Rund Bornholm: Untergang der „Kallisto“; SEB First Ship home

"Nur Gott holt dieses Segel noch runter..."

Die Crew der "SEB II" beim Einlaufbier kurz vor Mitternacht. © Pepe Hartmann

Es muss irgendwann nach unserem dritten Sonnenschuss passiert sein. Die „Kallisto“ ging bei der Rund Bornholm Regatta im Rahmen der Warnemünder Woche unter.“One4All“ war in Sichtweite querab und wir rasten mit der Class40 „Rote 68“ unter dem A2 Gennaker mit 18 Knoten vorbei. Dann erlebten wir unser eigenes kleines Drama, das schließlich zur Aufgabe führte. Ich werde noch ausführlicher berichten.

Das eigentliche Desaster erfolgte aber bei dem Untergang des 50 Fußers. Er soll 5 Meilen   vor Bornholm gesunken sein. Die neunköpfige Crew um die Eigner Jens Burmeister und Andrea Michelmann hatte vorher die Rettungsinsel bestiegen und war vom dänischen Seenotrettungsboot „Mads Jacobsen“ abgeborgen und nach Rönne auf Bornholm gebracht worden. Die Besatzung einer Fähre war am schnellsten bei dem Havaristen. Aber auch Regattateilnehmer waren vor Ort.

Der Volvo60 Racer kurz nach dem Start in Warnemünde. © Pepe Hartmann

Die Kollision mit einem Baumstamm soll den Bruch des Ruders verursacht haben. Dabei ist möglicherweise den Ruderkoker aufgehebelt worden und Wasser ins Achterschiff gelaufen. Allerdings soll die bei der Werft Race2Win gebaute Yacht im Heck mit einem wasserdichten Sonderschott ausgerüstet sein.

Aber es kann möglicherweise noch herausgefunden werden, was genau zu dem Untergang führte. Die Yacht liegt auf maximal 12 Meter Wassertiefe und könnte geborgen werden. Böen auf der Ostsee über 30 Knoten hatte dem Feld der 65 Yachten arg zugesetzt. Bis Dienstag hatten 16 Schiffe aufgegeben.

First Ship Home war die „SEB II“ (ex „Toshiba“), der 60 Fuß Volvo Ocean Racer von Speedsailing unter Skipper Martin Buck. Die 15-Köpfige Crew mit acht zahlenden Gästen, war am Mittwoch um 23.23 Uhr in Warnemünde eingelaufen. Wachführer Oliver Schmidt-Rybant bestätigt gegenüber SegelReporter, dass die Bedingungen auch für das größte Schiff der Flotte haarig gewesen sein.

"One4All" beim Start neben der X46 "all4one". Bei Bornholm half sie dem Havaristen "Kallisto" © Pepe Hartmann

„Wir hatten zeitweise 35 Knoten auf der Uhr, eigentlich fünf zu viel für unseren schweren Spi“, sagt Schmidt-Rybant. Aber irgendwann sei es zu spät gewesen, das Tuch zu bergen. „Ich erinnerte mich an einen alten Volvo-Spruch von Lawrie Smith: `Nur Gott holt dieses Segel jetzt noch runter´.“ Aber das Segel hielt bis hinter Bornholm.

Die „SEB II“ ließ die Insel an Backbord, segelte weit unter die schwedische Küste und hatte erst zum Schluss mit Flaute zu kämpfen. Die auf dem Papier schnellere Elliott „Opal“ mit ihrem Neigekiel folgte im Kielwasser und konnte nicht gefährlich werden.

Aber die GP42 „Imagine“ von Holger Streckenbach und die „One4All“ waren sehr schnell gestartet und hatten Bornholm auf der anderen Seite gerundet. Ob sie berechnet der „SEB II“ gefährlich werden ist noch nicht klar. Schmidt-Rybant hofft aber, dass die kleineren Yacht von der zum Schluss einsetzenden Flaute noch stärker betroffen waren, so dass der alte VO60 auch berechnet eine gute Chance auf den Sieg hat.

 

Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

12 Kommentare zu „Rund Bornholm: Untergang der „Kallisto“; SEB First Ship home“

  1. GC sagt:

    die all4 one ist doch eine tp 52??

  2. Friedrich sagt:

    Hey Segelreporter! Wo ist der Bericht? Warum ist die Rote umgedreht? Was war mit Kallisto los? Wo sind die Gerüchte? Glaubt Ihr alle an den Baumstamm??

  3. Kurt sagt:

    warum geben so viele bei 30 knoten wind auf? schlecht ausgerüstet? schlechtes boot? schlechte seemannschaft?
    besonders weil der wind größtenteils vor dem wind zu bewältigen war…..

  4. Friedrich sagt:

    Ich find’s erstmal schön, dass Rund Bornholm es mal wieder auf die Titelseiten schafft, und zwar nicht nur durch den Seenotfall. In den letzten Jahren haben viele gedacht, dass sei ja doch so etwas wie eine verlängerte Mittwochsregatta. Pustekuchen! Wäre gut, wenn das so weitergeht und wir neben alle 2 Jahre Skagen ein weiteres ernstgenommenes Hochseerennen vor der deutschen Küste haben. Ist nicht so lang wie Skagen, taktisch aber weitaus anspruchsvoller. Glückwunsch allen, die heile angekommen sind.

  5. fastnetwinner sagt:

    War eine halbe Sekunde erschrocken zu lesen wir (one4all) hätte ein sinkendes Schiff übersehen, aber die Aufklärung folgte dann ja zum Glück auf auf den Fusse. Viel Glück der Kallisto-Crew! Das Lawrie-Zitat fiel bei uns auf andere Weise. Es hieß nur „dieser Spi kommt nicht auf konventionelle Art&Weise runter…“. Kam er dann auch nicht 😉

    PS: Sach mal Carsten, wieso bist Du denn nur 18 Knoten gefahren, war doch Glitschwind????
    Freue mich auf Ergebnis-Listen und Deinen Bericht!

  6. Christian sagt:

    wir freuen uns auf den ausführlichen Text von Carsten.

    Und auf die Ergebnisliste, sodass so manche unnötige Diskussion gar nicht erst aufkommen möge…

  7. oberlehrer sagt:

    also erstmal handelt es sich bei der All4One um eine X46…

    als zweites muss bitte beachtet werden dass sunbird dry und needles und pins ebenfalls sehr sehr schnell im ziel waren!

    • Constructur sagt:

      Die sunbird dry war 5 stunden hinter der one4all und kann so berechnet nicht vor der one4all landen. sie hätte 2 stunden schneller sein müssen. bei needles and pins ist es ein ähnlicher fall.

  8. Constructur sagt:

    also erstmal hat die All4One (X-43) geholfen und nicht die One4all.

    als zweites muss bitte beachtet werden,dass die One4All 2 stunden vor imagine im ziel war und so der SEB2 wohl der größte Feind ist, besonders weil die Imagine schneller sein muss als die One4All

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