Andreas Gabriel, der Europa auf dem Wasserweg mit seinem Kajakmaran umrundet, hat Tönning verlassen, um die dritte Etappe anzugehen. Es läuft gleich am Start alles anders als geplant. Auf der Anreise und im spanischen Winterlager warten ein paar Herausforderungen, die Andreas in seiner ureigenen Art zu lösen versucht.
24.05.2013 Tönning -> Laredo
Niemals kommt es so, wie ich es mir vorstelle, denn die Dinge offenbaren sich hier erneut auf eine grandiose Art und Weise. Mein Freund Doc ist mit mir nach Laredo geflogen, um mir beim Aufbauen zu helfen. Etwas Besseres hätte er mir gar nicht antun können, denn als segelnder Augenarzt denkt er wirtschaftlich, exakt und bewegt sich einem Auge erschreckend ähnlich.
Würde man uns beide als Zubehör auf einer Yacht suchen, wäre Doc definitiv ein Navigationsinstrument und ich allenfalls als Ersatzteil im verqualmten Maschinenraum zwischen leeren Bierdosen zu finden. Doch wehe man setzt uns gemeinsam unter Strom und drückt die Enter-Taste.
Unentspannte Wolkengazelle

Die Romantik der ersten 3 Tage trügt. Es ist unter 15 Grad, soll schlechter, regnerisch und noch stürmischer werden © A.Gabriel
Der Flug nach Spanien ist wie immer ohne Vorkommnisse, wenn man mal davon absieht, dass Doc natürlich nicht entgeht, dass sich vor dem Start auf dem Hamburger Rollfeld bereits eine 6mm Niroschraube aus der Backbordtragfläche verabschieden will. Ich kann nicht erkennen, was er sieht. “Kreuz- oder Schlitzschraube?” ist neben meiner Frage, wo er die Gefahrensituation auf einer Skala von 1 bis 10 denn einstufen würde, das Einzige, was mir einfällt, während ich den Anschnallgurt etwas dichter hole. “Die Triebwerke sind ja davor, so schlimm kann es also nicht werden”, entgegnet er. Diskret rufen wir die “Schwester” und bitten sie, uns noch eben eine Werkzeugkiste und eine Leiter zu beschaffen, bevor es in die Luft geht.

Selbst unter grauem Himmel wirkt Laredo’s Marina beeindruckend mit seinem gigantischen Bürotower © A.Gabriel
Ich glaube die blaue Wolkengazelle war unentspannter als wir. Nach fünf Minuten kommt sie vom Kapitän zurück und gibt Entwarnung. “Der Kapitän sagt, das geht so. In Düsseldorf kümmern wir uns darum.” Sie bedankt sich herzlich, denn schließlich wäre sie selbst im Notfall ja auch in undankbarer Position. Wir waren noch nicht einmal in der Luft, da war die erste Schraube schon stiften gegangen.
Der Anschlußflug von Düsseldorf nach Bilbao hält eine wesentlich kleinere Ersatzmaschine bereit, es kommt zu Verzögerungen, weil unserer eigentlicher Flieger irgendwo gegengefahren ist. Doc und ich machen erste Schlachtpläne für den Fall, dass auf dem zweiten Flug beide Piloten ausfallen und wir beschließen schließlich, im Extremfall cool zu bleiben. Sollte irgendwann der Satz: “Kann jemand von ihnen ein Flugzeug fliegen?” aus dem Lautsprecher ertönen, dann wären unsere Hände als Erstes in der Luft.
Meine, weil es sich im Cockpit ungestört rauchen lässt, und Doc’s Hände, weil er einfach Bock hat auf schnelles Kopftraining und sein Anspruch für seine erste Landung so hoch wäre, dass er sich vor Enttäuschung auf die Schenkel schlagen würde, wenn es beim Aufsetzen quietschen würde.
Wider Erwarten sind wir dann doch mit hausinternem Lufthansa Personal in Bilbao gelandet und hatten es am Ende eher langweilig normal, wie jeder andere Fluggast. Die Wolkenformationen mit dem üblichen “Oohhh, wat ist dat hübsch” betiteln, etwas aus Plastikschachteln Futtern und der Stewardess bei jedem Vorbeimarsch auf ihre Unterschenkel glotzen.
wunderbar!
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Ach, is dat schön. Nu is er wieder unterwegens. Ick freu mir.
Gute Fahrt!
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Meister, gute Fahrt wünsche ich Dir. Werde es verfolgen.
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