Knarrblog: Navigator kurz vor Rauswurf beim Virtual Volvo Ocean Race

Die Lichter gingen aus

Man mag sich gar nicht vorstellen, was an Bord los war. 7000 Plätze in acht Tagen verloren. Der Navigator war kurz davor, über die Planke geschickt zu werden.

115.000 haben sich inzwischen beim virtuellen Volvo Ocean Race angemeldet. Die erste Etappe hat ein Schwede vor vier Franzosen, einem Japaner und dem besten Deutschen „QAIIS“ auf Rang sieben gewonnen.

„Nessie-1“ ist 6.158. geworden. Na ja. Damit ist kein Blumentopf, geschweige denn eines der bestimmt tollen T-Shirts zu gewinnen. War ja schon mal unter den Top 1000. Dann wollte ich es einfach nicht wahrhaben, dass es keinen Weg durch das St. Helena Hoch geben sollte. Die Spitzengruppe lag noch in Reichweite. Die hat die Lücke erwischt. Bei mir gingen die Lichter aus.

Was waren das für schreckliche Tage, wenn man morgens den Computer aufmacht und das rote Pfeilchen mit einer erschreckend hohen Zahl sieht. Immer noch nur ein Knoten Speed. Wieder Tausende Boote  in der Nacht verloren. Gefangen von St. Helena. Wie soll man da wohlgestimmt in den Alltag starten?

Wieder in die Grütze gefahren

Kann schon fies sein, dieses Spiel. Man bekommt ein Verständnis dafür, was die Kollegen Navigatoren – ja ein wenig fühlt man sich so 🙂 – auf den echten Schiffen unter Deck schwitzen. Diese Blicke, wenn die hart arbeitende Crew checkt, dass man wieder in die Grütze gefahren ist.

Der arme Lunven auf Mapfre. Wenn die Crew und der Skipper zweifeln, der Respekt sinkt und es immer doofer läuft, dann mag man nicht gerade auf einem engen Schiff neben missmutigen Kerlen sitzen. Ein Alptraum. Kein Wald weit und breit, in den man rennen könnte, um eine Runde Holz hacken.

Das ist mit so einer virtuellen Kiste etwas besser. Wackelt nicht so, das Essen schmeckt, keine stinkenden Kollegen nebenan und man kann schön klugschnacken. Mit ein wenig Phantasie erwischt man im Southern Ocean auch ohne Salzwasserdusche die perfekte Welle und surft Seite an Seite mit den Albatrossen.

Also dann eben bei der nächsten Etappe nach Abu Dhabi. War ich auch noch nie. Mal sehen, ob die Piraten einen in Ruhe lassen. Am Mittwoch geht es weiter im alten Rhythmus. Die innere Uhr ist auf Unruhe um jeweils 8 und 20 Uhr gestellt. Dann ändert sich der Wind.

Virtuelle Segler in aller Welt verdrücken sich dann auch auf den besten Parties kurz mit dem Handy aufs Klo, oder bereiten plötzlich am Wochenende in aller Hergottsfrühe der staunenden Liebsten das Frühstück.

Es heißt eben dann immer All Hands. Bereitmachen zum Kurswechsel. Man sieht sich auf dem Pixelwasser.

Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

15 Kommentare zu „Knarrblog: Navigator kurz vor Rauswurf beim Virtual Volvo Ocean Race“

  1. martina sagt:

    so, lange rede, langer sinn, die fb gruppe heisst

    vor skipper deutsch

    u r welcome

  2. martina sagt:

    koenne wir nicht eine fb gruppe aufmachen?

    ist einfacher zum austauschen?

  3. Sailer66 sagt:

    Na Leute – muss mal alles mit den Platzierungen unter 60.000 positiv sehen – heißt – über 50 % der Teilnehmer bestaunen akutell das Heck….
    Bin selber um Platz 10200 reingekommen – also in Prozent unter den Top 10… :-))
    Was Familie und Frau betrifft – einfach anmelden und mitsegeln lassen – meine ist aktuell ca. 28.500 und daher bei dem Rennen sehr, sehr ruhig…
    Verdammt dumm nur, dass sie im route du Rhum im Moment nahe am Ziel gut 25.000 Plätze vor mir liegt und immer wissen will, wo ich denn gerade so „rum treibe“…. 🙁

  4. Calvin sagt:

    Nachdem ich neben VOR auch die RouteDuRhum virtuell gesegelt bin, muss ich sagen, dass ich gerade ganz froh bin einmal 5 Tage frei zu haben. Hatte schon einmal jemand gesagt, dass man das auch als unproduktive Zeitverschwendung betrachten kann? Egal, am 19. geht es wieder los! 🙂

  5. marsha sagt:

    Ich moechte mal auf eine Alternative verweisen:

    http://sailonline.org

    Da gibts zwar nur rund 600 Konkurrenten, aber die Spielidee finde ich ueberzeugender. Ausserdem wird nicht nur das VOR angeboten; zumeist werden 2 bis 3 Regatten in aller Welt parallel ausgesegelt. Wobei auch kurze Tages- und mehrtaegige Regatten auf dem Programm stehen. Die Teilnahme ist kostenlos.

  6. vornesegler.de sagt:

    Muhahaha von knapp Platz 1000!!

  7. martina sagt:

    hallo ihr landratten,

    war mal auf platz 2000 und nun – dank meiner strategie – auf 28.000 gefallen. mein tag hat nur noch 2 feste termine, 8 a.m. und 8 p.m.

    bis sonntag muss ich da sein, sonst werd ich zwangsversenkt.

    have fun
    schiff maro5

  8. Matthias Wagener sagt:

    … 24.968er… noch unterwegs, zwar vergangene Nacht 900 Plätze gutgemacht, aber mit Potential wieder zurück zu fallen. War vor Brasilien nah an diggerhamburg – der ist jetzt schon da als 18.515er – hab aber den Nordschlenker nicht mitgemacht und bin zum 2.Mal in ein Schwachwindfeld gedümpelt. Bin auch froh, das hier am Tisch zu spielen und niemandem Rechenschaft zu schulden 🙂

    • C.H. sagt:

      Niemandem Rechenschaft schulden? Die Frau, sonst nicht wirklich viel mit Segeln am Hut, fragte jeden Tag, wie denn das Boot so steht – und inzwischen, wann es denn weitergeht. Würde sich wohl über ein virtuelles Inport-Race sehr freuen:-)

      • Manfred sagt:

        Ich glaube eher, sie würde sich freuen, wenn Du mit ihr im RL nach Kapstadt fliegst, zum schauen. Aber was verstehe ich schon von Frauen…

    • Achtzehntausendnochwas. Und das mit den unbezahlten Dacron Lappen und ohne SBF See.

      Da sitzt man morgens und abends vorm Rechner, schaut sich Windvorhersagen, hält mit dem Fahrrad auf der Strasse und tippt auf dem Tablet rum und fiebert über 30 Tage mit. Und dann wird man Achtzehnttausendundnochwaster.

      Soll heissen: Der ganze Aufwand hat sich gelohnt.

  9. Alstervizemeister sagt:

    …und wieder über 20 Tage keine Dusche… hoffe meine Frau schickt mich zum spielen nicht vor die Tür…smooth sailing! ___/)

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