Beim Rolex Sydney Hobart Race hat der 100 Fußer “Comanche” mit seinem Sieg trotz Handicap seinen Ruf als schnellste Einrumpf-Yacht der Welt bestätigt. Um Rang drei gab es ein Fotofinish.
Der Schwertstummel ragte aus der Backbordseite, aber “Comanche” hat gezeigt, dass sie trotz Handicap das wichtigste Hochsee-Rennen dominieren kann. Dabei hat geholfen, dass der größte Konkurrent “Wild Oats” mit gerissenem Großsegel früh aufgegeben hat. Und die verbliebene Konkurrenz “Rambler” und “Ragamuffin” riss sich ebenfalls ein Schwert ab.
Aber es besteht kein Zweifel daran, dass der amerikanische Raumschots-Spezialist nach der einjährigen Optimierungsphase auch unter normalen Bedingungen auf dem harten Amwind-Kurs, für den er eigentlich nicht gemacht ist, schwer zu schlagen gewesen sein wäre.
Dabei ist die größte Leistung wohl die, überhaupt ins Ziel gekommen zu sein. Skipper Ken Read erzählt von den dramatischen Stunden, als er eigentlich schon beschlossen hatte, zurück nach Sydney zu segeln.
Die Schwert-Reste mussten nach der Kollision entfernt werden bevor sie mit den scharfen kanten im Schwertkasten größere Schäden erzeugen konnten. Es sei ein harter Kampf gewesen, die vielen Leinen abzuschneiden, mit denen das Schwert kontrolliert wird.

Skipper Ken Read (2.v.l.) freutlsich mit James Spithill (m.) und Miteignerin Kristy Clark © Rolex / Stefano Gattini
Dabei wurde auch das gesamte Steuersystem im Schiff in Mitleidenschaft gezogen. Und bei der ersten Inspektion des Ruders soll es schief nach achtern gezeigt haben. Read ließ die Segel herunter nehmen und berichtete der Außenwelt von der bevorstehenden Aufgabe.
Aber dann hätte die Crew die Werkzeuge herausgeholt und fieberhaft gearbeitet. “Das ist immer ein gutes Zeichen dafür, dass sie eine Idee haben”, sagt der Skipper. Wie genau das Ruder gerettet werden konnte, ist immer noch nicht klar. Aber offenbar brachten die Techniker das Schiff wieder auf Kurs.
Nach zwei Tagen, acht Stunden und 58 Minuten war der 628 Meilen Kurs nach Hobart bewältigt. Besonders die Co-Eignerin Kristy Hinze-Clark, die ohne ihren Mann an Bord war, freute sich über den Erfolg und nahm die Rolex Trophäe in Empfang.
Der sportliche Spannungshöhepunkt fand allerdings zehn Stunden später statt. Dabei gelang es dem 100 Fußer “Ragamuffin” mit dem 88-jährigen Eigner und Hochsee-Veteranen Syd Fischer an Bord noch auf den lezten Metern “Rambler 88” zu überholen.
“Ragamuffin” hatte sein Backbord-Schwert beschädigt und “Rambler” das Profil auf der Steuerbordseite wie auch das Ruder. Bei dem extrem flauen Finish vor Hobart waren es allerdings weniger die aktuellen Leistungsdaten, die über Platz zwei enstschieden es kam besonders auf das richtige Lesen des Windes an. Und das erledigten die Australier auf “Ragamuffin” besser als die Amerikaner. Sie lagen am Ende gut vier Minuten vorne.

Der 100 Fußer (l.) zieht zum Schluss noch um vier Minuten am 88 Fußer vorbei. © Dallas Kilponen / Fairfax Media
Nun wird es spannend beim Kampf um den Tattersall’s Cup, den Gesamtsieg in der berechneten IRC Wertung. Zuletzt lag tatsächlich wieder der belgische Fastnet Sieger “Courrier Leon” vorne. Das wäre ein unglaubliches Ergebnis, wenn diese JPK 10.8 die beiden wichtigsten Hochsee-Regatten der Welt in einem Jahr gewinnen könnte.
Race Tracker Sydney Hobart 2015
Auch für die deutsche “Haspa Hamburg” geht es nach dem eigentlich verkündeten Abbruch und dem Anlaufen des Nothafens Eden weiter. Hier der Bericht:
“Die Crew um Johan Schultz hat in stockdunkler Nacht den alten Walfängerhafen Eden erreicht. Die Haspa Hamburg wurde super nett in Empfang genommen, und hatte mit drei anderen Yachten ihr eigenes Race Village mit vielen Besuchern.
Am Vormittag wurde das Rigg eingestellt und der Mast ist wieder gerade. Dazu hat die Crew Diesel und Wasser gebunkert und unter Deck das Schiff wieder trocken gelegt. In den frühen Morgenstunden unserer Zeit hat die Crew den Hafen verlassen und ist jetzt unterwegs nach Hobart.
Der Bericht von Bord ist sehr erfreulich:
“Nachdem wir aus Eden ausliefen, haben wir Maritime Rescue Eden und JBW über unsere Pläne informiert. JBW ist das Radio Relay Vessel für die Regattaleitung.
Ursprünglicher Plan unsererseits war, im Tourenmode nach Hobart zu segeln und dort den Tracker an die Regattaleitung zu übergeben. Die Rückfrage, ob wir denn wieder mit ins Rennen wollen, hatten wir so nicht erwartet – aber ein Nein kommt natürlich auch nicht in Frage. Somit sind wir tatsächlich wieder dabei! Ein unglaublicher Motivationsschub hier an Bord.
Jetzt werden wir Details unseres Zwischenstopps an die Regattaleitung geben, die dann über Strafzeiten oder gar eine Vergütung für die Liegezeit entscheidet. Wie wir seit heute Mittag wissen, ist das mit den Line Honors eh nicht mehr drin. 🙂 ”
Kein Wunder, dass die Crew alles gegeben hat, wenn so eine hübsche Eignerin an Bord ist. Bringt wahrscheinlich mehr Performance als so manche neue Folien und Carbonteile 😉
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“Courrier Leon” ist nach wie vor keine belgische sondern eine französische Yacht. Dies war schon im letzten Artikel falsch.
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In den Ergebnislisten, die auch für SR massgeblich sind, wurde die Courrier bisher als Belgische Yacht geführt. Inzwischen wird jedoch “France” als Heimatland angegeben.
Heisse Debatte. Was meinst du?
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Wovon hängt es ab ob Beiträge moderiert werden müssen?
Oder ist es nur eine faule ausrede für: Wir finden dein Kommentar doof, aber wir wollen ja nichts zensieren?
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