Transat Jacques Vabre: Die Rettung von “Hugo Boss” – Mast gebrochen nach Durchkenterung

Überschlag auf dem Atlantik

Alex Thomson und Guillermo Altadill sind per Hubschrauber von ihrer “Hugo Boss” abgeborgen worden. Ihre nagelneuer IMOCA 60 war vor der spanischen Küste gekentert und drohte, zu sinken.

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Carsten Kemmling

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15 Kommentare zu „Transat Jacques Vabre: Die Rettung von “Hugo Boss” – Mast gebrochen nach Durchkenterung“

  1. avatar andreas borrink sagt:

    Von jemandem, der sich im letzten Leben intensiv mit Composite Structures beschäftigt und sogar mal welche gebaut hat:

    Diese Rückkehr zu mit Stringern unterstützen, dünnen Aussenhäuten versteh’ ein anderer. Schon in den 80ern wurden superleichte Rumpf/Deck-Strukturen nach dem Monocoque Prinzip ausgelegt: relativ dicke Schaum-Sandwich Strukturen mit variabler Stärke, praktisch keine Stringer und Spanten. Ein Mastschott, ein Kollisionsschott, ein Ruderschott und ein Strongback für den Kiel. Dazu eine FE-optimierte Laminatauslegung in den Deckschichten. Diese Yachten fahren heute noch munter durch die Gegend und wurden auch nicht geschont.

    Der Vorteil liegt in der Vermeidung von Hardspots, von denen es in den neuen IMOCAS nur so wimmelt. Da ist es absehbar, dass irgendwann die eine Welle getroffen wird mit dem einen Stecker und der gleichzeitig einfallenden Bö – und knacks, ist’s passiert.

    Monocoque Strukturen sind da deutlich durabler. Voraussetzung ist allerdings, dass man sich mit Kernmaterialien auskennt und vor allem weiß, wie man sie mit den Laminaten so verbindet, dass nichts delaminiert. Aber das sollten die einschlägigen Werften doch beherrschen?!

    Keine Ahnung, was die reitet. ich würde mich mit so einer CFK-“Feinripp” Struktur nichtmal auf die Unterelbe wagen.

    Lustig auch das Bild von Alex, wenn man im Hinterkopf noch die Hugo Boss Mastwalk Aktion hat; da sah er irgendwie besser aus. Nur gut, dass nichts wirklich Schlimmes passiert ist!

    • avatar wet rabbit sagt:

      Die Bauweise scheint bei der Comanche aber zu halten. Oder wird die nicht ganz so hart gesegelt und ist etwas langlebiger gebaut? Was mich wundert ist der Form der Stringer: oben rund. Da wird immer nur die oberste Faser belastet. Wenn sie reißt, folgen die anderen wie ein Reißverschluß. Oder hab ich da was falsch verstanden?

      • avatar andreas borrink sagt:

        Das ist richtig.

        Ein Stringer ist zunächst mal umso steifer, je höher er ist. Seine Bruchlast hat mit der Höhe aber nichts zu tun; ein hoher Stringer ohne Gurt auf der (vorteilhafterweise nicht gewölbten) Kappe wäre zwar steif, aber festigkeitsmässig eher im Bereich Butterkeks. Auch macht die Verwendung von Gewebe hier keinen Sinn. Das brauche ich an den Flanken des Stringers, vorteilhaft in +/-45°. Das in Längsrichtung auflaminierte Zeug bringt wenig: Beim Gurt ist immer die 90° Faser for nothing und an den Flanken fehlt die Schublastaufnahme. Sieht aber gut aus……

        Natürlich kann man auch flache, runde Stringer einfach durch entsprechende “Dosierung” (Viel hilft viel) des Gurtes steif genug, fest genug oder beides auslegen. Ob das sinnvoll ist, steht in Frage. Das ganze muss übigens auch zur Aussenhaut passen, die hier als gegenüberliegnder Gurt funktioniert. Ein weiterer (Kosten-) Aspekt: runde Stringerprofile lassen sich wunderbar “am Meter” bauen und dann einfach aufpappen. Hier haben sie leider nicht gehalten…..

        Ein sehr komplexes Thema, dass die Werften und Designer, die sowas bauen, aber eigentlich beherrschen müssten. Und auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: selbsttragende (“Monocoque”) Strukturen haben keine Stringer, ergo können sie auch nicht brechen.

  2. avatar pl_htiedmann sagt:

    Natürlich kennen wir die Hintergründe nicht und wir werden sie wohl auch nie wirklich erfahren. Wenn aber mehrere ähnliche (aber nicht gleiche) Schiffe von unterschiedlichen Werften die für den Southern Ocean ausgelegt sein sollen, nicht bis zu den Kanaren kommen ohne massive strukturele Probleme, dann kann man auch ohne Detailwissen sagen, das das auf eine systematisches Problem hindeutet.

  3. avatar unwissender sagt:

    Vorsicht: Expertenrunde zu den aktuellen Problemen bei IMOCAs. Ohne jegliche Detailinformation zu den wirklichen Problemen und sehr viel eigener Fachkenntnis aus jahrelanger IMOCA segel und design Erfahrung…

  4. avatar pl_htiedmann sagt:

    Offensichtlich ist bei den neuen Konstruktionen mit viel zu optimistischen Lastannahmen gerechnet worden. Man muss sich vor Augen halten, das diese Boote mindestens 100-150000 Regatta-sm halten sollen. 3 von 5 sind mit zum Teil großen strukturellen Problemen nach 2000 am ausgefallen,obwohl sie auch nicht härter oder schneller gesegelt wurden als Die Vorgänger Generationen. BP 8 liegt 40 Nm vor der 8 Jahre alten PRB.

    Hier wurden auf Kosten der Sicherheit 2 Schritte auf Einmal getan, einen neue Technik mit neuen Belastungen eingeführt und trotzdem beim Gewicht an die Grenze gegangen und wie wir jetzt alle sehen können weit darüber hinaus.

    Natürlich kann man sagen, das das alles Prototypen sind und auch der letzte Neubau von Bernhard Stamm von einem anderen Konstruktionsbüro ist zerbröselt, aber das ist für mich keine Entschuldigung. Ich denke bei VPLP Verdier wird man derzeit abends noch lange Licht im Fenster sehen weil sowieso keiner ruhig schlafen kann. Auch auf die Werft kann man es nicht schieben, die Schiffe wurden auf unterschiedlichen Werften gebaut, also waren wohl die Laminatpläne schlicht falsch.

  5. avatar coist sagt:

    Wurde hier nicht behauptet, es wäre bloßes name droping, weswegen man nach kurzer Zeit wegen kleinerer Problemchen wie geplant aufgegeben hat??

    Bei VPLP wird man sich nach 4 von 5 Ausfällen bei den neuen Booten sicher auch ganz so ruhig auf dem Sessel sitzen.

    • avatar wet rabbit sagt:

      Wieso? Das namedropping funktioniert doch supie. Ist nur’n bisserl teuer. Und gefährlich.
      Aber mal im Ernst, von den Imocas sind im Moment nur noch 45% der Boote auf der Strecke und das nach 7 Tagen. Bei den “low tec” Class 40 sind es noch 70%. Da stimmt doch was mit der ganzen Klasse nicht, oder?
      Beidrehen ist wahrscheinlich auch nicht die beste Sturmtaktik für so ein leichtes, breites Boot.

      • avatar Olli Schmidt-Rybandt sagt:

        Beidrehen ist nicht die schlechteste Sturmtaktik für “Monomarane” wie Imocas sind. Wenn alles funktioniert und genug Platz nach Lee ist, dann laufen sie natürlich ab. Aber in dem Fall galt es, Reparaturen durchzuführen. Hierbei sollte das Boot halbwegs ruhig liegen. Das tut es beigedreht erstaunlich gut. Mit dem ganzen Sack voll Anhängen, die so ein Boot hat, lassen sich Winkel und Driftgeschwindigkeit auch noch sehr gut einstellen.

    • avatar Carsten Kemmling sagt:

      du hast es nicht verstanden. es geht darum, dass Hugo Boss möglicherweise nur am start war, um PR im Umfeld des Transats zu generieren. nach ernsthaftem anpassen mit der Konkurrenz und regattabedingungen sah das jedenfalls nicht aus nach dem abbiegen auf einen anderen kurs nach süden. ein harter vergleich wäre so kurz nach dem Stapellauf mit dem kaum getesteten boot auch schwer möglich gewesen. leider bestätigt der schaden diese Theorie. hoffentlich bekommt Alex das alles wieder hin. Gott sei dank ist den Seglern nichts passiert!

      • avatar Advokat sagt:

        Die Aussage, “Die großen Rennställe nehmen die legendäre Regatta nicht ernst und geben auf.” war schon sehr daneben.

        Thomsen hat seinen Kurs übrigens folgendermassen erklärt: “Unsere Option ist es, im Süden zu bleiben und die Bedingungen im Westen zu meiden, die einfach zu hart sind. Unser Boot ist erst seit einer Woche im Einsatz, und wir haben das Gefühl, es ist nicht vernünftig, damit in so einen Sturm zu segeln.”
        Klingt eigentlich sehr vernünftig !

      • avatar Ulrich sagt:

        Naja, Carsten, hast du mal überlegt, dass es darum ging, die Kiste unter Wettkampfbedingungen zu testen? Alex ist nunmal bekannt für extreme Dinge. Also warum den neuen IMOCA nicht mit nem langen Schlag über den Atlantik fahren. So ein Boot sollte das eigentlich schaffen… Finde, deine Annahme geht etwas zu weit. Sehe da auch keinen Beleg für deine Theorie. Nur PR? Nein, dass ist nicht der Alex, den ich kenne. Sind doch keine Idioten.

      • avatar mantis sagt:

        Hallo Carsten,
        der Papst hat immer Recht und erst der letzte Papst ist anscheinend nicht nur ein Rechthaber. Das macht ihn so sympathisch!
        „Du hast es nicht verstanden“ ist ein schwaches Argument, wenn es überhaupt eins ist. Den Leser für dumm zu erklären ist keine gute Strategie. Sie spricht für Rechthaberei oder aber auch dafür dass man seine Kenntnisse auf dem Gebiet der PR wichtiger nimmt, als die auf dem Gebiet des Bootsbaus und des Segelns.
        Eure Leser zeigen in ihren Kommentaren einen hohen Kenntnisstand, über Baumethoden, Laminatauslegungen, Spanten Bauweise usw. von denen ihr etwas lernen könntet.
        Diese Äußerungen bezogen sich ja nicht auf die Hugo Boss, die gekentert und nicht untergegangen ist und bei der, der Wassereinbruch über das nicht geschlossene Look zustande kam. Diese Äußerung bezogen sich auf vor allen auf die anderen IMOCAs, die wegen Schäden am Rumpf aufgegeben haben. Das könnte man doch verstehen.
        Alex Thompson hat die richtige Erklärung geliefert wenn auch unbewusst. Sie sind mit dem Handling und damit mit Auswirkungen der physikalischen Kräfte auf die Stabilität, die sich aus dem Zusammen- bzw. Gegeneinanderspiel des Flügels mit Schwenkkiel ergeben, nicht zurechtgekommen.
        Das ist auch kein Wunder weil, die Wirkung des Flügels auf den Rumpf von den Designern einseitig und damit falsch dargestellt wurde. Sie wurde vereinfacht auf ein vertikales hebendes Moment, welches in der Wirklichkeit wenn man es nicht in Zusammenhang mit den anderen aufrichtenden und krängenden Momenten sieht, natürlich zu fehlerhaften Handling der Anhänge führen muss.
        Thompson sagt selbst dass diese Welle zwar extrem war, aber dass man deshalb nicht kentern hätte müssen, wahrscheinlich weil sie Erfahrung ohne Flügel mit solchen Wellen bereits erworben hatten.
        Es ist nahe liegend dass der Kiel falsch eingestellt war.
        Schlimm ist wenn man auf einem Auge blind ist, aber wenn man das Denken ausschaltet, weil man fanatischer Anhänger einer Ideologie ist, kann auch der Fall eintreten, dass man auf beiden Augen blind wird.

        Einen wunderschönen Tach auch noch.

    • avatar dubblebubble sagt:

      Vielleicht sehen wir die nächste Vendée Globe doch wieder ohne Foiler…

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