Transat Jacques Vabre IMOCA: Wo Malizia nach Platz 7 steht – Ein verschenkter Sieg?

"Zufriedenstellend"

Boris Herrmann hat bei der Transat Jacques Vabre noch kurz vor dem Ziel Platz sechs verloren. Ein großer Sieg wäre wohl möglich gewesen, aber der Fokus liegt woanders.

Kurz vor der Ziellinie erwischt Teamwork noch eine Böe und rettet sich vor Malizia ins Ziel. © Boris Herrmann Racing

Das war noch mal knapp. Justine Mettraux und Julien Villion auf Teamwork wurden zeitweise zwei Tage vor dem Sieger im Ziel erwartet, nachdem sie sich aussichtsreich für einen 1000-Meilen-Split entschieden hatten, der sie vor Madeira abbiegen ließ. Aber der mühsame, kürzere Weg mit hohem Kreuzanteil und zahlreichen Flautenpassagen wurde immer schwieriger.

Das Risiko wurde deutlich, als bei den harten Bedingungen auf der potenziell schnelleren Dubreuil (ex 11th Hour mit Sébastien Simon/Iker Martinez) das Großsegel riss und sie für den Sieg nicht mehr in Frage kamen. Auch Mettraux hatte Probleme mit einem Fallenschloss. Das Duo berichtet über einen Aufstieg in den Mast. Jedenfalls kam es nicht so schnell voran, wie die Routenprogramme berechneten. Ein schwieriger Seegang ließ den Speed-Durchschnitt zudem weiter absinken.

Auf der anderen Seite segelte die Süd-Gruppe im stabilen Passatwind schneller als gedacht. Co-Pilot Villion erklärt: “Als ich sah, wie sie nach den Kanarischen Inseln 25 Knoten segelten und damit 3 bis 4 Knoten schneller waren, als berechnet, war mir schon klar, dass sie wohl den längeren Weg kompensieren würden.”

Mettraux erklärt, dass ihr Mitsegler, der auch ein erfahrener Wetterrouter ist, schon früh diese Option in Betracht gezogen hat. Mit ihrem älteren und weniger effizienten Boot (ex Charal) sei es eine gute Möglichkeit gewesen, die schnelleren Neubauten zu schlagen. Schließlich hätten sie zu dem Zeitpunkt, als sie nach Westen abbogen, rund 30 Meilen hinter Charal gelegen und am Ende vor Martinique exakt wieder diesen Abstand gehabt. Das bedeutet für sie auch: “Wären andere Boote auf unseren Weg gesegelt, hätten sie das Rennen gewinnen können”.

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12 Kommentare zu „Transat Jacques Vabre IMOCA: Wo Malizia nach Platz 7 steht – Ein verschenkter Sieg?“

  1. PL_tl sagt:

    Was mich wundert, dass alle drei aktuellen Offshore-Teams (Sanni, Lennart/Melwin, Boris) relativ mittelmäßig starten. Welche Strategie steckt dahinter? Das sind doch alle erfahrene Großfeld-Starter….

  2. Lasse sagt:

    Die Vergangene Vendee Globe wurde im Southern Ocean entschieden? Da erinnere ich mich aber anders.Die Gruppe der ersten 6 war doch nach Kap Hoorn noch mehrmals auf wenige Meilen zusammen gerutscht.
    Entschieden wurde es am Ende auf em Nordatlatlatik bzw. in der Biskaya.

    • Ahab sagt:

      „Die Vergangene Vendee Globe wurde im Southern Ocean entschieden?“ – Sagt doch gar keiner!?

      Allerdings erhöht man doch deutlich seine Siegchancen, wenn man dort im Starkwind 2 kn schneller segelt, als der überwiegende Rest.
      Bei drei Tagen Sturm dort unten, ist man knapp 150 sm weiter als die Konkurrenz. Die sind sehr lange da unten und da ist öfter Sturm. ?
      Bei der letzten Ausgabe der VG hat es dort nämlich keiner von denen geschafft, sich einen nennenswerten Vorsprung zu verschaffen, der es verhindert hätte, in der nächsten größeren Flaute einzuparken und durch den Zieharmonika-Effekt wieder eingeholt zu werden.
      Wenn du dort allerdings einen derart großen Vorsprung heraussegelst, dass du in einem anderen Wettersystem segelst, bist du vor dem Zieharnonika-Effekt geschützt und kannst das Ding den Atlantik hoch nach Hause fahren.
      So ist der Plan…?
      Grüße
      Ahab

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      • Wilfried sagt:

        War da nicht jemand schon über 500 sm weg und wurde dann wieder eingeholt. Und erinnere ich mich falsch dass Boris nach der Großsegelreparatur wieder an die anderen heranfahren konnte und tatsächlich tiefer und schneller wegeln konnte?

        Ist wirklich ne Frage

      • Lasse sagt:

        Naja KK schreibt im Artikel wörtlich:
        “Bei der Vendée Globe machen diese Bedingungen einen deutlich geringeren Teil der gesamten Strecke aus. Sie haben also weniger Anteil an der Gesamtplatzierung. Bei der vergangenen Vendée Globe traten sie sogar kaum auf. Die Regatta wurde im Southern Ocean entschieden.”

        darauf bezog sich mein kommentar

  3. Till sagt:

    Mich als Segler und vor allem Imoca beobachter seit über 15 Jahren nervt das ewige genörgel über die vermeintlich schlechte Platzierung von Boris. Leute das hier ist keine Formel 1. Segeln und vor allem offshore Segeln funktioniert anders und die Platzierung war gut, sogar mehr als gut wenn man beachtet wie Malizia vor dem Ocean Race performt hat. abgesehen davon sind die Namen vor Boris auch eine ganz ordentliche Hausnummer mit ganz anderer Erfahrung im offshore Segeln(Sam Davies mal ausgenommen).

    und nur weil Team Malizia ein großes Budget hat heißt das noch lange nicht dass man damit gewinnt. zum Vergleich, in den letzten Jahren hatte Alex Thomson Racing eigentlich immer das mit Abstand größte Budget, trotzdem hat es nie für einen ernsthaften Sieg gereicht (wenn auch bei der VG2016/17 nur wegen defekt) das Konzept war eigentlich immer ähnlich, ein Boot was bei bestimmten Bedingungen (Downwind im southern Ocean) möglichst gut funktioniert. der Unterschied ist dass Malizia dabei noch maximal stabil gebaut ist und Boris Hermann etwas vorsichtiger mit der Kiste umgeht als es Alex Thomson gemacht hat. dass man mit diesem Boot realistisch keine andere Regatta gewinnen kann sollte jedem klar sein. Bei den richtigen Bedingungen kann es aber gut sein dass sich eine solche Konstruktion bezahlt macht und ist wahrscheinlich auch die einzige Möglichkeit wie Boris die Vendee Globe gewinnen kann, im direkten Vergleich mit Beyou, Dalin und Ruyant hat er nämlich navigatorisch und Seglerisch das nachsehen, dafür hat er eben andere Qualitäten wie eine hervorragende Medienpräsenz, die der gesamten Szene und den Zuschauern einen riesigen Mehrwert bietet und auch Werbetechnisch sinnvoll ist.

    übrigens ist Malizia für die Extreme Konstruktion immernoch ziemlich Konkurrenzfähig und könnte bei den richtigen Bedingungen auch bei der Retour a la Base eine ernsthafte Rolle spielen. trotzdem sollte man einfach nicht den ganzen klaren und auch klar kommunizierten Fokus auf die Vendee Globe vergessen, hierauf ist die gesamte Kampagne und auch das Boot ausgerichtet und da wird sich zeigen ob der Plan so aufgeht.

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  4. Matthias Pape sagt:

    Wieder einmal würde Boris Hermann hoch gewettet und wieder hat es nicht geklappt. Jetzt wird etwas von anderen Zielen gefasselt. Immer vor der Regatta ist er der Topp mann und hinterher war es wieder nichts. Ein solides Ergebnis im Vorderfeld ohne Sieg Geschrei würde mir schon reichen. Aber es wird sicher wieder nichts.Also weniger Vorschußlorbeeren .

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    • PL_achso77 sagt:

      Also Boris selber hat sich jederzeit klar geäußert, dass er einen Platz in den Top Ten anstrebt und es für ihn in erster Linie darum geht zu sehen, wo Malizia im Vergleich zu den anderen Top-Teams steht (und dass zumindest fünf Teams als stärker einzuschätzen sind)… alles im Rahmen also. Das Boot ist nun mal konsequent auf die VG hin konstruiert, das ist der Hauptfokus. Und nach allem, was bisher zu sehen war, waren die Planungen extrem erfolgreich. Wer auch immer Boris als pot. Sieger des TJV sehen wollte (und Team Malizia selber gehört nicht dazu, ich hab auch sonst nicht wirklich viel in die Richtung gelesen), hat einfach nicht zugehört oder mich verstanden. Also weiß ich nicht so ganz, was das Gemecker immer soll….

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      • Ahab sagt:

        Ich verstehe auch nicht, was das Gemecker soll. Zeig mir mal bitte ein Zitat, das belegt, dass er irgendwo als Sieger für das TJV gehandelt wurde. ?
        Von mehr als Top Ten habe ich – insbesondere von ihm selbst – kaum was gelesen.
        Was mich für die VG 2024 recht zuversichtlich macht:
        Gleich zu Beginn der Regatta müssen sechs andere Boote erstmal zurück in den Hafen, weil sie mit dem schweren Wetter nicht klar gekommen sind. Leider incl. Yannick Bestaven.
        Boris kommt da super durch.
        Vielleicht auch gerade durch seine Besonnenheit, die man auch als Vorsicht bezeichnen kann. Also, überhaupt durch- und anzukommen ist bei den üblichen Ausfallquoten schon mal viel wert.
        Charal und das Boot von Samantha Davies kommen, gemessen an der Strecke, die sie gefahren sind, nur unwesentlich früher an. Da wäre auch gut noch der vierte Platz für Boris Herrman drin gewesen.
        Die waren zumindest nicht so überlegen, als dass sie ihm in ein anderes Wettersystem davongefahren wären. Auch die ersten drei nicht, wenn man seine Kompass-Neu-Kalibrierung mit einrechnet, die ihn Meilen gekostet hat.
        Da, wo das Boot erwiesenermaßen sein besonderes Potential entfalten kann, im Südmeer, bei Nose-Diving-Bedingungen, sind die jetzt auf der TJV gar nicht gesegelt. Im Ocean-Race hat er genau diese Etappe gewonnen und beeindruckende Durchschnittsgeschwindigkeiten gezeigt.
        Dann hat das Boot im Vorbeigehen auf derselben Regatta im Nordatlantik den 24h-Rekord für Einrumpfboote aufgestellt.
        Aber die Eigenschaften bei normalen Bedingungen scheinen so schlecht auch nicht zu sein: Die letzte Mittelmeer-Etappe der Ocean-Race gewann er.
        Das heißt auch wieder nicht, dass ich ihn schon als Siegeskandidaten der nächsten Vendee Globe sehe, aber mir geht dieses Madigmachen seiner Leistungen auf den Sack. Als wäre er nur PR-Profi und Klimaaktivist. Aber vielleicht ist ja gerade letzter Punkt eine Erklärung für die Häme, die einige verspüren??
        Wo ist die Häme bspw.gegenüber Louis Burton, der erstmal wieder falsch startet und dann lediglich 16. wird?
        Oder Hublot, die als 19. angekommen sind. Dafür, dass das das Ex-Boot von Alex Thomson aus dem Jahr 2019 ist, hätte ich denen im Vorfeld mehr zugetraut als Platz 19.
        Da waren ja selbst zwei Nicht-Foiler schneller als die beiden.
        Diese Leute verdienen alle meinen größten Respekt, ich verstehe nur nicht, warum hier nur über die vermeintlich schlechte Leistung von Boris Herrman geschrieben wird.
        Grüße Ahab

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  5. Rainer sagt:

    Habt Ihr vor diesem Bericht überhaupt gemeldet, dass jemand ins Ziel gekommen ist und auf welcher Position?

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