Man kann einfach so eine Ziellinie überqueren. Man kann es aber auch so tun wie Nicolas Boidevezi. Der siebte der Minitransat hängte sich an seinen Bugspriet wie ein Affe an einen Ast.

Nicolas Boidevezi feiert auf ungewöhnliche Weise seinen Zieldurchgang bei der Mintransat. © Jacques Vapillon/Mini-Transat 2013
Der Franzose, der im vergangenen Jahr an Bord von Jörg Riechers Class 40 die WM segelte und seine dritte Minitransat absolvierte, wollte damit seine Freude über den Zieleinlauf einer äußerst unglücklich verlaufenen Regatta zum Ausdruck bringen.
Als Mitfavorit gestartet hatte er an den ersten beiden Tagen in Führung gelegen und war in der Spitzengruppe auf Platz vier auf den Kanaren angekommen. Dort musste er aber einen zweitägigen Reparaturstopp einlegen und konnte erst auf Rang elf wieder starten. Dennoch reichte die Motivation aus, um 120 Meilen aufzuholen und noch Rang sieben zu belegen.
Während nach und nach der Rest der Minitransat-Flotte im Ziel vor Gouadeloupe eintrudelt – 16 Boote befinden sich noch auf der Strecke – wird in der Szene aber besonders die Leistung der schweizer Hochsee-Seglerin Justine Mettraux gewürdigt. Sie belegte in der Serien-Klasse Rang zwei.
Dabei lag sie zwar hinter dem Franzosen Aymeric Belloir, dessen unglaublicher 260 Meilen Vorsprung fast unterging, aber die beste Minitransat-Leistung einer Frau aller Zeiten in dieser physisch anspruchsvollen Einhand Klasse stach ebenso heraus.
Schlüsselstelle Kanaren
Mettraux erklärt in einem Interview bei Voiles et Voiliers und für ihren Sponsor das Abenteuer. Zum ungewöhnlich überlegenen Sieg von Belloir in der relativ einheitlichen Serienboot-Klasse ohne Neigekiel sagt sie: “Er hat von Anfang an einfach besser navigiert. Er hatte eine super Strategie vor allem an den Schlüsselstellen bei den Kanarischen Inseln. Danach ist er einfach nur sehr schnell gesegelt.”
Für Mettraux war es das erste Mal, dass sie so lange alleine gesegelt ist. Allerdings gehört sie zum TeamWork Rennstall, verfügte dadurch über eines der am besten vorbereiteten Boote und gehörte deshalb auch zum Favoritenkreis.
Sie glaubt, dass sie ihre beste Leistung durch besonnenes Segeln während des starken Windes der ersten Tage abgeliefert hat. “Ich habe schlicht nichts kaputt gemacht an meinem Boot, und das gibt dann eine Menge Sicherheit für die folgenden Tage und Wochen! Als wir mit teilweise 40 Knoten Richtung Kanaren segelten, war ich mit zwei Reffs und Code 5 unterwegs.
Nur kleine Wehwehchen
Die anderen fuhren mir zunächst davon, weil sie mehr Segelfläche gesetzt hatten, aber ich bin stur dabei geblieben und hab sie mir danach peu a peu wieder gegriffen… fast alle! Während der gesamten Minitransat hatte ich nur kleine Wehwehchen am Boot zu reparieren. Mal brach ein Bolzen und der Ruderbeschlag hatte ziemlich viel Spiel. Aber das war alles Kleinkram, im Vergleich zu manchen Konkurrenten.”
Taktisch sei ihr der größte Fehler bei den Kanaren unterlaufen mit einem nördlichen Kurs. Belloir sei südlich zwischen Gran Canaria und Teneriffa durch und habe schon dort die Basis für seinen großen Vorsprung gelegt.
Bei ihrer ersten Einhand-Atlantik Überquerung sei sie besonders über die Einsamkeit während des Rennens erstaunt gewesen. “Ich hatte vor Lanazarote nur ein einziges Mal Funkkontakt zu einem Konkurrenten. Da werden die Tage und Nächte manchmal ganz schön lang!”
Doofer Irrtum
Die Veranstalter hatten sich große Sorgen gemacht, als Mettraux einige Tage vor dem Ziel einen Notruf auslöste. Die Skipperin erklärt: “Ein doofer Irrtum: ich habe in der Nähe des Notsenders Sachen verstaut und bin dann an den Schaltknopf gekommen. Und da ich zu dem Zeitpunkt laut Musik hörte, habe ich überhaupt nichts davon mitbekommen. Erst als das Begleitboot in Funk-Reichweite kam und mich anfunkte, konnte ich den Irrtum aufklären.”
Den überwiegenden Teil der Regatta habe sie im Blinflug gestaltet. Da sie seit den Kanaren keine Funkverbindung mehr hatte, realisierte sie ihre Position erst kurz vor der Ziellinie. “Ich wusste, dass ich auf der Höhe der Kanaren an dritter Stelle lag und dass ich gut unterwegs war. Ich hoffte, es unter die ersten zehn Boote zu schaffen.
Wenn man keinerlei Angaben zum Klassement hat und auch keine Wetterinfos mehr erhält, dann braucht das schon viel Energie um fokussiert im Rennen zu bleiben. Psychisch gesehen, war das sehr anspruchsvoll. Aus strategischer Sicht habe ich einfach alles gegeben, um schnell zu sein und mich auf mein Bauchgefühl verlassen.”
Für Mettraux könnte das Ergebnis der perfekte Start einer erfolgreichen Hochsee-Karriere sein. Denn sie gehört auch zur engeren Auswahl des SCA Volvo Ocean Race Teams, mit dem sie schon unter anderem das Fastnet Race absolviert hat. Kurz nach dem Rennen reiste sie wieder zum Team. “Meine Teilnahme steht ja noch nicht zu hundert Prozent fest, aber ich denke mal, dass dem nach meinem guten Abschneiden hier bei der Minitransat nichts mehr im Wege steht.”
Pfui Deibel, in der Mangrovenplörre von Pointe-à-Pitre ein Bad nehmen…
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Naja, so schlimm ist es in Polin a Piere auch wieder nicht. Es besteht ja danach noch immer die Möglichkeit in den folgenden Tagen an die Grande Anse zu fahren. Gleicht dann das Hafenbad wieder aus.
Aber unabhängig davon es ist schon eine tolle Leistung, was die Mini-Skipper so leisten.
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Als ich letztes Jahr Justine das erste mal gesehen hatte, wusste ich noch nicht, wen ich da vor mir habe. Aber spätestens nach dem DemiCle, welches sie zusammen mit Etienne David gewonnen hatte und auch solo im MAP ein tolles Rennen ablieferte, war klar, dass hier eine Frau steht, die sich in der Klasse durchsetzen wird. Und als ich dann las, dass sie ihren Qualifier in der Irischen See im !! Februar !! segelte, stieg die Hochachtung umso mehr. Kein Wunder, wenn sie nun im Team SCA ankommt und ich denke, dass sie auch das Zeug für die Nachfolge von Dame Ellen hat.
Und wenn man sich ansieht, dass mit Simon auch der Dritte des MT aus der Schweiz kommt, dann denkt man sich, dass es manchmal besser ist, wenn man im eigenen Land keine Hochseebedingungen hat. Früher war ja D mal eine echte Seemacht (2x Admirals-Cup) aber die Zeiten sind offenbar vorbei … von Jörg mal abgesehen …
Super Beitrag, mehr davon! Like or Dislike:
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Gratulation an Justin 824, ich hoffe für Sie das das mit dem SCA Volvo klappt. Ich denke Sie ist gut in einem Team aufgehoben und wir werden noch mehr von Ihr hören. Mast und Schottbruch Juju!
Simon 819 hat das doppel der Schweizer HochseeSegler fürs Treppchen geschlossen. Auch seine Leistung ist super, ging bei Ihm doch nicht alles so einfach. Ich denke da an die Mastkletterei im Süden von Lanzerote, etc.
Wächst da eine neue Generation von Fehlmann, Wavre, Stamm ran? Wir sind zuversichtlich Justin wird in die Volvo Klasse einsteigen und Simon bleibt der Open Klasse erhalten?
Wir drücken beiden den Daumen und Gratuliere beiden zum gewaltigen Erfolg,
Du entscheidet ob Dein Traum wahr wird.
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