Hiddensee-DDR-Vierteltonner segeln Senatorenregatta in Rostock

Trabbi der Ostsee unter Volldampf

Von Martin Kringel, Speedsailing

Hiddensee beim sportlichen Einsatz. Die Vierteltonner können ordentlich Druck ab. © Martin Kringel

DDR-Vierteltonner vom Typ Hiddensee sind die Trabbis der Ostsee. Sie gelten schon fast als historische Fahrzeuge. Aber wenn sich 28 Boote bei vier bis sechs Beaufort im engen Warnow-Fahrwasser des Rostocker Stadthafens die Kante geben und gegenseitig nichts zu verschenken haben, dann bieten sie großen Sport.

Vom Rennofen mit Laminatsegel bis zum Urlaubsdampfer ist alles am Start, was irgendwann mal in die Original-Hiddensee-Form „reingetuppelt“ wurde. Sogar „Hiddensee“-Erfinder Walter Loos gibt sich mit seiner „Hiddensee I“ persönlich die Ehre.

Teilweise wird es richtig eng, insbesondere zwischen der Haedgehalbinsel und den Gehlsdorfer Yachtclubs. Ganz großes Kino! Mit zahlreichen Sonnenschüssen und interessanten Spi-Manövern liefern die Crews prompt die erwarteten Fotomotive.

Der RSC ’92 ist bereits zum 16. Mal Gastgeber der Senatorenregatta, bei der neben der jeweiligen Hiddensee-Stammbesatzung auch Persönlichkeiten der Stadt an Bord der DDR-Vierteltonner gehen. Repräsentanten der Bürgerschaft und Vertreter der Wirtschaft, also Kapitäne aus Politik und Wirtschaft. Die Verteilung auf die Boote erfolgt per Losverfahren.

So kommt es, dass Finanzsenator Georg Scholze mit SY „Sunship“ als bestes Rostocker Boot auf Platz zwei segelt, während Oberbürgermeister Roland Methling auf „Wippsteert“ und Bürgerschaftspräsidentin Karina Jens auf „Hardcore“ sich eher im hinteren Teil des Feldes wiederfinden. Sieger wird die extra aus Stralsund angereiste SY „Brandy“ von Eigner Ingo Brandt.

Christian Schönrock, 1. Vorsitzender Rostocker Segelvereins Citybootshafen (RSC): „Das hier ist keine Spaßregatta; alle Segler wollen gewinnen. Die Senatorenregatta hat Tradition und dient der Werbung für den Segelsport. Sie bringt seit Jahren Sportler, Politiker und Persönlichkeiten aus der Wirtschaft in einzigartiger Weise zusammen.“

Ergebnisse

Die Klassenvereinigung

Kurzporträt einer Legende

Die Hiddensee ist das Resultat einer Wettbewerbsausschreibung durch den Bund Deutscher Segler der DDR. 1970 entstand das erste Schiff im sächsischen Halle. Die UR- „Hiddensee I“ ist eine Legende. Sie nimmt bis heute erfolgreich an Regatten teil.

Die Ausschreibung sah Küstentauglichkeit vor. Außerdem sollte das Schiff sowohl sportlichen Ansprüchen gerecht werden als auch familientauglich sein. Bis zur Wende im Herbst 1989 entstanden über 500 Schiffe. Sie wurden von Sachsen bis zur Ostseeküste aus zwei Negativformen abgeformt und erlangten bei Selbstbauern einen Liebhaberstatus.

Die Hiddensee ist so individuell wie ihre Eigner, ab 1,4 Tonnen wird sie sportlich gesegelt und einige unter ihnen bringen stolze 3,5 Tonnen auf die Waage, gemütlich Wohnstuben sozusagen, ob mit Festkiel oder als Kielschwerter, fast alle Konstruktionen sind zu finden.

Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

4 Kommentare zu „Hiddensee-DDR-Vierteltonner segeln Senatorenregatta in Rostock“

  1. Pingback: Rostock Sailing: DDR-Vierteltonner: Volldampf-Trabbis seit 1972!

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  3. H. Klausen sagt:

    Da hast Du zweifellos recht. Es gab noch einen aufmerksamen Hiddensee-Kenner. Die Ganze Geschichte steht hier: http://rostocksailing.blogspot.com/2010/10/ddr-vierteltonner-volldampf-trabbis.html

  4. H. U. Lass sagt:

    Der im Kurzporträt einer Legende aufgeführte Satz: „1970 entstand das erste Schiff im sächsischen Halle“ ist falsch. Das erste Boot war die Hiddensee I, die 1972 in Rostock gebuaut wurde, 1973 zu Wasser ging und seit dem ununterbrochen segelt.