Clarisse Crémer nach Geburt ausgebootet: Banque Populaire kündigt Vendée-Globe-Vertrag

"Ich stehe unter Schock"

Clarisse Crémer (33) wird nicht wie geplant bei der nächsten Vendée Globe teilnehmen, die sie mit dem aktuell wohl schnellsten IMOCA Apivia für Banque Populaire bestreiten sollte.

Clarisse Cremer am Kap Hoorn. © Clarisse Cremer / Banque Populaire X

Ist ihr die Geburt ihrer Tochter zum Verhängnis geworden? Clarisse Cremer (33) gehört zu den Shooting-Stars der IMOCA-Szene. Positive, junge Ausstrahlung verbunden mit Intelligenz und Kampfgeist hatten ihr vor der vergangenen Vendée Globe einen Sponsorvertrag mit Banque Populaire eingebracht und einen leistungsfähigen IMOCA beschert, für den sie eigentlich noch zu wenig geleistet hatte.

Aber die Vorschuss-Lorbeeren waren gut platziert. Cremer segelte ihren gecharterten Nicht-Foiler, den potenziell schnellsten der Flotte – mit dem Paul Meilhat 2018 die Route du Rhum gewann (ex SMA) – eher vorsichtig aber an einem Stück um die Welt, wurde als Zwölfte beste Frau – nach dem Ausfall von Sam Davies und Isabelle Joschke – und sollte in diesem Jahr 2023 den aktuell wohl schnellsten Allround-Foiler “Apivia” von Charlie Dalin übernehmen.

Cremer noch mit Baby an Bord. © Cremer

Das Timing schien zu passen, auch wenn sich  zwischen den beiden Vendée Globe Projekten am 19. November schenkte sie Töchterchen Mathilda das Leben, während Ehemann Tanguy Le Turquais bei der Route du Rum auf dem Atlantik Qualifikationsmeilen für seine eigene Vendée-Globe-Kampagne sammelte.

Tanguy Le Turquais überglücklich bei seiner Ankunft in Guadeloupe. © Pilpre Arnaud RdR

Aber nun hat ihr Sponsor Banque Populaire offenbar sehr überraschend den Vertrag mit Crémer aufgekündigt. Dabei war die Einhandseglerin im Begriff, das neue Schiff zu übernehmen und die nötigen Qualifikationsmeilen zu sammeln. Nun informiert die Französin auf ihren Social-Media-Kanälen über ihre Sicht der Dinge:

“Ich habe im November 2022 ein kleines Mädchen geboren.

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Carsten Kemmling

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4 Kommentare zu „Clarisse Crémer nach Geburt ausgebootet: Banque Populaire kündigt Vendée-Globe-Vertrag“

  1. avatar DD sagt:

    Ich stell mir das so vor:
    Nach der letzten VG sitzen ein paar ältere HERREN zusammen: “Mist, für einen siegfähigen Neubau haben wir nicht genug Kohle. Lass uns ein Gebrauchtboot kaufen und da jemand richtig sympatischen raufsetzen. Da freut sich die PR-Abteilung auch”
    Jetzt, dieselben älteren HERREN: “Puh, mit dem ollen Kahn, kann man ja immer noch gewinnen. Wollen wir nicht doch lieber jemanden der gewinnen kann. Also einen wie uns? Einen richtigen MANN?”
    Darauf die PR-Abteilung: “Wie sollen wir das denn erkläeren? Spinnt Ihr?”
    Die HERREN: “Ach, das kriegen wir schon hin. Wir sagen einfach, als Mutter hat die nicht genug Zeit…”

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  2. avatar PL_jmaas sagt:

    Hier ist die Erklärung von Banque Populaire: https://www.voile.banquepopulaire.fr/news/vendee-globe-2024-le-team-banque-populaire-contraint-de-changer-de-skipper
    Ob man auf die Erklärung von Crémer schon reagiert hat, weiß ich nicht. Jedenfalls nicht auf der Webseite.
    Im Grunde ist es ganz einfach: Alle Imoca-Skipperinnen und -Skipper unterliegen einem Risiko, die Punkte nicht sammeln zu können. Sie können krank werden, das Boot kann verloren gehen, etc. pp. Das ist den Sponsoren bekannt und bisher in keinem anderen Fall ein Grund für einen Rückzug. Nur die Tatsache einer Mutterschaft muss jetzt hier als besonders riskant herhalten. Das hat mit sportlichen Gründen nichts zu tun, und so argumentiert auch BP nicht. Das ist einfach frauenfeindlich und sonst nichts.

  3. avatar ds sagt:

    Nicht gut, aber ich würde trotzdem gerne hören, was Banque Pop. dazu sagt. Ich bin noch nicht ganz von der Darstellung überzeugt. Waren es doch sportliche Entscheidungen, dass man eine andere Seglerin für geeigneter hält. Das ist hier durchaus möglich.
    Warum sollte man so streng sein, wenn die Kampagne sowieso nicht auf Sieg ausgelegt ist. Immerhin baut Banque Pop nicht wie 13 andere neu, oder wie sie es selbst früher getan haben und auch beim Ultim 2x im kurzer Zeit taten. Gab es vielleicht persönliche Unstimmigkeiten zwischen den Parteien?
    Man weiß doch auch, dass das ganz dünnes Eis ist.

    In meine Vorstellung geht es noch nicht hinein, dass das eine Gruppe Menschen war, die sich gedacht hat “Ach nun 3 Monate nach der Geburt, wo die Frau wieder voll durchstarten kann, und eine Quali bei ihr genauso wahrscheinlich ist, wie bei einem neuen Skipper”

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  4. avatar Sven 14Footer sagt:

    Danke Clarisse, dass Du das Thema so benennst und ausführlich Deine Sicht schilderst. Die ich im übrigen gut nachvollziehen kann. Die meisten Regeln im Sport werden vermutlich überwiegend von Männern geschrieben. Gleichberechtigung wäre für mich, wenn die Regeln und die Bereitschaft Verträge einzugehen Frauen erlaubt Mutter zu werden und trotzdem im sportlichen Wettbewerb weiter dabei sein zu können. Eben inklusive der Pause für Schwangerschaft und junge Mutter mit Baby.!

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