und auf einem Binnenrevier in einem einfachen Boot gegen Viele der besten Segler, als Frikadelle segeln zu können, und daß auch das Feiern nicht zu kurz kam war toll.
Eine zeitlang war der Kieler wohl national so ein bischen das, was der Star später dann international war. So ein bischen Auffangbecken für in die Jahre gekommene gute Segler. Bloß wurde es wohl nie so richtig registriert. Ich denke, die fehlende Internationalität hat ihm über die Zeit einfach das Genick gebrochen.
Gut, die Wege sind alle beschritten und man kann das Rad nicht mehr zurückdrehen. Der Finn läuft ja bei uns Gott sei dank noch breit. Wobei da auch das Bewußtsein mittlerweile zu sehr Richtung Leistungssport ausgerichtet wurde und natürlich ist ein Heavyweight-Dinghy nicht dasselbe, wie ein Zweimannboot, wo jeder mal mit jedem segelt und ganze Familien zu Regatten reisen und auch oft alle mitsegeln, die Kinder als Vorschoter irgendwo aus Spaß an der Freud.
Was uns national vielleicht helfen könnte, wäre ein vernünftiges System, wo man alle Clubs dran beteiligt, nicht diese elitäre Bundesligasache auf Sponsorenbasis, die keiner braucht. Etwas wo ganz Segeldeutschland ganz unkompliziert mitmachen kann. Der DSV müßte ganz simple jährlich regionale Ausscheidungsevents der nahe zusammenliegenden Clubs in Gang bringen. Die Gewinner treffen sich dann zum Landesvergleich und die Gewinner daraus dann zum Bundesvergleich. Warum nicht in einem einfachen Boot, wie einem Kielzugvogel, der größten nationalen Klasse. Da sind genug vorhanden, einfaches Boot, gut zu Trailern und kranen, klein, billig, handlich, schnell aufgebaut, bequem, sicher, kann trotzdem durchkentern und gleiten, für jung und alt geeignet, zwar langsam und ohne Spi, dafür hochtaktisch, gut zum matchen und durch Hängen und die große Genua recht sportlich, manche meinen auch mühselig. Im Sinne der Umwelt hätte man durch geförderte Regionalität kurze Wege, aber mit einem sportlichen Ziel indem man Landesausscheidungen erreichen kann und am Jahresende die Bundesgewinner ermittelt werden. Alle wären eingebunden und von daher interessiert und Segeldeutschland hätte wieder etwas von einer Gemeinschaft. Jeder Club darf zwei Boote aufstellen. Eigene Boote, sind selber mitzubringen und es darf getrimmt werden, was das Zeug hält. Gehört doch zum Segeln mit dazu. Schöne Idee, vielleicht kommts irgendwo an. Die Ligasitzung ist ja bald. Ich habe letztes Jahr hier schon einmal lodernd geschrieben. Vieles davon finde ich nun beim neuen ISAF Präsidenten wieder, wie gemeinsame WM als Blickpunkt und Kontinuität. Vielleicht kommen wir ja doch noch in eine gute Richtung. Wichtig ist einfach, daß es den Hobby- und den Profisport nicht komplett auseinanderreißen darf. Das muß klar sein. Dafür ist der Segelsport quantitativ nicht geeignet. Es kann keinen Segelboom geben, wenn man alle Hobbystrukturen eingeäschert hat. Es müssen Schnittstellen verbleiben oder geschaffen werden. Das muß neben dem Verfolgen von mehr Professionalität auch ein vorrangiges Ziel der Verbände sein!
sagt:
Mein Gott … warum werden so gute Ideen in Deutschland immer so zerredet?
Ist doch einfach mal geil … und jeder entscheidet selbst ob er mitmachen will!
sagt:
Da wird dran teilgenommen!
Super Idee!
sagt:
Ich finde die Idee super.
Grüße
sagt:
Wäre super, wenn es einem gescheiten wohltätigen Zweck zukäme. Brot für die Welt oder SOS Kinderdorf oder Waisenhäusern oder Ähnlichem.
Aber für die arme Seglerjugend, die oft aus gutem Hause kommen, von Clubs und Verbänden unterstützt werden, von Einzelsponsoren oder sich vor die Karren von Maketingfirmen spannen lassen. Ich weiß nicht. Segeln ist echt nicht das Wichtigste auf unserem Planeten und soviele notleidende Segler hab ich ich bis jetzt noch nicht kennengelernt.
Sorry, ich finds albern!
Letztendlich ist es nur eine Show und Geld generieren und paßt nicht, wie das SR Fan schon recht treffend bemerkt hat.
sagt:
soso, dann startet die eine Hälfte der Teilnehmer also im Dunklen – das wird in den Jollenklassen oder mit den Cats bestimmt spannend 😉
Grundsätzlich find ich es aber komisch eine Gedenkveranstaltung mit einem Rekordversuch zu kombinieren – das passt meines Erachtens nicht zusammen.
VG