Eigentlich wollte ich gestern nur kurz bei Secumar reinschneien, um die neuen Rettungswesten für die Bente Crew abzuholen. Der Besuch dauerte 2 Stunden.
„Hast Du Deinen neuen Wagen schon kaputt gefahren?“ Als Benjamin Bernhardt, Chef von Secumar, die Treppe ins Foyer runter kommt, zeige ich lächelnd auf das Bugteil eines Porsche 911 Turbo S, der auf einer kleinen, beleuchteten Bühne steht. Wie immer lacht Benjamin: „Nee, wir bauen den aufblasbaren Spoiler für Porsche.“
Was eigentlich als kurzer Abholbesuch in Hamburgs Westen gedacht war, um unsere neuen Bente-Westen zu holen, endete in einem Besuch, der eher an einen Rundgang im Labor des James Bond Tüftlers „Q“ erinnerte. „Komm, ich zeige Dir die Produktion.“ Zum Glück hatte ich meine Knipse dabei.
Apparatebau.
Benjamin leitet die Firma „Bernhardt Apparatebau“ in Holm bei Wedel in der 4. Generation. Ich kenne ihn seit der Hanseboot 2012. Er hatte seinen Stand gegenüber von ISTEC, wo ich Vorträge hielt. Damals segelte ich noch eine 79 Euro Billig Weste rum. Nach einem längeren Gespräch mit ihm war mir klar, dass ich das ändern sollte. Letzes Jahr trafen wir uns zufällig in Mommark, ich mit Digger, er mit Chartereimer. Beim abendlichen Grillen bot er mir an, sich um Bentes Sicherheit Gedanken zu machen. Nun ist Secumar Projektpartner.
Q? Bist Du das?
Was erwartet man von einer Firma, die Rettungwesten herstellt? Ein paar Arbeiter vielleicht, die Teile zusammen nähen, welche aus Produktionsstandorten in der ganzen Welt angeliefert werden. Ein Lager, eine Halle, in der verpackt wird, So in der Art stellte ich mir das vor. Und wie so oft im Leben: Ich lag falsch.
Wir besichtigen die Produktion von hinten nach vorn. Bereits im ersten Raum fallen mir die vielen Messgeräte, Apparaturen und Maschinen auf. „Die Maschine hier misst und wiegt die Pillen.“ Jede einzelne Auslösetablette wird in diesem Gerät einer eingehenden Prüfung unterzogen. Daneben rattert das nächste Gerät, und wiegt die CO2 Flaschen. Der ganze Raum steht voll solcher Geräte. Maschinen, die man nicht bei ebay finden sollte. „Das sind alles spezielle Maschinen, die für uns gebaut werden.“ Benjamin lacht.
Einen Raum weiter sieht es nicht anders aus. Hier erinnert es wirklich an „Q“s Testlabor aus den James Bond Filmen. Wasserbecken, Salzsprühkammer, Lichtsimulator („Hier – das ist zum Beispiel nordeuropäisches Licht.“), Drucktorsos und eine Maschine, in der mechanische Alterung simuliert wird. So wie bei IKEA mit den Matrazen.
Prüfen, testen, zertifizieren
Danach gehen wir in die Produktion der aufblasbaren Schwimmkörper. Dort werden gerade 25 Lagen im knalligen Orange gestanzt. In der Halle daneben riesige Schneidemaschinen für die Aussenstoffe. Wieder eine Halle weiter: Die Näherei. Auffällig: Benjamin begrüßt jeden Mitarbeiter mit Namen. Immerhin verdienen hier in Holm 100 Fachkräfte ihre Brötchen. Der größte Teil der Näherei ist von Stoffen in Oliv belegt. Hier entstehen gerade Westen für das Militär („Jetwesten für die Piloten“). Und das erklärt unter anderem auch den hohen technischen Standard des ISO-zertifizierten Unternehmens.
Secumar stellt Westen für Hobbykapitäne, Berufsschiffahrt, Militär, Feuerwehren etc. her. Und vor allem das Militär stellt höchste technische Ansprüche. „Wir haben fast wöchentlich Güteprüfungen hier.“ Und so verwundert es kaum, dass beim weiteren Rundgang durch die hellen, freundlichen Hallen immer mehr solcher Testgeräte und Prüfstellen auftauchen. In der Berstkammer wird zum Beispiel jeder erste und letzte Schwimmkörper eine Charge zunächst auf die Mindestanforderung aufgeblasen, geprüft und danach solange mit Luft gefüllt, bis er platzt. Kein Produkt verlässt hier ungeprüft das Unternehmen. Später zeigt mir Benjamin noch einen Testfilm, in dem eine Jetweste mit 550 Knoten Windspeed beschossen wird (bei dieser Geschwindigkeit steigen Piloten im Notfall noch aus). Im Anschluss an den Windsimulator wird der Dummy ins Wasser geworfen um zu sehen, ob die Weste noch auslöst. So geht das hier in einer Tour.
Nach einer Stunde ist mein Kopf so voller Eindrücke, dass auch er kurz vorm Bersten ist. Bevor das passiert, trinken wir noch einen Kaffee und ich verspreche, mit Videokamera zurück zu kommen.
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