Im zweiten Teil unseres Vergleichstests schaut sich Digger Hamburg die Baltic 107 und Varianta 18 heute von innen an.
Nach dem Praxistest von außen, den die Baltic 107 knapp gewonnen hat, gehen wir nun nach innen. Wegen der fortschreitenden Überalterung im Segelsport wird auf modernen Yachten immer weniger gesegelt und immer mehr gelebt. Boote werden zu Wochenendhäusern am Meer. Kann man also auf der Baltic und der Varianta gleichermaßen gut leben? Die Testpunkte im Einzelnen.
Pantry
Puh! War das ein anstrengender Tag auf See. Kurz vor Sonnenuntergang meldet sich auch der Magen zu Wort – Hunger. Was also kochen? Auf der Varianta stellt sich diese Frage nicht. Da man eh nur eine Flamme zur Verfügung hat, fällt das Rinderfilet Wellington an Blattspinat und Saisonkartoffeln schon mal flach. Statt dessen gibt’s Dosenfraß. Wie die vergangenen 20 Tage zuvor auch.
Die Baltic kann beim Kulinarischen glänzen. Eine richtige Küche, fast wie in der Gastronomie, wartet darauf, möglichst viele Gänge zu kreieren. Ofen, Mikrowelle, Gasherd mit 4 Kochfeldern, großzügige Arbeitsplatten – alles vorhanden. Der Truthahn kann also bedenkenlos zubereitet werden.
Während die Crew auf der Baltic Gemüse putzt, Fleisch anbrät und Kräuter zupft, hockt der Varianta 18 Eigner trübsinnig vor seiner Dose “Pottkieker – Serbischer Bohneneintopf” und entscheidet sich schließlich, ein Restaurant aufzusuchen.
Drei Stunden später: Die Crew der Baltic sitzt vollgefressen und rülpsend im nach Essen stinkenden Salon. Eigentlich könnte das schön sein, wenn da der Abwasch nicht wäre. Die Stimmung kippt.
Der Varianta Eigner hat im Restaurant dagegen ein hübsches Mädel kennen gelernt und lädt sie noch zu einem Glas Kartonrotwein an Bord seines Kleinkreuzers ein. Das Leben ist schön.
Punkt für die Varianta (4:4)
Bad und Klo
Die Baltic hat gleich mehrere Bäder und Toiletten zur Verfügung. Alles sieht sehr stilvoll aus. Man fühlt sich wie im Designhotel und muss keinerlei Abstriche machen.
Auf der Varianta gibt es eine Pütz, die für alles herhalten muss. Beide Sanitärsysteme müssen gereinigt werden. Und das macht auf keinem der Schiffe Spaß. Daher ist die beste Lösung, eine Putzhilfe an Bord zu nehmen, die das macht. Auf der Baltic kann diese Putzhilfe in der Anonymität der Masse völlig unbeschwert an Bord leben.
Das geht auf der Varianta nicht. Natürlich kann man sich eine sexy Putzdame aufs Schiff holen. Aber was sagt die dann, wenn man mit dem hübschen Mädel aus dem Restaurant heimkommt? Fazit: Die Pütz führt zwangsläufig zu Problemen.
Punkt für die Baltic (5:4)
Sitzgelegenheiten
Auf der Baltic gibt es unter Deck viele Sitzgelegenheiten. Die Varianta 18 ist innen nur eine einzige Sitzgelegenheit. Klarer Punktsieg also für die Edelyacht? Nein. Denn alle Sofas und Sitzbänke auf der Baltic sind von albernen Kissen mit Ethnomuster belegt. Meistens sogar zwei davon pro Sitz. Wo will man sich da denn noch hinsetzen?
Punkt für die Varianta (5:5)
Kojen
Die Varianta 18 ist eine einzige Koje. Auf der Baltic haben wir nach 26 Kojen keine Lust mehr gehabt, noch weiter zu zählen. Unsere Beine waren vom Rumlaufen durch die Räume müde.
Da an Bord abends gern mal gebechert wird, fällt es nachts dann schwer, sein Schlafzimmer wiederzufinden. Das führt auf der Baltic zu Problemen. Morgens wacht man dann neben einer völlig fremden Frau auf, die das Bett verwechselt hat. Das kann aber auch interessant sein. Dieser Punkt geht also eindeutig an die Baltic.
Punkt für die Baltic (6:5)
Deko
Auf der Varianta 18 gibt es keinerlei dekoratives Material. Alles ist zweckmässig angelegt. Für Design ist einfach kein Platz (und Geld) vorhanden. Die Baltic dagegen strotzt nur so vor verschönernden Elementen an Bord.
Beispiel: der kleine Steinhaufen. Der hat es in sich. Denn auf längeren Schlägen kommt bei der Crew oft Langeweile auf. Und sobald sich das Schiff bei Amwindkursen neigt, fällt der Steinhaufen um. Auch die vielen Blumenpötte in den Kojen rutschen auf die Bodenbretter und müssen ständig wieder aufgesammelt werden. So hat die Crew immer was zu tun und wird nicht missmutig.
Punkt für die Baltic. (7:5)
Fazit
Die Baltic 107 schlägt die Varianta 18 im Praxistest klar mit 2 Punkten Vorsprung. Das ist überraschend, wo doch von der Varianta 300 Einheiten verkauft wurden. Informieren sich die Eigner nicht richtig? Wieso kaufen sie sich nicht gleich eine Baltic? Angesichts solch eines undurchsichtigen Kaufverhaltens ist es kein Wunder, dass die Branche sich seit Jahren in einem Schlingerkurs befindet.
Klare Kaufempfehlung: Die Baltic 107.
Du hast noch vergessen zu erwähnen, dass für alle, die dieses Jahr länger auf die Steuerrückerstattung warten müssen, die Dehler vielleicht eine Option sein könnte, die für ein kleineres Budget annähernd die selbe Performance wie die Baltic bietet…
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Das gleicht sich aber aus, da die Baltic gleich zwei Steuerstände hat.
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Ist dieser Vergleich spannend, lustig, realistisch, wichtig …?
Übrigens, ich hab auch so viele Kissen auf meinem Sofa. Möglicherweise weil´s bequem ist, vielleicht auch nur weil ich den Platz für habe.
Ich bekomme das Gefühl einfach nicht los, Digger hat ein echtes Problem mit seinem Downsize.
Heisse Debatte. Was meinst du?
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http://de.wikipedia.org/wiki/Humor
Heisse Debatte. Was meinst du?
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Wunderherrlich, danke für den Vergleich, ganz großartig!
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Ich habe lange auf diesen Vergleichstest gewartet, denn das sind genau DIE beiden Boote, die in die engere Wahl kamen. Spontan habe ich dann nach dem Test die Baltic bestellt, aber kurz darauf noch telefonisch eine Änderung an die Werft durchgegeben: ich lasse die Davids verkleinern und ans Heck verlegen und da kommt die Varianta dran
🙂
Ahoi
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Die Fahrtentauglichkeit ist in diesem Test falsch bewertet worden:
Für den Preis einer Baltic kann man sicher alle jemals gebauten Variantas aufkaufen und gegebenfalls neue bauen lassen. Diese 300+ Variantas kann man dann in allen wichtigen Häfen platzieren. Das eigentliche Fahrtensegeln findet dann mit einem standesgemæssen und ordentlich motorisierten Beiboot statt.
Der Vorteil liegt auf der Hand:
1. Die Beibootgrøsse ist nicht mehr vom Mutterschiff abhængig. Es muss ja nicht mehr aufs Deck gehievt werden.
2. Man ist komplett unabhænig vom Wind. Alles was man mit einem Motor erledigen kann, sollte man auf keinem Fall dem Wind überlassen.
3. Das ist wirkliches downsizing. Fahrtensegeln nur noch mit dem Beiboot.
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