„Skravik“, der segelnde Fischkutter: Wie die Rückbesinnung auf den Windantrieb gelingt

Fischen unter Segeln

Ende 2021 machten bretonische Fischer mit dem Projekt Skravik Schlagzeilen als sie einen Fahrtenkatamaran zum Fischen umbauen wollten. Die Behörden sträubten sich, aber dann wurde Skravik sechs Jahre nach der ersten Idee doch zugelassen – und die Flotte wächst.

Der Corneel 26 Katamaran umgebaut zum „Fischkutter“. © skravnik

Ein innovatives Projekt bringt frischen Wind in die französische Fischerei. „Skravik“, ein erstmals für die gewerbliche Fischerei zugelassener Segelkatamaran, ist in seine erste nachhaltige Saison gestartet. Sechs Jahre dauerte der Weg von der Idee bis zur ersten genehmigten Ausfahrt. Die größte Hürde waren die geltenden Regularien im Fischereisektor, da sie ausschließlich auf motorisierte Schiffe ausgelegt waren. In enger Abstimmung mit den französischen Seebehörden und dem Fischereiverband in Finistère mussten die Vorschriften neu gedacht und angepasst werden.

Aber nun kommt Tangi Le Bot der Erfüllung seines Traums immer näher. Der Doktor für Meeresbiologie, Gründer des Projekts Skravik und Präsident der gleichnamigen Genossenschaft will den Segelantrieb wieder für die Fischerei einsetzen. Warum nicht Fischfang wie früher betreiben, ohne teuren und umweltschädlichen Treibstoff zu verbrennen? Aktuelle Berechnungen sagen aus, dass im Schnitt ein Liter Sprit verbrannt wird bevor zwei Kilogramm Fisch gefangen sind.

Verkauf von frischem Fisch vom Katamaran aus im Hafen. © skravnik

Die Basis des Projekts ist ein recycelter Fahrtenkatamaran vom Typ Corneel 26. Er wurde umgebaut, verstärkt und für die besonderen Anforderungen des Fischfangs unter Segeln angepasst. Ziel sind Tagesfänge im Wert von etwa 400-500 Euro. Damit könne man rentabel sein und trotzdem die Ressourcen schonen.  Seit März 2025 läuft die erste Saison. Gestartet wurde mit Makrelen-Fängen in der Rade de la Brest einer geschützten Bucht. Verkauft wird direkt aus dem Boot im kleinen Hafen von Tinduff südlich von Brest.

© skravnik

Organisiert ist das Projekt als „Genossenschaft im Gemeininteresse“ (SCIC). 115 Anteilseigner, darunter Privatpersonen und Institutionen, unterstützen „Skravik“. Entscheidungen werden gemeinschaftlich getroffen, regelmäßig kommen alle Beteiligten zu strategischen Workshops zusammen. Ihr Ziel: Das Betreiben von mehr „Skraviks“ entlang der französischen Küste – vom Atlantik über den Ärmelkanal bis ins Mittelmeer.

Skravnik mit Angeln vor der Bretagne unterwegs. © skravnik

Skravik erhebt nicht den Anspruch, alle Schleppnetze zu ersetzen. Das Projekt will aber zeigen, dass eine alternative Form der Fischerei technisch und wirtschaftlich möglich ist. Ohne Abhängigkeit vom Öl, mithilfe recycelter Schiffe, einem Genossenschaftsmodell und kurzen Vertriebswegen.

Doch „Skravik“ soll auch mehr als nur ein Fischerboot sein. Die Kooperative bietet Schulungen an und beteiligt sich an wissenschaftlichen Missionen. Im Juli 2025 startet ein weiteres Segelschiff der Flotte zu einer Expedition zur Walbeobachtung in Zusammenarbeit mit der Universität La Rochelle. Dabei handelt es sich um eine Nautitech 475. Auch sie sichert den Fortbestand der Idee: Rückbesinnung auf den Wind als Zukunft einer ökologisch verträglicheren Fischerei.

Als nächstes wird „Morskoul“ ein 14,5 Meter langer Nautitech 475 Katamaran umgerüstet. © skravnik

 

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