Match Race Germany: Veranstalter kritisieren Entwicklung und setzen auf Tradition

„Radikale Manöver“

Das aktuelle Finale der World Match Racing Tour in Malaysia bezeichnet das vorläufige Ende einer Ära. Das Match Race Germany, eine der größten deutschen Segelsport-Veranstaltungen, hat schwer darunter zu leiden.

Eines der Highlights beim Match Race Germany 2009. Ben Ainslie läuft mit seiner Bavaria 35 aus dem Ruder. Er rasiert das Achterstag vom Gegner. © Marina Könitzer
Eines der Highlights beim Match Race Germany 2009. Ben Ainslie läuft mit seiner Bavaria 35 aus dem Ruder. Er rasiert das Achterstag vom Gegner. © Marina Könitzer

Auf der Messe in Düsseldorf hat Match Race Germany Macher Eberhard Magg die 19. Auflage der hochwertigsten deutschen Profi Regatta angekündigt. Zu keiner Veranstaltung sind in der Vergangenheit bessere Segler oder größere Namen gekommen. Aber nun wird es immer schwieriger, eine gewisse Qualität zu halten.

Das Problem ist die internationale Entwicklung der Match Race Disziplin, in der sich früher die besten Segler der Welt maßen, um ihren Marktwert für den America’s Cup festzusetzen. Wer dann einen Job am Steuer eines Cuppers ergattern konnte, hatte die Chance, gutes Geld zu verdienen.

Aber diese Zeiten sind vorbei, seit Larry Ellison den America’s Cup gewonnen und er an der Spitze des Profi-Sports das Zeitalter der Katamarane eingeläutet hat. Seit San Francisco 2013 ist es nicht mehr wichtig, die ausgefeilte Kunst des Duells in der Startbox zu beherrschen.

Match Race Germany
Klasische Optig vor Langenargen. Segel Duelle vor dem Schloss Monfort am Bodensee. © MRG

Die Katamarane begegnen sich nach den neuen Cup Regeln in dem auf zwei Minuten verkürzten Vorstart-Procedere nur kurz, und donnern dann Raumschots mit Vollgas über die Startlinie. Das Positionieren der Zweirümpfer vor dem Startschuss weist noch Elemente des klassischen Match Races auf, aber die Möglichkeiten sind begrenzt.

Veränderungen ignoriert

Die World Match Race Tour versuchte lange Zeit, die Veränderung bei der wichtigsten Duell Veranstaltung der Welt zu ignorieren und aus eigener Kraft die professionalisierte Rennserie zu etablieren. Aber das Preisgeld war in der Breite dann doch zu gering, um den Spezialisten ein geregeltes Auskommen zu garantieren.

Seit der Veränderung des America’s Cups muss man als ambitionierter Segler, der die Spitze des Sports erklimmen will, das Schnellsegeln auf mehreren Rümpfen und zusätzlich auf Tragflächen erlernen.

Die großen Namen der Vergangenheit können da nicht mehr mithalten. Die besten Segler der Welt heißen nun nicht mehr Ed Baird, Peter Gilmour oder Brad Butterworth sondern Peter Burling oder Nathan Outteridge. Allein einem James Spithill und auch Ben Ainslie scheint es zu gelingen, ihre Fähigkeiten dem neuen Spiel anzupassen und auch gegen die junge Generation der Speed-Spezialisten zu bestehen.

Williams nicht gefordert

Die Match Race Tour in ihrer ursprünglichen Form aber ist gescheitert. Aus eigener Kraft konnte sie nicht bestehen. Der fünffache Gewinner Ian Williams wurde zuletzt nicht mehr ernsthaft gefordert. Andererseits konnte er bei seinen eigenen Einsätzen auf zwei Rümpfen noch nicht überzeugen.

In dieser Saison verzichtete sogar sein ärgster Widersacher Taylor Canfield auf eine Tour Card, die eine Teilnahme an den wichtigen World Tour Races garantiert. Er schaffte es aber trotz sporadischer Teilnahmen per Wildcard, genug Punkte zu sammeln, um im Rennen um den WM Titel noch dabei zu bleiben.

Er konzentriert sich schon seit einer Saison darauf, das Segeln auf zwei Rümpfen zu intensivieren. Und er lernte schnell. Überlegen gewann er die skandinavische M32 Katamaran Serie.

Match Race Elite ist umgestiegen

Es war ein sehr schlauer Move, denn inzwischen hat die schwedische Firma Aston Harald die Tour gekauft, und versucht, ihr mit der Ausschüttung von einer Millionen Dollar Preisgeld für den Sieger neues Leben einzuhauchen. Es funktioniert. Das Geld lockt. Die Match Race Elite ist umgestiegen, und neue Speed-Spezialisten wie der Franzose Yann Guichard stoßen dazu.

Ob die Rennen wirklich interessant werden, und ob Match Race mit Katamaranen spannend sein kann, muss sich noch zeigen. Sehr problematisch ist die Entwicklung allerdings für die deutsche Vorzeigeveranstaltung am Bodensee, die nicht als Standort vorgesehen ist.

Vermutlich wird Langenargen als potenzieller Standort keine große Chance gehabt haben, weil er nicht die notwendigen Windstatistiken für spektakuläre Zweirumpf Action vorweist. Aber nach den Problemen der Kieler Woche mit dem Verlust des World Cup Status bekommt nun schon die zweite deutsche Leuchtturm-Veranstaltung Probleme, die gewohnte international seglerische Qualität aufbieten zu können.

Enthusiastisches Publikum am Bodensee

Für die Veranstalter ist das schade. Eberhard Magg und Harald Thierer haben sich allen Widerständen zum Trotz im Kreise der großen Match Race Veranstalter behauptet. Und sie konnten wie kaum ein anderer Standort weltweit insbesondere mit ihrem enthusiastischen Publikum punkten.

Aber sie wollen sich nicht beirren lassen und das Seglerfest zu Pfingsten weiter feiern. Auf der boot präsentierten sie neue Partner und kritisieren trotzig die Entwicklung. Die Match Racing Tour entwickle sich „immer mehr weg vom Sport“ und Neueinsteigern und Ausnahmetalenten würden kaum mehr Chancen zum Ein- und Aufstieg geboten, sagt Magg. Er wolle nun auf die eigene Tradition und Stärke setzen.  „Für uns gilt, was auch auf See klar ist: Man muss nicht jedes radikale Manöver sofort mitmachen. Wir beobachten die Entwicklungen lieber von der Trainerbank aus“

„Wir führen international vielversprechende Gespräche und prüfen die Optionen auch im Dialog mit dem Weltseglerverband World Sailing, den wir dazu auffordern, den sehr alten Vertrag über die WM-Vergabe mit den neuen Tour-Organisatoren auf ihren Sinn hin zu prüfen.“

Es wird schwer für die Veranstalter des Match Race Germany, in diesem Jahr das gewohnt hochkarätige Feld zu präsentieren. Aber immerhin hat sich die Segel-Legende Karol Jablonski schon angekündigt.

 

 

3 Antworten zu „Match Race Germany: Veranstalter kritisieren Entwicklung und setzen auf Tradition“

  1. MAxi

    sagt:

    Hallo Lars,

    darf ich dich was fragen??
    Ich würde gerne mal mit ein paar Jungs Match Race segeln. Wir haben das schon öfter überlegt.
    Kannst du mir da tipps geben.

    Danke

  2. Moin Benedikt,

    die Entwicklung ist sicherlich aus Sicht der Organisatoren Sinnvoll, da man dadurch die Nähe zum Americas Cup erhalten kann.
    Ich muss ehrlich zugeben, dass ich mich mit dem Americas Cup komplett getäuscht habe. Ich bin von einem total langweiligen Rennen, bei dem Oracle total überlegen ist, ausgegangen und wurde eines besseren belehrt.

    Ob die Entwicklung nun gut oder schlecht ist sei dahin gestellt.

    Als aktiver Match Racer hätte ich (und mein Team) uns natürlich über eine Weiterführung der World Match Racing Tour „traditionell“ gefreut, da wir auch die Rennen gerne im Live Stream gesehen habe.

    Ich verstehe aber die betriebswirtschaftliche Entscheidung.

    Nichts desto trotz bleibt Match Race die interessanteste und zuschauer-freundlichste Regattaform.Ich möchte die Erfahrungen, Regelsicherheit und die spannenden Rennen nicht missen. Die Erfahrungen helfen def. auch bei anderen Regatten auf allen möglichen Booten.

    Mit neuen Formaten wie der Bundesliga, 2-K usw. hat Match Race mit gestellten Booten sicherlich immer noch eine Daseinsberechtigung.

    Wir werden in der Saison 2016 die Deutsche Meisterschaft im Match Race ausrichten und es gibt in Europa und Deutschland noch genug Events an denen mal teilnehmen kann.

    Herzlichen Gruß

  3. Das Ende der Ära des klassischen Match Race geschieht im Rahmen eben dieser Entwicklung zu fliegenden Katamaranen. Aber warum diese Entwicklung? Warum soll dies spannende Match Race mit Wenduellen et cetera gegen nicht mehr als höhere Geschwindigkeit getauscht werden? Immerhin gibt es jetzt im Match-Race-Anhang der Wettfahrtregeln eine Regeländerung zugunsten eines weniger komplizierten Sports: So soll Regel 17 im Match Race beschränkt werden.

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