In Hannover machen sich seit Wochen viele Designstudenten Gedanken um das Kleinkreuzerprojekt “Bente 24”. Gestern gab es die zweite Zwischenpräsentation an der Hochschule.
Als wir im März unsere Präsentation besprachen, mit denen wir unser Bootsprojekt den angehenden Produktdesignern der Hochschule Hannover vorstellen wollten, haben wir eine wichtige Entscheidung getroffen. Die Studenten sollten völlig unvoreingenommen an die Sache ran. Wir haben keine Marktübersicht gezeigt, präsentierten keine Boote, keine Innenausbauten und machten nur wenige Vorgaben. So war es besonders spannend, was dabei herauskommen würde. Gestern zeigte sich: Es war richtig so.
Bunter Blumenstrauß
Im Prinzip kann man das, was wir gestern von den 18 Studenten gesehen haben, einen bunten Blumenstrauß nennen. Manche Konzepte sind kreative Designstudien, andere haben Potential für die Zukunft, wieder andere könnte man sofort umsetzen. Alle haben Eines gemeinsam: Es sind Detaillösungen. Und Details machen oft den Unterschied aus.
Nehmen wir das Beispiel Stauraum. Es geht nicht um die großen Kisten, die man vollstopft, sondern die kleinen Stauräume wie Schwalbennester. Beim Segeln hat man ständig Dinge um sich, die irgendwo hin müssen: Winschkurbel, Leatherman, Getränke, Handy, Hafenhandbuch, Fotoapparat.
Bei mir an Bord wandern solche Dinge immer in die Fallentaschen, in denen dann kein Platz mehr für die Fallen ist. Auf der Etap früher lag sowas immer in der Spüle. Beliebt sind auch Schwalbennester. Oder diese Sonnenbrillenfächer auf Serienyachten. Bei Hack fliegen diese Sachen dann oft herum, fallen bei Lage aus dem Schapp oder schlagen unschöne Macken ins Boot.
Rutschfest lagern
Wir haben gestern eine Lösung präsentiert bekommen, die genial, simpel, kostengünstig ist und dazu ziemlich gut aussieht. Eine Lösung, mit der man in den Schapps und Fächern alles mögliche Zeugs sicher und rutschfest lagern kann.
Egal ob im Schwalbennest die Winschkurbel oder unter Deck die Gläser. Man kann sich diese Lösung auch selbst so zusammenstellen, wie man das möchte – für große und kleine Dinge. Es gab sogar schon ein fertiges Modell, aus dem die Sachen selbst dann nicht rausfielen und klapperten, als es um 360 Grad gedreht wurde.
Gestern war auch Kai Köckeritz vom segeln-magazin mit vor Ort. Wir haben besprochen, dass er sich für einen großen Artikel über das Projekt im Juni-Heft die Erlaubnis von den Studenten einholt, einzelne Konzepte zu zeigen und detailliert vorzustellen. Bis dahin wird gemeinsam überlegt, welche das sind. Wir können ja nicht die Katze aus dem Sack lassen, bevor sie miauen kann. Ich kann aber heute in Stichpunkten einiges vorstellen, das uns gezeigt wurde, ohne zu sehr ins Detail zu gehen.
Stauräume, Dingi und Pantry
Von der wirklich guten Staufachlösung mal abgesehen, gab es noch andere Konzepte für Stauraum. Zum Beispiel Rucksäcke, die man einfach ins Boot hängt und die dort wie ein Schrank funktionieren. Schränke zum mitnehmen sozusagen.
Auch ein Dinghi-Konzept überzeugte auf den ersten Blick. Eines, was man super verstauen kann, und dessen Packmaße dank eines Faltkonzeptes sehr gering sind. Es wird sich zeigen, ob das in der weiteren Designphase und vor allem in der Praxis umsetzbar ist.
Der Beamer warf auch ein paar Module an die Wand, in denen Tisch, Pantry, Stauraum und Sitzmöglichkeiten gleichzeitig untergebracht werden. Andere Module übernehmen eine andere Aufgabe, wenn sie gedreht werden.
Pantry und Klo
Auch die Pantry ist immer ein Thema. Wohin damit? Es gibt sehr flexible und mobile Ansätze, die weiter verfolgt und entwickelt werden. Genauso wie beim Thema WC. Denn es wird ja auch die versprochene Toilettenlösung geben.
Manche Teams haben sich auf das Thema Sitzen und Liegen an Bord konzentriert und um die Erweiterung des Lebensraumes ins Cockpit. Da gibt es von Beanbags über Hängematten oder klappbare Liegeflächen, die zu Sitzmöbeln werden auch sehr interessante Ansätze.
Exterieur war auch ein Thema. Der Decksaufbau wurde so gestaltet, dass innen viel mehr Raum entsteht. Und gleichzeitig durch Bügel oder verschiebbare Elemente Scoop oder Sprayhood entstehen.
Hund und Hochzeit
Als ein chinesischer Gaststudent dann noch zwei Produktideen für den Segler mit Hund vorstellte, war auch die Abteilung: “Dinge, die niemand braucht aber jeder kauft” besetzt.
All diese Entwürfe und Ideen werden nun weiter entwickelt, umgeworfen, angepasst. Alle Ideen haben eines gemeinsam: Sie sind sehr erfrischend. Branchenfremde Designer erweitern den Horizont. Sie haben für ihre Recherche nur selten andere Boote angesehen, sondern die Ursprünge kommen oft ganz woanders her.
Für das Thema Wassergewinnung stand zum Beispiel der Nebelkäfer Pate. Und so entstehen Kreationen aus einer anderen Gedankenwelt, einem anderen Kosmos als dem Bootsbau.
Gestern war Alexander Vrolijk mit dabei. Und er konnte von Seiten des Naval Architects sehr viel Input geben. So geht das nun weiter. In zwei Wochen gibt’s das nächste Treffen in Bremerhaven bei judel/vrolik & co. Es bleibt spannend.
Ach ja, zum Schluß noch eine besonders wichtige Nachricht: Jan und Namensgeberin Bente haben geheiratet.
Glückwunsch an Bente und Jan! 🙂
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