America’s Cup: Schiri-Boot überfahren – Artemis gewinnt trotz Crash Bermuda-Premiere

Schweden geben Gas

Artemis CrashArtemis Racing collide with Umpire boat ahead of race 2 (has swearing, as you might expect).

Posted by America’s Cup on Sonntag, 18. Oktober 2015

 

Der Crash aus anderer Perspektive:

Artemis CrashArtemis Racing in a pre-start collision with the Umpire boat before Race Two. Damage, but no injuries… slight delay and they’ll try to get racing again.

Posted by America’s Cup on Sonntag, 18. Oktober 2015

 

„Fucking Hell“, Nathan Outteridge kann nicht glauben, dass mitten in der Vorstartphase ein Schiedsrichter-Boot auf ihn zukommt. Gut eine Minute vor dem Start ist er auf dem Weg zur untersten Anliegelinie der Startbox. Dorthin, wo er eine halbe Stunde zuvor klar den Start und fast auch das Rennen gewonnen hätte. Erst kurz vor dem Ziel war Oracle noch durchgerutscht.

America's Cup Artemis

Taktiker Ian Percy im Wasserstrahl. © Artemis/Sander van der Borch

Aber das ist längst vergessen. In diesem Moment geht es nur noch darum, diesen Crash zu vermeiden. Mit 15 Knoten will der 49er Olympiasieger und Steuermann des Artemis Bootes am Heck der Neuseeländer vorbei schießen und die Leeposition besetzen.

America's Cup Artemis

Umpire Boot zwischen den Rümpfen. © Artemis

Aber nun ist da kein Platz mehr. Das Schiedsrichterboot, das die Chief Umpire an Land unterstützten soll, steht mitten im Weg. Der Crash ist unvermeidbar. Die bisherige Unglücksserie des Artemis Teams bei dieser Louis Vuitton Serie setzt sich nahtlos fort.

Der Bugspriet bricht ab, das Rennen ist gelaufen. Oder doch nicht? Hektische Betriebsamkeit setzt auf dem blauen Boot ein. Geben sich die Jungs doch noch nicht geschlagen? Sie schneiden das geborstene Rohr ab, entfernen den Gennaker samt Befestigung und hoffen darauf, dass der Wind so stabil bleibt, dass das große Rollsegel nicht eingesetzt werden muss.

America's Cup Artemis

Ein starker Start von Artmis ist die halbe Miete. © Ricardo Pinto

Der Wettfahrtleiter verschiebt den Start, wartet die Bastelarbeit von Artemis ab. Und Outteridge lässt sich nicht beirren. Er luvt Oracle  aus, beschleunigt perfekt, rutscht in Luv an den Kiwis vorbei und bringt das Rennen als Sieger ins Ziel. Was für eine Wendung der Dinge.

America's Cup Artemis

Das Ergebnis nach dem Crash. Sieht nicht gut aus. © Artemis/Sander van der Borch

America's Cup Artemis

Kurze Pause, mal eben schnell reparieren, und dann gewinnen. © Artemis/Sander van der Borch

Dann macht er noch im dritten Rennen den Big Point auf der Ziellinie, als er knapp vor Oracle durchrutscht, und zack gewinnt Artemis sogar die Gesamtwertung der ersten America’s Cup Regatta in Bermuda.

Ein wichtiger Erfolg für das gebeutelte Team aus Schweden, das eigentlich als größter Herausforderer von Oracle gehandelt wird, aber dieser Rolle bisher noch nicht gerecht werden konnte. Dieser Sieg ist eine echte Kampfansage an die Verteidiger und eine Bestätigung, dass der eingeschlagene Weg richtig ist.

Revier im Fokus

Neben der starken Leistung von Artemis stand das Revier im Fokus. Erstmalig musste es zeige, ob es seine Benennung rechtfertigen konnte und enttäuschte prompt. Am ersten von zwei Renntagen blieb der Wind vollkommen aus. Wie sehr wünschte man sich San Francisco zurück, wo fast immer großer Sport bei stärkstem Wind gezeigt wurde.

Aber immerhin zeigte Bermuda am zweiten Tag genügend Wind, um die One Design AC45 vor dem Hafen in Hamilton im türkisen Wasser auf nahezu 30 Knoten zu beschleunigen. Auch wenn noch nicht auf dem endgültigen Cup-Kurs gesegelt wurde, so zeigte sich doch, dass der Ort, eine gute Wahl sein könnte.

Ob es eine gute Idee ist, die Rennen unter anderem in Deutschland nur auf mobilen Geräten für 7,99 Euro verfolgbar zu machen, muss sich noch zeigen. In Portsmouth fiel ein Rennen aus, Göteborg war eine Enttäuschung bei der Übertragung bei leichtem Wind, und in Bermuda fehlte erneut ein ganzer Renntag.

Schwer vorstellbar, dass mit dieser Politik, die Reichweite ignoriert, mehr als nur Hardcore Fans erreicht werden können. Die App und das Rennnformat scheinen noch nicht so ausgereift, dass viele Segler davon fasziniert sein dürften.

Führungwechsel in Bermuda

Immerhin bot Bermuda mehr Führungswechsel als noch in Göteborg. Dennoch zeigen die AC45, wie taktisch begrenzt das Segeln auch mit diesen Katamaranen besonders auf dem am-Wind-Kurs ist. Sie verlieren so viel Fahrt bei den Wenden, dass es allein darum geht, die Manöver zu minimieren. Nur die Gates in Luv und Lee bieten eine Chance, etwas anderes zu machen als das führende Boot. Besonders Match Races dürften schnell langweilig werden.

VIDEO: Start and finish in a day-Louis Vuitton America’s Cup World Series Bermuda

Posted by Emirates Team New Zealand on Sonntag, 18. Oktober 2015

Die Hoffnung für die nächste Generation der 48 Fuß America’s Cup Foiler besteht darin, dass sie auch am Wind verlässlich foilen und eben auch in der Wende auf den Tragflächen bleiben. Dann gibt es mehr Möglichkeiten, auch einmal einen kleinen Winddreher mitzunehmen, ohne unbedingt bis zu den Spielfeldgrenzen segeln zu müssen. Wenn die Ingenieure ihren Job machen, werden die Taktiker einfach mehr Optionen haben.

So war es am Finaltag in Bermuda schon besser, dass die Rennen gefühlt deutlich kürzer als in Schweden waren. Der Start ist sehr spannend wie auch die Positionsverschiebungen auf der ersten Runden. Später passiert normalerweise nicht mehr viel auf dem Kurs in Bezug auf die Spitzenpositionen.

Die Abstände werden immer größer. So war es auch jetzt schon erschreckend, wie weit die völlig unterfinanzierten Franzosen zurück liegen. Mit den Plätzen 6/5/6 zeigte sich ein vorhersehbarer Klassenunterschied aus. Und es ist noch nicht absehbar, wie sich das ändern sollte.

Die übrigen fünf Teams kämpfen ziemlich auf Augenhöhe, und besonders die Neuseeländer zeigen, dass sie mit Peter Burling am Steuer eine ganz harte Nuss zu knacken sein werden. Die Kiwis liegen in der Gesamtwertung komfortabel vorne.

Knappes Rennen an der ersten Tonne:

Land Rover Ben Ainslie Racing and ORACLE TEAM USA getting feisty after the start

Posted by America’s Cup on Sonntag, 18. Oktober 2015

Ergebnisse Bermuda

1. Artemis Racing: 2 – 1 – 4 – 52 points
2. Emirates Team New Zealand: 5 – 2 – 1– 50 points
3. ORACLE TEAM USA: 1 – 3 – 5 – 48 points
4. Land Rover BAR: 3 – 6 – 2 – 44 points
5. SoftBank Team Japan: 4 – 4 – 3 – 44 points
6. Groupama Team France: 6 – 5 – 6 – 32 Points

Gesamtergebnis Louis Vuitton World Series

1 Emirates Team New Zealand 122
2 ORACLE TEAM USA 112
3 Land Rover BAR 109
4 Artemis Racing 105
5 SoftBank Team Japan 100
6 Groupama Team France 82

Ergebnisse

Carsten Kemmling

Der Mann von der vordersten Front. Mehr zu ihm findest Du hier.

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