Roland Gäblers Bilanz nach der Strandsegel-Weltmeisterschaft in St. Peter Ording. Wetter-Kapriolen ließen nur drei Rennen in der schnellsten Klasse zu. Nun will er richtig angreifen.
Hochwasser. Böen bis 9 Bft. Regen und Sand quer. Das Wetter meinte es nicht so gut mit den Weltmeisterschaften der Strandsegler in Sankt Peter-Ording. Mit Ach und Krach gerade mal genug Wettfahrten geschafft um eine WM-Wertung zustande zu bekommen. Hätte der traumhafte Sommer nicht einfach zwei Wochen länger dauern können? Nein, der Herbst schickte uns ein Tiefdruck nach dem anderen.
Die Rennleitung hatte es wirklich nicht einfach mit den Wetter-Kapriolen. Es gab nur kleine Zeitfenster in den fünf Tagen der WM, an denen man Rennen am Strand abhalten konnte. In den Stunden als es mal etwas ruhiger war, versuchte man, es allen Segel-Klassen Recht zu machen. Am besten kam die Mini-Klasse davon mit acht Rennen.
In der schnellsten Klasse dagegen bekamen wir nur drei Rennen hin. Eine sehr magere Ausbeute und für alle Piloten nicht befriedigend. Zumal einige Ausfälle durch Bruch zu beklagen hatten, und sie nicht streichen konnten. Trotzdem kam das Deutsche Team in der Nationen-Wertung auf Platz drei. Und in Klasse 2 gab es mit Jens
Markowitz sogar einen Deutschen Vize-Weltmeister. Siehe Ergebnis.
“Nicht meine Woche”
Bei mir lief es nicht rund. Es war einfach nicht meine Woche. Schon bei der Auslosung der Startplätze bekam ich auf der Linie die schlechteste Position. Von dort war es nicht leicht, aufzuholen. Somit ging bei mir die WM mit Platz 27. von 36 los. Nun ja, das kenne ich von unzähligen Tornado-Meisterschaften, wenn ich am Anfang ganz hinten lag und zum Schluss doch noch gewonnen habe. Aber diesmal ging die Rechnung nicht auf.
Das zweite Rennen lief etwas besser mit Platz 17. Die Aufholjagd hatte es in sich. Denn es war sehr eng auf dem Strand. Wir kamen uns sehr nahe bei 100km/h Speed. Ein wilde Fahrt über die Sandbänke. Durch Wasserlöcher und Priele. Im Drift um die Wendemarken. Das Adrenalin schoss im Sekundentakt durch den Körper. Es war einfach irre toll. Strandsegeln in seiner aufregendsten Form.
Der starke Westwind presste das Wasser allerdings schnell wieder hoch auf unsere Sandbank. Die Fahrbahn wurde immer enger zum nächsten Rennen. Beim Start zur dritten Wettfahrt knallte mir dann noch ein Gegner in die Seite und schob mich in den weichen Sand. Also musste ich mich wieder Runde für Runde nach vorne kämpfen.

Der Tornado-Olympia-Bronze-Gewinner Roland Gäbler hat immer noch mächtig Spaß an der Geschwindigkeit. © NAHID GAEBLER
Die Schoten mit der Winsch richtig dicht knallen und die Stellen finden, wo man den Fahrer überholen kann. Das glückte auch ganz gut. Aber eben nicht gut genug. Erneut Platz 17. Damit gesamt der 20. Platz. Für mich eine Enttäuschung. Anderseits bleiben auch die Momente in Erinnerung, die einfach unvergesslich sind.
“Jetzt erst Recht”
Können Niederlagen motivieren? Ja! Jetzt erst Recht. Aufstehen und weitermachen. Die Situation systematisch analysieren. Einen Masterplan für eine Revanche anfertigen. Los geht es. Bei der nächsten EM und WM wollen wir ganz vorne segeln.
Vor allem die Belgier und Franzosen haben es uns mal wieder gezeigt. Klar, es sind echte “Strandsegel-Nationen” mit vielen Rennen und Erfahrung. Doch wir können Technik! Es wird Zeit, dass wir mit eigenen Innovationen “Made in Germany” kommen. Optimierte Segelwagen müssen her. Da setzen wir jetzt an und werden nach Hi-Tech-Partnern aus der deutschen Industrie suchen.
Dass wir mit nur 7.35 qm Segelfläche allein per Windkraft bis zu 120 km/h erreichen können, ist an sich schon sensationell. Dreimal schneller als der Wind! Es ist die Krönung der Effizienz bei der Umsetzung von Naturkräften in Vortrieb. Außerdem spricht die spektakuläre Bilderwelt an traumhaften Orten für unseren Sport. Das passt offenbar in die Zeit. Jeder große deutsche TV-Sender hat von der WM berichtet. Es war so viel, wie nie zuvor.
Nächstes Jahr findet die EM in Holland auf der wunderbaren Nordsee Insel Terschelling statt. Die WM soll dann in vier Jahren wohl wieder in Südamerika stattfinden. Nehmen wir die Herausforderung an. Arbeiten wir an den Details um noch schneller zu werden.