Diskussion über den “Jambo”-Untergang: Wann verlässt man die sinkende Yacht?

"Kein Grund, an Bord zu bleiben"

Martin Daldrup hat mit seiner Havarie auf dem Atlantik für viel Gesprächsstoff gesorgt. Nach dem glücklichen Ausgang ereifern sich Beobachter über vermeintliche Fehler. Was Experten sagen.

Zuerst hielt die Segelszene den Atem an, weil sich einer der Ihren in Not befand. Aber nach der erfolgreichen Rettung hieß es in den sozialen Netzwerken schnell wieder: Feuer frei! Daldrups Foto aus der Rettungsinsel vor seiner sinkenden “Jambo” lud offenbar zu Spekulationen ein. War er zu wenig verzweifelt? Hat er seine Bavaria 34 zu früh verlassen? Hätte er nicht bis zum bitteren Ende bei ihr bleiben müssen? Sollte man erst viel später Hilfe rufen?

Martin Daldrup hat die Rettungsinsel bestiegen und lässt seine sinkende Yacht achteraus. © M. Jambo

Martin Daldrup hat die Rettungsinsel bestiegen und lässt seine sinkende Yacht achteraus. © M. Jambo

Daldrup vermutet, dass eine Kollision mit Treibgut das Ruder abgerissen und dabei ein Loch in den Rumpf gehebelt hat. Ein lauter Knall leitete das Szenario ein. Danach konnte er trotz des Einsatzes mehrerer Pumpen den Wassereinbruch nicht mehr stoppen. Das Schiff ging unter. Für ihn war es klar, dass er in die Rettungsinsel steigen musste.

Niemand möchte in eine Situation geraten, die eine solche Entscheidung erfordert. Allerdings hilft es, sich vorher damit auseinanderzusetzen. Das passiert bei vielen Sicherheitstrainings, die Skipper durchlaufen können. Vielleicht gibt es auch deshalb so viele Meinungen zu dem Thema.

Die Diskussion ist auch über den Atlantik geschwappt. Der US-Segeljournalist Peter Swanson, Langfahrt-Cruiser und Inhaber einer Kapitänslizenz der U.S. Küstenwache, hat den Fall von Martin Daldrup verfolgt und in seinem Blog behandelt.

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Carsten Kemmling

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10 Kommentare zu „Diskussion über den “Jambo”-Untergang: Wann verlässt man die sinkende Yacht?“

  1. Stephan sagt:

    Ein Skipper verlässt sein Boot wenn es seiner persönlichen Annahme nach nicht mehr zu halten ust und es die äußeren Umstände erlauben. Dass Martin überlebt hat zeigt verantwotungsvolles überlegtes Handeln.
    Ich selbst hatte im Marmara eine Unterwasserkollision, war aber nur Stunden vom nächsten Hafen. Mit 50cm Wasser über den Bodenplatten, Ersatzsegel als Leckschutz um den Rumpf, gepackter Reisetasche mit Laptop, etc. und bereiter Rettungsinsel bin ich in die Marina unter über die positionierten Trageschlaufen des Travellifts gekommen. Der Setur Marina meinen Dank für deren professionelle Hilfe. Es war dann kein Loch sondern ein 80cm Riss am S Spant hinter den Tanks wo auf See kein Arsch rannkommt. Martin hat umsichtig und korrekt gehandelt und desswegen lebt er. Marmara so tief es auch ist ist ein See gegenüber dem Atlantik und 4 Stunden bangen sind etwas anderes als 48 Stunden nicht zu wissen ob es wer zu Dir schafft. Aber Martin, einen Tip noch. Fahr Langkieler auf den Strecken und nicht Plastikwohnwagen.

    Handbreit

  2. Michael W. sagt:

    Es gibt doch auch diesen Spruch: “In eine Rettungsinsel steigt man nicht hinab, sondern nur hinauf”

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  3. Andreas sagt:

    Martin hat schnell entschieden und überlebt. Damit hat er alles richtig gemacht. Material kann ersetzt werden, Leben nicht. Alles andere ist Spekulation Unbeteiligter. Von daher nicht ernst zu nehmen.

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  4. PL_ingobielemeier sagt:

    Ich ziehe meinen Hut vor Martin und die Sprücheklopfer werden wohl nie aussterben.

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  5. Ingo B. sagt:

    Meine Güte, ich dachte das Sommerloch ist vobei! Gebt doch so einen Heiopei nicht so eine Bühne! Ich würde mit der Kiste nichtmal aus der kieler Bucht rausfahren…Das ist selten Amateurhaft und Effekthascherei…nervt!

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    • Olli sagt:

      Du gehst vermutlich auch mit einer Rettungsweste in die Badewanne

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      • pl_j.kuehl sagt:

        Naja, Heiopei und amateurhaft würde ich jetzt nicht so einfach vom Sessel aus sagen. Aber ob ich eine Bavaria (egal ob 34 oder größer) für eine Atlantiküberquerung empfehlen würde, wage ich sehr zu bezweifeln.

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        • Martin sagt:

          empfehlen würde ich eher eine Jongert…. Was ist das denn hier für eine Diskussion? Das Niveau ist deutlich unter der Wasserlinie, meine ich zumndest!

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          • Stephan sagt:

            Hi Martin, Jongert ist ein sehr gutes Boot oder eben fast jeder Langkieler. Schneiden durch die Wellen fahren sehr ruhig sind schwer und wie Panzerkreuzer gebaut. Nachteil drehen sehr unwillig im Hafen und Rückwärts einparken braucht viel Training.
            Dann allerdings kommt noch der Aspekt des Innenraums dazu denn das sind Langstreckenboote da ist weniger Breite und es wird schiffiger und weniger Wohnwagenartig.

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